Sonntag, 7. September 2008

Kriegsverlauf im Kaukasus

Nachdem ich hier die russische Darstellung des Kriegsverlaufes Georgien gegen Rußland dargestellt hatte, kommt nunmehr die NATO-Sicht, Dank FAZ, hier auszugsweise:

"Danach begannen die georgischen Streitkräfte in der Nacht vom 7. auf den 8. August eine Operation zur Einnahme ganz Südossetiens. Die Georgier hatten zu dem Zeitpunkt eine Armee von etwa 10.000 Mann, von der sich eine Brigade allerdings im Irak befand. Sie rückten in der Formation eines umgekehrten Dreiecks auf Zchinwali vor, mit ihrer 3. und 4. Brigade an den beiden vorderen Enden und Artillerie im Hintergrund. Ihre 2. Brigade blieb in Reserve. Sie nahmen Zchinwali schnell ein und bewegten sich danach in Richtung des Roki-Tunnels.

Die Russen standen mit 8000 Mann der 58. Armee in Nordossetien, die gerade ihr sommerliches Routinemanöver in der Kaukasusregion abschloss ... Die Russen kamen durch den Tunnel und brachten die 3. Brigade der Georgier rasch zum Stehen ... die 3. georgische Brigade lief unter Zurücklassung ihrer schweren Waffen auseinander, die 4. bewegte sich rückwärts in Richtung Gori. Noch am 8. August erreichten die Russen Zchinwali ...

Die Georgier unternahmen in der Nacht vom 8. auf den 9. August noch einmal einen Versuch eines Gegenangriffs. Am Ende zogen sich ihre 4. und 2. Brigade unzusammenhängend nach Tiflis zurück. Am 9. August wurde mit amerikanischer Hilfe noch die 1. Brigade aus dem Irak eingeflogen, was am Ausgang aber nichts mehr änderte ... Die zwölf georgischen Jagdbomber kamen nicht hoch, wurden noch am Boden zerstört. 198 georgische Soldaten fielen, 1700 wurden verwundet, 5000 versprengt ...

Fast gleichzeitig mit den Kämpfen in Südossetien begannen im Kodori-Tal in Abchasien abchasische Kräfte mit einem Angriff auf die dort stationierten Truppen des georgischen Innenministeriums. Russland unterstützte das mit einem Aufmarsch von See her, der ebenfalls am 8. August begann. Südlich von Suchumi brachten drei russische Landungsschiffe 4000 Soldaten an Land, die südlich bis in die georgische Hafenstadt Poti vorrückten. Weitere Kräfte kamen über Luftlandung ins Einsatzgebiet. Alle acht Schiffe der georgischen Marine wurden versenkt, eines davon auf hoher See. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung hatte Russland 10.000 Soldaten in Südossetien und 6000 in Abchasien; ..."

Spannend finde ich, daß von den angeblich nur 10.000 georgischen Soldaten, im Ergebnis u.a. 5.000 "versprengt" wurden. "Nett" auch der "unzusammenhängende" "Rückzug" nach Tiflis. Das klingt doch ganz anders als "heillose Flucht" und schon mehr nach der altbekannten "Frontbegradigung". Es war wohl eher das, was die Russen berechtigterweise so umschrieben: "Am 11. August hörte die georgische Armee auf, als organisierte Kraft zu bestehen."

Unbekannt waren mir die maritimen Handlungen. Ein Augenmerk muß auf die Erklärungen gelegt werden, warum der Tunnel - das "Nadelöhr" - von Georgien nicht gesprengt wurde. Der NATO-Bericht legt nahe, daß das durch den schnellen Vormarsch der russischen Truppen verhindert wurde. Die russische Seite berichtet von verhinderten Kommandounternehmen. Vermutlich stimmt beides. Was mit Sicherheit nicht stimmt: Die humanitäre Erklärung Georgiens.


siehe ergänzend:
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2008/08/eigenstaatlichkeit-von-sdossetien-und.html
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2008/09/die-ard-putin-und-der-kaukasus.html

update (16.09.2008)
Die Junge Welt berichtet heute dazu: "Alle Überlegungen in der Vergangenheit, die sich mit einem möglichen Überfall auf Südossetien beschäftigten, hatten als selbstverständlich vorausgesetzt, daß Georgien gleich in der allerersten Phase versuchen würde, den Roki-Tunnel zu besetzen, um russische Militärhilfe zu verhindern. Dabei könnten, so war die vorherrschenden Annahme in russischen Militärkreisen, Fallschirmjäger zum Einsatz kommen. Daß Saakaschwili in der Nacht auf den 8. August statt dessen Tschinwali durch schwere Artillerie zerstören ließ, ohne sich um den Tunnel zu kümmern, erklärt Okruaschwili jetzt damit, daß sich der Präsident darauf verlassen habe, die USA würden auf diplomatischen Kanälen eine russische Intervention verhindern. Der US-Regierung gibt der Exminister eine Mitschuld an den Ereignissen, da sie Saakaschwili bedingungslos unterstützt hätten (Reuters und Civil Georgia, 14.9.2008)."

update (17.09.2008)
Zu den Hintergünden des Konflikt: „Alles wieder offen“ - Georgienkrieg und imperiale Geopolitik (IMI-Studie 10/2008; pdf)

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