Sonntag, 30. Mai 2010

Aus der Geschichte der 43. FRBr ( Folge 10 )




















Vorbemerkung :

Pinnow als Ausgangsort für viele Ehemalige. Ein geschichtsträchtiger Ort, " Wurzelkloben " im slawischen, 1354 die erste urkundliche Erwähnung, Klostergut, 1938 Aufbau der MUNA ( Munitionslager ), nach 1945 bis 1947 ein Ort mit einem Durchgangs - Flüchtlingslager mit ca. 22. 000 Flüchtlingen und heimkehrenden Soldaten in diesem Zeitraum. 1956 Übernahme des ehemaligen MUNA - Geländes durch die NVA, Formierung des Lehr - und Ausbildungsregiments 12, unter strengsten Geheimhaltungsbestimmungen erstmalige Durchführung der Ausbildung an sowjetischen Fla - Raketenkomplexen in derDDR, 1964 dann das Reparaturwerk für Spezialbewaffnung ( RWS ), das spätere Instandsetzungswerk Pinnow ( IWP ).

Ein Wort zu eingegangenen Kommentaren unserer Folgen : mit Interesse haben wir sie gelesen und möchten die Absender bitten, ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen des Dienstes in der 43. FRBr als Beitrag aufzuschreiben und uns zuzusenden. So wie Detlef Merten alias Resi Otto, der 1981 / 82 in der FRA 4322 in Barth und dann 4 Jahre später auf dem GS in Rövershagen gedient hat. Seine Erlebnisse, seine Sicht als Soldat wird in einer Folge zum Zeitraum der 80 - er in der Chronologie erscheinen. Wir wollen ja mit den Folgen " Aus der Geschichte der 43. FRBr " unser Projekt Ausstellung in der Heimatstube Sanitz im Jahre 2012 begleiten. Also, wenn es Eure Zeit ermöglicht, schreibt uns bitte an die folgende e - mail - Adresse : bernd@kirchhainer.de . Vielen Dank !

Erinnerungen von Hannes Urbaniak, zuletzt Dienstgrad OSL und im FRID der 43. FRBr bis November 1983 in Sanitz. Von 1961 bis 1966 in Pinnow und Abtshagen, im LAR-12 und im FRR-18. Angefangen als Obertechniker HF- Kabine, dann Zugführer Apparate - und HF-Kabine ( AW und PW ). Ab 1966 folgte eine Ing. - Ausbildung. 1971 kehrte er zurück in sein " altes " Regiment, in das Fla - Raketenregiment 18 bzw. der 43. FRBr nach Sanitz . Hier der Teil I seiner Einnerungen, den Zeitraum in Pinnow betreffend :


" ... Zu Beginn des Ausbildungsjahres 1961 ( damals begann die Ausbildung am 1. Januar ) in der Flak- Artillerieschule Potsdam- Geltow führte man ein neues Fach für uns 3-jährige ein. Regeltechnik- mechanisch, wie sie schon in den 40-er Jahren angewendet wurden. Aber... bei uns geheim. Bald darauf wurden Aussprachen geführt . Es ging um eine neue Verwendung.Was, wann, wie, wo hatuns keiner gesagt, Fragen diesbezüglich wurden nicht beantwortet. Aber man mußte eine Schweigeerklärung unterschreiben. Lustig im nachhinein, Schweigen über Unbekanntes. Bald darauf plötzlich Abschlußprüfung als braver Flakoffizier 57-mm, obwohl die Ernennung zum Offizier erst im Herbst anstand. Ja, ja hieß es - jetzt Prüfung, Ernennung dann im Herbst. Die Lehroffiziere ließen nichts aus. Von" Marx - Lenin " über Flaktechnik bis zum Richtkreis, alles war drin. Wir waren die letzten Flakartilleristen in Geltow, dann wurde die Kaserne zumKommando Landstreitkräfte. Geltow war eine moderne Garnison mit guter Unterbringung, Sportplatz, Schwimmbad, Club mit vielen Möglichkeiten , Casino. Erbaut von der Wehrmachtsluftwaffe, dann Sowjetarmee, Flak, Kdo Lask und wieder einen neuen Nutzer. Reißt nicht ab ...

Dann urplötzlich im zeitigen Frühjar von einen Tag auf den anderen, Sachen packen, aufsitzen Plane zu und ab. Durch die Plane gekiebitzt, Berliner Ring nach Norden. Wir landeten in Pinnow , einem kleinen Dorf zwischen Angermünde und Schwedt. Eine Kaserne mit massiven Baracken im lichten Mischwald, im Lehr -und Ausbildungsregiment 12. Kommandeur war Major Trautsch, ein kleiner agiler Mann mit wenig Haaren und einer " tiefen " Stimme.Später wurde er Generalmajor und Stellv. Fla – Raketen im Kommando Luftstreitkräfte/Luftverteidigung. Allseits geachtet und beliebt. Ein Fachmann.

