Dienstag, 31. August 2010

Aus der Geschichte der 43. FRBr ( Folge 13 )























Vorbemerkung :


In den letzten FOLGEN waren wir in der FRA 4321 in Abtshagen gewesen. Auch wenn die " Reise " durch die einzelnen Abteilungen heute weitergeht und uns nach Barth in die FRA 4322 führt, kehren wir nochmal in einigen Monaten zurück und werden Beiträge von Ehemaligen zu ihrem Dienst, zu Erlebnissen und Erfahrungen dort veröffentlichen.

Die Fla - Raketenabteilung 4322 wurde ebenfalls - wie die anderen damaligen 3 Abteilungen auch - in den Jahren 1961 / 1962 aufgebaut. Die Verlegung von Pinnow erfolgte für das Personal und Teilen der Technik ( z.b. PW wegen der Höhenmaße ) im Landmarsch, der größte Teil der Technik kam per Eisenbahntransport in Barth - Tannenhof an. Die Kaserne war beim Eintreffen noch nicht fertig, die Unterbringung erfolgte in Baracken in der Feuerstellung. Raketen gab es ebenfalls noch keine, der Bestand und Anteil an Soldaten war noch gering, der weitere Ausbau der Stellung hatte Vorrang. Nach und nach " normalisierten " sich die Bedingungen. Die Unterkünfte im A - Objekt wurden bezogen, die Ausbildung an der Technik begann usw. Die Baracken in der Stellung waren dafür von einem großen Teil des Personalbestandes der Retschower Truppe belegt, für mehrere Monate. Der heutige Beitrag ist der Entwicklung etwas voraus und ist auch etwas " aus der Art " geschlagen - wenn man so sagen darf. Ist aber nicht von Nachteil, im Gegenteil ... Während sonst vornehmlich Interessantes zum Militärischen usw. berichtet wird, gibt es hier einen Blick auf das Leben und Erleben eines Kindes in solch einer Wohnsiedlung einer Fla - Raketenabteilung.

Christine Scheefe, Tochter eines Berufssoldaten, wirft einen Blick zurück auf ihre Kindheit und Jugendzeit in solch einer Wohnsiedlung mitten im Wald, in der Adrian - Nikolajew - Siedlung in Barth. Sie nennt ihren Erlebnisbericht " Waldkinder " und erzählt wie folgt :

" 1972 kam ich in Barth am 8. Mai auf die Welt und ich erinnere mich natürlich nicht an die erste große Reise im Arm meiner Mutter nach der Entbindung im Krankenhaus in Richtung Adrian - Nikolajew Siedlung, gelegen in einem Waldstück zwischen Barth und Fuhlendorf.
Adrian Nikolajew hatte im August 1962 im Raumschiff Wostock III die Erde umkreist, genau zu dem Zeitpunkt, als hier in diesem Wald bei Barth eine Fla-Raketenabteilung der NVA mit einer zugehörigen Wohnsiedlung gebaut wurde, in der ab 1969 mein Vater Günter Scheefe diente. Auch meine Mutter Edda war hier als Zivilbeschäftigte tätig, zuerst bei der Post, dann bei der MHO und später in der Küche, im Verpflegungsdienst der Abteilung.

Wir Kinder im Wald hatten ein tolles Leben. Weitab der Straßen und des Urlaubertrubels erlebten wir eine fröhliche Kindheit. In jedem Jahr wurden 3 - 5 Kinder geboren, so daß es in den zuerst 3, später dann 4 Wohnblöcken mit ca. 40 Wohnungen nie an Spielfreunden fehlte. Die Klettergerüste, die Rutsche und die Sandkiste in der Siedlung und natürlich der Wald waren Abendteuerspielplätze, um die uns jedes Stadtkind beneidet hätte. Jeden Sonntag gab es für uns Kinder außerdem kostenlose Filmvorführungen mit den schönsten Märchen, Abenteuerfilmen oder Lolleck und Bolleck, deren Streiche wir " Waldkinder " natürlich gut nachvollziehen konnten und verstanden.

Bis zur Badestelle am Bodden waren es ca. nur 2-3 km quer durch den Wald, aber hier gab es für uns Kinder auch Verbote. Je nach Altersgruppe durften wir uns nur an den Wohnblöcken, bis zur 1.Straßenkurve bzw. später auch bis zur 2. oder 3. Kurve bewegen. Damit war die Betonstraße gemeint, die von der Straße Barth - Fuhlendorf links in den Wald abbog und zur Kaserne, meistens nur " Objekt " genannt, und zur Wohnsiedlung führte. Nur gut, daß gleich hinter der ersten Kurve ein Wassertümpel war, in dem man auch baden konnte. Hätten unsere Mütter gewußt, wieviele Kaulquappen und anderes Getier in dem Loch waren, wir hätten wahrscheinlich nie bis dorthin gedurft. Aber, sie wußten es zum Glück nicht ...
Viel wichtiger war aber das Spielen im Wald. Hinter den Bäumen und Sträuchern lauerten alle möglichen Kobolde, Waldgeister, Räuber und Feen gleichzeitig. Baumaterial in Form von Ästen und von uns vorsorglich " orgarnisierten " Brettern gab es in Hülle und Fülle. Mein Vater raufte sich desöfteren die Haare, wenn er wieder einmal feststellen mußte, daß wir den Vorrat an Nägeln jeglicher Art für Hütten und andere Unterschlupfmöglichkejten in Erdkuhlen oder auf Bäumen verbaut hatten. Ausgerechnet Nägel, seine guten Nägel - soll es ja nicht immer im Handel gegeben haben.
Dafür konnten wir Blaubeeren und Pilze vor der Haustür sammeln und Vater erzählte dann eine Geschichte aus der Anfangszeit, aus den früheren Jahren. Da waren oftmals Urlauber im Wald auf Blaubeersuche, natürlich immer gut beobachtet von den Soldaten. Wenn die Gefäße dann randvoll waren, hieß es : " Halt! Militärisches Sperrgebiet - die Blaubeeren sind beschlagnahmt ! " In der Küche wurde dann für die Truppe eine leckere Nachspeise zubereitet. Uns Kinder hätte man nichts abnehmen können, wir pflückten nämlich für unsere Bäuche.

