Mittwoch, 29. Dezember 2010

Wetterwaffen

Ich habe als Offiziersschüler etwa 1982 an einer (Info-) Vorlesung an der OHS "Franz Mehring" teilgenommen, in der über Forschungen an tektonischen, genetischen und Wetter - Waffen in den USA und Israel berichtet wurde. Gleichzeitig wurde durchaus darauf hingewiesen, daß vergleichbare Forschungen in der Sowjetunion nahe lägen. Details sind mir nach der langen Zeit nicht mehr in Erinnerung. Mir fiel die Vorlesung erst wieder vor ein paar Jahren ein, als ich "Fletcher's Visionen" mit Mel Gibson sah ;-)

Jetzt wird man mit der Aussage, es gäbe solche Waffen, schnell in eine Spinner- und verschwörungstheoretische Ecke gestellt, dabei ist die zivile Wetterbeeinflussung seit Jahrzehnten gang und gäbe. Es ist zudem unstrittig, daß die USA im Vietnamkrieg die Möglichkeiten zur Wetterbeeinflussung militärisch nutzte und Wetterwaffen inzwischen ausdrücklich verboten sind.

Unter dem zynischen Slogan: "make mud, not war" wurde in Vietnam durch die USA die Operation "Popeye" durchgeführt. Der Beitrag in der englischsprachigen Wikipedia ist recht gut mit Quellennachweisen, einschließlich US-Regierungsdokumenten untersetzt. Da ich niemanden die Google - Übersetzung antun möchte, hier ein Text von einer anderen Seite:

»Der erste offen eingestandene Einsatz von Wettermodifikation zur Kriegsführung stammt aus dem Vietnamkrieg. 1966 versuchten die Amerikaner im Projekt Popeye, die Regenzeit zu verlängern, um die Schlammenge auf der Ho-Chi-Minh-Straße zu erhöhen und somit die Bewegungsmöglichkeiten des Feindes einzuschränken. Also versprühte man einen Silberjodidkern-Wirkstoff aus den WC-130, F4- und A-1E-Flugzeugen in die Wolken über Teilen der Straße, die sich von Nordvietnam durch Laos und Kambodscha nach Südvietnam zieht. Positive Ergebnisse während dieses ersten Programms führten zu weiteren Operationen bis zum Jahr 1972. Zwar blieben die Ergebnisse von Popeye umstritten, doch glauben einige Wissenschaftler, daß durch die etwa verdreifachte Regenmenge die Fähigkeit des Feindes, Versorgungsmaterial auf der Straße nach Südvietnam zu bringen, bedeutend eingeschränkt wurde. Popeye kostete 21,6 Millionen Dollar ...«

Die ersten Experimente fanden wohl im August 1952 an der Südküste Englands statt: »So begann am 15. August 1952 in Bedford, Großbritanien, ein geheimes Wetterexperiment namens "Cumulus". Nach fast 50 Jahren wurden die geheimen Staatsakten des britischen Verteidigungsministeriums freigegeben. Daraus ging hervor, dass in der Gegend um Lynmouth getestet wurde, ob künstlicher Regen auch militärisch genutzt werden könne. Es gilt als erwiesen, dass die Flugstaffel mehrmals Wolken geimpft habe.

Offenbar parallel kamen im 300 km entfernten Lynmouth, Grafschaft Devon, 34 Menschen bei sinnflutartigen Regenfällen ums Leben, die Stadt wurde verwüstet. "Bewohner des Ortes berichteten, dass vor der Flutkatastrophe mehrere Flugzeuge beobachtet wurden. Die BBC befragte einen Piloten zu dem Vorfall, der bestätigte, dass er damals große Mengen von Salzen versprüht habe." Ein Zusammenhang wird vermutet« (ZDF, Abruf am 22.05.2008; offline)

Zur zivilem Wetterbeeinflussung, siehe bei Google zum Stichwort "Weather Modification Advisory Board", zudem auch das Oklahoma Weather Modification Program gehört. Inzwischen ist zivile Wetterbeeinflussung gang und gabe, um Wein, Landwirtschaft oder Luxusautos oder eben Olympiaden und Paraden zu schützen. So ist für "den Raum Stuttgart, den Rems-Murr-Kreis und Teile der Landkreise Esslingen und Ludwigsburg ... ein Hagelflieger bereits seit 30 Jahren im Einsatz, seit 2007 sind es zwei" (Tagblatt, siehe auch 3Sat: "Hagelflieger - Im Luftkampf gegen Unwetter und Hagelschäden"). Eine sehr gute Übersicht bietet die FAZ, u.a. mit folgenden Zwischenüberschriften: "Niederschläge", "Ruß macht Regen", "Regen unterdrücken", "Nebel", "Stürme", "Gewitter", "Blitz" und "Die Beeinflussung der hohen Atmosphäre". Lediglich hinsichtlich des Wirkungsgrades der eingesetzten Mittel bestehen Unsicherheiten.

Aufgrund der internationalen Empörung über die Wetterbeeinflussung in Indochina in den Jahren 1966 - 1972 durch die USA wurde der militärische Einsatz von Wetterwaffen 1976 grundsätzlich durch die ENMOD-Konvention, englisch Convention on the Prohibition of Military or Any Other Hostile Use of Environmental Modification Techniques (deutsch: Umweltkriegsübereinkommen) verboten.

Die Konvention wurde von der Generalversammlung der UN als Resolution 31/72 am 10. Dezember 1976 (s.a. den Vertragstext) verabschiedet und verbietet den Vertragsparteien gezielte militärische Eingriffe in natürliche Abläufe der Umwelt, aber auch die Nutzung von Einflüssen der natürlichen Umwelt als Waffe in einem Krieg oder bewaffnetem Konflikt. Lt. Wikipedia sind inzwischen 74 Staaten Vertragspartei der ENMOD-Konvention, darunter alle "bedeutenden" Staaten, mit Ausnahme von Frankreich und Israel.

Es soll jedem Staat als Vertragspartei nicht erlaubt sein Wetterwaffen zum Einsatz bringen, wenn diese laut Artikel 1 “weitverbreitete, langanhaltende oder schwere Effekte in der Bedeutung von Zerstörung, Schaden oder Verletzung irgendeiner anderen Staatspartei” hat - auch nicht aus dem Orbit bzw. Weltraum.

Ausdrücklich erwähnt werden:
- Erdbeben oder Veränderungen der Erdkruste
- Tsunamis
- Wetterphänomene wie Zyklone, Tornados, Wolkenbildung, Niederschlag/Regen
- Störung der ökologischen Balance einer Region
- Beeinflussung der Meeresströmungen, usw., vgl. auch radio-utopie.

Nun wird kein Staat zugeben, solche Waffen einzusetzen und alles streng geheim halten, denn ein Vorteil besteht ja - ebenso wie bei biologischen Waffen -, daß der Urheber faktisch nicht auszumachen bzw. der Einsatz nicht zu beweisen ist. Die Entwicklung und der Besitz solcher Waffen ist jedoch nach meinen Wissen nicht verboten.

Das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Uni Hamburg hat im Jahr 2004 ein Papier zum Thema herausgebracht:

Demnach ist das Forschen, Experimentieren und Erproben(!) von Wetterwaffen erlaubt. Auch der Einsatz von Wetterwaffen ist nur verboten, wenn die Schäden "weitreichend, lang anhaltend oder ernst" seien. Und da eben eine 1:1 - Beziehung stets Zweifelhaft ist ... die Regelung der Konvention gilt nur gegenüber "einem anderen Vertragsstaat“ und auch nur für Handlungen mit - sicher schwer nachweisbaren -"Schädigungszweck".

Interessant auch die ab S. 26 dargestellten und mit offiziellen US-Regierungs-Links (Fußnoten im Original) belegten Aussagen zu aktuellen Stand: "Anfang der neunziger Jahre begannen verschiedene Arbeitsgruppen erneut mit dezidiert militärischen Experimenten. 146 Wichtigstes Projekt ist wohl „Owning the Weather in 2025“ der US-Airforce.147 Das Ziel ist klar: „Schlüssel zur geophysikalischen Kriegsführung ist die Identifizierung vorhandener ökologischer Instabilitäten und Problemzonen, bei denen durch das Einbringen einer kleinen Menge Energie wesentlich größere Energiemengen freigesetzt werden können“. 148 „In 2025, US aerospace forces can own the weather by capitalizing on emerging technologies (…). Such capability offers the war fighter tools to shape the battlespace in ways never before possible”.149 Durch “Weather Force Support Elements“ werden diese Techniken vernetzt zu einem weltumspannenden „Global Weather Network“ ... Details denkbarer Wetterkriegsführung z.B. gegen ein südamerikanisches Drogenkartell, ausgerüstet mit russischen oder chinesischen Jagdflugzeugen, werden in einem „Scenario“152 illustriert. Andererseits werden durch die Umdeutung zu „Benign Weather Modification“153 Umweltschäden zu einem nicht-intendierten (und damit nicht verbotenen) Effekt".

Und die FAZ ergänzt: »Und jetzt kommt wieder das "zivile Mäntelchen" der eigentlich militärisch angelegten Studien: Die zunehmende Bevölkerungsdichte wird es im darauffolgenden Jahrzehnt ohnehin zu einer elementaren Notwendigkeit der Regierenden werden lassen, sich mit der weltweiten Verfügbarkeit von Nahrung und Trinkwasser zu beschäftigen und damit die Forschung an hochkomplexer und ausreichend präziser Wetterbeeinflussung voranzutreiben.«

Auch das EU-Parlament hat sich (1999) mit Wetterwaffen beschäftigt: »"Der Ausschuß für Umweltfragen, Volksgesundheit und Verbraucherschutz: ... betrachtet das ionosphärische Manipulationssystem des US-Militärs (HAARP), das in Alaska stationiert ist und einen Teil der Entwicklung und Anwendung elektromagnetischer Waffen für den externen und internen Bereich der Sicherheit ausmacht, als ein Beispiel einer höchst gefährlichen neuen militärischen Bedrohung der gesamten Umwelt wie auch der menschlichen Gesundheit, da dieses Projekt zum Ziel hat, zu militärischen Zwecken in den höchst sensiblen energetischen Bereich der Biosphäre einzudringen, obwohl die Konsequenzen dieses Vorgehens in keinster Weise abzusehen sind; fordert die Kommission, den Rat und die Mitgliedstaaten auf, Druck auf die US-Regierung, Rußland und jeden anderen in solche Aktivitäten verwickelten Staat auszuüben, damit diese Tätigkeiten eingestellt und ein umfassendes Abkommen gegen derartige Waffen geschlossen werden kann« (EU-Parlament).

