Sonntag, 24. April 2011

Ostern, Libyen und der Krieg

»Der Heilige Vater verlangt Frieden. Mehr als einen Monat nach Kriegsbeginn in Libyen fordert Benedikt XVI. den Westen, das Regime und die Rebellen zu einer diplomatischen Lösung auf - und wünscht sich einen gesellschaftlichen Aufbruch in Nordafrika« (SZ vom 24.04.2011).

»Libyens Premier Al-Baghdadi Ali al-Mahmudi hat am Samstag bei einem Telefongespräch mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow die Bereitschaft von Tripolis zu einer politischen Regelung des Konflikts bekundet. Wie das russische Außenamt am Sonntag berichtet, sprach er sich auch für eine Teilnahme Moskaus an den Bemühungen um eine friedliche Regelung im Lande aus. Das Telefonat fand auf Initiative der libyschen Seite statt« (RIANovosti vom 24.04.2011).

»Der libysche Ministerpräsident Baghdadi el Mahmudi habe am Nachmittag den griechischen Regierungschef Giorgos Papandreou angerufen. Mahmudi habe um griechische Vermittlung für ein Ende der Nato-Bombardements in Libyen gebeten, hieß es« (FOCUS vom 23.04.2011)

»Kampfjets der internationalen Truppen haben gestern 59 Kampfeinsätze über Libyen geflogen. Dies berichtete die Nato ... Seit Beginn der Operation hat es insgesamt 1432 Kampfeinsätze gegeben« (dpa vom 23.04.2011)

»Die NATO hat ihre Luftangriffe ... fortgesetzt. Die Hauptstadt Tripolis wurde nach übereinstimmenden Berichten von mehreren schweren Explosionen erschüttert. In der gesamten Stadt war zudem Flugabwehrfeuer zu hören. Die genauen Ziele ihrer neuerlichen Angriffe nannte die NATO nicht. Libyens Staatsmedien berichteten unter Berufung auf regierungstreue Truppen von Attacken auf zivile und militärische Ziele in Tripolis und vier weiteren Städten, darunter auch Gaddafis Geburtsort Sirte. Dabei seien mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Die USA führten unterdessen in Libyen einen ersten Militärschlag mit einer Kampfdrohne aus. Dabei sei ein Raketenwerfer bei Misrata zerstört worden, hieß es vom Verteidigungsministerium in Washington«(DW vom 24.04.2011).

Samstag, 23. April 2011

[Buch] Von der MiG-19 zu MiG-29

... Flugplatz Preschen bis 1994.

In diesem, derzeitig nicht mehr erhältlichen Buch von Eugen Rudolph (Hrsg.) und Reiner Kiesel, wird die Entwicklung des Flugplatzes Preschen auf 224 Seiten und mehr als 320 Bildern dokumentiert.

Auf Grund der steigenden Nachfrage ist eine Neuauflage dieser Publikation geplant, welche noch in diesem Jahr erscheinen soll. Die Auflagezahlen richten sich hierbei aber nach den entsprechenden Bestellungen. Bis zum 30.06.2011 ist es deshalb möglich, eine entsprechende Vorbestellung beim Flugplatzmuseum Cottbus abzugeben (per Mail geht sicher auch).

Vermutlich die letzte Chance zum fairen Preis an das Buch zu kommen.

Dienstag, 19. April 2011

"Meine" NVA - 1990

"Alte Freunde behalten, neue Freunde gewinnen"
OSL Kilian, 1. Juni 1990

Nach der unkontrollierten Öffnung der Grenze an jenem 9. November 1989, veränderten sich auch die Verhältnisse und Einstellungen innerhalb der NVA und ihres Offizierskorps ... wenn auch zeitverzögert zum "Rest" der Bevölkerung. Im Ergebnis kündigten rd. 50 % der Berufsoffiziere nicht in der NVA, sondern "rutschten" so für eine Übergangszeit in das sog. "Bundeswehrkommando Ost" unter General Schönbohm. Etwa 25 % der 1988 aktiven Offiziere begehrten in die "richtige" Bundeswehr übernommen zu werden. Unter dem Strich wurden rd. 15 % der ursprünglichen Anzahl der Offiziere dieser Wunsch vorrübergehend gewährt, auf Dauer dienten ca. 7 % der NVA - Offiziere in der Bundeswehr, siehe: Abbau in den 90er Jahren.

Zum Vergleich:
Der Bevölkerungsanteil Ostdeutschlands an der größer gewordenen BRD beträgt knapp 20 %, im Krieg kämpfen bereits 49% Ossis. Damit unterscheiden sich die US-Streitkräfte und ihr "kleiner Bruder" hinsichtlich der sozialen Zusammensetzung nicht mehr: In beiden Streitkräften sehen die "underdogs", die Schwarzen und Latinos in den USA und die Ostdeutschen in der BRD, ihre Chance auf Job, Ausbildung und Aufstieg. Folglich dienen sie deutlich überproportional beim Militär in niederen Diensträngen. Höhere Dienstgrade sind aus diesen Schichten nur wenigen Vorzeige-Leuten vorbehalten.

Mich irritierte in der Übergangszeit vom 9.11.1989 bis 3.10.1990 eigentlich nur, daß so viele höhere Offiziere, einschließlich einer ganzen Reihe von Generalen, von der Bundeswehr "träumten", da hatte mancher Jungleutnant mehr Rückgrat gezeigt.