Auch die Winter sind uns in guter Erinnerung geblieben. Natürlich waren unsere Straßen immer schneefrei und der Schulbus hatte freie Fahrt, die Luft war klar und der Schnee blieb länger liegen und er blieb auch weiß. Jede kleine Erderhöhung wurde zum Skihang und später war auch die Sturmbahn der Soldaten eine Wintersport - und Spieloase. Noch heute, wenn wir die Eltern in der Siedlung besuchen, frage ich mich, wie ich auf dieser kaum wahrzunehmenden Anhöhe mit den Skiern umknicken konnte. Für uns als Kinder war die Waldsiedlung ein Paradies. Erst als der Begriff " DISCO " in unser Jugendleben eintrat und interessant wurde, bemerkten wir, daß die ca. 2 - 3 km durch den Wald eine nicht zu unterschätzende Entfernung waren. Auf solch einer Disco in Frauendorf lernte ich dann auch " meinen " Sven kennen, die Entfernungen waren zwar nicht geringer geworden, ließen sich aber zu zweit bedeutend besser überwinden ...

Im Jahre 1991 verließen wir die Siedlung im Wald in Richtung Sanitz. Hatte meine erste Reise
im Arm meiner Mutter in die Waldsiedlung begonnen, so lag jetzt unsere kleine Tochter Carolin in meinen Armen.Wenn wir heute zu den Eltern fahren, sehen wir den leeren Spielplatz, die fast verlassenen 4 Wohnblöcke, bei denen der Putz abbröckelt von den Hauswänden, die Garagen wachsen vom Unkraut zu ‚ in den schönen großen Wohnungen lebten im November 2009 noch 6 Familien. Inzwischen - wir schreiben August 2010 - sind es nur noch 5 an der Zahl.
Dann erzähle ich meinen Kindern über mein Leben dort, über das unbeschwerte und glückliche Leben der Kinder in der Adrian - Nikolajew- Siedlung in Barth, vom Leben im Wald ..." - Fortsetzung folgt !

Sonntag, 29. August 2010

Reisefreiheit für DDR - Bürger

Bekanntlich durften DDR - Bürger nur sehr eingeschränkt in das nichtsozialistische Ausland ausreisen. Ein wesentlicher Grund war - neben dem Mangel an freikonvertierbarer (käuflicher) Währung - die Gefahr der Abwerbung von Fachkräften mittels bessere Bezahlung durch die BRD und Westberlin.

Nun unterlagen DDR - Bürger auch bei der Einreise in nichtsozialistische Staaten nicht unerheblichen Restriktionen: So mußten DDR - Bürger, die in andere NATO -Staaten als die BRD reisen wollten, zwanzig Jahre lang zuerst eine Genehmigung (Visa? Pässe?) eines "Alliierten Reiseamtes" ("Combined Travel Board"?) einholen. Das erforderte zusätzlich eine vorherige Einreise in Westberlin. Erst mit Beginn des Entspannungsprozesses (Moskauer Vertrag), wurde dieses Amt zum 26. März 1970 aufgelöst bzw. "ausgesetzt", vgl.: Chronik der SBZ/DDR - Enzyklopädie der DDR, S. 260 (DDR-Handbuch, S. 1584) (c) Bundesministerium des Innern.

Es kann mit den westlichen Reisebeschränkungen für DDR - Bürger nicht zu Ende gewesen sein bzw. muß es noch andere gegeben haben. Im DDR-Handbuch steht folgendes: » ... in Zeiten der Entspannungspolitik und nach Lockerung der gegen die DDR verhängten diplomatischen Blockade [!] gelang [!] es dem Reisebüro - und später auch "Jugendtourist" -, Verträge über touristische Auslandsreisen mit Agenturen u.a. in Finnland, Schweden, Jugoslawien oder Österreich abzuschließen; ...«, vgl.: Lexikon der Organisationen und Institutionen - Reisebüro der Deutschen Demokratischen Republik, S. 11. & Chronik der SBZ/DDR - Digitale Bibliothek Band 32 - Enzyklopädie der DDR, S. 9484.

Bei diesen Beschränkungen handelt es sich noch nicht einmal um Auswirkungen des Alleinvertretungsanspruchs der BRD / Hallsteindoktrin oder dem Zurückdrängen "kommunistischen Einflusses" oder der Organisation von Kinderferienlagern in die DDR, sondern ganz "normale" Diskriminierungen. Leider finde ich heutzutage nichts weiter zu diesem Thema .

Bitte diesen Beitrag als "Flaschenpost" werten und falls jemand Hinweise / Tipps hat ... bitte nur ernstgemeinte Zuschriften ;-)

Preschen - Kameradentreffen

Ich wurde gebeten folgende Information zu streuen: Einige der 3. Staffel des JG-3, treffen sich am Samstag, den 25. September 2010, um 11.00 Uhr im Forster "Kreml" bei Mischa ... u.U. finden sich noch einige "Ehemalige".

Mittwoch, 25. August 2010

JG-7 "In Ehren außer Dienst gestellt"

„In Ehren außer Dienst gestellt“
Das Jagdfliegergeschwader-7
„Wilhelm Pieck“ der NVA

Das Buch wird am 18. September 2010 beim 20. Traditionstreffen des JG-7 / FTB-7 / NFB-7 in Werben im Spreewald vorgestellt. Die Auslieferung der vorbestellten Exemplare für Nichtteilnehmer des Treffens erfolgt ab 20. September 2010 nach Geldeingang. Herausgeber ist Peter Misch, die Autoren sind Frank Pampel, Dieter Lippold und Peter Peil unter tatkräftiger Mithilfe vieler ehemaliger Angehöriger der Truppenteile.

Zum Inhalt:
1. Der Flugplatz Drewitz
2. Kurzer Abriss der Entstehung und der Entwicklung der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA
3. Das Jagdfliegergeschwader 7
4. Einsätze im Diensthabende System und nichtalltägliche Aufgaben der fliegerischen Gefechtsausbildung
6. Das Fliegertechnische Bataillon 7
7. Das Nachrichten– und Flugsicherungsbataillon 7
8. Episoden aus dem militärischen Alltag
9. Anlagen
Literatur- und Quellenverzeichnis
Bildnachweis


200 Seiten Inhalt, davon 31 farbig, mit 380 teilweise historischen Fotografien und Abbildungen und vielen Episoden aus dem militärischen Alltag.

Verkaufspreis: 24,25 EUR

Zu beziehen bei:
MediaScript GbR
Tiniusstraße 9 – 11
13089 Berlin

buchbestellung@mediascript.de
Telefon: 030 - 55 09 128
Telefax: 030 - 55 09 129

Samstag, 21. August 2010

Spaniens Himmel: Belchite

Belchite ist eine Stadt in der spanischen Provinz Saragossa. Bereits während des Unabhängigkeitskrieges gegen die Franzosen, war dieser Ort Schauplatz einer tragischen Schlacht: Der französische Marschall Suchet erstürmte am 18. Juni 1809 das hier von Joaquin Blake aufgeschlagene verschanzte Lager der Spanier. Ein Granattreffer lies Pulverwagen der spanischen Armee explodieren, die an Verrat glaubten und flüchteten. Da die Franzosen lange brauchten, um das enge vergitterte Eingangstor zu öffnen, gelang den meisten Spaniern die Flucht. Ein Bataillon, das den Marktplatz verteidigte, wurde von polnischen Ulanen, die in französischen Diensten standen, niedergeritten. "Gefangene wurden daher nur wenige gemacht, aber es fielen 9 Geschütze, einige 20 Patronenwagen und sehr bedeutende Magazine in die Hände der Sieger" (Memoiren aus dem spanischen Freiheitskampfe 1808-1811). Am 18. Juli 1936 »funkte der Radiosender von Sevilla: "In Spanien ist der Himmel hell" - Das war das verabredete Signal der Faschisten zum Losschlagen gegen Republik und Volk", nachdem in Spanisch-Marokko die Revolte bereits begonnen hatte. Nachdem nur unbedeutende Teile der spanischen Streitkräfte der Republik treu geblieben waren, erhoben sich die Massen und schlugen die Putschisten zurück: "Zwei Drittel des Landes, alle Industriegebiete, die größten Städte waren den Faschisten entrissen ... Der Aufruhr ist mißglückt - die Intervention beginnt" ("Spanienkrieg" von Willi Bredel). Italien und Deutschland schickten militärische Unterstützung und "Dank" der "Nichteinmischung" der anderen europäischen Staaten, vor allem Großbritanniens, konnten kampferfahrene Fremdenlegionäre aus Nordafrika ungehindert nach Europa gelangen. Der Konflikt war internationalisiert. Auf Seiten der rechtmäßigen, spanischen Republik standen lediglich die Sowjetunion und - eher symbolisch - Mexiko sowie insgesamt rd. 59.000 Interbrigadisten.Im Krieg ging es militärisch um die Einnahme oder die Verteidigung von Madrid. Alle anderen Kriegsschauplätze wurden von den Kriegsparteien diesem Ziel untergeodnet. Zur Entlastung von Madrid beschloß der republikanische Generalstab im Sommer 1937 eine Reihe von kleineren Offensiven in Aragonien. An der Offensive nahmen Teile der republikanischen Armee des Ostens und die XI. und XV. Internationale Brigade mit insg. 80.000 Soldaten teil. Den heftigsten Widerstand leistete die Garnison von Belchite, die sich mit ca. 2.000 Mann bis zum 6. September 1937 verteidigte. Keiner der 3.600 Stadtbewohner war evakuiert worden, weder Frauen noch Kinder. »Zwei Wochen lang trommeln Tag und Nacht die Mörsergranaten, rattert MG-Feuer, zerreißen Schreie die Stille Aragoniens. Zivilisten gelangen in die Schusslinie von Republikanern und Nationalen. Tausende sterben in Gassen, Höfen, auf Plätzen bei dem Kampf um jedes Haus« (Mahnmal gegen das Vergessen). In der Schlacht werden Flugzeuge der Legion Condor zur Bombardierung der republikanischen Truppen bzw. der Versorgung der Eingeschlossenen eingesetzt. Ebenfalls sollen republikanische Maschinen die Stadt bombardiert haben. Die Todesopfer der Schlacht werden mit insg. 5.000 Menschen angegeben, wovon ein großer Teil zur Garnision gehört haben soll.In der Kirche San Martín befand sich das Zentrum der Garnision und bildete den Schlüsselpunkt der Kämpfe. Der republikanische Brigadekommissar Steve Nelson schrieb dazu: "Sie machten die Kirchen zu Festungen, spickten die Türme mit Maschinengewehren und nannten dann die Republikaner gottlose Bolschewiken und Atheisten, weil sie Kirchen angriffen."Der Schweizer Interbrigadist Hans Marthaler gab später zu Protokoll: »Die 11. Brigade ist in den Kämpfen um Belchite Anfang März 1938 fast aufgerieben worden. Unsere Einheit hat ihre drei Camions mit angehängten Kanonen ganz verloren. Ein Camion wurde von sechs Jagdfliegern beschossen und in Brand gesteckt, und die andern zwei verloren wir tags darauf auf der Strasse, ebenfalls durch Flieger. Von der Mannschaft von 75 Mann waren am andern Morgen noch 35 Mann da und am nächsten Morgen noch weniger. Ich habe an diesem Morgen nur noch Koch getroffen, wo die übrigen waren, weiss ich nicht.«Nachdem die Kirche durch die republikanischen Kräfte genommen war, mußten sich die Faschisten in das Innere des Ortes zurückziehen. Als der Kommandant seinen Offizieren vorschlug, die Stadt zu übergeben, wurde er vom örtlichen Falangistenführer entmachtet und von den eigenen Leuten erschossen. Die Situation wurde von den Verteidigern genutzt, die letzten mutmaßlichen Symphatisanten der Republik in Belchite zu ermorden ("Spanienkrieg" von Willi Bredel).»Nach Wochen verlustreicher Kämpfe erstarrte die Front wieder da, wo sie vorher verlaufen war. Condor-Flieger hatten so viele republikanische Flugzeuge abgeschossen, daß sie fortan unbestrittene Luftüberlegenheit besaßen. In Aragon wechselte das Städtchen Belchite zweimal den Besitzer«, weiß der Spiegel zu berichten. Tatsächlich war die Offensive ein Fehlschlag, obwohl die republikanischen Seite bis zu 10 km Geländegewinn erzielte. Die Faschisten mußten von der Madrider Front lediglich zwei Divisionen abziehen, eine Entlastung wurde nicht erzielt. Das Städtchen wurde am 10. März 1938 durch die Franco-Truppen wieder eingenommen.
Der völlig zerstörte Ort blieb auf Befehl Francos unangetastet. Er sollte als Symbol für die "Bestialität der roten Kanaillen" dienen. Heute steht er als unangetastetes Mahnmal gegen die Bestialität des Krieges. Nur wenige und unscheinbare Stützmaßnahmen wurden mittels Betonverfüllung unternommen, einzelne Absperrungen liegen unbeachtet am Boden. Ein neues Belchite wurde auf dem Reißbrett konzipiert und ab 1954 in unmittelbarer Nähe errichtet. Ein Denkmal für den Caudillo soll von den Einwohnern gleich nach dessen Tod 1975 demoliert wurden sein. Auch nach Francos Sieg machte der Tod keinen Bogen um Belchite. In Belchite mußten im Schnitt 500 Republikaner eines Strafbataillons, von rd. 280.000 republikanischen Gefangenen schuften. Die zynische Devise lautete: »Ihr habt Belchite zerstört, und ihr werdet es wieder aufbauen«. Darunter waren auch 406 ausländische Gefangenen, die in Belchite Zwangsarbeit leisten mußten (WOZ).
Die Ruinenstadt liefert gelegentlich die Kulisse für Dokumentarfilme, wie den Filmzyklus "Busch singt" von Konrad Wolf oder für Spielfilme, wie "Die Abenteuer des Baron Münchhausen" von Terry Gilliam. Ein Besuch ist völlig unproblematisch: Mit dem Auto bis zum obigen Eingangstor des Ortes fahren und ohne Kontrolle, Eintrittsgeld oder andere Besucher gelangt der Interessierte in die Ruinenstadt. Bei meinem Besuch am 21. Juli 2010 war es gegen Mittag landestypisch heiß, sehr heiß. Es herrschte eine ungewohnte Stille, die lediglich um 12.00 Uhr durch Kirchengeläut und -gesang aus dem neuen Belchite unterbrochen wurde. Mein Rundgang dauerte rd. anderthalb Stunden. Während dieser Zeit begegneten uns zwei Paare, die genauso still wie wir, ohne das übliche "¡Hola" durch die Ruinen streiften. Aufgrund der enormen Baufälligkeit einzelner Fassaden, glaube ich nicht daran, daß so ein Besuch noch lange möglich sein wird.
Es wird berichtet, dass ein Panzer der 9. Kompanie der 2. Französichen Panzerdivision unter Befehl von General "Leclerc" bei der Befreiung von Paris den Namen "Belchite" trug.