Bei dem Verbot von Wetterwaffen geht es um den Schutz der natürlichen Umwelt vor den Auswirkungen von Kampfhandlungen. Die Umwelt als langfristige Lebensbasis aller Menschen.
Übrigens: »Nordkorea wurde seit 1994 – dem Jahr des Amtsantritts des Diktatorensohns Kim Yong Il – regelmäßig von schweren Dürren und Hochwassern heimgesucht. Kein Zufall, behauptet Professor Chossudowsky von der Universität Ottawa. Ihm will aufgefallen sein, daß sich „in den Ländern, die gemäß der Politik der präemptiven Kriege der US-Administration als mögliche Ziele identifiziert wurden, eine Reihe von ungewöhnlichen und dramatischen Klimaveränderungen ereignet haben“. Neben Nordkorea nennt er Kuba, wo „das Muster ganz ähnlich demjenigen“ sei, „das in Nordkorea beobachtet wurde“. „Im Irak, Iran und in Syrien ereignete sich 1999 eine zerstörerische Dürre. In Afghanistan haben vier Dürrejahre in den Jahren vor der von den USA angeführten Invasion von 2001 zu einer Zerstörung der landwirtschaftlichen Produktion geführt, was eine weit verbreitete Hungersnot zur Folge hatte« (Quelle).

Oder: »MOSKAU, 30. Juli (Andrej Areschew für RIA Novosti). Wegen der enormen Hitze in den zentralen Gebieten Russlands muss die Wirtschaft mit Riesenverlusten rechnen. Es wurden bereits etwa 20 Prozent aller Saatflächen vernichtet, was im Winter einen Preisanstieg zur Folge haben kann. Moskau ist von dunklem Rauch eingehüllt, verursacht durch die wütenden Torfbrände. Die Expertenprognosen spenden kaum Trost: Dürre, Orkane und Überschwemmungen werden häufiger eintreten und extremer werden. Der Leiter des Programms „Klima und Energiewirtschaft" der Umweltschutzstiftung WWF, Alexej Kokorin, stellte fest, dass „dieser Trend (Dürre) kein Zufall ist und sich wiederholen wird." ... Das Problem der Wetterregelung (als eine der Formen der sozialen Regelung) hatte bereits Zbigniew Brzezinski in den 70er Jahren in seinem Buch „Between Two Ages" („Zwischen zwei Zeitaltern") aufgeworfen. Natürlich musste sich der Klassiker der amerikanischen Geopolitik Gedanken über die Wahrscheinlichkeit machen, wie nicht nur soziale, sondern auch geopolitische Systeme durch den Klima beeinflusst werden können. Auch andere Experten griffen zu diesem Thema, selbst wenn Informationen über die Entwicklung und Tests von Klimawaffen wohl nie veröffentlicht werden« (rian.ru, Abruf vom 31.07.2010; offline).

Jetzt frage ich mich, was hat Merkel^^^D-Land den USA getan, daß wir schon das zweite Jahr in Folge so ein Sche*ß Winter haben?! ;-)))

Update (10.07.2016)

Der CIA-Direktor Brennan am 29.06.2016 zum Thema:

"One that has gained my personal attention is stratospheric aerosol injection, or SAI, a method of seeding the stratosphere with particles that can help reflect the sun’s heat, in much the same way that volcanic eruptions do ... On the geopolitical side, the technology’s potential to alter weather patterns and benefit certain regions at the expense of others could trigger sharp opposition by some nations."

Meine deutsche Version: "Eine Methode, die meine persönliche Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist die Stratosphäre Aerosol Injektion oder SAI, ein Verfahren zur Impfung der Stratosphäre mit Partikeln, die die Wärme der Sonne, in der gleichen Weise wie bei Vulkanausbrüchen, reflektieren ... Auf der geopolitischen Seite, könnte das Potenzial der Technologie zur Wetterbeeinflussung und dass bestimmten Regionen auf Kosten der anderen davon profitieren, scharfe Opposition von einigen Nationen auslösen."

Natürlich würde diese Technologie nur für unser aller Bestes, dem Kampf gegen die Klimaerwärmung eingesetzt *gr*

Hinweis:
Hervorhebungen und Verlinkungen grundsätzlich mir.

Links:
http://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Popeye
http://www.zeitenschrift.com/magazin/57-wetter.ihtml
http://www.owrb.ok.gov/hazard/weather/wx_mod.php
http://www.klimaforschung.net/silberjodid/index.htm
http://abenteuerwissen.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,2037424,00.html?dr=1 (Abruf 22.05.2008; offline)
http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/land-welt_artikel,-Drei-Abwehr-Flieger-sind-im-Land-stationiert-_arid,102759.html
http://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/146854/index.html
http://de.wikipedia.org/wiki/ENMOD-Konvention
http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_515_06/index.html
http://www.radio-utopie.de/2008/05/14/us-regierung-warnte-1997-vor-kuenstlichen-erdbeben-und-umwelt-terrorismus/
http://www.ifsh.de/pdf/publikationen/hb/hb137.pdf
http://csat.au.af.mil/2025/volume3/vol3ch15.pdf
http://www.faz.net/s/RubF3CE08B362D244869BE7984590CB6AC1/Doc~E09E95A8B8B8142A0BCC6E9CB8F54FE57~ATpl~Ecommon~Scontent.html http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+REPORT+A4-1999-0005+0+DOC+XML+V0//DE
http://www.zeitenschrift.com/magazin/57-wetter.ihtml
http://de.rian.ru/analysis/20100730/127314518.html (Abruf vom 31.07.2010; offline)

https://www.cia.gov/news-information/speeches-testimony/2016-speeches-testimony/director-brennan-speaks-at-the-council-on-foreign-relations.html

Samstag, 25. Dezember 2010

Besuch in Pinnow




















Vorbemerkung :

Bevor der Teil II von " Resi Otto " als FOLGE 17 erscheinen wird, wollen wir mit einer kleinen Geschichte von unserem Besuch im November diesen Jahres in Pinnow bei Angermünde zum bevorstehenden Jahreswechsel beitragen, vielleicht zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken. Im " Telefon - und Raketenmuseum Pinnow ", zum Amt Oder - Welse zugehörig, ist u.a. auch das Modell einer Schiffs - Schiffs - Rakete vom Typ P 15M " Styx " ausgestellt. Die 15 Raketenschnellboote der Volksmarine der DDR der Baureihe Projekt 205 ( NATO - Bezeichnung : OSA I ) waren mit je 4 FK diesen Typs ausgerüstet. Soweit so gut - irritiert waren wir aber doch, als wir vor der Rakete standen : in dem Teil der Rakete, wo ansonsten der Gefechtskopf sich befindet, waren eine Büste mitsamt DDR - Fahne zu sehen. Welchen Grund gab es für solcher Art der Präsentation ...?

Im Museum erfuhren wir einiges dazu, wir wollten es genau wissen und gingen in die Spur ...
Detlef Frommann war dabei, als die Büste in die Rakete gehievt und der Deckel verschraubt wurde - auch wenn er eigentlich damals gegen diesen " Gag " war. Seit September 1969 im IWP, Technologe, selbst Uniformträger. Hier sein Erlebnisbericht, dem er das Thema gibt " Der Raketenmann " :

" So mancher Besucher des Pinnower Raketenmuseums ist verdutzt vor einer der ausgestellten Raketen, einer Flügelrakete vom Typ P l 5M „Styx" stehengeblieben, weil im geöffneten Abschnitt des sonst an dieser Stelle montierten Gefechtskopfes die in eine DDR-Fahne gebettete bronzefarbene Büste eines Mannes zu sehen ist. Einmal stellte sogar ein kleiner Junge seinem Vater die Frage, ob das der Steuermann dieser Rakete sei. Der Grund für diesen etwas außergewöhnlichen Ausstellungsort dieser Büste ist zweifelsfrei belegt.

Im Jahre 1990 war ich im VEB Instandsetzungswerk Pinnow in der Brigade „Feliks Dzierzynski" mit der Instandsetzung von Raketen eben dieses Typs beschäftigt. Das Ende der DDR und somit offensichtlich auch das Ende von Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an sowjetischer Militärtechnik war beschlossene Sache. US-amerikanische Militärs hatten bereits einen Rundgang durch unseren früher so streng geheimen Instandsetzungsbereich für Raketentechnik absolviert und durften sogar Videoaufzeichnungen machen.

Wir erhielten den Auftrag, alle sich im Instandsetzunghsprozeß befindlichen Raketen nach speziellen Plänen beschleunigt wieder „einsatzbereit" dem Auftraggeber, in diesem Falle der Volksmarine der DDR zu übergeben. Dazu führten wir alle erforderlichen Arbeiten aus. Vor dem Anbringen der Verkleidungen des leeren Abschnittes für den Gefechtskopf bei einer der Raketen kam ein Kollegen auf die Idee, die nunmehr offensichtlich nicht mehr benötigte Büste Feliks Dzierzynskis aus der „ Roten Ecke " der Raketen-Instandsetzungsbrigade mit auf die Reise zu schicken. Dieser Abschnitt war generell leer, da die Raketen grundsätzlich ohne Gefechtskopf zur Instandsetzung angeliefert wurden!

Unser Vorgesetzter war natürlich damit überhaupt nicht einverstanden und forderte die Entnahme der Büste. Nach einer kurzen, aber heftigen Diskussion entfernte sich unser Vorgesetzter und wir verschlossen eiligst den Abschnitt mit den dafür vorgesehenen Abdeckungen. Die Rakete wurde mit dieser Büste ohne weitere Kontrollen von der Volksmarine in unserem Werk übernommen ...