Während ich die Grenzöffnung "verschlafen" habe, habe ich noch in der Nacht zum Samstag, den 11.11.1989, einen Kollegen zum sog. "Polenzug" gefahren, damit er früh nach Westberlin fahren konnte. Ich selbst, war zwar auf den "Westen" neugierig, hatte am Samstag jedoch Flugdienst. Nach der Erinnerung eines Blog-Lesers wurde am Mittwoch, den 15.11.1989, bekannt gegeben, daß nunmehr Armeeangehörige auch offiziell in das kapitalistische Ausland reisen dürfen. Dazu sei es ab sofort möglich, den mit Beginn des Wehrdienstes eingezogenen Personalausweis abzuholen. Als Berufssoldaten hatten wir unseren Personalausweis bereits am Mann. Die Masse der Offiziere meines Geschwaders ist nach meiner Wahrnehmung am Mittwoch, den 22.11.1989, nach Westberlin ... woher sollten sie auch den Buß- und Bettag mit geschlossenen Geschäften und Banken kennen?! :-D

Nach dem Stempel in meinem Personalausweis, erhielt ich über meinen Vater das "Visum gemäß Antragstellung" am 16.11.1989. Am Donnerstag, den 23.11.1989, tauschte ich noch vor dem Flugdienst bei der Staatsbank der DDR 15,- DDR-Mark in 15,- DM "Zehrgeld" ein. Ich bin dann am Mittwoch, den  29.11.1989, das erste Mal rüber, übrigens in Begleitung des zuerst genannten Kollegen, der sich ja schon auskannte ;-) Selbiger lotste mich zu einem Postschalter, wo ich ohne längeres Schlangestehen die 100,- DM "Begrüßungsgeld" ausgehändigt bekam.  Ich war etwas irritiert, als einige Tage später die westallierten Stadtkommandanten es noch  explizit für nötig hielten, den NVA - Angehörigen Besuchsreisen in ihre Verwaltungssektoren in Westberlin zu gestatteten. Mein Staffelkommandeur verkündete beim "Antreten auf dem Flur" eine entsprechende Erlaubnis der NVA - Führung und hob das besondere Vertrauen her ... dabei waren alle, Staffelkommandeur incl., schon in Westberlin gewesen. Daher hielt ich das jahrelang für eine "spinnige Idee der da Oben". Das mit den westlichen Stadtkommandanten wußte ich damals noch nicht.

Im Dezember 1989 war ich noch 2x in Westberlin, um - jeweils als nun "erfahrener Westberlinbesucher" ;-) - einen Freund und meine Eltern zu begleiten. Beim letzten Mal, es muß die Woche vor Weihnachten gewesen sein und wir sind über Spandau rein, da wurde auf DDR - Seite wieder "richtig" (zollmäßig) kontrolliert. Und da ich der einzige Ossi ohne Beutel mit Bananen war, wurde ich "gefilzt" .... bekam aber mein "Penthouse" wieder :-D Mein Interesse am Westen war mit diesen Besuchen erloschen bzw. meine Neugierde befriedigt.

Die Stimmung kippte in der NVA zwischen Weihnachten und Silvester 1989 / 1990. Es kam nun vereinzelt zu Befehlsverweigerungen, Streiks und Meutereien, vor allem begann eine "Massenflucht" der Offiziere aus der SED, der sie bis dahin zu fast 100% angehörten. Schließlich war am 1. Dezember 1990 die "führende Rolle" der SED aus der Verfassung (Art. 1) gestrichen worden. Es brachte keine Vorteile mehr, in der SED zu sein. Mein Staffelkommandeur fuhr - nach meiner Erinnerung - bereits Ende Februar 1990 "privatdienstlich" - noch vor der schicksalsschweren Volkskammerwahl - auf einen westdeutschen Militärflugplatz, um schon einmal Kontakte zu knüpfen. Ich meine mich an seine begeisterte Schilderung am "Tag der NVA" im Bierzelt vorm Ledigenwohnheim zu erinnern. Der 1. März 1990 war damals ein schon richtig warmer Tag. Nach seiner Erinnerung war die Urlaubs - Fahrt "erst" über Ostern, d.h. zwischen 13. und 15. April 1990, wenn ich unterstelle, daß Ostermontag noch kein Feiertag war. Jedenfalls war er mit zwei weiteren Flugzeugführern und einem Techniker beim westdeutschen JG-74 in Neuburg. In deren 2. Staffel war ein Kennenlernprogramm mit Vorführungen des F-4E organisiert worden ... über Ostern?!?

Das wir verloren hatten, wurde mir erst endgültig bei der Vorbereitung der Volkskammerwahl am 18. März 1990 bewußt. Es gab eine Offiziersversammlung im Regimentsklub, bei dem sich die oppsitionellen Parteien ("Allianz für Deutschland") vorstellten. Sowohl deren (oft naiven) Statements als auch die peinlichen Reaktionen aus der Zuhörerschaft, machten mir klar: Das kann wirklich nichts mehr werden. Am Wahltag habe wir gegrillt ...

Am 16. April 1990 erklärte der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière, gegenüber seinen Vorgesetzten, der Bundesregierung, "dass er die Nationale Volksarmee (NVA) nicht auflösen könne, weil die entlassenen Offiziere und Unteroffiziere ein Sicherheitsrisiko für ihn und seine Regierung bedeuten würden", vgl. auch 2plus4.de.

Im 23. April 1990 fuhr ich das erste Mal durch Westdeutschland, in einem Reisebus nach Spanien. Der Urlaub endete am 2. Mai 1990 und hatte mich so beeindruckt, daß ich später öfters in Spanien war und letztens im gleichen Hotel wieder urlaubte.

Am 2. Mai 1990 findet eine Kommandeurstagung der NVA statt. Minister Eppelmann erklärt: "Was die NVA betrifft, so wird sie nach meiner Auffassung so lange weiterbestehen wie in Europa zwei Militärbündnisse, die NATO und der Warschauer Pakt, existieren." Die Auflösung des Warschauer Vertrages erfolgte "erst" am 1. Juli 1991. Auf dieser Kommandeurstagung konnte der Minister die anwesenden Offiziere der NVA "beruhigen". „Als Mann der Friedensbewegung", sagte er dort, „brauche ich eine realistische Betrachtung." Er wünsche sich kein entmilitarisiertes Deutschland. Deshalb spreche er sich für die „sicherheitspolitische Selbständigkeit" der DDR und die „Fortexistenz" der NVA aus. Nur jeder dritte Offizier werde gehen müssen. Generalleutnatn Süß meinte anschließend: »Überhaupt befinde sich die NVA in einem "bestimmten Stabilisierungsprozeß". Zwar habe er, Süß, „schlaflose Nächte" durchgemacht, dies aber, weil er bis vor einem Monat für die Militärreform verantwortlich gewesen sei. Doch nun schöpfe er Hoffnung, denn die Regierung sei „in Ordnung", Eppelmann „vernünftig". Der Geschwaderkommenadeur des JG-3, Oberstleutnant Kilian, meinte: "Eppelmann hat uns die Perspektivangst genommen".

Im weiteren Verlauf des Mai ging es dann quasi im Staffelverband für einen Tag auf die ILA in Hanover (15.-20.05.1990) und die Woche drauf zum Tag der offenen Tür der US-Air Force in Berlin - Tempelhof (24.-28.05.1990).

Am 1. Juni 1990 fand eine Offiziersversammlung im Regimentsklub statt. Dort wurden wir nach meinen Aufzeichnungen u.a. über folgende Pläne informiert:
- Die NVA erhält einen "territorialen Sonderstatus" innerhalb der NATO.
- Für 1991/1992 wäre eine Stärke der NVA i.H. von 100.000 Mann und ab 1995 von 70.000 Mann geplant.
- Die Einrichtung einer "Militärabwehr" erfolgt auf Ebene Division, Für die 1. LVD unter Leitung von OSL Stimme.
- Ab 01.07.1990 gäbe es "freie Markwirtschaft" für Verpflegung. Der Verpflegungssatz betrage dann 5,50 DM pro Tag, es erfolge wahrscheinlich keine Auszahlung mehr.
- Ab 01.12.1990 träte der "STAN 93" in Kraft. Die erst geschaffenen "Fliegerbasen" hießen dann "Fliegerhorste".
- Ab 01.07.1990 gehören die Grenztruppen der DDR zur Polizei und ab dem 01.12.1990 würden sie "Grenzschutz" heißen und zum Schutz der EG-Grenzen beitragen.
- Berufoffiziere die kündigen, würden entweder zwei Jahre bezahte Berufvorbereitung in einem Betrieb erhalten, oder zwei Jahre von der Armee bezahltes Studium.
- Es erfolge eine Angleichung an bundesdeutsche Verhälnisse.
- Statt "Fotografieren vor der Truppenfahne" gäbe es nun die Auszeichnung "Fotografieren vor der Kampftechnik".

An Übungen / Maßnahmen war u.a. geplant:
- 16. bis 20.07.1990 "Granit 90"
- 20. bis 29.08.1990 "Druschba 90"
- 17. bis 19.09.1990 Kommandostabsübung
- an 1991 wieder Reservistenausbildung und Mobilmachungsübungen.

Wenn ich mich richtig erinnere, kamen bereits im Juni die ersten Bundeswehrsoldaten zu einem Besuch auf Arbeitsebene. Am 30. Juli 1990 sendet der Minister für Abrüstung und Verteidigung, Rainer Eppelmann, zur Beruhigung der Armeeangehörigen ein Fernschreiben an alle Kommandeure: „Die Nationale Volksarmee, ganz gleich wie ihre künftige Bezeichnung Struktur und Stärke sein sollte, hat aus meiner Sicht eine Zukunft auch im vereinten Deutschland. Sie wird auf dem Territorium der jetzigen DDR u.a. Aufgaben zur Aufrechterhaltung der äußeren Sicherheit zu erfüllen haben.“

"Wir haben etwas einzubringen, wir müssen uns teuer verkaufen"
OSL Sonntag, Leiter FID, 1. Juni 1990

Ich habe dann zum 30. September 1990 gekündigt.


letztes update: 17.11.2012

Sonntag, 17. April 2011

Libyen - Propaganda für den Einsatz von Bodentruppen

Nun scheinen die CIA-unterstützten "Rebellen" keinen Fußbreit Boden gut zu machen, die NATO bombt sinnlos umher und die EU bettelt verzweifelt um einen "Hilferuf" der UNO. Das ficht die Propagandamaschinerie nicht an und verläßt sich auf bewährte "Meldungen". Die Bodentruppen werden medial vorbereitet:


Link: Die BRD greift ein

Herbst 1989 - Begrüßungszeitung

Als in den Nachtstunden des 9. November 1989 die ersten DDR-Bürger in Westberlin ankamen, staunten sie nicht schlecht über die gute Vorbereitungsarbeit des Westberliner Senates. So war nicht nur die freie Fahrt mit DDR-Personalausweis mit öffentlichen Verkehrsmitteln geregelt, es stand ausreichend Begrüßungsgeld i.H. von 100,- DM zur Verfügung und jeder bekam kostenlos eine Begrüßungszeitung in die Hand gedrückt, deren Druckfahnen der Regierende Bürgermeister von Westberlin tagsüber beim Springer-Konzern abgenommen hatte.Auch wenn das in den ersten Stunden und Tagen noch nicht überall reibungslos geklappt haben wird, war es doch eine beeindruckende, logistische Leistung und Resultat der nach dem 29. Oktober 1989 durch den Senat gebildeten Arbeitsgruppe. Damit standen dem freudig überraschten DDR-Bürger Geld für Bücher, Bananen und "Beate Uhse" sowie wichtige Informationen zur Verfügung.Beim heutigen Aufräumen, fiel mir "meine" Begrüßungszeitung vom 24. November 1989 wieder in die Hände. Ihr offizieller Titel: "BERLININFO" "EXTRA". Als Herausgeber zeichneten "Verkehrsamt Berlin und BERLINER MORGENPOST", Verantwortlicher : "Birger Schaal", Druck "Axel Springer Verlag AG, Berlin".