Siehe auch:
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2008/12/spaniens-himmel.html
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2008/12/spaniens-freiheit-heit-jetzt-unsre-ehre.html


Sonntag, 15. August 2010

Das Eides-Dilemma

Der Bruch des Fahneneides ist unausweichlich mit dem Verlust der Ehre verbunden.

Der Fahneneid der NVA war durch das Parlament gesetzlich normiert und wurde auf die sozialistische "Deutsche Demokratische Republik" und ihre "Arbeiter-und-Bauern-Regierung" geleistet. Im Eid wurde konkret der Eidnehmer benannt, ebenso der Befehlsgeber und die Koalitionsstreitkräfte, sowie soldatischen Tugenden gefordert. Etwas unüblich und an dem sowjetischen Vorbild entlehnt war ab 1962 die Länge des Schwurtextes und die "Selbstverfluchung" am Schluß, aber wem ein Gottesbezug besser gefällt ... Der Wegfall des Eidnehmers führt nicht zum automatischen Erlöschen eines Eides. Per Gesetz wurden die Angehörigen der NVA von ihrem Eid nicht entbunden. Minister Eppelmann war sich dessen sehr wohl bewußt und versuchte dieses Dilemma mit einem Federstrich zu lösen, in dem er den Eid einfach für "rechtsunwirksam" und die Eidgeber für "entbunden" erklärte, vgl.: http://home.snafu.de/veith/eide.htm

Das Dilemma wurde durchaus auch von Sven Lange in seiner an der Universität der Bundeswehr geleisteten Dissertation "Der Fahneneid" erkannt und aufgegriffen. Für NVA-Angehörige - mit wenigen Ausnahmen - ist das Eides-Dilemma allerdings ein eher moralisches Problem. Vorsorglich: Ja, Vergleichbares galt formal für den Eid auf den Deutschen Kaiser ebenso wie für den Eid auf den "Führer".

So entließ der Kaiser - spät aber formal korrekt - mit seiner Abdankung am 28.11.1918 die Soldaten und Beamten "des Deutschen Reiches und Preußens" aus ihrem Treueid gegenüber dem Kaiser. Er drückte dennoch seine Erwartung aus, daß sie weiterhin mithelfen, das Deutsche Volk zu schützen. Bereits am 09.11.1918 hatte allerdings die oberste Heeresleitung dem Kaiser gemeldet, daß es die Fortsetzung der Kampfhandlungen für aussichtslos hielte. Dabei äußerte sich der 1. Generalquartiermeister Groener dahingehend, daß in Zeiten revolutionärer Gärung Begriffe wie "Fahneneid" wirkungslos und zur Fiktion würden. Diese Aussage wurde im nachhinein verfälscht und brachte ihn Ende 1919 vor ein militärisches Ehrengericht, welches ihn zumindest teilweise entlastete. Allerdings gab es 1918 keine separate Entbindung vom eigentlichen Fahneneid, da die deutschen Soldaten bis kurz vor Kriegsende diesen dem jeweiligen Landesfürsten leisteten. Dem Kaiser galt das Treuegelübte als obersten Kriegsherren. Von diesem wurden sie explizit am 28.11.1918 entbunden. Beim "Führer" gibt es allerdings noch "Radbruch", aber dazu ein anderes Mal.

Aber, wie hätte das "Eides-Dilemma" in der gegebenen Situatuion formal gelöst werden sollen? Ich sehe folgende Varianten:

a) Die am 18. März 1990 gewählte Volkskammer beschließt am 26. April 1990 wie gehabt ein neues Wehrdienstgesetz, in der die Eidesformel für die Übergangszeit neu formuliert wird. In einem vorangestellten Abschnitt des betreffenden Paragraphen werden die NVA-Angehörigen jedoch von ihrem alten Eid und dessen Verpflichtungen entbunden. Die Äußerungen des mit der Umsetzung beauftragten Ministers Eppelmann zum alten Eid, wie "rechtsunwirksam", "entbunden" dienen der Erläuterung und dem Verständnis der Armeeangehörigen.

Im Herbst beschließt die Volkskammer ein Gesetz, in dem sie zum 02.10.1990, 24.00 Uhr alle Angehörigen der bewaffneten Organe der DDR und insbesondere der NVA auch von diesem Übergangseid entbindet, dennoch ihrer Hoffnung Ausdruck gibt, daß alle gemeinsam im nun vereinigten Vaterland ...

b) Die am 18. März 1990 gewählte Volkskammer beschließt am 26. April 1990 ein neues Wehrdienstgesetz, in der lediglich eine neue Eidesformel formuliert wird. Äußerungen des mit der Umsetzung beauftragten Ministers Eppelmann zum alten Eid, wie "rechtsunwirksam", "entbunden" entsprechen ggf. den Willen des Gesetzgebers, sind aber mangels Normierung reine Polemik und nichtig. Also - bis hierhin - wie gehabt, dann:

Der Bundestag der BRD entbindet alle Angehörigen der bewaffneten Organe der DDR und insbesondere der NVA von ihren Eid und Verpflichtungen, gibt dennoch ihrer Hoffnung Ausdruck, daß alle gemeinsam im nun vereinigten Vaterland ...

=> Meine rechtliche Würdigung der beiden Varianten: Nach dem sog. "Einigungsvertrag" gilt im Zweifel das für den Betroffenen günstigere Recht, mithin könnten sich alle Betroffenen darauf berufen und den Vorwurf der Ehrlosigkeit erfolgreich abwehren. Davon unabhängig, wäre m.E. die Wirksamkeit der Entpflichtung mangels Zuständigkeit fraglich. So kann weder das österreichische Parlament die Bundeswehr-Angehörigen entpflichten, noch der Bundestag die Österreicher.

Aber, wie schon geschrieben: Für NVA-Angehörige - mit wenigen Ausnahmen - ist das Eides-Dilemma ein eher moralisches Problem.

Montag, 9. August 2010

Inselkomödie - Lysistrate und die Nato

Immer mehr stellt sich heraus, daß Verisse in der Monopolpresse ein untrügliches Qualitätssiegel sind! Jedenfalls hatte ich am letzten Wochenende die fast einmalige Gelegenheit ein Stück von Rolf Hochhuth auf der Bühne zu erleben: "Lysistrate und die NATO" bzw. unter dem Namen "Inselkomödie" als ein Musical von Florian Fries.

Spitzenmäßig!

Endlich mal wieder engagiertes Theater: offen parteilich, emotional und zum Lachen. Kein Wunder, daß der Autor und - über "seine" Ilse Holzapfel-Stiftung - Veranstalter der Aufführung im Theater am Schiffbauerdamm in der real existierenden BRD seine Probleme hat. So gab es nach der Uraufführung lediglich sechs weitere Vorstellungen und am letzten Wochenende war leider Schluß. Übrigens, kein Vergleich zu der sterbenslangweiligen und unkritischen Aufführung der "Dreigroschenoper" durch das Berliner Ensemble an gleicher Stelle, Anfang dieses Jahres.

Im Stück wiegelt eine griechische Parlamentsabgeordnete die Frauen einer kleinen Insel auf, den Männern den Beischlaf zu verweigern, damit diese ihr Land nicht an das Militär verkaufen. Lieber Tourismus als Atomraketen lautet ihr Rezept. Ein Thema, das nicht nur in der Antike, sondern auch in den 1970ern und 1980ern im Kampf gegen die NATO-Rüstung aktuell war und mit dem Kampf um die Freie Heide und nun mehr mit der "Wiederholung" in Polen und Tschechien ebenfalls eine "Wiederauflage" nötig hatte.

Das Stück ist mit Leichtigkeit und wie das Original von Aristophanes deftig inszeniert. So kann Politik Spaß machen und unterhalten. Nebenbei hatte ich in der Pause Gelegenheit dem Autor selbst die Hand zu schütteln und einige Worte zu wechseln. Und Johannes Heesters war schon allein ein Erlebnis. Heesters spricht jeweils vor den beiden Akten einen Monolog, wobei der Zweite etwas länger ist und überwiegend in seiner Muttersprache erfolgt. Das ich letzteren nicht verstanden habe, tut dem Erlebnis keinen Abbruch. Beim Applaus am Ende des Stücks erscheint auch der 106jährige und die Zuschauer erheben sich von den Plätzen, bis alle erschöpft abbrechen und nach Hause gehen ... oder wie meine Holde und ich noch für eine Stunde in eine Bar ihres Vertrauen.

Ein Rundherum gelungener Abend!

Donnerstag, 5. August 2010

Die NVA im Auslandseinsatz

Immer wieder werden gern Auslandseinsätze der NVA herbei halluziniert.

Diese Kampagne verstärkte sich deutlich, als die Bundeswehr begann aktiv Krieg zu führen. Da alles nichts half, wurden die Ereignise in der CSSR 1968 zum Krieg hochstilisiert. Dabei wurde zudem übersehen, daß die NVA nicht beteiligt war, sondern aufgrund einer vorangegangenen Übung lediglich einige Offizieren, 6 Unteroffiziere und 13 Funker als Verbindungsleute in der CSSR verblieben waren. Aber da gibt es noch den Spiegel-Artikel, Heft 10/1980, "Honeckers Afrika-Korps. Hilfstruppe für Moskaus Machtstrategie". Ein Phantasieprodukt des Kalten Krieges, dessen "Erkenntnisse" heute noch in "Fachliteratur" und Internetforen herumgeistern. Die unlängst erfolgte Umdichtung von Waffenlieferungen in den Nahen Osten zu einer Kriegsbeteiligung der NVA durch einen Öffentlich-Rechtlichen Fernsehsender, war nur noch peinlich.

Nun scheint selbst der Bundeswehr der Kragen geplatzt zu sein. Schließlich ist unstrittig, "daß die ... aufgelöste Nationale Volksarmee ... keine Tradition für die Bundeswehr stiften kann." Und was "unstrittig" in den Traditionsrichtlinien (ZDV 10/1) der Bundeswehr vom 16. Februar 1995 steht, muß wahr bleiben. Der Major der Bundeswehr, Klaus Storkmann, vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt hat daher einen Betrag im "Wegweiser zur Geschichte. Auslandseinsätze der Bundeswehr." zum Thema geschrieben. Bereits seit dem 1. Januar 2005 erarbeitet das Modul Einsatzunterstützung (MEU) die "Wegweiser zur Geschichte", die den Soldaten im Krieg mitgegeben werden. In dem Beitrag aus 2010 "Historisches Erbe: Die Nationale Volksarmee der DDR und die »Dritte Welt«" weist der Autor aus meiner Sicht - wenn auch etwas "versteckt" - fast empört solche Geschichten de facto zurück, da er meint:

"Gemessen an Umfang und Auftrag der Personalabstellungen war die NVA in der Tat keine »Armee im Einsatz«."

Zwar werden einige Anfragen ausländischer Staaten zu einem Kampfeinsatz der NVA angeführt und deren Ablehnung auf Furcht vor unkalkulierbaren Risiko zurückgeführt. Weiterhin wird auf "mehrere" durch die NVA ausgebildete afghanische Offiziere verwiesen, die nunmehr vor Ort als "Sprachmittler" für die Bundeswehr eingesetzt gewesen seien. Dennoch verbleibt der Informationsgehalt letztlich bei dem Umfang der Ausführungen, die bei mir seit Jahren im Netz stehen:

http://home.snafu.de/veith/konflikt.htm

Obige Aussage habe ich natürlich gern übernommen. Fast witzig das Schlußwort in der FAZ zum MGFA - Beitrag: »Die Ironie dieser Geschichte: Bezeichnete der "Spiegel" die auswärtigen Missionen der NVA noch recht friedlich als "Hilfstruppe für Moskaus Machtstrategie", so reichen die letzten Titel des Hamburger Magazins über den heutigen Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch von "Wann dürfen Deutsche töten?" bis "Im Krieg". Zu derlei martialischen Schlagzeilen hatte es "Honeckers Afrika-Korps" nicht gebracht. Hat Deutschland aus seiner deutsch-deutschen Geschichte gelernt?«

Gelernt beim Formulieren von Schlagzeilen? Eigentlich hätte es doch zur Bundeswehr in Afghanistan heißen müssen: "Merkels Asien-Korps. Hilfstruppe für Washingtons Machtstrategie."!

Hilferuf für die "TANGO ECHO"

Vom DDR-Luftfahrtforum erhielt ich bereits vor einiger Zeit folgende Mail, die ich gern weitergebe: »Durch Marcel Moschner von www.if-interflug.de erreichten uns schlechte Nachrichten bezüglich der in Borkheide zu Ehren von Deutschlands Motorflugpionier Hans Grade abgestellten Iljuschin IL-18 mit dem Kennzeichen DDR-STE.

Die betagte Dame mit der Kennung DDR-STE wurde am 16. November 1989 um 12:42 Uhr nach einer (regulären) Außenlandung in Borkheide abgestellt. Die Fluggesellschaft Interflug schenkte der Hans-Grade-Gesellschaft e.V. das Flugzeug um damit an den deutschen Motorflugpionier Hans Grade zu erinnern.

Über die Jahre haben Wind und Wetter der Maschine stark zugesetzt, was man mittlerweile deutlich erkennt. Es ist dringend nötig an der Iljuschin Restaurationsarbeiten vorzunehmen, andernfalls wird auch dieses Stück deutscher Geschichte in kurzer Zeit nicht
mehr existieren.

Weder die Stadt Borkheide noch die Hans Grade Gesellschaft e.V. können die Überarbeitung des Flugzeuges aus eigenen finanziellen Mitteln decken. Daher sammelt der Verein Spendengelder für den Erhalt der Maschine.«

Alle Informationen dazu entnehmen Sie bitte dem verlinkten Flyer bzw. der Website:
http://hans-grade.de/

Montag, 2. August 2010

Aus der Geschichte der 43. FRBr ( Folge 12 )

Vorbemerkung:

Der Weg ist alles, das Ziel ist nichts - diesen Spruch hat jeder sicherlich schon mal gehört. Eigentlich unlogisch und die meisten werden ihn unter Ulk abbuchen. Natürlich erst recht, wenn man in der Armee dient und nochmal erst recht, wenn man in der Luftverteidigung ist bzw. gewesen ist. Allerdings sind die Wege oft verschlungen und nicht gradlinig. So auch der Weg, auf dem OSL a.D. Klaus Ischner von Wolfen bis nach Sanitz ging. Dieser Weg führte u.a. auch über Abtshagen. Hier sein Beitrag :


"Einige Erinnerungen von Klaus Ischner auf dem Weg nach Sanitz ... " "... Einberufen wurde ich als 17- jähriger Jugendlicher - mit Unterschrift meiner Mutter - durch das Wehrkommando Torgau, es ging nach Wolfen. Ich war also bei der sogenannten " Heimatflak " angekommen, wie mir von Erwachsene( Arbeitskollegen und Bekannten aus meinem Umfeld) erklärt wurde. Am 16. Oktober 1959 begann also damit mein freiwilliger Dienst bei der NationalenVolksarmee. Die Grundausbildung tat nicht weh. Auch die anschließende Ausbildung am 57 mm Flakgeschütz waren so übel nicht, abgesehen davon, dass ich als K 1 für den Tritt auf das Feuerpedal etwas zu kurz geraten war. Da man scheinbar mit uns nicht so recht wusste etwas anzufangen, wurde kuzerhand die gesamte 9. Batterie des Flak – Regiments 15 ( FR - 15 ) nach Bitterfeld ins „ EKB „ ( Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld ) zum Arbeiten abkommandiert. Und im Januar 1960 gingen wir alle – vom Batteriechef bis zum Spieß – zum Stellungsbau nach Rauen. Es war der erste Kontakt mit einer vollkommen neuen modernen Waffengattung, von der wir aber nichts so richtig wissen durften ... Deshalb gab es recht viele Verschleierungen über das, was wir machten.


Zurück in Wolfen, erfolgte die weitere Ausbildung an der Flak und das normale Soldatenleben nahm seinen Lauf. Bis mir plötzlich eines Tages befohlen wurde, mich am 01. März 1960 mit Sack und Pack vorm Stabsgebäude einzufinden. Auf einen LKW Typ „ Robur K 30 „ wurde aufgesessen und los ging die Fahrt ins Irgendwohin. Wir landeten in Eggersdorf, östlich von Berlin. Beim Kommando Luftschutz – im Objekt gab es u.a. auch einen großen Klub, in den wir nun einrücken mußten. Es erfolgte die obligatorische Personalkontrolle, eine Begrüßung und Einweisung durch Oberstleutnant Bartels. Später lernte ich ihn als Leiter der Abteilung Luftschutz kennen. Dann ging es weiter auf LKW's zu einem Ort, der Pinnow hieß und bei Angermünde liegen solle. Auch der Name des Ortes Schwedt fiel, von dem ja im Zusammenhang mit Erdöl schon einiges in den Zeitungen zulesen gewesen war. Es war dann schon ein interessantes Eintreffen an der Wache in der Kaserne in Pinnow, ringsherum nur Kiefernwälder zu sehen.


Von Pinnow nach Prötzel ...
Es begann die Aufteilung und eine Woche später dann der normale Ausbildungsbeginn. Ich sollte Startrampenführer werden, keine Vorstellungen, was das sein sollte. Aber unser Zugführer, Ltn. Knuth, und der Batteriechef, Hptm Klotz, klärten uns über alles auf. Sie waren schon einen Monat länger in Pinnow dabei … Ich gehörte zur 2. Abteilung des Flak – Regiments 16 ( FR – 16 ). Die Ausbildung lief bis Juli 1960, danach erfolgte die Verlegung in das Objekt Prötzel, einem Ort östlich von Strausberg bei Berlin. Angesagt waren Stellungsbau, Techniktransporte und natürlich Wacheschieben standen im Mittelpunkt des Dienstes. Wer hätte gedacht, Pinnow irgendwann für einen längeren Zeitraum nochmal wiederzusehen. Ich hatte mich zur Offiziersschule gemeldet, wurde auch angenommen. Nach meiner Ernennung zum Unteroffizier am 07.10.1960 erfolgte die weitere Präzisierung des Besuches der Offiziersschule. Bei einem Gespräch mit dem Abteilungskommandeur in Prötzel teilte man mir mit, dass ich dieMöglichkeit hätte, innerhalb eines Jahres „ Offizier Startausrüstung „ zu werden, so die Funktionsbezeichnung. Gemeinsam mit noch einem Kameraden sagte ich zu und wurde daraufhin am 02. Januar 1961 nach Pinnow versetzt.