Die Ausbildung begann mit der Aufteilung in Gruppen.Wer, wie, was - keine Ahnung. Dann das wichtigste, ein kleiner grüner Sonderausweis, der noch geheimer war als die neue Fla-Technik. Wer den verlor … Übrigens war alles so geheim. Sogar der letzte Widerstand in einem Stromversorgungsblock ( Übernahme von " Wasserfall " der Luftwaffe aus den 40-Jahren !). Aber es war wohl der Zeit und den Umständen der 60-Jahre geschuldet. Wir 20 - jährigen machten uns keinen großen Kopf. Wieso auch, da keiner wußte, um was es geht. Zur Ausbildung standen das gesamte FRR-18 und Teile des FRR-17. In den Unterrichtsräumen saß der gesamte spätere Personalbestand. Vom Regimentskommandeur bis zum letzten Kanonier. Natürlich nach Verwendung in Gruppen unterteilt. Ab Batteriechef kamen alle Offiziere vonder Flak oder Erdartillerie. Für die Technik sind längerdienende Unteroffiziere und Wachtmeister dazu gekommen. So nannte man damals die Feldwebel bei der Rohrartillerie. Wurde später abgeschafft wie so einiges, was die Waffengattung ausmacht. Wieso eigentlich ?

Vervollständigt wurde das Personal durch junge Offiziere von den Funktechnischen Truppen. Die waren uns natürlich meilenweit voraus, hatten sie doch die auf uns zukommenden meterlangen Schaltbilder schon intus. In der sowjetischen Technik wurde Vereinheitlichung angewendet, z.B. ein Empfänger war für fast alle Stationen grundgleich. So waren für sie die Grundlagen der Fla - Elektronik leichter. Sie haben uns aber gut unterstützt, besonders nachher, als wir die Technik übernommen hatten und selbst zurechtkommen mußten. Das halbe Jahr in Pinnow war aber für einige der Lenz. Hätte ich aber auch so gemacht. Pinnow und Geltow ,wie Tag und Nacht. Baracken mit Schlafsälen, das Unterrichtsgebäude mit Draht um den Fenstern, die U - Räume wie Stuben. Ein düsterer Speisesaal mit kleiner Klappe.Wo warst du dahin, Geltow, mit einer drallen Blondine als Bedienung in der Kantine ? Aber ein gemütliches Casino hatten sie. Manches Bierchen ist geflossen. Pinnow war eben nicht Potsdam.

Die technische Ausbildungsbasis befand sich in den Wällen des ehemaligen Schießstandes, abgeschirmt durch Draht und den grünen Ausweis. Ausgebildet wurde Funktechnische ( damals noch ) Batterie, Startbatterie ( haben sie so gelassen) und Sicherstellung mit Fla-Raketen, also TA. Wir wurden als Obertechniker ausgebildet, vom russischen übersetzt " Starschij Technik ". Wurde nachher in Offz. für ... ersetzt, hatte sich aber noch bis in die 80-Jahre gehalten. Zur Ausbildung wurden wir in Unterrichtsgruppen nach der späteren Verwendung aufgeteilt. Nach Systemen der FuTK, der Startbatterie und Technische Abteilung. Alle angehenden Obertechniker saßen mit ihren Soldaten und Unteroffizieren in einen U-Raum. Sold. / Uffz. vor den Blockschaltbildern, die Techniker vor den Prinzipschaltbildern. Warum, wer in welches System kam ? Unbekannt. Er kam eben und fertig. Ich bin zur HF ( Hochfrequenz ) gekommen, zur Kabine PA. Der Ausbildungskomplex war ein DWINA-SA75, damals noch als Kofferversion auf einem LKW Typ SIL. Jeder war nur auf sein System ausgerichtet – das war die Methode. Wolltest du einen Blick in einen anderen Koffer werfen, denkste, sofort Tür zu. Das gleiche im U – Gebäude. Die " Stuben " lagen nebeneinander auf gleicher Etage. Tür zu und Pumpe. Alles so geheim !? Dieses " Jeder darf nur sein System kennen " erwies sich nach Übernahme und Nutzung der Technik natürlich als Problem und Nachteil. Ein Fla - Raketenkomplex ist nun mal ein Komplex mit Zusammenwirken vieler Komponenten. Das zu erfassen, hat uns später viel Lehrgeld gekostet. Der Ausbilder auf der Kabine PA war Oltn. Altenkirch. Wie alle Ausbilder, neu imGeschäft “. Alle im Unterrichtsraum haben sich redlich bemüht und dann eine Erklärung für die technischen Vorgänge gefunden. Der eine so, der andere so ...

Noch eine andere Sache : es gab ja keine deutsche Literatur über und zur Technik. Alles in Russisch und nach nach dem Motto " … Jeder hat zumindest 5 Jahre in der Schule Russisch gelernt ". Da hörte es dann aber bereits schon bei " Ustanowka " auf. Ein technisches Allerweltswort. Übrigens, die deutschsprachige Literatur hat man zumindest bis zu meinem Ausscheiden 1983 nichtin den Griff bekommen. Auch wenn die Truppenoffiziere tüchtige Zuarbeit geleistet haben. In Pinnow haben wir dicke Hefte, diktiert von den Ausbildern, vollgeschrieben. Das war Material aus ihrem Lehrgang in Ulan – Ude in der Sowjetunion. Die Ausbildung an der Technik wurde im Schichtsystem durchgeführt, da eine ganze Klasse keinen Platz in den engen Koffern hatte.

Letztendlich haben das Ziel alle geschafft - ein Lob an unsere Ausbilder, die sich bemüht haben und ihren Schülern manchmal sicherlich nur zwei Lektionen voraus waren. Noch ein Wort zu Pinnow. Ein kleines Dorf mit Nachbargemeinde war das Ausgangsgebiet. Für Sold. / Uffz. Bedeutete es “ Tote Hose “ - nichts los. Nur hin und wieder Tanz, es ging aber kaum jemand hin. Es galt der alte Spruch der Dorfjugend : in unserem Stall treten wir die Hühner selber …

Für die Mannschaften gab es eine Kantine mit Stehtischen. Mitten im Raum war ein Verschlag mit Maschendraht. Da stand dann ein “ Kalfaktor “ und verkaufte Bier und Bockwurst. Damals gab es noch Bier in der Kaserne, man mußte also nicht extra Ausgang nehmen, um sein Bierchen zu trinken. Die Frage war auch – zu welcher Gaststätte, wenn es denn eine gab. Kino war im Speisesaal – nicht gerade sehr gemütlich. Wir Offz. - Schüler hatten es da ein wenig besser. Ein kleines gemütliches Casino hat uns so manche Mark abgenommen. Oder wir sind nach Angermünde in den legendären " BH " gefahren – den “ Berliner Hof “ . Ein Tanzlokal, wie sie damals allerortens bestanden. Die Älteren werden sich erinnern. Da ging es manchmal hoch her und einige Schöne haben dann dort auch ihren Gatterich eingefangen. Im Herbst 1961 war die Ausbildung beendet, nun stand die Ernennung zum Unterleutnant an. Damals war es der erste Offiziersdienstgrad. Prüfung war ja schon. Aber … Es mußte natürlich eine Prüfung zum Abschluß und Bestehenüber des Lehrgangs geben, keine Frage. Nun kam folgendes dazu : die Wachtmeister jedoch wurden auch ernannt und nach dem allgemein geltenden Gleichheitsprinzip hieß es dann - alle nochmal die Offiziersprüfung ablegen ! So haben wir Offz. - Schüler gleich zweimal den " Unterleutnant " gemacht. Nach Adam Riese – ein Stern undnoch ein Stern gleich zwei " Stern ". Wäre eigentlich Leutnant … Aber, denkste, war NVA. Wenn ich mich richtig erinnere, fand so eine Art Vorernennung auf dem Sportplatz vor der Kaserne statt. Es war kalt und regnerisch . Die feierliche Ernennung war dann aber in Geltow.
Wir haben zur Feier des Tages einen abgebissen nach dem Motto - “ Es säuft der Mensch, es
säuft der Bär, am meisten säuft die Luftabwehr “...
Wir waren damals alle junge Männer Anfang 20. Zum Schluß haben sie noch dem Schulkommandeur die Mütze geklaut und sowas von verbeult hängen lassen, die der Ärmste dann tatsächlich auch noch aufgesetzt hat. Aber, unvollstellbar : ein Oberstleutnant ohne Mütze ...

Nach Abschluß der Ausbildung wurde das Personal für die Abteilungen zusammengestellt. Ich sollte in die 1. Fla-Raketenabteilung des FRR - 18 nach Abtshagen. Noch waren wir aber in Pinnow,Herbst 1961.

