Donnerstag, 26. Januar 2012

Daß nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint

Seitdem "Deutschland" auch am Hindukusch "verteidigt" wird, sterben in diesen fernen Ländern nicht nur die einheimischen Menschen, sondern auch dahin geschickten Soldaten. Es ficht offenbar keinen der daheim gebliebenen - aber schickenden - Politiker an, daß eine deutliche Mehrheit der deutschen Bevölkerung gegen diese Einsätze ist. Die "Frankfurter Rundschau" veröffentlichte nun online eine Liste unter dem Titel:

"Bundeswehrsoldaten: Die Gefallenen - eine traurige Liste
Beim Bundeswehreinsatz am Hindukusch sind bislang mehr als 50 deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Nicht alle Namen sind bekannt. Die Todesursache wurde nicht immer öffentlich. FR-online.de erzählt ihre Geschichte."

Dabei wurden nicht nur durch Feindeinwirkung um ihr Leben gekommende Soldaten, sondern auch Verunfallte mit Namensnennung aufgelistet. Naheliegend wird nicht nur in Afghanistan gestorben. Bereits in einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Frage vom 24. März 2004 wurde eine Zahl von insgesamt 56 Bundeswehrangehörige genannt, die allein bis Ende März 2004 bei der "besonderen Auslandsverwendungen" ums Leben kamen. Über verheimlichte Tote wurde während des Krieges gegen Jugoslawien gemunkelt. Nach meiner Zusammenstellung aus 2004 nach offiziellen Verlautbarungen starben:

1 in Kambodscha (UNTAC)
24.10.1993; ein Feldwebel auf offener Straße erschossen.

1 in Georgien (UNOMIG)
08.10.2001; Hubschrauber mit UN-Beobachtern wird durch georgische und tschetschenische Rebellen abgeschossen, dabei stirbt u.a. 1 Oberstabsarzt der Bundeswehr.

1 auf der Adria (Sharp Guard)
21.12.1995; ein Marinesoldat wird zwischen einem Beiboot und einer Fregatte zerquetscht.

16 in Bosnien und Herzogowina (SFOR), darunter folgende:
23.05.1997; 2 Soldaten werden durch Schüsse aus einem Bundeswehr-Panzer „Luchs“ getötet.
09.09.1997; 1 Toter bei einem Verkehrsunfall
06.07.1998; 1 Toter bei einem Verkehrsunfall

21 in Kosovo (KFOR), Albanien, Mazedonien, darunter folgende:
30.05.1999; 1 Toter bei einem Verkehrsunfall
Okt. 1999; 3 Tote bei zwei Verkehrsunfällen
06.05.2000; 1 Toter bei einem Verkehrsunfall
08.06.2000; 2 Tote bei einem Verkehrsunfall
22.09.2000; 1 Toter bei einem Unfall
15.12.2001; 1 Toter bei einem Schusswaffenunfall

Wobei der gestorbene Oberstabsarzt (UNOMIG) als erster "wirklich Gefallener" gilt. Sollte ich unter Verwendung der FR-Online - Angaben richtig gerechnet haben, wären nunmehr - ohne tote Polizisten - bereits insg. 90 Bundeswehrsoldaten bei der "besonderen Auslandsverwendungen" um ihr Leben gekommen. Wobei die Anzahl der durch Feindeinwirkung Gestorbenen in erschreckender Weise zugenommen zu haben scheint.

Natürlich ist der "Dienst an der Heimatfront" auch nicht ungefährlich, so starben von August 1956 bis Dezember 1996 insg. 2.281 Bundeswehrsoldaten im Dienst. Bis März 1997 starben allein 702 Bundeswehrsoldaten bei Abstürzen von Flugzeugen oder Hubschraubern.

Irgendwie scheinen dagegen 116 schwedische Offiziere ihren Auftrag zur Landsverteidigung genauer resp. enger gesehen zu haben und haben sich schlicht geweigert, bewaffnet in fernen Ländern zu gehen ... und nahmen vorerst ihre Entlassung aus dem Dienst - trotz der sozialen Folgen - in Kauf. Nun läuft ihre Klage vor dem Arbeitsgericht auf "Wiedereinstellung ohne den Zwang zum Einsatz außerhalb der Landesgrenzen".

