Vorbemerkung :
Der Teil II der Geschichte von Barth führt über die 20 - ziger Jahre zum düstersten Kapitel der deutschen Geschichte, in den Zeitabschnitt des Nationalsozialismus. Die damit einhergehende militärische Aufrüstung bescherte aber nicht nur Konzernen und Kommunen nach den Jahren der Weltwirtschaftskrise wieder einen Aufschwung, sondern wirkte auch auf das Leben vieler Mecklenburger und Pommern selbst, indem die Erwerbslosigkeit sehr schnell zurückgedrängt werden konnte und eine bisdahin fehlende soziale Sicherheit wiederentstand. Der später dafür zu zahlende Preis allerdings war sehr hoch, vielen damals aber nicht bewußt. In Barth entstanden so u.a. die "Pommerschen Industrie Werke (PIW)", die 1944 ca. 3.600 Beschäftigte hatte, zuzüglich 1.500 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Und ein Fliegerhorst ...
Aus der Recherche von Maj. a.D. Karl Pirl im Stadtarchiv Barth hier nun weitere Auszüge :
" Der Rot Frontkämpferbund (RFB) in Barth ...
Der Rot Frontkämpferbund ( RFB ) wurde auf Initiative der KPD am 31. Mai 1924 in Halle gegründet, sein Leiter war Ernst Thälmann. Der Gründung ging die Erschießung von 8 Teilnehmern einer Demonstration gegen den Aufmarsch von nationalistischen Wehrverbänden am 11.05.1924 in Halle voraus. Ziel der Gründung war der Aufbau einer Schutzorganisation, die Demonstrationen und Versammlungen der KPD gegen Rechtsextreme und Polizei schützen sollte. Gegen innere Widerstände im Parteivorstand setzte Ernst Thälmann die Uniformierung des RFB durch. Die erste RFB-Gruppe entstand im Juli 1924 in Hildburghausen. Danach bildete sich auch in Barth eine starke Gruppe, die 1925 bereits aus 55 Kämpfern bestand. Ihr Kommandeur war Max Geyer. Der Barther RFB besaß auch eine eigene Schalmaienkapelle. Der RFB war die Kampf- und Schutzorganisation der KPD. Er war militärisch organisiert und geführt, jedoch nicht mit Waffen ausgestattet. Der RFB umfasste 1927 in ganz Deutschland ca. 120000 Kämpfer, die in 1600 Ortsgruppen organisiert waren. In pathetischen Worten schworen die RFB-Mitglieder ihren Fahneneid:
„Wir klassenbewußten Proletarier schwören, alle unsere Kräfte einzusetzen im Kampf um die Befreiung aller Werktätigen von kapitalistischer Ausbeutung, Unterdrückung und Verfolgung. Sieg oder Tod ein heiliger Schwur. Wir leben oder sterben für dich du rote Fahne der Proletarier-Diktatur.“
Während der Demonstration zum 1. Mai 1929 in Berlin schossen Polizisten auf Befehl der SPD-Regierung in die Demonstranten und töteten 33 Teilnehmer. 13.000 Polizisten waren aufgeboten, die Demonstration zu zerstreuen, worauf es unter Führung des RFB zum Bau von Straßensperren und Barrikaden kam. Dieses Ereignis diente der sozialdemokratischen Reichsregierung dazu, am 10. Mai 1929 den RFB zu verbieten. In der Begründung hieß es, der RFB hat zum kommunistischen Aufstand gerufen. Zuerst erfolgte das Verbot in Preußen und dann auch in den anderen Ländern der Weimarer Republik. Damit wurde ein Aktivposten gegen den erstarkenden Faschismus beseitigt. Bis 1933 bestand der RFB illegal weiter und wurde dann durch die nationalsozialistische Regierung endgültig zerschlagen. Die Nazis machten auch vor der SPD nicht halt.
Der Fliegerhorst Barth ...
Am 1. März 1935 verkündete die nationalsozialistische Reichsregierung, dass das Deutsche Reich von nun an ebenso wie die anderen Staaten über eine eigene Luftwaffe verfügt. Sie steht als selbständiger Teil neben Heer und Marine. Den Oberbefehl übernahm der Reichsminister der Luftfahrt. Wenige Tage später, am 16. März 1935, wurde das "Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht" erlassen. Das Gesetz zur allgemeinen Wehrpflicht folgte am 21. Mai 1935.
Seit dem wurde mit ungeheurer Energie der Aufbau der Luftwaffe betrieben. Es entstanden Fliegerstaffeln, Flakbatterien und Luftnachrichtenkompanien mit den dazugehörigen Flugplätzen, Kasernen und Fliegerschulen. Die ersten Geschwader erhielten die Namen von bedeutenden Fliegern des 1. Weltkrieges. So entstanden die Geschwader „Boelcke“ und „Immelmann“, sowie das Jagdgeschwader „v. Richthofen“. Später folgen Geschwader, die nach anderen Persönlichkeiten benannt wurden: Die Geschwader „Hindenburg“, „Horst Wessel“ und „General Wever“. Der letzte Verband ist die Aufklärungsgruppe 11, sie erhielt am 25. Jahrestag der Schlacht von Tannenberg (23. bis 31. August 1914) den Namen "Tannenberg“.
Am 7. März 1936 trat die noch junge Luftwaffe beim Einmarsch der deutschen Truppen in das Saarland erstmals in Erscheinung. Bis dahin ist die Struktur der Luftwaffe im Wesentlichen geschaffen. Jetzt ging es um die weitere Ausstattung mit modernen Flugzeugen und die Ausbildung des Personals. Die Luftwaffe gliederte sich in die Luftflottenkommandos 1 Berlin, Befehlshaber General der Flieger Kesselring, 2 Braunschweig, Befehlshaber General der Flieger Felmy, 3 München, Befehlshaber General der Flieger Sperrle und 4 Wien (ab 1938), Befehlshaber General der Flieger Löhr.
Den Luftflottenkommandos waren unterstellt: Fliegerkorps, Flakkorps und Luftgaukommandos. Die Luftgaukommandos entsprechen den Wehrkreiskommandos beim Heer. Sie waren territoriale Kommandobehörden der Luftwaffe und ihnen oblag die Luftverteidigung. Die Standorte der Luftgaukommandos reichten vom Luftgau-Kommando I in Königsberg bis zu Nr. XVII Wien.mwaren : Luftgau-Kommando | Kommandantur | Aufgestellt | geändert | Neuer Standort |
I | Königsberg | 01.08.1938 |
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II | Stettin | 01.10.1937 | 30.09.1939 | Posen |
III | Hamburg | 01.04.1937 | 12.10.1937 | als Luftgau X |
IV | Berlin | 01.04.1936 | 12.10.1937 | Dresden |
V | Stuttgart | 12.10.1937 |
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VI | Münster | 12.10.1937 |
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VII | München | 12.10.1937 |
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VIII | Breslau | 12.10.1937 |
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IX | Hannover | 01.04.1936 | 31.03.1938 | aufgelöst |
X | Berlin | 12.10.1937 |
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XI | Hannover | 12.10.1937 |
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XII | Giesen | 12.10.1937 | 01.04.1938 | Wiesbaden |
XIII | Nürnberg | 12.10.1938 |
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XIV | Wiesbaden | 06.09.1944 |
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XV | Ungarn | 13.12.1944 |
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XVI | Dresden | 19.12.1944 |
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XVII | Wien | 01.07.1938 |
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Außerdem bestanden besondere Kommandostellen für die Luftverteidigung des Reichsgebietes, das Kommando der Luftverteidigungszone West und die Luftverteidigungskommandos in Berlin, Stettin, Hamburg, Düsseldorf und Leipzig.
Die Waffengattungen der Luftwaffe waren Fliegertruppe, Flakartillerie und Luftnachrichtentruppe. Die Fliegertruppe wiederum setzte sich aus den fliegenden Verbänden, den Fliegerausbildungsregimentern und Schulen, sowie den Fallschirmjägern zusammen. Die oberste Einheit der fliegenden Verbände war das Geschwader, es bestand aus drei Gruppen (manchmal auch mehr). Eine Gruppe hat 36 Flugzeuge und besteht aus drei Staffeln. Zu einer Staffel gehören drei Schwärme mit je vier Flugzeugen. Ein Schwarm hat zwei Rotten mit je zwei Flugzeugen. Diese detaillierte Darstellung soll dazu beitragen, die Größenordnung zu verstehen, die den Fliegerhorst Barth ausmachte, wenn im Weiteren über die dort stationierten Einheiten berichtet wird.
Barth wird Garnison ...
Die Entscheidung zum Ausbau der Luftwaffe, hatte auch Bedeutung für Barth, in nur einem Jahr Bauzeit entstand ein Fliegerhorst. Die Erschließungs- und Ausbauarbeiten begannen 1935. Bis zum Juni wurden dafür 172 ha Land angekauft. Im September des gleichen Jahres war die Umzäunung und der Bahnanschluss fertig. An den Erschließungsarbeiten wurden vorwiegend Barther Firmen beteiligt.
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Tiefenbohrungen
Firma Wilhelm Püllmann
Entwässerung
Klempnermeister Böttcher, Lewerentz und Tesch
Elektroarbeiten
Elektriker Junker, Bauschmann und Dietzsch
Einfriedung
Firmen Manteufel, Gühlke, Wilken, Jonas und Zeits
Am 1. April 1936 traf auf dem Fliegerhorst das Vorkommando der Fliegerhorstkommandantur in einer Stärke von 28 Luftwaffenangehörigen und Zivilisten ein. Vom 2. April bis zum 30. Juni erfolgte die Auffüllung auf volle Personalstärke und die Ausstattung mit dem erforderlichen Gerät. Zum Bestand gehörten jetzt 1344 Unteroffiziere und Mannschaften, Offiziere, Beamte, Nachrichten- und Bildpersonal, die in der Fliegerhorstkommandantur mit Werft, der Wetterstelle und den Fliegerhorstkompanien zusammengefasst waren. Der offizielle Dienstbeginn des Fliegerhorstes war der 1. Juli 1936, die Einweihungsfeier fand aber erst am 10. Juli statt. Die Fliegerhorstkommandantur trug die Bezeichnung A 32 / XI.
Die erste fliegende Einheit, die den neuen Fliegerhorst belegte, war die III. Gruppe des Kampfgeschwaders "Hindenburg" 152, mit den Flugzeugen des Typs Junkers Ju 52. Die Geschichte dieses Geschwaders begann mit seiner Aufstellung am 1. März 1936. Zum Geschwader gehörten der Stab in Greifswald, die I. Gruppe in Neubrandenburg, die II. und III. Gruppe in Greifswald, sowie die IV. Gruppe in Fürstenwalde. Geschwaderkommodore waren vom 1. März bis 30. September 1936 Oberst Walter Sommé (danach bis zum 31.10.1938 Kommodore des KG 2), vom 1. März 1937 bis 31. Oktober 1938 Oberst Alfred Mahnke und vom 1. November 1938 bis 31. Dezember 1939 Generalmajor Ulrich Keßler. Die III. Gruppe verlegt am 1. Juni 1936 nach Barth und bleibt hier bis zum 25. März 1937. Im März wird sie noch auf Ju 86 umgerüstet und dann in Schwerin stationiert. Auf Befehl des Führers und Reichskanzlers wird dem Kampfgeschwader am 20. April 1936 der Name "Hindenburg" verliehen. Von nun an trugen die Flugzeuge am Bug das Familienwappen der Familie Hindenburg. Zur Biographie ...
Am 27. November 1936 wurde der I. und III. Gruppe die Truppenfahne übergeben. Der Fahnenspruch der III. Gruppe lautete: "Die Tat ist des Deutschen stolzestes Wort". Nach Kriegsausbruch erhielt dieser Spruch seine eigene inhaltliche Bedeutung, im negativen Sinne..." - Fortsetzung folgt !
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