Samstag, 16. April 2011

Rezension - Buch zum FRR-13

"Endlich wieder zu Hause!"

... bin ich geneigt auszurufen, obwohl ich weder in diesem Regiment oder Waffengattung gedient, noch von Fla-Raketentechnik oder den Strukturen der Fla-Raketentruppen Ahnung habe. Dennoch fesselte mich das Buch "Das Fla-Raketenregiment 13, Etkar André, Parchim" von Anfang bis Ende und ich fühlte mich beim Lesen wohl. Es war, als ob ich mit alten Kameraden, Genossen, Kumpels und Freunden der NVA-Zeit zusammen beim Bier saß und immer meinte jemand "Weißt Du noch?!"

Dabei stehen die Geschichten, Episoden noch nicht einmal im Vordergrund. Der Leser wird unterhaltsam und informativ durch die komplizierten Geschichte der Fla-Raketen geführt, erfährt Einzelheiten des Powers-Abschusses, der Kuba-Krise, bis zur gefechtsmäßigen Begleitung der SR-71 und der verwendeten Technik. Eingebettet in die Geschichte des FRR-13 von den Anfangen bis zum Ende.

Wie ein Mosaik breitet sich nach und nach die Geschichte vor dem Leser aus, er lernt die Menschen kennen. Bei aller Härte des Dienstes - mich hätte es vor allen vor den ständigen Verlegungen in immer "unwirtlichere" Gegenden geräuelt - und tatsächlichen oder beinahe "Besonderen Vorkommnissen", kommt der Humor nicht zu kurz. So habe ich mich über die "Plomben-Zange in der Latrine" und dem "Stubendurchgang im Ledigenwohnheim" köstlich amüsiert, obwohl den Betroffenen damals wohl nicht so zumute war. Die Informationen über die EK-Bewegung rundeten mein Wissen darüber ab. Das Buch erschien bereits im März 2011. Gemeinsam mit "JG-7 - In Ehren außer Dienst" ist es das beste Buch von ehemaligen NVA-Angehörigen für NVA-Angehörige und deren Familen und alle Interessierten. Eine Bereicherung der NVA-Literatur. Jetzt scheint die Rezension etwas euphorisch geraten, aber jedes Wort ist wahr. Mein Dank gilt Burghard Keuthe und allen die mitgewirkt haben!

 
Links:
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2011/04/buch-zum-frr-13.html
http://home.snafu.de/veith/frr-13.htm

Havarie der "844"

Bekanntlich stürzte am 19. Februar 1990 eine MiG-21bis (Werksnummer 75 051400; Nutzungsbeginn 10/1977; taktischen Nummer 844), aufgrund eines Triebwerkschadens ab.


Beim dritten Einschalten des Nachbrenners hatte es einen Schlag im Triebwerk gegeben. Der Nachbrenner wurde ausgeschaltet. Der Pilot eines anderen Flugzeugs stellte ein Loch in der Zelle fest. In 1.200 Meter Höhe war der Horizontalflug bei voller Triebwerksleistung nicht mehr möglich, Verlust von Geschwindigkeit und Höhe.


Zur Erläuterung:

Das Triebwerk ist mit dem Schubrohr durch einen Ring verbunden. Eine Verbindung hatte sich gelöst, Triebwerk und Schubrohr teilweise getrennt, Druck entwich und das Triebwerk regelte sich automatisch herunter. Somit seitliches Austreten des Gasstromes mit entsprechendem Schubverlust bis zum Absturz.


Der Pilot, Major Huhle, erhielt darauf vom Flugleiter das Kommando zum katapultieren. Ein Hubschrauber des TG-44 startete sofort. Der Pilot katapultiert sich nach mehrmaligem Nachfragen über Polen bei Küstrin (Kostrzyn), beim Landeanflug auf Marxwalde in einer Höhe von 180 Meter und bei 300 km/h, geg. 17.19 Uhr. Der Schirm entfaltete sich in 30 Meter Höhe. Der Pilot überlebte unverletzt.


Nunmehr liegt ein Foto der SARPP-Kassette der "844" vor, welche seit Jahren auf einem Schreibtisch steht. Zudem sind die Aufzeichnung des Funkverkehrs vom Absturz der 844 als Audio-Datei (mp3) erhalten geblieben. Der Dank dafür geht an Henning Rendel und unbekannte Helfer.


Link:

Mittwoch, 13. April 2011

Deutsche Verfassungsgeschichte


1. Entwurf einer Verfassung für eine Deutsche Demokratische Republik ...

... beschlossen auf einer außerordentlichen Tagung des Parteivorstandes der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands am 14. November 1946 in Berlin: "In der Gewißheit, daß nur durch eine demokratische Volksrepublik die Einheit der Nation, der soziale Fortschritt, die Sicherung des Friedens und die Freundschaft mit den anderen Völkern gewährleistet ist, hat sich das deutsche Volk diese Verfassung gegeben."
http://www.verfassungen.de/de/ddr/verfassungsentwurf46.htm

2. Der Parlamentarische Rat stellte am 23. Mai 1949 in Bonn fest, ...

... "daß das am 8. Mai des Jahres 1949 vom Parlamentarischen Rat beschlossene Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in der Woche vom 16. - 22. Mai 1949 durch die Volksvertretungen von mehr als Zweidritteln der beteiligten deutschen Länder angenommen worden ist."
http://www.verfassungen.de/de/gg49-i.htm


3. Der III. Deutsche Volkskongress tagte am 29./30. Mai 1949 in Berlin ...

... 1400 Delegierten kamen aus der Sowjetischen Besatzungszone, 610 aus den Westzonen. Der Entwurf einer Verfassung, den der Verfassungsausschuss des Volksrats ausgearbeitet hatte, wurde am 30. Mai bei einer Gegenstimme angenommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Volkskongress

4. Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik tritt am 7. Oktober 1949 in Kraft ...