Der Fla-Raketenkomplex sollte übernommen werden. Wann? Also lungerten wir in Pinnow herum. Dann Aufbruch nach Stallberg, zum Fla – Raketenregiment 17, also dem FRR - 17. Weil die Feuerstellung in Abtshagen noch nicht fertig war, fand die Übernahme in Stallberg statt. Der DWINA-Komplex in Kabinenvariante. Aber die sowjetischen Instrukteure haben uns alles geduldig erklärt. Haben sie eigentlich immer gemacht bei neuer Technik oder Modernisierung. Einsatzbereit, gut - Übernahme. Eine Episode : nach Abschluß der Übernahme brachte ein Instrukteur einen 20 Liter Kanister in die Stromverteilerkabine RMA. Die Halterungen waren an der Wand angebracht und unser guter Uffz. hat immer gefragt, was da denn noch fehle. Die Antwort von sowjetischer Seite : " Budjet..Budjet ". Wird schon noch. Nun gut, Kanister befestigt und " Do swidanija ". Unser Unteroffizier war natürlich neugierig, den Kanister abgenommen – er war leer. Als er ihn aufgemacht hatte, war anschließend eine gute Wolke Alkohohl in der Luft. Nachher erfuhren wir, das dieser Primasprit zum Reinigen der HF - Verbindungen vorgesehen war. Der Winter in Stallberg war kalt und was hilft dann den Freunden aus der Sowjetunion, richtig … Ich habe nachher noch einige Komplexe übernommen, aber einen derartigen Kanister gab es nicht mehr. Eigentlich schade !

Anfang 1962 haben wir dann nach Hinrichshagen verlegt, weil Abtshagen immer noch nicht fertig war. Wir standen mit dem Eisenbahntransport, dem noch viele folgen sollten, auf dem Pasewalker Bahnhof. Die Startrampen waren mit Planen bedeckt. Zwischen den Gleisen liefen Eisenbahner umher. Da hörte ich wie einer sagte: " Du, jetzt haben sie sogar schon Kanonen mit viereckigen Rohren ..." - Fortsetzung folgt.


Dienstag, 25. Mai 2010

Diplom-Urkunde der OHS Kamenz aus 1991 gesucht

Am 26. Juli 1991 erhielten 3 Damen und 69 Herren ihre Diplomurkunde übergeben. Ein Diplom einer ostdeutschen Offiziershochschule für einen technischen Hochschulabschluss mit dem Kopf und Siegel der Bundeswehr. Der Abschluss ist zivil voll anerkannt, wie das Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Sachsen jedem Absolventen bestätigte.

Für das geplanten Buch »Geschichte und Geschichten der Offiziershochschule der LSK/LV "Franz Mehring"« der Arbeitsgruppe Geschichte der Offiziershochschule der LSK/LV "Franz Mehring" wird noch eine solche Diplomurkunde gesucht, am besten gescannt, aber letzlich egal in welcher Form!

Entgegennehmen würde den Scan / die Kopie Dr. Herbert Bellanger:

Dr. Herbert Bellanger,
Haberkornstraße 16,
01917 Kamenz
Telefon: 03578 / 3090959, Fax: 03578 / 303913
E-Mail: hbellanger@t-online.de

Montag, 24. Mai 2010

FRA-133

Burghard von den "13ern" hat mir Fotos von der Fla-Raketen-Abteilung 133 des Fla-Raketenregimentes 13 mit erläuternden Texten geschickt. Der Fotograf sollte nicht genannt werden. Auch wenn die Fotos oft weder künstlerischen Anforderungen genügen, noch den hohen Idealen der NVA Ausdruck geben ;-) können wir uns glücklich schätzen, dass diese Bilder aufbewahrt und zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt wurden:

Sonntag, 23. Mai 2010

Krieg für freie Handelswege

Der frühere "Verteidigungs"minister und SPD - Politiker, Peter Struck, meinte im Jahr 2002: »Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt.« Im Jahr 2008 war er schon ein wenig ehrlicher und sagte: »Die Interessen Deutschlands werden auch am Hindukusch verteidigt«, vgl.:
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2008/03/deutschland-struck-und-der-hindukusch.html