Wieder in Pinnow ...
Mit Beginn des Ausbildungsjahres 1961 begann der Offiziers - Ausbildungslehrgang. Wir waren insgesamt 16 Unteroffiziere, nicht alle von ihnen hatten schon 1960 an der Ausbildung Fla - Raketen teilgenommen. Die Ausbildung, zuerst die allgemein-militärische, lief bis zum Juli und endete mit einem Prüfungskomplex. Wir dachten aber, wir sind nun bei der Infanterie gelandet … Von der Schützenmulde bis zum Kompanieangriff – es war alles dabei, nichts wurde ausgelassen. Nach dem Eintreffen von 53 Offiziersschülern von der Flak - Offiziersschule Geltow begann die waffenspezifische Ausbildung. Und so kam es auch, dass wir den 13. August 1961 im Wochendurlaub zu Hause verbrachten. Im Gegensatz zu manch einem anderen unserer Mitstreiter. All das, was die anderen Soldaten an diesem Wochenende bereits hinter sich hatten, kam ab dem 15.08. nach Dienstschluß auf uns zu: Übernahme neuer Handfeuerwaffen ( Kalaschnikow statt Karabiner 44), Sturmgepäck Teil I und II statt Rucksack und Brotbeutel, Fleck - Tarnanzug statt Khaki .. und alles, was sonst noch so anlag, wie z.B. am Wochenende Schießen mit der neuen Bewaffnung usw. ...

Nach der Abschlussprüfung wurden wir am 07.10.1961 feierlich auf dem Sportplatz in Pinnow zum zum 1.Offiziersdienstgrad, zum Unterleutnant, ernannt. Mir wurde mitgeteilt, dass ich an diesem Tag der jüngste Offizier in der NVA sei - mit gerade mal 19 Jahren ! Übrigens, nur zwei Monate älter als mein Kamerad aus meiner alten Einheit … Nach Abschluß der entsprechenden Feierlichkeiten begann der Weg ins Truppenleben, wir wurden in unsere neuen Einheiten versetzt. Mein Weg führte mich als Zugführer Startleitsysteme in das Flak – Regiment 13 ( FR - 13 ). Da es aber noch keine Ansprechpersonen für dieses Truppenteil gab, wurde ich kurzerhand zum Bestand der 1. Abteilung des Flak – Regiments 18 ( FR - 18 ) kommandiert. Alles noch in Pinnow, in der Formierungsphase der einzelnen Regimenter ... In dieser Zeit lebte ich mich schnell in der Truppe ein, da ich ja mit einigen der jungen Offiziere eine gemeinsame Ausbildung hinter mir hatte. Der Batteriechef, Ltn.Müller, bezog mich wie alle anderen auch, von Anfang an in die Aufgabenerfüllung mit ein. Ab Anfang Dezember 1961 verdichtete sich die Aussicht einer baldigen Verlegung der Abteilung nach Abtshagen. Also nicht – wie bisher immer gemunkelt wurde – in den Raum nordwestlich von Berlin, sondern in den Norden, in den Raum Grimmen / Stralsund, Bezirk Rostock …


Nun nach Abtshagen und Sanitz ...

F
ür mich völlig überraschend, legte mir Hptm. Wiedemann als Stabschef folgendes dar : wenn bis zum Verlegungsbeginn der Abteilung kein Rückkommandierung für mich vorliegen würde, hätte ich mit der Abteilung mitzuziehen. Trotz aller meiner Bemühungen und Nachfragen im LAR - 12, ob bei Major Trautsch oder bei Hptm. Langangke , ich konnte keine für mich positiveAuskunft erhalten. Und so stieg ich mit der Abteilung am 22.12.1961 in Angermünde in den Zug, der uns nach Stralsund bringen sollte. Und da ja nun die Feiertagsperiode anbrach, wurde ich in die „ Weihnachtsrate „ sozusagen eingegliedert und konnte in Urlaub fahren. Nach Rückkehr in die Einheit wartete ich nun darauf, wie es mit mir weitergehen würde bzw. sollte. Ich wurde zunächst als OvD eingesetzt, dann bei Transporten zur Überführung der Technik der Abteilung von Pinnow nach Sanitz und arbeitete mit der Startbatterie zur Unterstützung des PiBau - Bataillons beim Stellungsbau. Dort begegnete ich u.a. Offizieren wie Ltn. Lothar Herrmann … Übrigens, eine kleine unwesentliche Korrektur zur vorhergehenden FOLGE 11 sei angemerkt : 3. Zugführer in der SB war nicht ich, sondern der Ult. Baehr. Aber das nur nebenbei ... Im Februar 1962 teilte mir der Stabschef der Abteilung mit, dass zwar meine Rückkommandierung noch nicht vorliege, ich aber nun nach Sanitz zum Gefechtsstand des Regiments versetzt worden sei … Gefechtsstand, was war das denn schon wieder, was heißt Gefechtsstand ? Ich fuhr nach Sanitz und meldete mich beim Stabschef des Truppenteils. Er stellte mich meinem Vorgesetzten vor, dem Leiter Gefechtsstand Hptm. Marquardt. Ich lernte auch den zweiten Offizier auf dem Gefechtsstand kennen - Ltn. Dwornik. Die Unterbringung erfolgte im Mittelblock, d.h. im mittleren Unterkunftsgebäude. Aber der eigentliche Gefechtsstand mußte erst noch eingerichtet werden, unterhalb des Med. Punktes. So begann meine Dienstzeit in Sanitz, die ich dann in verschiedenen Dienststellungen immer im Stab des Flak – Regiments 18, dann Fla – Raketenregiments 18, dann der 43. Fla – Raketenbrigade bis zum 02.Oktober 1990 in der NVA und bis zum 31.12.1990 in der Bundeswehr leistete ... - Fortsetzung folgt.