... "Von dem Willen erfüllt, die Freiheit und die Rechte des Menschen zu verbürgen, das Gemeinschafts- und Wirtschaftsleben in sozialer Gerechtigkeit zu gestalten, dem gesellschaftlichen Fortschritt zu dienen, die Freundschaft mit allen Völkern zu fördern und den Frieden zu sichern, hat sich das deutsche Volk diese Verfassung gegeben."
http://www.verfassungen.de/de/ddr/ddr49-i.htm

Donnerstag, 7. April 2011

Libyen - Die BRD greift ein

Trotz massiver Unterstützung der Rebellen, scheint die Sache für diese noch immer nicht so gut zu laufen:

Ich lese heute in der FAZ: »Außenminister Westerwelle hatte schon am Mittwoch zu einer militärischen Absicherung eines humanitären Einsatzes in Libyen gesagt: „Für die Bundesregierung ist völlig klar, dass wir bei der humanitären Bewältigung der Folgen dieses Krieges unsere Verantwortung wahrnehmen werden. Berlin werde „den Menschen, die jetzt leiden, humanitär beistehen. Das haben die europäischen Außenminister im letzten Monat vereinbart“. Ein Einsatz der Bundeswehr bedürfte eines Bundestagsmandates. Die Verteidigungs-Sprecher von SPD und Grünen, Arnold und Nouripour, signalisierten, einem solchen Mandat zuzustimmen, sollte die Bundesregierung das vorlegen.«

Angedacht sei der Einsatz von etwa tausend deutschen Soldaten mit der sogenannten EU-Battlegroup.

Das "Humanitär" bedeutet hier bei nicht mehr (aber auch nicht weniger), das der Militäreinsatz gegen "Menschen" gerichtet ist.

Dabei wären diese Soldaten nicht die ersten Deutschen Soldaten nach dem 2. Weltkrieg in diesem Land. Ich zitiere die Vorbemerkungen der "Kleinen Anfrage" von Abgeordneten der Fraktion "Die Linke" im Bundestag (Drucksache 17/5002 vom 09.03.2011):

»Nach Angaben der Bundesregierung hat die Bundeswehr am 26. Februar 2011 mit zwei Transall-Transportmaschinen einen Einsatz zur Evakuierung deutscher und anderer Staatsangehöriger aus Libyen durchgeführt. Die vorherige Zustimmung des Deutschen Bundestages zu diesem Einsatz wurde nach Angaben der Bundesregierung Regierungspressekonferenz vom 28. Februar 2011; www.bundesregierung.de) unter Berufung auf § 5 des Parlamentsbeteiligungsgesetzes (ParlBG) wegen „Gefahr im Verzug“ nicht eingeholt. Auf den durch die Bundeswehr auf ihrer Website am 26. Februar 2011 zur Verfügung gestellten Pressebildern (www.bundeswehr.de) sind u. a. auch vermummte Soldaten mit Sturmgewehren in unmittelbarer Nähe dieser Flugzeuge sichtbar. Nach Angabenvon "SPIEGEL ONLINE" vom 26. Februar 2011 (www.spiegel.de/politik/ausland) nahmen an der bewaffneten Aktion auf einem Flughafen in der Nähe eines Ölfelds bei Nafurah auch Seedorfer Fallschirmjäger teil. Das Fallschirmjägerbataillon 373 aus Seedorf ist der Luftlandebrigade 31 in Oldenburg unterstellt. Bereits am 22. und 23. Februar 2011 wurden ebenfalls mit Transall-Maschinen der deutschen Luftwaffe Angehörige unterschiedlicher Nationalitäten aus Libyenausgeflogen. Zudem wurde am 23. Februar 2011 auch ein Airbus A310 der Flugbereitschaft Richtung Tripolis entsandt. Ob sich an Bord dieser Maschinen bewaffnete deutsche Streitkräfte befanden ist bislang ungeklärt.

Nach Angaben der Deutschen Luftwaffe wurden die Maschinen zum Zwecke ihrer Einsätze in Libyen vorab auf Kreta stationiert und führten zumindestens den Einsatz am 26. Februar 2011 zusammen mit Spezialeinheiten verschiedener Teilstreitkräfte, die für militärische Evakuierungsoperationen (MilEvakOp) ausgebildet wurden, durch. Darüber hinaus wurde zur Unterstützung dieser Maßnahmen der Einsatzausbildungsverband der Deutschen Marine im Seegebiet Große Syrte stationiert. Der Verband besteht aus den Fregatten Brandenburg und Rheinland-Pfalz sowie dem Einsatzgruppenversorger Berlin.

Zwei weitere Transall-Maschinen aus den Lufttransportgeschwadern 62 und 63 sollen derzeit immer noch auf Malta stationiert sein. Insgesamt sollen nach Angaben der „Deutschen Presseagentur“ (dpa) vom 5. März 2011 bei den Evakuierungseinsätzen in Libyen sechs Transall-Maschinen der Bundeswehr mit insgesamt 156 Soldaten beteiligt gewesen sein.«


Wie hieß es noch vor kurzem?!

»Wir wollen und dürfen nicht Kriegspartei in einem Bürgerkrieg in Nordafrika werden. Wir wollen nicht auf eine schiefe Ebene geraten, an deren Ende dann deutsche Soldaten Teil eines Krieges in Libyen sind.« Aus der Regierungserklärung durch den Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido Westerwelle, zum "Umbruch in der Arabischen Welt" vom 16. März 2011.