Welche "Sicherheit" für wen gemeint war und wessen "Interessen" "verteidigt" werden, das mußte ich noch spekulieren. Klare Worte nunmehr vom derzeitigen Bundespräsidenten, Horst Köhler. Der meinte am 22. Mai 2010 lt. Deutschlandradio: »Allerdings müsse Deutschland mit seiner Außenhandelsabhängigkeit zur Wahrung seiner Interessen im Zweifel auch zu militärischen Mitteln greifen. Als Beispiel für diese Interessen nannte Köhler 'freie Handelswege'. Es gelte, Zitat 'ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auf unsere Chancen zurückschlagen' und sich somit negativ auf Handel und Arbeitsplätze auswirkten,«, vgl.:
http://www.dradio.de/nachrichten/20100522120000/1
Da die entsprechende Originalpassage im Audiofile von dradio inzwischen entfernt worden sein soll, anbei der Auszug zum download:
http://www.unpolitik.de/wp-content/uploads/2010/05/Koehler_Aussenhandel.mp3

Übrigens, in 2010 meinte Struck "Unsere Freiheit wird auch am Hindukusch verteidigt" gesagt zu haben ... und tatsächlich, das ist in ihren Augen alles das selbe: Die "Sicherung" ihrer "Gewerbefreiheit", dafür lassen sie sterben ... andere Menschen natürlich.

update (31.05.2010)
Heute ist das erste Mal in der Geschichte der BRD ein Bundespräsident mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Warum? Weil er sich verplappert hat? Seine emotionale Erklärung wirkte auf mich wie eine Reaktion auf einen "Dolchstoß in den Rücken" von seinen "eigenen Leuten". Wie titelte das Zentralorgan "FAZ" bereits am 27.05.2010 mit knackigen Imperativ: "Kamerad Köhler: Bitte wegtreten!" ... mal sehen, wen wir jetzt als Staatsoberhaupt bekommen.

Danke für die Ehrlichkeit, ich hatte bereits einen gezielten Tabu-Bruch vermutet, der die Hardliner voranbringen sollte. Entschuldigen Sie bitte, Herr Köhler.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Einsatznah und afghanistannah ausbilden

Bei der Berichterstattung zur Bundeswehrübung "Iron Taurus" vom 16. April bis 11. Mai 2010 fielen mir die Worte: »Wir wollen so einsatznah und afghanistannah wie möglich ausbilden“ besonders auf. Was heißt das?

Wir wissen inzwischen, was es heißt "keinen Krieg" zu führen, aber eine "friedliche Lösung" mit "militärischen Mitteln" in Jugoslawien durchzusetzen. Wir kennen mittlerweile "Operationen mit niedriger oder mittlerer Intensität" in Bonnland sowie "kriegsähnliche Zustände" und den "nichtinternationalen bewaffneten Konflikt im Sinne des humanitären Völkerrechts" in Afghanistan.

Was bedeutet aber "einsatznah und afghanistannah"? Darüber schrieb im April 2010 die Website german-foreign-policy.com nicht neues: »Die Bundeswehr orientiert sich bei der Ausbildung von Kampftruppen für Kriegseinsätze seit Jahren an der nationalsozialistischen Wehrmacht. Dies belegt ein vom Heeresamt der deutschen Streitkräfte herausgegebenes Handbuch, das "Hilfen für den Gefechtsdienst" liefern soll. Die hier zu Ausbildungszwecken referierten Fallbeispiele beziehen sich fast ausschließlich auf Operationen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.«

Bereits ein Jahr zuvor berichtete Kontraste und Spiegel: »Fragwürdiges Ausbildungsmaterial: Laut einem Bericht des ARD-Magazins "Kontraste" soll es in der Bundeswehr Lehrbücher geben, die vom Geist der Wehrmacht geprägt sind. Der General für die Ausbildung im Heer verharmlost den Fall.«

Als DDRler kann ich darüber nur gähnen. Bereits im NVA - Heft "Militärpolitische Informationen - Zur kriegsnahen Ausbildung in der Bundeswehr" wurde im Heft 7/1986 auf S. 4 die westdeutsche Bundeswehr - Zeitschrift "Truppenpraxis", Heft 6/1985, S. 566 zur Ausbildungshilfe des Heeresamtes schlicht zitiert: »Um deutsche Erfahrungen - Stärken wie Schwächen - wieder sichtbar zu machen und den Vergleich mit geltenden Grundsätzen zu erleichtern, um Betroffenheit zu erzeugen und dadurch zu motivieren, wurden Beispiele aus der deutschen Kriegsgeschichte 1939-1945 gewählt.«

Im Westen nichts neues.

Rothenburg - Museumstag

Aus Anlass des diesjährigen Pulsotreffens vom 13. - 15. Mai 2010 führt das Museum am Samstag, den 15. Mai 2010 einen Museumstag mit erweitertem Angebot durch.