Quellen:
BT-Drs 13/8162, S.22f.
15. WP, 99. Sitzung, 24.03.2004, S. 8886
Stefan Gose, Berufskrankheit: Exitus. Bundeswehr-Tote bei Auslandseinsätzen, in ami (33), H. 5-6, S. 13ff.
Zeitschrift Bundeswehr 12/2002
http://www.kampagne.de
http://www.zeit.de/2004/30/bundeswehr
http://www.fr-online.de/einsatz-in-afghanistan/bundeswehrsoldaten-die-gefallenen---eine-traurige-liste,1477334,2678456.html
http://derstandard.at/1326503743254/Krieg-zu-gefaehrlich-fuer-Offiziere


update
Ich sehe eben, es gibt bereits eine Liste bei Wikipedia.de, die schon 101 tote Bundeswehrsoldaten "bei Auslandseinsätzen" mit Stand: 5. Dezember 2011 auflistet und zudem schreibt: »Sie ist nicht vollständig, aber um Vollständigkeit bemüht. Sie enthält nicht die Todesfälle des Kommandos Spezialkräfte, da diese Angaben der Geheimhaltung unterliegen.«

http://de.wikipedia.org/wiki/Todesf%C3%A4lle_bei_Auslandseins%C3%A4tzen_der_Bundeswehr

Dienstag, 24. Januar 2012

"Allgäu Sixties" von Peter M. Roese

Ich wurde gebeten, über folgenden Roman zu informieren. Der Bitte komme ich gern nach:

»“Allgäu Sixties” von Peter M. Roese
... ein Stück Zeitgeschichte der Bundesluftwaffe aus den 60er Jahren

Der Roman “Allgäu Sixties” ist eine Hommage an den schönsten Fliegerhorst der Bundesrepublik, der unverständlicherweise geschlossen werden soll. Wer bei klarer Sicht einmal den Blick entlang der Startbahn schweifen läßt, stößt auf das überwältigende Panorama der Alpen. Dies ist ein einmaliger, unvergeßlicher Anblick!

War das vielleicht ein stürmisches Jahrzehnt, das als die “60er” in die Geschichte einging ... und dann noch die Musik ... die Stones, Beatles, Kinks, Troggs, Bob Dylan, Joan Baez, Monkees, Janis Joplin, Jimi Hendrix, Donovan, Beach Boys, Bee Gees, Doors, die Gruppe Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich, Sonny & Cher, Esther & Abi Ofarim, Melanie, CCR, und, und, und ...

Keine Frage, eine neue Zeit brach an ... Die Alten schüttelten verwundert die Köpfe, und erwarteten den Weltuntergang. Nicht nur in den großen Städten tat sich etwas, nein, auch auf dem flachen Land rumorte es hier und dort. Nehmen wir zum Beispiel das Städtchen Kaufbeuren, im schönen Allgäu. Was tat sich dort in den 60er Jahren? Da gab es eine Gruppe junger Leute, Schüler, Lehrlinge usw., die zum Teil gegen Eltern, Lehrer und Lehrherren aufmuckten, denn nicht nur unter des Talaren der Uni-Professoren war der Mief von Tausend Jahren. Dann waren da noch ein paar junge Soldaten vom Fliegerhorst, hoch über der Stadt, mit dabei. Sie alles schlossen sich lose zusammen. Ach ja, sogar eine Band gab es da, die Caddy Group. Eine Band ... der Traum aller jungen Leute – vor allem der Mädels! Da hatten sie doch tatsächlich ihre eigenen Stones oder Beatles zum Anfassen nahe. Zu dieser munteren Schar stieß der Protagonist Rossner, ein Soldat vom Fliegerhorst. Er kutschierte die Jungs der Caddy Group mit seinem Hippie-Bus, samt Equipment, von Auftritt zu Auftritt. Rossners Hippie-Bus war übrigens einer der ersten seiner Art in der BRD.

“Allgäu Sixties” ist eine Story mit viel Musik und Klamauk, gespickt mit gesellschaftskritischen Anmerkungen, die sich so oder ähnlich seinerzeit an vielen Orten der Bundesrepublik zugetragen hat.

