Freitag, 24. Januar 2014

Der Weg zur "Wende"

Ich habe mich in den letzten Jahren in folgenden Artikeln mit der (Rück-) Wende beschäftigt:
 
Mauerfall - 9. November 1989
"Meine" NVA - 1990

Es stellt sich naheliegend die Frage: "Wie konnte es soweit kommen?"

 
Das die wirtschaftlichen Probleme, nicht zuletzt aufgrund der schlechten Ausgangslage, ursächlich waren, sollte m.E. klar sein. Während die DDR einen nach dem Sieg im 2. Weltkrieg materiell erschöpften Partner an ihrer Seite hatte und fast die gesamte Reparationslast allein tragen mußte, wurde der westdeutsche Separatstaat von den USA mittels Marshallplan aufgepäppelt. Im Folgenden soll es mir jedoch um die politisch-militärischen Rahmenbedingungen gehen.

Ende der 1960er war das Militär-Strategische Gleichgewicht hergestellt und die Sowjetunion hatte die Fähigkeit zum alles vernichtenden Gegenschlag erlangt. Die sowjetischen Interkontinentalraketen "schlugen" die angloamerikanischen Bomberverbände.

Als Folge wurde der Westen "zutraulich" und es wurden Verträge zur Begrenzung der Nuklearwaffen, aber auch der "Moskauer Vertrag" unterzeichnet. Es folgte das Vierseitige Abkommen über Westberlin und "das betreffende Gebiet". Das Problem für die DDR war, daß diese Verträge  unterzeichnet wurden, ohne sie einzubeziehen und die deutsche Frage zu klären, d.h. die Existenz der DDR zu garantieren. Hinzu kam, daß die BRD die Grenzen der Sowjetunion und Polens, trotz eindeutiger Präambel des Grundgesetzes, nicht mehr offen in Frage stellte. Damit verlor die DDR ihre "Pufferfunktion" für diese Staaten.

DDR und BRD schlossen den Grundlagenvertrag (und Transitabkommen), der insoweit pragmatisch den Status Quo festschrieb. In dieser Zeit wurde Walter Ulbricht abgesetzt, es folgte Erich Honeckers Anerkennungspolitik sowie in Europa eine Friede-Freundschaft-Eierkuchen-Epoche (KSZE, Helsinki). Die "Konterrevolution auf Filzlatschen" begann. "SED-Reformer" begannen zu wirken.

Es gab aber keinen Anlaß wirklich Grundlegendes zu ändern.

Diese relativ friedliche Dekade änderte sich schlagartig mit dem NATO-Doppelbeschluß: Das Militär-Strategische Gleichgewicht wurde verletzt, die Vorwarnzeit für eine Nuklearschlag auf Null reduziert. Die Zeit zwischen 1979 und 1983 kristallisiert sich immer mehr als "Schicksalsjahre" heraus:
 
Ich stand kurz vor den Eintritt in die NVA ;-) und sowohl im engsten Verwandten- als auch im weiteren Bekanntenkreis wurde mir "der Vogel" gezeigt: Die deutschen Staaten würden sich annähern und bald könne "jeder" in den Westen zu Besuch reisen, nur ich dann nicht ... dagegen mehrten sich um 1982 Äußerungen, wie "Noch nie war der Frieden seit dem 2. Weltkrieg so bedroht wie gegenwärtig." und ich dachte noch, jetzt sind "die" völlig weggetreten. Dabei hatte "die Partei" natürlich und wie immer Recht ;-)
 
Stichworte:
* Unruhen in Polen 1980 - 1989
   (Gefahr des Abschneidens der GSSD vom Landweg zur Sowjetunion;
   hektischer Ausbau der Fährverbindung Mukran-Klaipėda)
* Operation RYAN 1981 - 1984
* Die Sowjetunion kürzt die Erdöllieferungen in die DDR ab 1981
   (die DDR muß neue Wege zur Devisenbeschaffung und
   Energiesicherung suchen)
* Die US-Mittelstreckenraketen in Westeuropa stehen ab 1982
 
[Exkurs] Angeblich hatten die Briten 1983 durch eine Quelle im KGB (Oberst Oleg Gordijewski) genaue Kenntnis der Gefährlichkeit der Situation, wollten aber diese Quelle unter keinen Umständen gefährden. Jedenfalls sei "Able Archer" deshalb nicht abgesagt oder wenigstens modifiziert worden. Der gute Oleg Gordijewski war auch ansonsten ein wahrer "Glücksgriff". So hat er nebenbei auch mit der AIDS-Ursprungs-Legende von Jakob Segal aufgeräumt: Alles angeblich KGB-Desinformation ... Es ist m.E. üblich, aus Überläufern - hier nachdem er aus sonst was für Gründen von dem lukrativen London-Posten abgezogen wurde und überlief - im nachhinein Top-Spione zu machen.

Aber auch die Theorie, daß Rainer Rupp (Topas) den Kernwaffenkrieg 1983 verhinderte, krankt am Detail: "Topas" saß in der Politischen Abteilung im NATO - Hauptquartier in Brüssel und die Atomstreitkräfte der USA unterstanden (unterstehen) nun einmal nur den USA. Natürlich kann hilfsweise überlegt werden, ob und inwieweit ein sowjetische Quelle bspw. im Strategischen Kommando der US-Streitkräfte ergänzende Informationen lieferte.

Nach meiner Meinung steckte die Sowjetunion schlicht den "Kopf in den Sand". Die einzige Alternative wäre die Auslösung eines sowjetischen Atomschlags gewesen, um den vermuteten Angriff zuvorzukommen; beachte auch die Erklärung vom 15. Juni 1982.  Heutzutage wird das so formuliert: »So angespannt die Atmosphäre im Jahre 1983 auch immer gewesen sein mag, die Führer in Moskau zeigten nie irgendeine Angst vor einem unmittelbar bevorstehenden Atomschlag gegen die UdSSR«. Schrieb zumindest Mark Kramer, nach Sichtung der Protokolle der Sitzungen des Politbüros der Kommunistischen Partei der Sowjetunion von 1983 und Anfang 1984. [Ende]

Natürlich rührten sich die ersten "Reformer" in Wissenschaft, VEB und SED, denn jetzt "mußte" gehandelt werden.

Zwischen der BRD und der DDR liefen das "Länderspiel" und "Züricher Modell". Basis waren Überlegungen zum gegenseitigen Entgegenkommen.  So waren im "Züricher Modell" Tranchen angedacht: Wie pro eine Milliarde DM Kreditrahmen Senkung des Reisealters für DDR-Bürger um ein Jahr. Kern dieses Modellversuches war sowieso "nur" ein "Kontokorrentkonto" auf einer eigens von beiden Seiten gegründeten Bank ... alles streng geheim natürlich. Inwieweit hier die "SED-Führung" führend war oder "Reformer" handelten, ist nicht ganz klar. Die Aktivitäten wurden zumindest vom MfS "begleitet". Das Projekt "Länderspiel" war noch nicht einmal so konkret.

Die Infos zum Thema  "Länderspiel" und "Züricher Modell" sind extrem spärlich und gehen auf wenige Zeitzeugen zurück. Es gab auch wenig feste Strukturen oder gar Organisation ... da BRD-Persönlichkeiten und -Behörden knietief mit dabei waren, ist nach dem Tod der Zeitzeugen nur noch wenig Neues zu erwarten. "Aufarbeiten" der Geschichte heißt auf BRDisch leider nur immer "Abrechnen" und dafür eignet sich dieses Thema nun einmal nicht. Herr Platzdatsch (Interview mit dem "Zeitzeugen Jürgen Nitz") schreibt: "Das »Züricher Modell« enthielt die Option auf eine deutsche Konföderation. Ja. Und das war beiden Seiten klar und von beiden Seiten gewollt. Im Auftrag von Honecker formulierte damals Herbert Häber, Politbüromitglied, die Idee von der Koalition der Vernunft, die Kohl mit dem Begriff der Verantwortungsgemeinschaft beider deutscher Staaten beantwortete. Mit dieser Konzeption wollte Honecker im Sommer 1984 Moskau für seine Reise nach Bonn gewinnen ... Honecker unternahm noch einen letzten Versuch 1987 während seines Besuches in der Bundesrepublik. In seiner Rede in Neunkirchen, im Saarland, schlug er vor, die deutsche-deutsche Grenze so zu gestalten wie die Oder-Neiße-Grenze. Das war der Kerngedanke des Geheimprojektes »Länderspiel«, zu dem ich in Zürich Vorgespräche mit Thomas Gundelach, Sekretär des damaligen Bundestagspräsidenten Philip Jenninger, sowie mit dem Bankier Holger Bahl, einem Beauftragten des Bundeskanzleramtes, führte."

Bereits 1982/83 war aber mit den sog. Strauß-Krediten die "Luft raus": Wozu Gegenleistungen, wenn man das Geld auch "umsonst" bekommt?! Ja, ich weiß um die zeitliche Parallelität um den Abbau der Mienen an der Staatsgrenze, aber eine finale Verknüpfung wird von HERTLE u.a. verneint. