Montag, 28. Juli 2008

Ein Orden aus Managua

Nach dem Sieg der sandinistischen Revolution 1979 gab es auch in der DDR eine große Solidaritätswelle für das Nicaraguanische Volk, das nicht zu Ruhe kam und im Kampf gegen die von den USA finanzierten und unterstützen Contras stand.

Ich kann mich noch gut an die damalige Kampagne "Brillen für Nicaragua" (gibt es heute noch) erinnern und auch daran, wie mich das ärgerte: Nicaragua brauchte damals sicher anderes mehr, als Brillen: Waffen! Heute weiß ich, Nicaragua bekam auch seine Waffen und konnte sich - nicht zuletzt durch diese - bis zum weltweiten Zusammenbruch des Realsozialismus behaupten. So kamen Kampfhubschrauber aus der UdSSR, MPi-Kalaschnikow aus der Tschechoslowakei und die DDR bildete die sandinistischen Offiziere aus. Die Nicaraguaner wurden - abweichend vom üblichen Verfahren - in einem 1-Jahres-Crash-Kurs mit Dolmetscher an der OHS "Otto Winzer" in Prora ausgebildet.

Am 19. Juli 2008 nahm Margot Honecker bei den Revolutionsfeiern in Nicaragua für ihren 1994 verstorbenen Ehemann Erich postum den Orden »Rubén Diario« aus der Hand von Exguerillero Daniel Ortega, dem jetzigen Staatschef, entgegen (junge welt). "Laut Nicaraguas First Lady, Rosaria Murillo, werde damit Honeckers unermüdliche Unterstützung der landesweiten Kampagne gegen Analphabetismus gewürdigt" (Wikipedia). Ich unterstelle dennoch mal, daß die sandinistischen Offiziere keine Analphabeten waren ;-)

Man möge mir verzeihen, daß ich mal aus BILD zitiere, zumal es dort auch den Orden zu sehen gibt: „Er war so solidarisch, so besonders, so liebevoll zu dem freien Volk von Nicaragua“ so in der Begründung der späten Auszeichnung.

1 Kommentar:

  1. »Bei der Alphabetisierungskampagne 1980 hatte sich herausgestellt, dass viele Nicaraguaner zwar die großen Buchstaben auf der Schultafel, nicht aber die kleinen in der Zeitung lesen konnten. Christoph Links, damals Lateinamerika-Redakteur der Berliner Zeitung, hatte eine pfiffige Idee. Jeder DDR-Bürger hatte ja bei Bedarf alle zwei Jahre Anrecht auf eine neue Brille, aber die alte warf kaum einer weg. Man warf in der Mangelwirtschaft überhaupt wenig weg. Also setzte Links einen Aufruf "Brillen für Nicaragua" in seine Zeitung und brachte an der Glastür des Verlagsgebäude am Alexanderplatz ein Plakat an: "Soli-Aktion der Berliner Zeitung: Brillen für Nikaragua hier abgeben!!!" Innerhalb von sechs Wochen wurden 62 000 Brillen abgeliefert. Und Links durfte seine erste Westreise antreten - nach Nicaragua, um als Reporter über die Verteilung von DDR-Brillen an Bauern zu berichten.«
    Frankfurter Rundschau vom 17. Juli 2009

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