Beschlüsse der Generalversammlung der UNO: http://www.un.org/documents/resga.htm

Beschlüsse des Sicherheitsrates: http://www.un.org/Docs/sc/unsc_resolutions11.htm



»Eine Armee, der ganz Europa zu Dank verpflichtet sein sollte Traditionsverband der NVA wirkt im Sinne der Friedensbeschützer

Erstmals in der deutschen Militärgeschichte gab es von 1956 bis 1990 mit der NVA eine deutsche Armee, auf welche die Völker Europas mit Vertrauen blickten. Sie besitzt einen bedeutenden Anteil daran, daß es auf unserem Kontinent nach dem Zweiten Weltkrieg eine 50jährige Friedensperiode gab.

Die Nationale Volksarmee war eine gut ausgebildete, gefechtsbereite Truppe, die im Bestand des Warschauer Vertrages in vorderster Linie das militärstrategische Gleichgewicht mit garantiert hat. Damit gebührt auch ihr das Verdienst, daß im Atomzeitalter die todbringenden Vernichtungswaffen in den Arsenalen blieben und bei den Regierungen nüchterner Realismus die Oberhand behielt.

Im Einklang mit der militärwissenschaftlichen Erkenntnis aller Bündnispartner waren wir uns dessen bewußt, daß alles getan werden mußte, einen Krieg zu verhindern, der – einmal begonnen – zwangsläufig zu einer atomaren Auseinandersetzung eskaliert wäre. Ganz folgerichtig wurde deshalb von den Staaten des Warschauer Vertrages am 5. Januar 1983 festgestellt: „In einem Kernwaffenkrieg, würde er entfesselt, kann es keine Sieger geben. Er würde unausweichlich zum Untergang ganzer Völker, zu kolossalen Zerstörungen und katastrophalen Folgen für die Zivilisation und das Leben auf der Erde überhaupt führen.“

Auf dieser Erkenntnis beruhten die Vorschläge des Warschauer Vertrages Anfang der 80er Jahre zur Rüstungsbegrenzung sowie zur Eindämmung und Beseitigung von Konfliktherden durch vertrauensbildende Maßnahmen. Von großer Bedeutung waren die Versicherung der UdSSR vor der UNO, nicht als erste Kernwaffen einzusetzen, und die Vorschläge der DDR, in Deutschland eine nuklearwaffenfreie Zone zu schaffen. Leider erfolgten keine entsprechenden Reaktionen der NATO auf einseitige Abrüstungsmaßnahmen unserer Seite in Form äquivalenter Gegenleistungen.

Solange sich die NATO und der Warschauer Vertrag im Zentrum Europas mit der Trennlinie in Deutschland unversöhnlich gegenüberstanden, gebot es die Logik, neben konkreten Schritten zum Abbau der Konfrontation keinen Augenblick die Gefechtsbereitschaft der Truppen zu vernachlässigen.

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Mit dem Ende der staatlichen Existenz der DDR schlug auch für die NVA die letzte Stunde. Sie leistete in ihrer 34jährigen Geschichte das maximal Mögliche für das Volk und den Frieden.


Inzwischen hat sich der Traditionsverband Nationale Volksarmee e. V. konstituiert und seine Tätigkeit aufgenommen. Im Unterschied zum Versteckspiel, zur Anpassung und zum Zurückweichen anderer zeigt er Flagge und bekennt Farbe. Das wurde auch bei der Kranzniederlegung zu Ehren der Volksmarinedivision auf dem Friedhof der Märzgefallenen in Berlin-Friedrichshain anläßlich des 50. Jahrestages der Namensverleihung an die Volksmarine sowie bei der Zusammenkunft am 5. März in der Cafeteria des Berliner Tierparks, die den besonderen Haß von DDR-Gegnern aller Schattierungen hervorrief, deutlich.


Links:
http://www.rotfuchs.net/Zeitung/Aktuell/RF-159-04-11.pdf
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2011/03/spate-aufregung.html

Buch - OHS Kamenz

»Begeisterung Enttäuschung Selbstvertrauen

Offiziershochschule der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung „Franz Mehring“

Geschichte und Geschichten«

Endlich ... das Buch ist heute eingetroffen. Ein großes Lob an die Autoren, von mir insbesondere an Oberst Bellanger, sowie dem Verlag, Aeroshop, die es möglich gemacht haben. Seit Ende 2002 stehe ich mit Dr. Bellanger elektronisch in Kontakt und verdanke ihm viele Hinweise / Ergänzungen / Korrekturen zu meiner Zeittafel der OHS. Seit einigen Jahren darf ich das Entstehen des Buches "aus der Ferne" beobachten. Die größte Leistung besteht m.E. darin, so viele Menschen, unterschiedlichster Jahrgänge und heutiger politischer Ansichten in einem (Buch-) Projekt zu vereinigen. Ich hätte das nie geschafft :-D


Aber jetzt zum Buch:

Als erstes erschlägt "wieder" das Format: Diesmal A4 und - wenn die Farbe "stimmen" würde - einem früheren "Dienstbuch" nicht unähnlich. Damit paßt es wieder nicht ins Bücheregal und die Gefahr der Abnutzung über die Jahre ist groß ... aber auf den Inhalt kommt es an! Und hier kommt jeder auf seinen Kosten, obwohl sicher kaum jedes Detail behandelt werden konnte, geben die Autoren ein umfassendes Zeugnis der Schule, der Ausbildung und der Absolventen wieder. Dabei stehen nach meinem ersten Durchblättern der Überblick, eine Zeittafel und die jeweiligen Lebenserinnerungen aus den verschiedensten Bereichen und Zeiten im Vordergrund. Eine Einführung erleichtert dem Leser, die Beiträge der einzelnen Autoren mosaikartig zu einem Gesamtbild zu vereinigen. Mancher mag die im A4-Format klein wirkenden Bilder / Fotos bemängeln, ich bin froh kein "Bildebuch" sondern eine Informationsquelle vorliegen zu haben, die zudem flüssig zu lesen ist. Übrigens, warum muß eigendlich, der Jungflieger den Blick gesenkt und die Dame eine schiefe Schwinge ihr eigen nennen? ;-)