Es werden hydraulische Funktionsproben an einer MiG-21 stattfinden. Weiterhin sind Führungen und Fachgespräche geplant.

http://www.luftfahrtmuseum-rothenburg.de/news.html
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2009/08/flugplatzfest-in-rothenburg-29082009.html

Wohnungs-Marktregulierung

In der DDR herrschte bekanntlich Wohnraummangel. Bekannter Grund: Billige Mieten. Das hatte - salopp formuliert - die Folge, daß jeder der mit 18 Lebensjahren ausgelernt hatte eine Wohnung haben wollte ... wenn das als Alleinstehender nicht klappte, mit 20 Jahren den Parteiaustritt androhte, mit 22 Jahren "an Erich" und mit 25 Jahren seinen Ausreiseantrag schrieb. Heute müssen die Kinder aufgrund der horrenden Mieten mit 30 Jahren aus der elterlichen Wohnung "geworfen" werden bzw. dürfen als Hartz IV - Empfänger selbige erst mit 25 Jahren verlassen.

Von dieser Misere waren im Jahr 2008 deutlich mehr als die Hälfte (55 %) aller jungen Erwachsenen in Alter zwischen 18 bis 26 betroffen. Das Statistische Bundesamt meldete für 1978 nur unbedeutend weniger ledige Frauen und Männer (53 %), die noch im Haushalt der Eltern lebten. Dafür dürfen sie sich nicht nur vom Bundesamt als "Nesthocker" beschimpfen lassen, die lieber im "Hotel Mama" wohnen würden. Natürlich sind nicht die Mieten oder die Politiker schuld, die den "Markt stabilisieren", sondern die Eltern, denn diese hätten "Angst, ihre Kinder loszulassen". Jetzt muß ich den Kakao auch noch trink^^^lesen, durch den ich gezogen werden ... es gibt allerdings noch ordentliche Recherchen an der Medien-Front:

»Nicht immer ist das Zusammenleben mit den Eltern eine freiwillige Wahl. Von 2003 bis 2009 sank der Prozentsatz der jungen Leute im Alter von 18 bis 34 Jahren, die freiwillig bei den Eltern leben, um neun Prozent. Der Verbleib im Elternhaus hängt in 40,2 Prozent der Fälle von wirtschaftlichen Faktoren und in 34 Prozent von der Notwendigkeit ab, ein Studium abzuschliessen. Zu 21 Prozent zwingen Schwierigkeiten bei der Jobsuche junge Leute zum Verbleib im "Hotel Mamma", bei 26,5 Prozent sind es Probleme mit der Wohnungssuche. « Das schreibt aber nur jemand in der Schweiz über junge Italiener :-((

Nach der (Rück-) Wende 1989 / 1990 verließen in ca. 10 Jahren im Saldo rd. 1,5 Mio. Menschen Ostdeutschland in Richtung Westen, vorrangig junge Menschen. Gleichzeitig gab es einen dramatischen Geburtenrückgang und es wurde sehr viel neuer Wohnraum geschaffen. Im Ergebnis gehe ich von einen Wohnraumüberschuß von ca. 25 Prozent aus!

Was passiert nun in einer Marktwirtschaft, wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt? Wer nun, "die Preise sinken" antwortet, hat zwar in "Politischer Bildung" aufgepaßt, den Kapitalismus aber nicht verstanden ;-)

Tatsächlich wird das Angebot reduziert, konkret das bereits vorhandene Produkt vernichtet ... natürlich staatlich gefördert. Kaum verbrämtes Ziel ist die Erhaltung des hohen Preisniveaus und Prämierung von Luxussanierungen.

So wurde im Jahr 2002 das Programm "Stadtumbau Ost" als ein Bund-Länder-Programm aufgelegt. Für den sog. "Stadtumbau" wurden innerhalb von acht Jahren insgesamt 2,5 Mrd. Euro bereitgestellt. Die Hälfte davon ist ausdrücklich für den Abriß bestimmt, mit ihren Worten im "Ersten Statusbericht": »Stabilisierung des Wohnungsmarkts durch Abriss von rund 350.000 Wohneinheiten.« Im zweiten Statusbericht heißt es dazu auf Seite 13: »Ziele des Programms sind einerseits die Stabilisierung der städtischen Wohnungsmärkte durch den Rückbau dauerhaft leer stehender Wohnungen sowie andererseits die Stärkung der Innenstädte und erhaltenwerten Stadtquartiere durch gezielte Aufwertungsmaßnahmen.« "Rückbau" und "Aufwertungsmaßnahme" klinkt auch viel besser als "Abriß" und "Luxussanierung".

Und es geht natürlich "voran": »Zu Beginn des Programms Stadtumbau Ost im Jahr 2002 standen in den neuen Bundesländern etwa 14,9 % des vorhandenen Wohnungsbestandes bzw. mehr als eine Millionen Wohnungen leer ... Inzwischen wurden im Rahmen des Programms Stadtumbau Ost rund 170.300 Wohnungen (Stand 28.02.2007) abgerissen. Wie schrieb sogar Springers "Welt" am 18.02.2007: »Ein 4,2 Milliarden Euro schwerer Fördertopf des Bundes namens "Stadtumbau Ost" offeriert Abrissprämien von 60 Euro pro Quadratmeter. Bei tatsächlichen Abrisskosten von unter 40 Euro wandelt sich Frevel in Gewinn und hat daher System. Obendrein bedeuten für die ostdeutschen Wohnungsgesellschaften weniger Altbauten auch weniger Altschulden. Die sind auf die Quadratmeterzahl des Wohnungsbestandes umgelegt und werden auf Grundlage des Altschuldenhilfegesetzes ab einer Leerstandsquote von 15 Prozent anteilig gestrichen. Weniger Häuser = weniger Schulden. Eine klassische Win-win-Situation.«

Für den Abriss weiterer fast 24.000 Wohnungen wurden Mittel aus landesspezifischen Förderprogrammen bereitgestellt. Für 150.000 der bisher abgerissenen Wohnungen wurde zusätzlich zur Stadtumbauförderung eine Altschuldenentlastung nach § 6a AHG gewährt.« Tja, da haben die fiktiven "Wohnungsbauschulden" i.H. von 28,5 Mrd. DM nicht nur einen propagandistischen Wert, sondern dienen auch der Abrißförderung ohne direkt als Betrag ausgewiesen zu werden. Im Ergebnis wird der "Abriß Ost" dem Steuerzahler weit mehr als die 1,3 Mrd. EUR kosten ... Der Bundesdeutsche Bundestag hatte weiterhin am 19. Juni 2009 die Fortsetzung des Bund-Länder Programms "Stadtumbau Ost" bis 2016 als eigenständiges Programm im Bereich der Städtebauförderung beschlossen, so sollen im Zeitraum 2010 bis 2016 mindestens weitere 200.000 bis 250.000 Wohnungen abgerissen werden, vgl.: Drs.: 16/12284 und Annahme der Vorlage (S. 25519A).

Zum Vergleich: »Erreichte die Wohnungsproduktion 1995 mit rund 540.000 Fertigstellungen in ganz Deutschland ihren Höhepunkt, ist seitdem ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen. Die Zahl der neu erstellten Wohnungen lag 2008 bei nur noch 155.820 ... Besonders vernachlässigt wird der Mietwohnungsbau inklusive der vermieteten Eigentumswohnungen. Seit 1996 ist die Zahl der fertiggestellten Wohnungen von 228.000 auf gerade einmal 40.000 zurückgegangen. Die Branchenvertreter machen das Ausmaß der strukturellen Unterversorgung deutlich: Müssten ... pro Jahr nur 0,6% des gesamten Wohnungsbestands, also 240.000 Wohneinheiten, ersetzt werden, läge die Zahl der Wohnungsfertigstellungen bereits seit 2005 weit unter dem bestandserhaltenden Niveau« Mieterecho 12/2009.

Nun droht Ungemach": Der sog. Stadtumbau könnte ab 2011 ins Stocken geraten. Gelder seien fast ausgeschöpft und die Unternehmen könnten keine Wohnungen mehr abreißen. »Die Leerstandsquote bei den 218 brandenburgischen BBU-Mitgliedsunternehmen sei im vergangenen Jahr auf 9,2 Prozent und damit erstmals seit 1998 unter die Zehn-Prozent-Marke gesunken.« Die Leerstandsquote durch Anpassung des Preises, wie in einer tatsächlichen Marktwirtschaft, zu senken kommt "niemand". Statt dessen sollen allein in Brandenburg - im unnachahmlichen "Neusprech" - »weitere 35.000 Wohnungen vom Markt genommen werden. Dafür müßte eine zusätzliche Altschuldenhilfe in Höhe von 140 Millionen Euro bereitgestellt werden«, meldet die jw.

Schon ein "geiles" System: Da werden mit meinen Geldern Wohnungen gebaut, Mieten zuletzt in ungeahnte Höhen geschraubt und privatkapitalistisch vereinnahmt, und nunmehr werden die gleichen Wohnungen mit meinem Geld abgerissen, damit ich weiter hohe Mieten zahlen "darf" ... und das reicht denen nicht einmal! Wer nun noch bedenkt, daß mit Streichung der Eigenheimzulage - erstmalig - in der BRD der Wohnungsneubau nicht mehr gefördert wird, kann sich die längerfristigen Auswirkungen auf das Mietniveau ausrechnen. Vor allen in den Ballungszentren, in die die Menschen auf der Suche nach Arbeitsplätzen ziehen, werden dann Mieten wie in London oder Paris üblich sein. Wir haben es ja nicht besser gewollt ...