Peter M. Roese: “Allgäu Sixties”
(www.infoverlag.de) ISBN 978-3-88190-630-2
(320 Seiten, 14,80 Euro)«

Montag, 23. Januar 2012

Iran ist anders

... behauptet jedenfalls eine Website, die offenbar Gegenpropaganda für die iranische Republik betreibt: http://irananders.de/

Diese erfolgt durchaus geschickt und informativ, wie z.B. im Artikel: "Ist eine Niederlage der US-Marine im Persischen Golf möglich?". Darin heißt es u.a.: »Die eindrucksvolle Stärke und Kampfkraft der amerikanischen Kriegsmarine kann sich sowohl wegen der geografischen Verhältnisse als auch aufgrund der iranischen Verteidigungsfähigkeiten im Falle von Kriegshandlungen im Persischen Golf oder auch in einem Großteil des Golfs von Oman nicht voll entfalten. Ohne das offene Meer - wie etwa im Indischen oder Pazifischen Ozean - werden die USA mit extrem verkürzten Frühwarnzeiten und damit Reaktionszeiten zu kämpfen haben und nicht in der Lage sein, aus einer (militärisch sicheren) Distanz heraus anzugreifen. Damit kann die amerikanische Marine auf eine Vielzahl ihrer Verteidigungssysteme, die für den Kampfeinsatz auf offener See unter den Bedingungen großer Distanz entwickelt wurden, praktisch nicht zurückgreifen.«

Bleibt die Frage nach dem politischen Durchhaltewillen und die Reaktion des Iran auf die wohl geplanten "Enthauptungsschläge". Die Kriegspropaganda läuft jedenfalls:
http://www.foreignaffairs.com/articles/136917/matthew-kroenig/time-to-attack-iran (Original)
http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2011/12/es-ist-zeit-den-iran-anzugreifen.html (Erläuterung)
http://www.welt.de/debatte/article13819687/Besser-ein-Luftschlag-als-die-Mullah-Bombe-im-Nacken.html (deutscher Ableger des Originals)

s.a.:
http://www.heise.de/tp/artikel/22/22029/1.html

http://castollux.blogspot.com/2007/11/usa-vs-iran-kriegsszenarien.html
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/search/label/Libyen

Kroation wird am 1. Juli 2013 der 28. Mitgliedsstaat der Europäischen Union

.... so heißt es. Es heißt auch: »Mit dem eindrucksvoll klaren Votum hat das kroatische Volk Reife und Weitblick bewiesen und die historische Chance des europäischen Einigungsprozesses erkannt«, so der Vizekanzler und Außenminister der österreichischen Republik, Spindelegger.

Jetzt kenne ich nicht die üblichen Mehrheitsverhältnisse in Kroation, aber die 66,27 Prozent Ja-Stimmen, wurden lediglich von knapp 44 Prozent der Wahlberechtigten abgegeben ... mithin stimmten weniger als 1/3 der Wahlberechtigten für einen EU-Beitritt. Zu allem Überfluß, so der ORF weiter, gab es »deutliche Unterschiede ... zwischen den Regionen: So erreichte die Zustimmung in einer Gespannschaft im Norden an der Grenze zu Slowenien sogar 75 Prozent. Am geringsten war sie in der Region von Dalmatien mit knapp unter 60 Prozent«.

Na klar, ein "eindrucksvoll klares Votum". Vorsorglich war sogar die Verfassung geändert worden und eine Mindestbeteiligung beim Referendum gestrichen.

P.S. Ich lese gerade erst, daß Kroatien lediglich knapp 4,3 Mio. Einwohner hat. Davon sind alle über 18 Jahre wahlberechtigt, ebenso rd. 400.000 Kroaten im Ausland. Gewählt haben aber "rund 4,5 Millionen wahlberechtigte Kroaten". Wie machen die das immer?! Siehe:
http://www.tagesschau.de/ausland/kroatien140.html
http://www.stern.de/politik/ausland/kroaten-stimmen-eu-beitritt-ohne-grosse-begeisterung-zu-1776703.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Kroatien

Also, es ist tatsächlich offiziell so: Von den 4.290.612 Einwohnern (von Säugling bis zum Greis) und 400.000 im benachbarten Bosnien-Herzegowina Wahlberechtigten (> 18 Jahre) waren - wie auch immer - 4.504.765 wahlberechtigt. Davon nahmen 1.960.208 am der Wahl teil. Von diesen stimmten 1.298.948 mit "Ja", siehe:
http://www.hrt.hr/index.php?id=48&tx_ttnews[tt_news]=149690
http://tinyurl.com/7ahl6vo (dazu gehörige Grafik)
http://www.hrt.hr/index.php?id=refeu&tx_ttnews[tt_news]=149589

Nach diesem offiziellen Dokument sind in Kroatien selbst 4.092.058 Menschen wahlberechtigt. Hinzu kommen 412.628 Wahlberechtigte im Ausland, macht in der Summe mehr oder weniger 4.504.686 Wahlberechtigte. Wenn ich unterstelle, daß von den 4.290.612 Einwohnern alle Kroaten sind bzw. nicht aus anderen Gründen von der Wahl ausgeschlossen sind, würden in dem Land lediglich 198.554 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren leben = 4,6 Prozent. Zum Vergleich: In der BRD sind rd. 17 Prozent Kinder und Jugendliche, noch ohne Berücksichtigung der nicht wahlberechtigten Ausländer im Land.