Bereits beim ersten Durchblättern wurden bei mir nicht nur rd. 30 Jahre alten Erinnerungen, sondern auch Emotionen wach ... und die sind nicht alle zwingend positiv ;-) Auch das gehört zur Geschichte. Was mich noch immer aufregt, ist die würdelose Kapitulation 1990 und einigen Autoren liest man noch heute den "Stolz" in der Bundeswehr untergekommen zu sein heraus, andere schreiben mit Verbitterung. Aber alle sachlich und informativ. Hervorzuheben ist, daß die OHS ihrer Verantwortung gegenüber den Studenten nachgekommen und jeden der wollte, auch nach 1990 zu einem Abschluß geführt / diesen vermittelt hat. Das erfordert naheliegend Kompromisse und ist m.W. einzigartig.


An Personen / Autoren wiedererkannt habe ich nur die "großen Tiere", allerdings auch meinen letzten Staffelkommandeur ... aber, das ist wieder eine andere Geschichte. Erstaunlich, was mir schlagartig für Episoden und Storys wieder einfielen, als hätten sie nur darauf gewartet, das richtige Stichwort zu bekommen.


Unbedingte Kaufempfehlung, nicht nur für Ehemalige und deren Angehörige!

Links: http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2011/01/ohs-buch-kamenz.html http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2009/05/geschichte-und-geschichten-der.html http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2009/05/buch-offiziershochschule-der.html http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2009/04/konversionsmanahme-offiziershochschule.html http://www.aeroshop.de/flightshop/ http://www.ohslsklv.de/ http://home.snafu.de/veith/ohs.htm http://home.snafu.de/veith/ausbildu.htm

Dienstag, 5. April 2011

Buch zum FRR-13

„Das Fla-Raketenregiment 13, Etkar André, Parchim“
von Burghard Keuthe

Das Buch schildert die Geschichte des FRR-13, beginnend bei der Auflösung des Vorgängerregimentes „Flakregiment 15, Wolfen“ im Jahre 1961 bis zum Ende im Jahre 1990.


Zahlreiche Erlebnisberichte ehemaliger Regimentsangehöriger widerspiegeln über alle Dienstgrade hinweg den militärischen Alltag, ob im DHS, im Feldlager oder während des Gefechtsschießens. Ebenso wird auf die Politschulung und die EK-Bewegung eingegangen. Die Fla-Raketentechnik S-75 wird im Detail vorgestellt und Probleme des Gefechtseinsatzes behandelt.

Das Buch erschien im März 2011.

 
Einleitung des Buches

»Jedes Manöver und jede Übung näherte sich einmal dem Ende. Im Fla-Raketenregiment 13 war es üblich, dass der Regimentskommandeur per Wechselsprechanlage an die Gefechtsstände des Regimentes ein spezielles Signal für das Ende durchgab: „Übung beendet, Ausgangslage herstellen!„ Das war im weiteren nicht so wie im zivilen Bereich „Hammer fallen lassen„ und nach Hause gehen. Gebrauchte und bewegte Technik musste nun wieder dort abgestellt werden, wo sie hingehörte. Sie war vorher noch über die Waschrampe zu fahren und zu reinigen. Die Kfz mussten betankt und Nachweishefte geführt werden. Eine Funktionskontrolle der RLS gehörte ebenso dazu, wie die Feststellung der Vollzähligkeit der VS-Dokumente, der Bewaffnung und des Personals. Auswertung der Übung vor dem angetretenen Personalbestand, Abmarsch in den Kasernenbereich, Einteilung der 24-Stundendienste, Ablösung der Alarmwache, Waffenreinigen und dergleichen mehr. Die Herstellung der Ausgangslage zog sich mitunter noch über Stunden hin. Die Zeit, die vielleicht am nachhaltigsten in Erinnerung blieb, begann kurz vor dem Signal „Ausgangslage„. Man wusste: „Es ist vollbracht!“ Nach und nach sammelten sich die Kompaniechefs am Gefechtsstand, um sofort mit dem Erhalt des Signals die ersten Anweisungen an die Unterstellten geben zu können, ehe es zur Auswertung zum Kommandeur ging. Bis dahin herrschte, natürlich je nach erreichtem Stand der zu erfüllenden Aufgabe, eine aufgelockerte und fröhliche Atmosphäre. Zigarettenschachteln machten die Runde. Die ersten Witze wurden gerissen. Dann wertete man unter sich schon mal die eben überstandene Übung aus. Und schließlich folgte: „Weißt du noch, was X. im vorigen Jahr passiert ist?„ Eine Anekdote folgte der anderen. Man bog sich vor Lachen. Fast jeder konnte aus eigenem Erleben beitragen. Bis dann eine barsche Stimme aus der Wechselsprechanlage die lustige Runde unterbrach: „Ansiedler, Zündkerze, Starkstrom und Silomais für Tauchsieder. Die 750 an die Anlage!„ Das bedeutete übersetzt: Die Kommandeure aller vier Abteilungen sollten sich an der Wechselsprechanlage zwecks Entgegennahme weiterer Weisungen vom Regimentskommandeur melden. Das heißersehnte Signal kündete sich an.