Die meisten Raketen der NVA wurden später im ehemaligen Instandsetzungswerk Pinnow, im neu gegründeten Werk für Munitionsentsorgung der Firma Buck, entsorgt. Darunter befanden sich auch 138 Raketen des Typs P15 bzw. seiner Modifikationen. Die Mitarbeiter der Firma Buck, z.T. ehemalige Kollegen des IWP, staunten nicht schlecht, als bei der Demontage einer angelieferten Rakete diese Büste zum Vorschein kam. Welche Gründe ausschlaggebend dafür waren, dass gerade diese Rakete wie jeweils ein Exemplar aller in den Buck-Werken entsorgten Raketen der Weg ins Museum beschieden war, darüber läßt sich nur spekulieren. Mit ziemlicher Sicherheit kann man davon ausgehen, daß zumindest diese Rakete nach der Instandsetzung nicht mehr mit dem zugehörigen Gefechtskopf bestückt wurde und auch nicht wie einige andere Raketen diesen Typs an die USA zur Zieldarstellung übergeben wurden.

Sicherlich wird sich auch weiterhin so mancher Besucher über dieses eigentümliche Ausstellungsstück wundern und hoffentlich immer die wahre Geschichte zu hören bekommen!

Anmerkung:

Feliks Dzierzynski (1877 bis 1926) war 1919 Gründer der Tscheka, des Komitees zur Bekämpfung von Konterrevolution und Sabotage, Vorläufer des späteren KGB. Rund zehntausend Mordbefehle und Liquidationsanweisungen, denen Gegner und vermeintliche Gegner der Sowjetunion zum Opfer fielen, tragen seine Unterschrift. Die meisten Denkmäler in der damaligen Sowjetunion wurden nach 1990 beseitigt, im Jahre 2006 wurde ein neues Denkmal an der Militärakademie in Minsk eingeweiht ... " - Fortsetzung folgt !


Wir wünschen allen Ehemaligen der 43. FRBr ein besinnliches Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel einen gelungenen START sowie alles Gute ! Und freuen uns auf Eure Kommentare, Eure Erlebnisberichte und und Eure Unterstützung für die Vorbereitung der Ausstellung " 50 Jahre Garnisonsort Sanitz ".

Hier die e - mail - Adresse : bernd@kirchhainer.de


Freitag, 24. Dezember 2010

Der Kanonier Nr. 48 (01/2011)

Die 48. Verbandszeitschrift der "13er" biete ich bereits seit dem 8. Dezember 2010 zum download an. Zwischenzeitlich gab es Probleme hinsichtlich der Online - Veröffentlichung eines Artikels, daher hatte ich die 3. Seite herausgenommen.

Die Probleme scheinen gelöst, ich habe eine Austauschseite erhalten und nunmehr ist auch diese informative Zeitschrift wieder komplett online. Solche Schwerigkeiten tauchen immer mal wieder auf, bei den von mir veröffentlichten 26 Ausgaben der Zeitschrift, ist dies erst das zweite Mal.

Ich wünsche speziell allen "13ern" noch ein frohes Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch sowie gesundes neues Jahr!

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Weihnachten und die Bundeswehr im Inneren

»Der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Ferdinand Kirchhof, hat sich dafür ausgesprochen, die Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr im Innern zu erweitern. Die Streitkräfte könnten „bestimmte polizeiliche Aufgaben übernehmen – etwa den Schutz gefährdeter Objekte“, sagte er im Interview des Hamburger Abendblatts (Weihnachts-Ausgabe). Um „effizienter auf neue Bedrohungslagen reagieren zu können“, sollte über eine Grundgesetzänderung nachgedacht werden« (Hamburger Abendblatt).

Da dem Verfassungsrichter zweifellos der im Rahmen der Notstandsgesetzgebung 1968 eingefügte Art. 87a Grundgesetz bekannt sein dürfte, wonach die Bundeswehr unter bestimmten Bedingungen zivile Objekte schützen und polizeiliche Maßnahmen unterstützen darf, wird er es auf die verfassungsrechtlichen Bedingungen abgesehen haben. Wesentlich dürfte hier die Einschränkung: "im Verteidigungsfalle und im Spannungsfalle" sein. Es soll also die Bundeswehr "immer" eingesetzt werden, wenn es der (jeweiligen) Regierung gefällt.

Vorsorglich:
Hier scheint es unterschiedliche Auffassungen der beiden Senate des Bundesverfassungsgerichtes zu geben.

Der Spiegel ergänzt zutreffend: »Der hessische Ministerpräsident und stellvertretende CDU-Vorsitzende Volker Bouffier belebte die Debatte Ende November neu. Angesichts aktueller Terrorwarnungen forderte er, die Streitkräfte einzusetzen, "wenn die Bundeswehr etwas kann, was die Polizei nicht kann und was für die Sicherheit zuträglich ist". Als Beispiel nannte Bouffier den Objektschutz. Auch könne die Luftwaffe verdächtige Flugzeuge abdrängen oder einnebeln.«

Die Suchmaschine Google bietet nunmehr die Möglichkeit, die Erwähnung von Begriffen / Phrasen in denen von ihr gescanten Büchern abzubilden. Die Datenbasis wurde Mitte 2009 erstellt und reicht bis in das Jahr 2008. Hier möchte ich aber unbedingt auf die zeitliche Verzögerung hinweisen, mit der tagespolitische Ereignisse signifikant in die Literatur einfließen. Für die Phrase "Bundeswehr im Inneren" schätze ich diese Verzögerung auf bis zu 5 Jahre. Entsprechend ist m.E. auch der scheinbare Rückgang der letzten Jahre zu werten:

Nach meinem Wissen, wurde der Einsatz der Bundeswehr im Inneren erstmals 1958 beim Streik der Kommunalarbeiter diskutiert, als das BMI Fahrzeuge für den Berufsverkehr von Bundesbediensteten, d.h. Angehörige des BGS als Streikbrecher, eingesetzt hatte (vgl. Kabinettsprotokolle, 1958, S. 177, Fn 7).

Hinweis:
Hervorhebungen und Verlinkungen sind regelmäßig von mir. Die Message / Aussage der Publikationen aus denen ich zitiere, mache ich mir regelmäßig nicht zu eigen.

Interne Verweise:
Einsatz der Bundeswehr im Innern
Nein, ich glaube es nicht!
Luftwaffe über Heiligendamm - 2007

P.S. Auf "unseren" Straßen könnte die Bundeswehr ruhig Schneeschieben kommen ;-)

"Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen"

Schießbefehl

Manchmal gibt es Witze, die dürfte es eigentlich nicht geben. So wird im Deutsch-Unterricht gern wiedergegeben, wie die Kommasetzung vor dem Strick retten kann, wahlweise durch den US-Präsidenten oder Friedrich dem Großen.

Es gibt davon eine DDR - Variante von Holger Dittmann (offline):

#Honecker war unschuldig!
Es gab in der DDR niemals einen sogenannten "Schießbefehl", sondern stets nur moralische Belehrungen für die Grenzsoldaten!

Der dem Generalsekretär angedichtete Satz
"Es ist rücksichtslos von der Schußwaffe Gebrauch zu machen!"

lautet in Wahrheit:
"Es ist rücksichtslos, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen!"

Unglücklicherweise war dem Protokollführer im Nationalen Verteidigungsrat der DDR ein dummer, nur allzu menschlicher Kommafehler unterlaufen, für den man Honecker aber schwerlich zur Verantwortung ziehen kann.#

;-)

Vorsorglich:
Nach einer Sitzung des Nationalen Verteidigungsrates, in dem u.a. die Grenzdurchbrüche von 169 Personen vom Territorium der BRD aus und 25 Personen von Westberlin aus im Jahre 1973 problematisiert wurden, wurde von der sich anschließende Aussprache auf Grundlage von Notizen durch GO Streletz eine Niederschrift angefertigt. In gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen wird gemunkelt, daß diese Sitzung nach einer feucht-fröhlichen Runde durchgeführt worden sei.

Neben viel Text in dieser Niederschrift gab es auch 12 Stabsstriche, von denen einer lautete:

"- man muß alle Mittel und Methoden nutzen, um keinen Grenzdurchbruch zuzulassen und die Provokationen von Westberlin aus zu verhindern"

Ach' nein, es war der dem folgende:

"- mach wie vor muß bei Grenzdurchbruchsversuchen von der Schußwaffe rücksichtslos Gebrauch gemacht werden, und es sind die Genossen, die die Schußwaffe erfolgreich angewandt haben, zu belobigen."

Gültig waren für die Grenzsoldaten jedoch nicht die nichtveröffentlichte Niederschrift einer Sitzung aus dem Jahr 1973, sondern:

Zitiert nach "Strafjustiz und DDR-Unrecht: Dokumentation, Band 2, von Klaus Marxen, Gerhard Werle, Petra Schäfter, Toralf Rummler, S. 536
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/389949007X/ddrluftwaffde-21

Beachte:
"Der Einsatz der Schußwaffe gegen eine Person, die unerlaubt die Grenze überschritten hat und sich ... der Festnahme durch die Flucht entziehen will, ist nicht offensichtlich rechtsstaatswidrig (vgl. BGH NStZ 1995, 286 = BGHR WStG § 5 Abs. 1 Schuld 1 m.w.N.)" BGH 2 StR 329/00 - Urteil v. 1. Dezember 2000.

Vergleiche:
§ 11 UZWG und den Ehrenhain

Zeitungs - Krieg

Westzonen / BRD: Genehmigungspflicht für den Bezug von Zeitungen aus der DDR

»Nach der Alliierten Kontrollratsdirektive Nr. 55 war die freie Verbreitung von Zeitungen und Zeitschriften, die von den einzelnen Besatzungsmächten lizenziert waren, in allen Besatzungszonen erlaubt. Mit der Zentralisierung und Verstaatlichung des Zeitungsvertriebes in der sowjetischen Besatzungszone (SMAD- Befehl Nr. 105 vom 8.6.1948, Postzeitungsamt gegr. am 1.8.1948) wurde auch der Vertrieb westlich lizenzierter Zeitungen und Zeitschriften in der sowjetischen Besatzungszone« eingestellt.

Neben dem beginnenden Kalten Krieg, dürfte die kurz darauf erfolgte Spaltung Deutschlands - durch die separate Währungsreform am 21.06.1948 in Westdeutschland und mit etwas Verzögerung in den westlichen Sektoren von Berlin - wesentlichen Einfluß auf die Entscheidung gehabt haben. Ich erinnere auch an Art. VIII des Militärregierungsgesetzes Nr. 53 i.d.F. vom Herbst 1949, das nur für die Westzonen galt und u.a. das "genehmigungslose Verbringung" Devisen aus dem Westen Deutschlands in den Osten verbot. Für die Westsektoren Berlins galt entsprechend die Kommansanturverordnung Nr. 500. Die westdeutsche "Bank deutscher Länder" war bereits durch Art. III Ziff. 15 Buchts. c des Militärregierungsgesetzes Nr. 60 geschaffen worden. Die Zeitungen mußten auch "irgendwie" bezahlt werden.

Und dann gab es seit 1948 einen »Boykott der Ostzeitungen, deren Bezug später (Staatsschutzgesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland) genehmigungspflichtig gemacht wurde.«

»Anstoß zur völligen Liberalisierung des Bezuges von DDR-Zeitungen in der Bundesrepublik gab ein Vorschlag Ulbrichts auf der II. Bitterfelder Konferenz am 25.4.1964: "... wären wir bereit, einige westdeutsche Zeitungen, wie etwa 'Die Zeit' oder die 'Süddeutsche Zeitung', bei uns zum Verkauf auszulegen, wenn die Garantie gegeben wäre, daß in Westdeutschland das 'Neue Deutschland' in gleichem Maße öffentlich verkauft wird." Das SED-Zentralorgan 'Neues Deutschland' schlug daraufhin der Hamburger Wochenzeitung 'Die Zeit' zur Vorbereitung dieses Z. [Zeitungsaustausches] einen 'vereinbarten Artikelaustausch' vor, der aber nach einem ersten gegenseitigen Artikelabdruck vom 'ND' abgebrochen wurde (Die Zeit 14.8.1964). Zögerndes Verhalten der Bundesregierung (Erhard) und neue Bedingungen der DDR (Vereinbarungen auf Regierungsebene) führten in der Frage des Z. zu keinem Ergebnis ....« Da hatte die BRD wohl wieder eine Anerkennung der Existenz der DDR durch die Hintertür befürchtet :-D

»Die in der Bundesrepublik Deutschland notwendige Änderung der Staatsschutzgesetzgebung (Genehmigungspflicht für den Bezug von Zeitungen aus der DDR) erfolgte 1968 (große Koalition): ab 1. 8. wurde der Bezug zunächst befristet bis März 1971, ab 1.4.1971 (sozialliberale Koalition) unbefristet, freigegeben

Alle Zitate aus:
DDR-Handbuch: Zeitungsaustausch. Enzyklopädie der DDR, S. 7195 (vgl. DDR-HB, S. 1535) (c) Bundesministerium des Innern
http://www.digitale-bibliothek.de/band32.htm, s.a.:
http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv012281.html,
http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/golodkow.html sowie
"
Fünfzig Jahre Deutsche Mark: Notenbank und Währung in Deutschland seit 1948" von Ernst Baltensperger, Deutsche Bundesbank

Hinweis:
Hervorhebungen und Verlinkungen sind stets von mir. Die Message / Aussage der Publikationen aus denen ich zitiere, mache ich mir regelmäßig nicht zu eigen.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Anteilscheine am Volksvermögen

"Volkseigentum in Volkes Hand"
Ja, es gab die Idee, das Volkseigentum der DDR durch Anteilscheine auf jeden Bürger (Mann, Frau, Kind und Greis) zu einem Stichtag zu verteilen. Das wurde beispielsweise in Russland so praktiziert, woraus eine neue Schicht des nationalen Bürgertums (Oligarchien) entstand, von Leuten, die wussten, welche Anteilscheine was bringen und diese billig von der Bevölkerung aufkauften. Zeitweise wurde dies in der Tschechoslowakei ebenfalls praktiziert.

Nach verschiedenen Schätzungen betrug das DDR-Substanzeigentum, d.h. alles Eigentum außer privatem (einschließlich kirchlichen) und genossenschaftlichem, 1989 / 1990 zwischen 900 Mrd. und 1,7 Billionen DM. Das waren etwa zwischen 50.000 und 100.000 DM je Einwohner. Dieser Betrag in Anteilsscheinen hätte den DDR - Bürgern einen guten, auf jeden Fall deutlich besseren Start in der BRD-Wirklichkeit ermöglicht.

Im Einzelnen wurden der Wert von Grund- und Boden und die darauf befindlichen Einrichtungen wie folgt geschätzt:

- staatlichen Industriebetriebe mit ca. 600 bzw. 625 Mrd. DM,
- Verkehrs-, Post- und Fernmeldewesens ca. 192 Mrd. DM,
- die 3,3 Millionen volkseigene Wohnungen mit insg. 150 Mrd. DM,
- Gesundheits-, Sozial- & Bildungswesen, Kultur & Sport mit 120 Mrd. DM,
- NVA und Grenztruppen zwischen 98 und 200 Mrd. DM,
- Volkseigene Güter und Betriebe der Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft mit 74 Mrd. DM,
- Handel, Gastronomie und Tourismus 64 Mrd. DM,
- Diplomatischer Dienst sowie Ämter und Behörden 42 Mrd. DM.

In dieser Schätzung war das Vermögen der Staatsbank und vermutlich die Schalk-Milliarden nicht enthalten. Manfred Behrend weiter dazu: »In der Land- und Forstwirtschaft waren und sind zu Privatisierungszwecken jene 40 Prozent der Ackerfläche und die Wälder interessant, die dem Staat gehörten. Das Vermögen der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften ging im Umwandlungsprozeß zu zwei Dritteln verloren.

Die Zusammenstellung ist lückenhaft. Sie macht gleichwohl hinreichend deutlich, daß den neuen „Siegern der Geschichte“ mit der DDR der größte Wertzuwachs nach dem zweiten Weltkrieg zuteil wurde. Wenn ein beträchtlicher Teil des neu angefallenen Reichtums verludert worden oder sonstwie verloren gegangen ist, muß das den Verursachern angekreidet werden, nicht dem verflossenen SED-Regime«

»Am 12. Februar 1990 befasste sich der Runde Tisch mit der Vorlage Nr. 12/29, die den Vorschlag des "Freien Forschungskollegiums" zur "umgehenden Bildung einer Treuhandgesellschaft (Holding)" enthielt … "Als erste Handlung", hieß es in der Vorlage, "müsste diese Holding-Gesellschaft gleichwertige Anteilsscheine im Sinne von Kapitalteilhaber-Urkunden an alle DDR-Bürger emittieren. (...) Das heißt, das die Kompetenzen und Aufgaben definierende Statut dieser Treuhandgesellschaft müsste durch die neu gewählte Volkskammer (solange es diese gibt) oder später durch Volksentscheide der Bürger in den Ländern der ehemaligen DDR definiert werden"« (Das Parlament; s.a.: Text der Vorlage).

»Die Vorlage wurde an die "Arbeitsgruppe Wirtschaft" des Runden Tisches sowie an die Arbeitsgruppen "Recht" und "Verfassung" überwiesen … und auch an Modrow geleitet. Der Vorschlag des "Freien Forschungskollegiums", vorgelegt von Gerd Gebhardt, in der Öffentlichkeit aber vor allem mit dem Mitglied des Forschungskollegiums und Minister ohne Geschäftsbereich Wolfgang Ullmann in Verbindung gebracht - fand ein breites Medienecho, … das sich vor allem auf die Ausgabe verbriefter Anteile am "Volkseigenen Vermögen" an alle DDR-Bürger bezog … Die Vorschläge Krauses [des vormaligen stellvertretenden Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission, Wolfram Krause; Veith] und der "Arbeitsgruppe Wirtschaftsreform" nahmen die Idee einer "Treuhandstelle" aus dem Vorschlag des "Freien Forschungskollegiums" bzw. des "Schatzamtes" aus den internen Überlegungen auf, nicht aber den Vorschlag für eine Anteilsscheinregelung zugunsten der DDR-Bürger.«

Fn. 28 »Dass die Anteilsscheinregelung aus dem Vorschlag des "Freien Forschungskollegiums" vom Ministerrat nicht übernommen wurde, führte Krause später auf die erheblichen organisatorischen Probleme zurück, welche die Umsetzung dieses Vorschlags mit sich gebracht hätte (im Interview des Verf. vom 24.2. 1993)« (Das Parlament).

Die Idee der Anteilscheine war damals populär, wie auch folgende Äußerung ahnen lässt. Prof. Dr. Jörg Roesler meinte im Jahr 2001 dazu im Rahmen des Themas: „Eigentumsvorstellungen und –politiken der Belegschaftsvertreter und des Leitungspersonals der volkseigenen Industrie in der Wende“ u.a.: »Während eine wachsende zahl von Belegschaftsvertretungen Mitarbeitereigentum in Form von Anteilscheinen am Betrieb forderten, favorisierte die innerhalb des Leitungspersonals dominierende Gruppe der Kombinatsmanager unveräußerliches Konzerneigentum, das mehrere Betriebe oder sogar Wirtschaftszweige umfasste. Wieweit diese Anteilscheine privates oder genossenschaftliches Eigentum darstellen sollten war unbestimmt.«

Lt. dem Spiegel wurde damals durch das o.g. „Freie Forschungskollegium“ sogar ein Anteilschein mit folgendem Inhalt entworfen:

»* Vermögens-Anteil-Urkunde an einem 16millionstel Anteil am Volkseigentum der DDR zugunsten, Name, Vorname, geboren am ... ausgegeben am ...