Und nun "Überraschung!" oder wie es auf Neudeutsch heißt: "surprise, surprise":

»Plötzlich steigt die Miete
Fast 20 Jahre lang war Ruhe: Die Nebenkosten stiegen zwar, aber so manche Wohnung wurde sogar billiger und war für neue Mieter günstiger als für ihre Vorgänger. Jetzt schlagen die Vermieter zu, bis zu 15 Prozent mehr verlangen sie
« (FAZ vom 5. September 2010).

Die Vermieter konnten einem auch leid tun: »Tatsächlich haben die Mieten jetzt einiges an Preissteigerung nachzuholen. Seit 1993 nämlich seien die Mieten kaum gestiegen, sagt Andreas Schulten vom Marktforscher Bulwien Gesa, der die Daten für die Bundesbank erhebt. „Relativ zu den Einkommen ist Wohnen in Deutschland 17 Jahre lang billiger geworden. Da setzt nun ein Nachholeffekt ein.“« Vielen "Dank", liebe Bundesregierung ... es kommt immer "nur" darauf an, zu wem Du lieb bist.

Letztes update am 8. September 2010.

Sonntag, 9. Mai 2010

Kriegskosten

Nach Angaben des Forschungsdienstes des USA-Kongresses (Congressional Research Service) vom 28. September 2009 gaben die USA von 2001 bis 2009 für den Krieg gegen den Irak 683 Mrd. US-Dollar und für den Krieg gegen Afghanisten 227 Mrd. US-Dollar aus, vgl.:
http://www.fas.org/sgp/crs/natsec/RL33110.pdf (0,5 MB)

Für das Jahr 2010 sind für beide Kriege bereits 139 Mrd. US-Dollar verplant. In der Summe sind das 1,05 Billionen US-Dollar (ca. 800 Mrd. EUR) oder 287 Mio. US-Dollar (ca. 213 Mio. EUR) am Tag!

Hinweise:
* Der offizielle Haushalt der USA beläuft sich aktuell auf ca. 3 Billionen US-Dollar, wovon das Militär und Rüstungsfirmen offiziell 717 Mrd. US-Dollar erhalten, zzgl. versteckte Budgets für Spionage u.ä., macht insg. 1,6 Billionen US-Dollar ... rd. die Hälfte der staatlichen Ausgaben.

Update (04.06.2010)
Wer stets aktuell sein möchte, siehe http://www.costofwar.com/

* http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2008/11/bankenkrise-das-geld-ist-nicht-weg-nur.html
* http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2009/01/ballade-von-den-sckeschmeiern.html
* http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2010/03/dollarkurs.html

Links aktualisiert

Ich habe meine Linksammlung zu militärischen DDR - Themen, vorranging natürlich LSK/LV, aktualisiert. Gegenüber der großen Aktualisierung vom Sommer letzten Jahres brauchte ich zum Glück nur wenige "tote" Links entfernen, dafür kamen einige neue hinzu.

Sollte ich einen Verweis versehentlich entfernt haben, da diese Website zum Zeitpunkt der Überprüfung zufällig und nur zeitweise offline war, bitte ich um eine kurze Mail.


GOTO http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2009/08/links-aktualisiert.html

FRA-131

Burghard von den "13ern" hat mir Fotos von der Fla-Raketen-Abteilung 131 des Fla-Raketenregimentes 13 mit erläuternden Texten geschickt. Der Fotoautor war Heinz Pelz. Vermutlich sollten seine Bilder zur Ausgestaltung des Kasernen- oder Stellungsbereiches dienen. Sie lagen bis jetzt unbeachtet bei ihm.

Wir können uns glücklich schätzen, dass er die Bilder aufbewahrte und jetzt zur Veröffentlichung zur Verfügung stellte:

http://home.snafu.de/veith/fra-131.htm

Montag, 3. Mai 2010

Wir sind alle Griechen

Mein Beitrag zum aktuellen Griechen-Bashing:

»Die Anpassungen, die bislang durch den nominalen Wechselkurs geleistet wurden, müssen in der Währungsunion die Relativpreise übernehmen, das heißt die Preise der Güter und der Produktionsfaktoren, insbesondere die Löhne.«

Sachverständigenrat-Wirtschaft 1997
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/090/1309090.asc