Damals entstand die Idee, diese aus dem Leben gegriffenen Geschichten aufzuschreiben und der Nachwelt zu bewahren. Das Anfertigen privater schriftlicher Aufzeichnungen, das Führen von Tagebüchern, das Fotografieren von Technik und ähnlichem waren in der NVA jedoch verboten. Wenn auch heimlich, ließ sich dieses und jenes schon sammeln. Besonderes Augenmerk und vor allem Dank gilt heute den zahlreichen Bildautoren, die das Verbot kennend, wagemutig den Auslöseknopf ihres Fotoapparates drückten, ohne ein Agent des Westens sein zu wollen. Der „Missetat„ eines Fotografen folgten viele Tage des Bangens, ob das auch niemand bemerkte. Die Eile, die Umstände und die im Vergleich zu heute einfachere Kameratechnik begründen die zum Teil schlechte Qualität mancher Bilder.

Dass es eines Tages die NVA gar nicht mehr geben würde, kam uns damals nicht in den Sinn. Mehr als zwanzig Jahre nach der Auflösung der NVA entstand dieses Buch, welches nun die früher erlebten und erzählten Geschichten unter Hinzufügung der wenigen offiziellen, aber auch heimlich entstandenen Bilder der Öffentlichkeit zum Besten gibt. Vieles ist inzwischen der Vergessenheit anheim gefallen. Manch einer mag sich darin wiederfinden oder selbst Augenzeuge gewesen sein. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Die Erinnerung kann bei der Wiedergabe einen Streich gespielt haben. Eine Handlung bleibt nach dieser Frist den Beteiligten vollkommen unterschiedlich im Gedächtnis haften. Wichtig ist bei den Erinnerungen die militärische Komponente, das militärischen Leben, wie wir es mit all seinen Höhen und Tiefen durchlebten. Die Namen der handelnden Personen, für einige sicherlich von großem Interesse, werden verständlicherweise nicht in jedem Falle genannt. Bestimmte Themenbereiche wurden ausgeklammert. Im Mittelpunkt dieses Buches steht das Leben im FRR-13 und nicht die Verfehlungen einzelner, wie sich diese auch im Zivilen hätten ereignen können.

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass die aufgeführten Erinnerungen nicht immer den üblichen Normalfall im täglichen Dienstbetrieb schildern. Die Erzähler hätten sie sonst mit Sicherheit nicht bis zum heutigen Tag im Gedächtnis behalten. Es war das Außergewöhnliche, der seltene Fall und nicht das Alltägliche! Das Kennen des an sich streng geregelten militärischen Tagesdienstes kann nur vorausgesetzt werden. Das mag ein Nachteil für unkundige Leser sein, würde aber bei einer ausführlichen Behandlung den Rahmen und das Anliegen dieses Buches sprengen. Um dem „nicht in der Luftverteidigung gedienten„ Leser den Einstieg zu erleichtern, stehen vor den Erinnerungen Ausführungen zur Taktik, zu den Gefechtsmöglichkeiten, zur Technik und zur Geschichte des Truppenteils.

Will ein Interessent heutigen Tages etwas über die NVA erfahren und orientiert sich anhand zeitgenössischer Literatur, Film und Fernsehen, könnte er so manches Mal die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Die in der DDR herrschenden Verhältnisse haben sich zweifellos in der NVA widergespiegelt. Die Ausübung einer Wehrpflicht als Diktatur gegenüber dem Volk zu sehen, ist weder von den Berufssoldaten, noch von der Masse der Wehrpflichtigen so empfunden worden. Die gesellschaftlichen Verhältnisse schlagen sich stets in einer Armee nieder. Das gilt auch für heutige Armeen.

Brutalität der Vorgesetzten gegenüber ihren Unterstellten, deren totale Rechtlosigkeit, dumme Offiziere, aushorchende Mitkameraden, Willkür der Befehlsgabe und miserable Lebensbedingungen - solche Behauptungen stehen ungewollt im Widerspruch zu den Einschätzungen, welche die NVA durch führende US-Militärs und durch die NATO erfuhr. Wie könnte eine Armee vom damaligen potentiellen Gegner als schlagkräftig und gefechtsbereit eingeschätzt werden, wenn sie innerlich zersetzt und verfault gewesen wäre? Der Leser kann sich anhand der aus dem Leben gegriffenen nachfolgenden Erzählungen selbst ein Bild erarbeiten. Die Geschichte der NVA ist ein Teil der deutschen Militärgeschichte. Man kann sie verleugnen, aber nicht auslöschen. Besser wäre in jedem Fall eine objektive Aufarbeitung, wozu das aus unserer Sicht geschriebene Buch beitragen soll.

Tatsächlich herrscht heute im Gegensatz zu DDR-Zeiten Meinungsfreiheit und jeder kann schreiben und Filme drehen, wie er mag. Objektivität ist dabei eine Frage der Moral und wird nicht vorausgesetzt. Wir wissen gerade aus persönlicher Erfahrung, wie es sich zutrug. Wenn wir unsere Geschichte und die daran hängenden Erinnerungen für Außenstehende und Nachfahren nicht aufschreiben, wer sollte es sonst tun? Es ist ein Unterschied, ob man sein Wissen aus Nachlässen und Akten bezieht oder aus eigenem Erleben. Das soll kein Vorwurf sein, so lange sich ein Autor redlich um Objektivität bemüht.

Wir übten, wie es in der vorliegenden Arbeit anklingt, unseren Beruf mit Hingabe aus und waren stolz auf unsere Waffengattung. Wir standen auf „Wacht für den Frieden„, schlugen uns dafür so manche nächtliche Stunde um die Ohren, wühlten uns bereitwillig durch Sand, Dreck und Nässe und ertrugen standhaft Hitze und Kälte. Unsere demonstrierte Kampfkraft mag ein Grund dafür gewesen sein, dass wir nie einen Krieg führen brauchten.

An der Erarbeitung des Inhalts dieses Buches wirkten viele Ehemalige mit. Von ihnen konnten leider nur die genannt werden, die sich mit Bild oder Text direkt beteiligten. Ihnen allen sei hiermit recht herzlich gedankt.

Burghard Keuthe«