Und darunter der sachdienliche Hinweis:
* Diese Urkunde (und nicht Ihre Ersparnisse) geben Sie in Zahlung, wenn Sie Ihre volkseigene Wohnung als Eigentumswohnung erwerben wollen. Mietwucher wäre dann kein Thema mehr für Sie. Wenn Sie ein Gewerbe eröffnen wollen, brauchen Sie Geschäfts- oder Betriebsräume. In einem der vielen unrentablen VEBs werden Sie Ihren Raum finden. Sie erwerben ihn mit Ihrer Vermögensurkunde.«

Trotz der „organisatorischen Bedenken“ des Herrn Kraus lebte der Gedanke an (abgespeckte) Anteilsscheine in „Höchsten Kreisen“ fort, vgl. folgendes Zitat:

Helmut Kohl: »“Ja, wir glaubten sogar, daß wir, nachdem wir einen abschließenden Überblick über das DDR-eigene Vermögen haben würden, an die Bevölkerung Anteilscheine ausgeben könnten.“
Der Kanzler spricht damit Kapitel II, Artikel 10 des Vertragswerkes zur Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion an. Es heißt dort: „Nach einer Bestandsaufnahme des volkseigenen Vermögens und seiner Ertragsfähigkeit sowie nach seiner vorrangigen Nutzung für die Strukturanpassung der Wirtschaft und für die Sanierung des Staatshaushaltes wird die Deutsche Demokratische Republik nach Möglichkeit vorsehen, daß den Sparern zu einem späteren Zeitpunkt für den bei der Umstellung 2 zu 1 reduzierten Betrag ein verbrieftes Anteilsrecht am volkseigenen Vermögen eingeräumt werden kann.“

„Auch der erste, Später ermordete Präsident der Treuhandanstalt, Detlev Carsten Rohwedder“ - so Kohl weiter -, „ging zu Beginn seiner Amtszeit 1990 noch von einem Netto - Industrievermögen der DDR in Höhe von 600 Milliarden D-Mark aus“ (Rechtschreibfehler im Original; Veith).

Es ist zu beachten, dass diese Schätzung „Netto - Industrievermögen der DDR in Höhe von 600 Milliarden D-Mark“ der Eingangs genannten Wert der „staatlichen Industriebetriebe“ entspricht und in der Summe eben 1,7 Billionen DM herausgekommen wären.

Wie schrieb ein Torsten Hampel in den „Potsdamer Neusten Nachrichten“ zwanzig Jahre später so schön, wenn auch etwas ungenau: »Das stärkere System hatte sich durchgesetzt. Es hatte sich durchgesetzt um den Preis, dass die DDR-Wirtschaft vom Tag dieser Währungsunion an wertlos sein würde … Die volkseigenen Grundstücke würden zwar immer noch einen Wert haben, aber die volkseigene Industrie eben nicht mehr. Das DDR-Vermögen würde halbiert, und die Anteilsscheinidee damit auch. Endgültig begraben wurde sie dann am 17. Juni von der Volkskammer. Die Schaffung von ostdeutschem Privateigentum sah das Gesetz nicht mehr vor.«

Damit wird der Auftrag der sog. „Treuhandanstalt“ spätestens nach der ominösen Ermordung ihres Präsidenten, Herrn Rohwedder, überdeutlich: Verhinderung der Schaffung neuer „nationaler“ Strukturen mit DDR-Vermögen und Umverteilung des DDR - Vermögens von Ost nach West.

Die notwendige Begleit – Propaganda besorg(t)en die Westpolitiker, ihre Medien und jede Menge willige Helfer.


Verwendete Links:http://www.glasnost.de/autoren/behrend/mabehr.html
http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/11/Beilage/006.html
http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/roesler.pdf
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8654148.html
http://www.2plus4.de/chronik.php3?date_value=18.05.90&sort=001-001
http://www.pnn.de/dritte-seite/301676/

Hinweis:
Hervorhebungen und Verlinkungen sind stets von mir. Die Message / Aussage der Publikationen aus denen ich zitiere, mache ich mir regelmäßig nicht zu eigen.

Interne Links:http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2008/06/reperation-deutschlands-nach-dem-2.html
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2009/05/mauerfall-9-november-1989.html
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2009/12/staatsverschuldung-ddr.html
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2010/10/putsch-gegen-die-deutsche-einheit-ii.html
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2010/05/wohnungs-marktregulierung.html

Sonntag, 12. Dezember 2010

Von Generalen und Panzern

Ich lese eben: »Wien - Im kommenden Jahr werden 50 Prozent des Panzer-Fuhrparks des österreichischen Bundesheeres aufgelöst ... Vom "großangelegten Aussonderungsprogramm" sind mehr als 500 Panzer betroffen" (Der Standard).

Prompt fällt mir eine nun bereits 10 Jahre alte Meldung ein: »Die kleine österreichische Armee, das so genannte Bundesheer, besitzt mehr Generäle als Panzer. Während 270 Offiziere im Generalsrang ihren Dienst verrichteten, verfüge die Truppe lediglich über 110 Panzer, berichteten die Zeitungen am Montag in Wien« (RP-Online).

Da sieht man mal wieder, wie es mit der Statistik so ist oder Österreich hatte seine Panzerwaffe seit dem Jahr 2000 massiv aufgerüstet ... wenigstens listet "Der Standard" die abzuschaffenden Panzer auf: 400 Saurer-Panzer, 130 Jagdpanzer "Kürassier" und 48 der 114 Kampfpanzer "Leopard". Mal abgesehen davon, daß damit 578 Panzer abgerüstet (bzw. verkauft) würden und das schon deutlich mehr als 500 sind, wird deutlich, daß bei dem obigen Generals - Vergleich wohl nur die Leopard-Kampfpanzer einbezogen waren. Was natürlich auch seine Berechtigung hätte, es sollte nur erwähnt werden.

Aber, warum schreibe ich das?

Weil der NVA immer eine zu größe Offiziers- bzw. Generalsdichte angedichtet wird, ohne die genauen Zahlen, Abgrenzungen zu nennen und vor allem die unterschiedlichen Aufgaben und Strukturen zu beachten. So können in anderen Staaten bestimmte Aufgaben, wie die Wehrverwaltung (WKKs) durch zivilen Behörden wahrgenommen werden, die somit in eine solche Aufstellung nicht einfließen würden. Zudem war die NVA als Massenarmee zur Landesverteidigung eine Mobilmachungs-Armee, die daher viele aktive Kader (Offiziere und Unteroffiziere) vorhielt. Von der Sowjetarmee wurde zudem das Konzept übernommen, Waffensysteme von vergleichsweise wenig Personal bedienen zu lassen. Das Bedienpersonal bestand dann vornehmlich aus Längerdienenden, mit entsprechendem KnowHow - nur so konnte auch über Jahrzehnte die sehr hohe Gefechtsbereitschaft sichergestellt werden.

Es ist somit stets anders, als es "vermittelt" wird.

Links (obige Hervorhebungen immer von mir):
http://derstandard.at/1291454883880/Bundesheer-mistet-Panzer-aus
http://www.rp-online.de/panorama/Oesterreich-Mehr-Generaele-als-Panzer_aid_274754.html
http://home.snafu.de/veith/staerke.htm

Samstag, 11. Dezember 2010

DRESDNER MÄDCHENBAND

Ich bin nicht so der Konzertgänger. Allerdings ist mir aus meiner Kamenzer Zeit der Auftrittt einer damals unbekannten "DRESDNER MÄDCHENBAND" in sehr guter Erinnerung. Das muß man sich vorstellen:

In einem völlig überfüllten Saal einer NVA-Kaserne, hunderte junge Männer in Ausgangsuniform und vorn auf der Bühne ein paar gut aussehende Mädchen, die Rockmusik spielen. Es war im Raum sehr heiß, ich würde den Termin auf 1982 / 1983 setzen, die Jacken wurden vorschriftswidrig ausgezogen, die Schlipse abgemacht und verschwitzte Kerle in weißen, aufgeknöpften Hemden tobten zur Musik. Nach ca. 1,5 Stunden meinte eine sichtlich erschöpfte Sängerin zum Publikum: "Jungs, wir wollten eigentlich nur 20 Minuten spielen, daraus ist deutlich mehr geworden. Jetzt können wir, ehrlich, nicht mehr" ... das Konzert war aus und wir gingen in unsere Unterkünfte zurück und hofften auf weitere Vorstellungen der Mädchen.

Daraus wurde leider nichts, durch einen tragischen Unfall auf einer Tournee im Sommer 1983 verstarben zwei Mädchen. Viele Jahre später habe ich zur Band noch folgendes erfahren:

Die "DRESDNER MÄDCHENBAND" war als Amatuerband bereits Ende 1979 gestartet. Chefin und Schlagzeugerin war Angela Ullrich. Weiterhin gehörten zur ersten Bestzung: Angelika Flade (voc), Galina Semenichina (g), Marion Häußler (keyb), Susanne Rahm (b). Nach dem Studium einzelner Band-Mitglieder bzw. dem Beginn des Musikstudiums aller anderen an den Musikhochschulen Dresden und Leipzig erhielt die Band eine Profi-Lizenz. Im Jahr 1983 kam es zu o.g. Unfall, bei dem die Bassistin Susanne Rahm und die Keyboarderin Marion Häußler starben. Im gleichen Jahr erfolgte die Umbenennung der Band in "NA UND" und es kommen Juana Rekitt (keyb) und Sylvia Tuch (b) hinzu. Unter dem Titel »Die Mädchenband "Na und"« gab es in der Armeerundschau, Heft 10/1984 einen Artikel. Die größten Erfolge kamen 1985. Ende 1985 verließen mehrere Frauen die Band, die noch ohne größeren Erfolg weitermachte. Ende der 1980er löste sich "NA UND" auf.

Links:
http://ostmusik.de/na_und_band.htm
http://eisenblatt.ostmetal.de/a_naun02.htm
http://www.frauenrockband-naund.de/

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Wir sind überall

Ehe ich es vergesse, etwas "Ostalgie":

Fotografiert am 22.07.2010 / 11:06:48 Uhr in den Pirineos. Gemeinsames absingen von "Wir sind überall, auf der Erde, ..." ;-)

Kartoffelkäfer

Gerüchte - Heute:
Cholera in Haiti Eine importierte Seuche !?!

Gerüchte - Damals:
Das Gerücht, US-amerikanische Flieger hätten Kartoffelkäfer als biologische Waffe verbreitet, entstand während des Zweiten Weltkrieges und wurde durch das deutsche Propaganda - Ministerium gestützt. Die Glaubwürdigkeit hing nicht zuletzt damit zusammen, daß bereits während des ersten Weltkrieges US-Soldaten (versehendlich) den Kartoffelkäfer in Frankreich eingeschleppt hatten und diese sich sukzessive ostwärts ausbreiteten. Da dieses Thema irgendwie ein "Untot" ist, möchte ich auch hier meine vor Jahren zusammengegoogelten Infos wiedergeben. Die Links sind vermutlich weitgehend offline:

Kartoffelkäfer wurden als biologische Waffe mindestens von Frankreich und Deutschland erforscht und von Deutschland getestet:

* http://www.aerztezeitung.de/docs/2000/02/22/032a0301.asp
»...... Eine Einschätzung, die sich ändert, als beim Angriff auf Frankreich ein B-Waffen-Institut bei Paris entdeckt wird. Die französischen Wissenschaftler haben nicht nur humanpathogene Keime im Programm wie Milzbrandbazillen, sondern auch Pflanzenschädlinge zur Erntevernichtung wie die Kartoffelfäule - ein Pilz - und den Kartoffelkäfer. ........ Bestärkt von Reichsinnenminister Heinrich Himmler untersuchte Blome unter anderem, wie sich die Pest in feindlichen Ländern verbreiten ließe. Und er betreute in Personalunion Krebsforschung, etwa zur Röntgenfrüherkennung des Magenkarzinoms. Auch Pflanzenschädlinge wie der Kartoffelkäfer wurden gezüchtet und in Feldversuchen getestet.

Im Juni 1944 sollen die Tiere bereit gewesen sein für einen Einsatz in England, wo die Nazis bereits zwei Jahre zuvor Zehntausende der Krabbeltiere für einen Abwurf über Deutschland vermuteten. "Diese Annahme hat sich später nicht bestätigt", sagt Geißler, auch nicht die Anschuldigungen der Deutschen, Käferplagen in den vierziger Jahren seien von Feindeshand ausgelöst worden. Geißler: "1922 gab es eine natürliche Kartoffelkäferplage bei Bordeaux, und seither zogen die Tiere stetig ostwärts."«

* http://www.peterknechtli.ch/kaeferKrieg.htm
»Als die Wehrmacht im Herbst 1941 die unterschiedlichen Gebiete der biologischen Kriegsführung festlegte, wurde auch ein Forschungsgebiet "Schädlingseinsatz und Bekämpfung" definiert. Schwartz erhielt für die Forschungsstation in Kruft einen Wehrmachtsauftrag der höchsten Dringlichkeitsstufe "SS". Nun wurde damit begonnen, Insekten für den Einsatz im Krieg zu züchten. Der Kartoffelkäfer schien besonders für den Einsatz gegen England geeignet, wo er noch nicht Fuss gefasst hatte. Szenarien der Wehrmacht gingen davon aus, dass mit einem Abwurf von Schädlingen die britische Nahrungsproduktion empfindlich getroffen werden könnte. Im Totalen Krieg schien jedes Mittel recht, um den Feind zu schwächen. Im Oktober 1943 wurden in einem Feldversuch in Deutschland 14'000 Kartoffelkäfer vom Flugzeug aus 8000 Metern Höhe abgeworfen. Schliesslich wurde das Projekt sistiert.«

Die DDR knüpfte an Gerüchten an:

* http://www.dhm.de/ausstellungen/kalter_krieg/brosch_04.htm
»Im Juli 1950 brachte der Propagandachef der DDR, Gerhart Eisler, eine Broschüre heraus, in der behauptet wurde, die Amerikaner hätten Kartoffelkäfer über der DDR abgeworfen, um die ...." oder

* http://www.mdc-berlin.de/presse/2000/th20-02.htm
»Als "Amikäfer" wurden 1950 in der DDR die damals massenhaft auftretenden Kartoffelkäfer bezeichnet, weil diese angeblich von US-Flugzeugen verbreitet worden seien. Dabei handelte es sich um reine Propaganda. Kartoffelkäfer sind aber tatsächlich vor und während des Zweiten Weltkrieges auf ihre Eignung als biologische Kampfmittel untersucht worden. .... «

* Die BILD - ich hätte gleich darauf kommen müssen ;-) benennt sogar die Augenzeugen:
http://www.50jahredeutschland.de/50iger/50/genericmain.html?body=kult...
»Zum Ärger der Landwirte frißt sich in diesem Jahr eine ungewöhnlich große Anzahl der gelb-schwarz gestreiften Kartoffelkäfer durch die grünen Felder. Die DDR-Regierung beschuldigt die "amerikanischen imperialistischen Kriegstreiber", die "Sicherung der Volksernährung stören" zu wollen. "Augenzeugen" wie Bauer Max Tröger und Straßenwärter Alfons Groß sehen nachts, was die Luftüberwachung der Sowjets nicht sieht: Flugzeuge, die aus dem Westen kommen! Und am nächsten Tag sind die Kartoffelkäfer da, im Kreis Weimar genau 50 929! Die absurde Plakatkampagne (Foto), die den Kartoffelschädling zur Waffe im Kalten Krieg erklärt, gipfelt in Pressezeilen wie "Heute Käfer - morgen Atombomben". «

=> Das es tatsächlich Abwürfe von "Kartoffelkäfern" auf die DDR gab, belegt unzweifelhaft das Deutsche Historische Museum mit folgender WebPage:
http://www.dhm.de/ausstellungen/kalter_krieg/brosch_04.htm

»In der Bonner Ermekeilkaserne trafen sich Anfang August [1950 - Veith] Mitarbeiter einer schwarzen Abteilung des Pressereferats des Gesamtdeutschen Ministeriums mit amerikanischen Geheimdienstleuten. Man kam überein, als Scherzartikel Kartoffelkäfernachbildungen aus Pappe mit aufklärerischen Politsprüchen und dem "F" für "Freiheit" auf der Rückseite zu versenden. Etwa 50 Kartoffelkäfer ließen sich auf einen postkartengroßen Pappbogen drucken und stanzen. Ein Teil der Bogen wurde mit der Post an sämtliche Räte der Gemeinden der DDR geschickt. Der Rest wurde ausgestanzt und dann mit Ballons über der DDR abgeworfen. ..... Später konstituierte sich das Kartoffelkäfer-Team zur F-Aktion, "Freiheit", Aktion der Jugend". «

Ich selbst halte es für naheliegend, daß die Versorgung Westberlins - insbesondere während der sog. "Berlin-Blokade", aber auch später - durch die Westalliierten über das Straßen- und Schienennetz der DDR sowie der Lufttrassen die Ausbreitung der Kartoffelkäfer gen Osten begünstigt hat.

Bertolt Brecht:
"Die Amiflieger fliegen
silbrig im Himmelszelt
Kartoffelkäfer liegen
in deutschem Feld."
Sonderausstellung im Schulmuseum der Stadt Lohr a.M. vom 31. Oktober 2010 bis 6. März 2011 zum Thema: »"Der Amikäfer" - Der Kartoffelkäfer auch ein Medium der politischen Propaganda«

Samstag, 4. Dezember 2010

Hörfunkpropaganda im Kalten Krieg

Eine recht umfassende Übersicht zur "Hörfunkpropaganda im Kalten Krieg" findet sich in diesem Thesenpapier der "Westfälische Wilhelms-Universität Münster":
http://egora.uni-muenster.de/ifk/seminare/SS2001/bindata/thesenpapier%20fertig.doc

Aus dem Inhalt:

2. Westdeutsche Propaganda
2.1. Psychologische Kriegsführung der Bundeswehr:
Das PSK-Sendebataillon 701
2.2. Der Deutschlandfunk
2.3. RIAS Berlin (Rundfunk im amerikanischen Sektor)

3. Ostdeutsche Propaganda
3.1. Pressetheorie
3.2. Inhalte der Kommunikationspolitik
3.3. Die Sender
3.3.1. Der Deutsche Freiheitssender 904 (DFS 904)
3.3.2. Der Deutsche Soldatensender 935 (DSS 935)
3.3.3. Radio Berlin International

4. Fazit

AUZUG: »Das Propaganda-Programm der DDR war eine Mischung aus der sogenannten Friedensoffensive der sozialistischen Länder und den Drohgebärden wider die Westintegration der Bundesrepublik. So lange sich Ost-Berlin und Moskau auf die Propagierung von Friedens- und Einheitsinitiativen konzentrierten, konnten sie auf ein Entgegenkommen der westdeutschen Öffentlichkeit zählen. Sobald sie sich jedoch an der Manipulation bundesrepublikanischer Mehrheitsverhältnisse (z.B. Bundestagswahl 1953) versuchten, wurde die östliche Propaganda von der Mehrheit der Westdeutschen scharf verurteilt.
Auch aus amerikanischer Sicht waren die Bundesbürger wankelmütige Verbündete. Washington schätzte zwar den starken Anti-Kommunismus der westdeutschen Öffentlichkeit, sorgte sich jedoch um die Verlässlichkeit der deutschen Westbindung. Zu viele Anzeichen deuteten auf eine höchst ambivalente und distanzierte Einstellung gegenüber den Erfordernissen der Ost-West-Konfrontation hin. An erster Stelle der Bundesbürger stand nämlich der Wunsch nach Wiedervereinigung« (Hervorhebungen von mir).

In Spanien wurde der "Alarmzustand" erkärt

Nein, in Spanien gab es keinen neuen Terroranschlag. Aber es gibt einen "wilden Streik" der Fluglotsen. Aufgrund eines entsprechenden Kabinettsbeschlusses würden nunmehr die Lotsen »rechtlich mit Soldaten gleichgestellt und dem Militärrecht unterstellt. Wenn sie weiter streikten, können die Lotsen wegen Befehlsverweigerung in Schnellverfahren nach militärischem Recht zu langjährigen Haftstrafen verurteilt werden« (bazonline.ch). »Der Alarmzustand gibt der Regierung besondere Vollmachten. Er steht von den Auswirkungen her eine Stufe unterhalb des Ausnahmezustands ...«(ftd.de). »Diese im Artikel 162 der Verfassung verankerte Maßnahme ist für besondere Notlagen gedacht« (SZ) ... was "natürlich" nicht stimmt. Der "Alarmzustand" ist im Art. 116 der spanischen Verfassung von 1978 grundsätzlich geregelt.

Wer jetzt meint, so etwas "schickes" wie den "Alarmzustand" kenne die BRD nicht, schau bitte in sein Grundgesetz, Stichwort "Spannungsfall" (Art. 80a und 87a III GG). Man beachte vor allem Art. 80a III GG: »... ist die Anwendung solcher Rechtsvorschriften auch auf der Grundlage und nach Maßgabe eines Beschlusses zulässig, der von einem internationalen Organ im Rahmen eines Bündnisvertrages mit Zustimmung der Bundesregierung gefasst wird.«

Was die Arbeitsverpflichtung angeht, siehe bitte in den Art. 12a Abs. 3, 4 und 6 GG ... und Dank unsere tapferen Sozialdemokraten und Olivgrünen unterliegt seit April 2005 u.a. jedermann nun nicht nur im "Verteidigungsfall", sondern bereits im "Spannungsfall" der Wehrpflicht bis zum 60. Lebensjahr, vgl.: Streitkräftereserve-Neuordnungsgesetz" (SkResNOG). Das "Schöne" daran: Es existiert für den "Spannungsfall" keine Legaldefinition.

Ich hatte damals spontan gereimt:
»Wenn irgendwo ein Bömblein in die Lüfte geht,
der Fischer zu den Menscherechten steht,
tönt und BILDet es überall:
Mobilmachung für den Spannungsfall!
*tätä, tätä, tätäää*«

Aber mit keiner Silbe an "wilde Streiks" gedacht ... nun, das ist in Spanien ...
Zapatero soll die "Flügel der Gewerkschaften stutzen"
Terrorrisiko: Die Republik probt den Alarmzustand
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2008/10/einsatz-der-bundeswehr-im-innern.html

update (04.12.2010)
Die deutschen Fluglotsen hatte offenbar die Vulkanasche "gerettet":
* "Fluglotsen wollen streiken" (SPON am 09.04.2010)
* "Ein Streik der Fluglotsen ist vom Tisch" (eigene Notizen vom 18.04.2010)

update (06.12.2010)

Beinahe vergessen: Der EU-Kommissionspräsident, José Manuel Durão Barroso, warnte bereits am 11. Juni 2010 vor weitreichenden Folgen sozialer Proteste in Griechenland, Spanien und Portugal mit den Worten: "dass diese Länder in ihrer demokratischen Gestaltung, wie wir sie derzeit kennen, verschwinden könnten".

Heinz Dieterich schrieb dazu: "Mit anderen Worten: Die europäische Bourgeoisie stellt der Arbeiter- und Basisbewegung ein Ultimatum: Zahlt unterwürfig die Kosten der vom Kapital verursachten Krise, oder wir zwingen Euch mit militärischen Mitteln dazu" und verwies auf die Krise 1968 in Frankreich. Auf dem Höhepunkt der Ereignisse soll die politische Führung Frankreichs Panzer gen Paris mobilisiert haben, vgl.:
http://www.heise.de/tp/blogs/8/147988

Bereits kurz nach o.g. Warnung, Ende Juli 2010, beendete die griechische Regierung unter Militäreinsatz einen Streik. Das Militär lieferte Kraftstoff aus und die streikenden Lkw-Fahrer wurden per Dienstverpflichtung zur Rückkehr an die Arbeit gezwungen. Für den Weigerungsfall drohte ihnen der Verlust ihrer Lizenz und Strafverfahren.
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/griechenland890.html

update (08.12.2010)
Ich erinnere an den "wilden" Opel-Streik 2004, damals ohne Strafmaßnahmen und Militär:

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Aus der Geschichte der 43. FRBr ( Folge 16 )



















Vorbemerkung :

Im Rahmen der Vorbereitungen unserer Ausstellung " 50 Jahre Garnisonsort Sanitz " waren wir am 26.11.2010 in Pinnow b. Angermünde, im Amtsbereich Oder - Welse. Der Name dieses Ortes ist geschichtsträchtig für die Fla - Raketentruppen der Luftverteidigung der DDR, er ist ist ein Symbol - aber er steht nicht nur für Beginn, für Historie, für Legenden und für ein Ende. Es gibt noch einiges, was gegenwärtig ist, so das " Telefon - und Raketenmuseum Pinnow ". Wir haben es besucht und fanden eine interessante und erhaltenswerte Ausstellung vor. Als Dank für das Engagement übergaben wir ein Exemplar des im Oktober erschienenen Buches " Die Fla - Raketentruppen der Luftverteidigung der DDR ", Autoren B. Biedermann & S. Horst. Ein Foto mit dem Wappen der 43. FRBr hatten wir mitreingelegt. Über unseren Besuch wird es noch einen gesonderten Beitrag geben ...

Aber zurück zu unseren aktuellen FOLGEN " Aus der Geschichte der 43. FRBr ". Wir bleiben in Barth, in der Fla - Raketenabteilung 4322. Diesmal hat uns Detlef Merten geschrieben, hier der Teil I seines Erinnerungsberichtes mit dem Thema " Resi Otto " :

" Meine Geschichte ist die eines Gefreiten der Reserve, der in der 43. Fla – Raketenbrigade gedient hat. Zunächst als Wehrpflichtiger von 1981 - 1982 in der FRA 4322 in Barth und dann als Reservist 1986 auf dem GS - 43. FRBr in Rövershagen. Als Planzeichner und als „ Otto „, nicht als Detlef Merten. Ich bin 1982 zusammen mit unserem Kommandeur, Oberst Peter Prottengeier, nach Hause gegangen – wie man so schön sagt. Ich würde jederzeit wieder dort und „ unter „ ihm dienen. Hier also meine Erinnerungen und Erlebnisse, aufgeschrieben aus meiner Sicht, der Sicht eines Soldaten :

Am 06.05.1980 ...
begann ein neuer Zeitabschnitt in meinem bisherigen Leben : die Einberufung zur NVA wurde Wirklichkeit. Es ging zuerst nach Magdeburg, von dort aus im Zug weiter Richtung Rostock - Sanitz. Um 03.30 Uhr in der Frühe Einkleidung und ab zur A – Kompanie nach Abtshagen, in die Fla – Raktenabteilung 4321. Dort könnten wir ersteinmal ausschlafen – sagte man uns. Angekommen, erfolgte die Aufteilung auf die Stuben mit anschließendem groben Einräumen der Spinde. Zwei Mann und ein Spind. Komisch, dachte ich, wie das alles so reinpaßt. Nach 20 min hieß es dann aber „ Alles Raustreten ! „. Von wegen schöner Schlaf, Hunger hatten wir inzwischen auch. Endlich Essenfassen, dann folgten Besichtigungen, Einweisungen usw. Am 20.05. wurde ich 24 Jahre, war damit „ der Alte „ unter meinen Mitstreitern. Die aber auch nun dachten, dem zeigen wir es mal beim Frühsport. Ich hatte auf dem Bohrturm gelernt und gearbeitet bis zur Einberufung, das bedeutete körperlich schwere Arbeit. Nachdem ich beim Frühsport 60 Liegestütze und 25 Klimmzüge vorgelegt hatte, war man anschließend etwas zurückhaltender.

Die Grundausbildung war hart. Als wir einmal nach 3 km Marsch unter „ Schutz „ noch das Lied sangen, „ Wir sind die Moorsoldaten … „, gab es richtig Feuer unterm Hintern – wie man so schön sagt. Ca. 2 1 / 2 Wochen waren gerade vorbei, da begann eine Auswahl für den anschließenden Einsatz, es wurden u.a. Planzeichner ausgesucht. Ich dachte, sofort melden und ab, schlimmer als die Ausbildung hier kann es auch nicht mehr werden. So kam ich nach Dänschenburg bei Sanitz, zum Wechselgefechtsstand. Dort war auch OSL Spakowski, der war allerdings mit Vorsicht zu genießen. Die Ausbildung zum „ Plani „ war interessant und gefiel mir. Also, dieser Posten ist der richtige für mich, dachte ich. Wären da nur nicht jeden Morgen die Millionen von blutgierigen Mücken gewesen, die nicht einmal vor den „ Karo`s „ Angst hatten ! Die Zeit ging schnell vorbei, auch „ Spaki „ war am Ende etwas zahmer - wenn man als Soldat etwas konnte.

Auf ging es nach Barth in meine neue Heimat - ich wurde als Planzeichner in die FRA 4322 versetzt. Ich kam mit der Aufgabe gut zurecht, mußte sogar meinen vorgesetzten Unteroffizier im Luftlagelesen unterstützen. Die Zulassung zum DHS erhielt ich recht schnell, da gab es mehr „ Kohle „ und eine extra Verpflegungszulage. Einmal hatte der Koch den Pudding vergessen, da jagte der Diensthabende den Vergesslichen zurück, er mußte zu Fuß mit dem Handwagen und dem Pudding die 3 km Strecke des Stellungsweges zurücklegen. Sonst hatte man eigentlich mehr Ruhe als im A – Objekt, wenn nur nicht immer dieser " Ochse " brüllen würde ...

Ich hatte mich also schnell eingelebt und es war angenehm in der Runde. Manch ein Schießender ( diensthabender Kommandeur ) bedankte sich bei mir unauffällig mit einer Vita - Cola mit „ Schuß „, wer hätte das gedacht von den Höheren .... Ich meine, mit dem Klaren darin. Ein Erlebnis : es war 1980, als ein Kubaner ( war es Fidel Castro ? ) über Rügen mit einem Fluzeug unterwegs war, der Flug mußte entsprechend abgesichert werden. Hptm. Peters ließ mich in Trainingshose mit einem Multicar ins B1 – Objekt holen, hinter der Karte stand schon der Kaffee bereit ! Dann die Luftlage bei „ Protti „ auf dem Brigadegefechtsstand mit „ Sehr gut „ abgemeldet. Anschließend gab es ein Päffchen, also eine Zigarette. Als Plani mußte man schon etliche Indexe und Codes auswendig kennen, zur Abnahmeprüfung der Quali - Spange, also des Klassifizierungsabzeichens, mußte ich extra nach Rövershagen zum Gefechtsstand der Brigade, zu OSL Spakowski.

Im Diensthabendem System ( DHS ) ...
DHS hatte ich 2 x am Tag, von 07.00 – 10.00 Uhr und von 19.00 – 22.00 Uhr. Auf dem Gefechtsstand war man immer auf dem laufenden. Hinter der Karte waren die Kopfhörer, eine Muschel mit Daten zur Luftlage, die andere mit Musik. Vom Uffz. Pockrand aus dem Funkerraum, natürlich inoffiziell und heimlich. So konnte man es bei Manövern und längeren Luftlagen besser aushalten. Den Dienst - egal, ob er über 30 oder 40 Tage ging - versuchte ich immer so hinzukriegen, dass ich Konzerte von Bands wie „ Silly „, „ Karat „ oder“ City „ in Barth besuchen konnte. Ach so, die Zivilsachen hatten wir im Dienstzimmer des Kompaniechefs, Oblt. Bohm. Ein dufter Kumpel, der dafür aber auch was verlangte im Dienst. Er hatte u.a. einen ausgeprägten Geruchssinn : er roch den im Paket evtl. versteckten Fusel, selbst in zugedrehten Büchsen. Danach hieß es : um 17.00 Uhr auf dem Dienstzimmer melden ! Er gab „ kontrolliert „ aus. Einer, mit dem man Pferde stehelen konnte, aber wie bereitsgesagt, im Dienst 100 % !

Wache schieben war auch angesagt, auch wenn ein E – Zaun und Licht – Schranken um das B – Objekt gezogen waren. Das wurde einmal Stfw. Damaschke als OvD zum Verhängnis, als er bei einer Postenkontrolle sozusagen von hinten geheimnisvoll durch den Wald angeschlichen kam. Von seinem Gehilfen hatte er aber das falsche Kennwort erhalten und konnte so bei der Anfrage “ ... Halt ! Parole ! „ sich nicht ordnungsgemäß ausweisen. Es dauerte eine Weile, bis ihn der Diensthabende des Gefechtsstandes dann aus seiner mißlichen Erd - Lage befreite. Das hatte er nun von seiner Hinterlistigkeit … Man mußte ja auch etwas Spaß haben bei der ganzen Sache.

Ich erlebte in der Zeit im DHS viele Kontrollen, auch Generäle wie Trautsch, Reinholdt, Oldenburg. Der Kommandeur, Maj. Gerling, hatte mir einmal Sonderurlaub gegeben, ich mußte aber kurz danach bei einem 3 – tägigen Manöver fast ganz allein hinter der Luftlagekarte sitzen und habe in einer kurzen Pause nicht den „ Ochsen „ gehört. Das war's gewesen … Dafür wurde ich aber an einer anderen Stelle vorzeitig zum Gefreiten befördert !
Eine andere Episode war die Wette mit Obltn. Sowieso, dass ich es nicht schaffen würde, die VS – Fächer mit einer Nagelfeile zu öffnen und dann noch in 30 min. Ich gewann die Wette und es gab anschließend im Stab Überlegungen, wie was zu verändern wäre. Oder auch mit Hptm. Peters : er hatte so seine Schwierigkeiten als „ Schiessender „, ich half ihm einigemale mit Antworten in Spiegelschrift aus der Patsche, dafür gab es als Dank auch schon eine „ Goldkrone „.

Dann kam die Verlegung nach Lieberose ...
Es ging ins Feldlager und begann mit einer Nachtverlegung zum Verladegleis in Tannenkrug, einem Ortsteil von Barth. Einige Abschlepper schon von der Dienststelle aus und zwei Plankenfahrten bei den KRAZ und URAL, sonst alles ohne Vorkommnisse. Nachts um 03.00 Uhr kam der Pfiff, es ging ab Richtung Frankfurt / Oder. Als Soldat im 1. DHJ hatten wir natürlich unsere Aufgabe im Waggon, die hieß schlicht und einfach : Bude warm kriegen und warm halten. Die „ E's „ wollten ja nicht frieren … In Frankfurt gab es einen Zwischenhalt und wir machten eine Stadtbesichtigung. Am 2. Tag ging es weiter nach Lieberose. Kurz davor hieß es absitzen, dann Alarm und vollständige Schutzausrüstung anlegen. Ein Fußmarsch von 8 km bei ca. 30 ° C mit verschiedenen Einlagen sollte folgen. Eine „ Einlage „ werde ich nie vergessen : unser Kommandeur, also Maj. Gerling, war etwas beleibt und nach einigen Kilometern wollte er sich Erleichterung verschaffen, indem er den Filter von der Atemschutzmaske abschraubte. Das sah unser überaus korrekter und konsequenter Stabchef, Maj. Marschall. Er brüllte den Kommandeur an : „ Von den Jungs verlangen Sie alles und Sie selbst, Sie als Kommandeur ? Hoffentlich haben Sie bald Schutz auf ! „ Ein toller Kerl, unser Stabchef !

Am Ende der Strecke wartete noch die komplette Entaktivierung auf uns, wir haben geschwitzt wie sonst was, das Wasser lief uns aus den Stiefeln. Dann ins Kompaniezelt, beim Aufstehen gingen die Unteren ca. 1 m tiefer, das Problem bei den Rundliegen. Spät am Abend ging es in die P – 18 … Die Zielanflüge durch die sowjetischen Piloten gingen bis zu einer Höhe von 30 m, wir dachten, die Kabinen kippen um.

Der Dienst begann ... Vor den Luftlagen mußten die Kabinen abgestimmt werden, das erfolgte durch die Obertechniker bzw. durch die Kabinenbesatzung, z.B. Hptm. Graupner, Maj. Marschall – um nur einige „ Profis „ zu nennen. So geschehen auch an diesem Tag, wo wieder reale Zieldarstellung auf dem Plan stand. Ltn. Tietz hatte nun die glorreiche Idee, kurz vorm „ Kampf „ nochmal alles neu zu regeln. Da die Kabinen nach der Laufzeit warm waren, hatte er aber dadurch alles verstellt, was dann in der Kabine los war, könnt Ihr Euch vorstellen. Der Leutnant durfte nur noch zuschauen. Am nächste Morgen : ...

Wecken !, raus aus unseren „ Betten im Kornfeld „ ... und los ging es zur Schutzausbildung zu Maj. Hultsch. Bei ihm war nun der Kampf gegen Napalm und Gase angesagt, mit Dichtheitskontrollen im Unterstand, immer Gruppenweise. Auch eine Art psychologische Belastungsprobe, die nicht jeder bestand : nach uns wollte einer unbedingt raus, aber „ Millionentod „ Maj. Hultsch hielt die Tür zu. Der Soldat war anschließend fix und fertig, aber lieber Schweiß in der Ausbildung als … Es ging weiter mit Strahlenmessung an der Technik. Stfw. Tolksdorf bestrich Vierlingsraketen mit etwas und wir mußten ran zum Messen, es knisterte ganz schön. Anschließend - da nichts weiter anlag - verkrümelte ich mich Richtung Zelt, was sich als Fehler herausstellen sollte. Als Aufgabe erhielt ich nun, ein Schützenloch mit Stahlhelm auf und Schnuffi an ausheben. Nach einiger Zeit kam der Kompaniechef und meinte, „ Otto, Sie können den Filter von der Maske abdrehen ! „ Otto, so wurde ich immer genannt, der Vorname hat wohl jemanden gefallen und hat sich dann in der Abteilung in Barth so eingebürgert. Worauf ich mit meiner großen Klappe meinte, „ Lassen sie mal Kompaniechef, ich habe schon früher gerne im Sandkasten gespielt .“ Also, weitermachen ...

Es kam der Tag der Waffenbrüderschaft und alles wurde auf Vordermann gebracht, wie man so sagt. Auch das Gefechtsfeld, es wurde geharkt mit einem ca. 4 m langen stabilen Brett incl. eingearbeiteten Nägeln. Ich fragte unseren Spieß, machen wir das auch, wenn der Feind kommt ? Ich sollte dann 3 Tage Wasser und Kohlen schleppen, mußte ich aber nicht bis zuletzt, da Generalmaj. Reinholdt sich angesagt hatte und ich anderweitig gebraucht wurde. Mein vorgestzter Uffz. „ Joppe „ Ullein hatte sich gegen Ende des Feldlagers einen „ Kleinen „ genehmigt, der etwas zu groß geraten war und natürlich Folgen hatte. Ich hatte mitbekommen, dass er degradiert werden sollte und ihm das gesteckt. Und was macht mein Joppe nun ? Er zieht Petschaftsdraht durch die Schulterstücke. Beim Akt der Degradierung holt der Spieß dann das Messer raus und fängt an zu schneiden und bekommt einen roten Kopf – ich dachte, jetzt explodiert der gleich. Uffz. Ullein muß sich die Schulterstücke selbst abnehmen, er heult dabei. Seine Uffz. - Klappen, daran hing er …

Das Feldlager ist Geschichte, wir verlegen nach Barth zurück in unsere Abteilung mit guten Ergebnissen. Jetzt ist Ausgang und Urlaub angesagt – denken wir. Aber Pustekuchen, es ist bereits durchgesickert, dass es bald zu „ Towaritsch „ geht, ins große Land. Die sogenannte Tropenimpfung ( gegen Typhus, Cholera usw. ) in Neubrandenburg ist der nächste Schritt dahin ... " - Fortsetzung folgt !