*Wahnsinn*
Es handelt sich wohl tatsächlich um seit langem bekannten Wahlbetrug. So wurde die EU-Kommission entsprechend befragt: »... Die Wählerliste von 2007 enthielt 555 012 nicht wahlberechtigte Personen.

Nach Angaben der staatlichen Wahlkommission Kroatiens standen 2007 insgesamt 4 402 045 Personen auf der Wählerliste: 4 002 015 in Kroatien ansässige und 400 030 im Ausland ansässige. Die Anzahl der in Kroatien ansässigen Wahlberechtigten betrug 3 447 003 (nach Abzug der 990 457 Personen unter 18 Jahren von den bei der Volkszählung 2001 ermittelten 4 437 460 Einwohnern). Die Differenz von 555 012 Personen ist nie aufgeklärt worden (4 002 015 abgegebene Stimmen bei 3 447 003 in Kroatien zugelassenen Wählern).«

Was antwortet die EU-Kommission: Die Kommission ist sich des Problems bewußt und »is confident that this issue will be addressed by the competent authorities and will be in contact with them to follow up on the matter.«
*Unglaublich*

http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+WQ+P-2011-011672+0+DOC+XML+V0//DE
http://www.europarl.europa.eu/sides/getAllAnswers.do?reference=P-2011-011672&language=DE


Um sich einmal die Dimension zu verdeutlichen: Wenn die "unaufgeklärte Differenz" von 555.012 "Wahlberechtigten" die "Asse im Ärmel" bei einem Wahlbetrug sein sollten, hätten tatsächlich nur 743.936 Kroaten für einen EU-Beitritt gestimmt, also nur 38 Prozent oder als wenn hochgerechnet in der BRD 10 Millionen Wählerstimmen als unaufgeklärte Differenz "vagabundieren" würden. ... und da regt sich die EU über die Wahlen in anderen Ländern auf.

"Regierungssprecher Steffen Seibert appellierte an die übrigen Balkanstaaten, dem Vorbild Kroatiens zu folgen" (Quelle), s.a.:
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Meldungen/2012/120123-HRV-Referendum.html

Samstag, 7. Januar 2012

Atomreaktor in Wannsee

Obwohl der Atomreaktor in Wannsee weder gegen Flugzeugabstürze oder Terroranschläge gesichert ist, wird er wieder hochgefahren:

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/helmholtz-zentrum-kein-schutz-gegen-abstuerze,10809148,11395518.html

... denn jetzt gibt es einen verbesserten Katastrophenplan.

Warum in diesem dicht besiedelten Gebiet überhaupt so ein Reaktor, der z.B. nur ein dünnes Dach und keine Betonsicherheitskuppel besitzt, gebaut wurde, erklärt vielleicht der Zeitungsartikel nebenbei: »Brennstoff ist seit den 80er-Jahren niedrig angereichertes Uran 235. Zuvor war atomwaffenfähiges Uran benutzt worden.« Das war vermutlich in der Bundesrepublik damals nicht möglich, nur in der "selbständigen politischen Einheit Westberlin".

Nun ja, die am Reaktor haben zumindest einen Bunker … und wir reagieren uns am "gefährlichen Fluglärm" ab.

Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Experimentier-Reaktor

update (04.08.2013)
Der Atom-Reaktor hat einen Bestandsschutz bis 2020 erhalten, dies "hänge mit der Förderstruktur der Helmholtz-Gemeinschaft zusammen". Aber selbst, wenn sich die "Förderstruktur" nicht zwischenzeitlich wieder ändert, bleibt die Gefahr mindestens bis 2023 bestehen, da "die Brennstäbe noch rund drei Jahre zum Abklingen im Reaktor bleiben" (Tagesspiegel vom 25.06.2013).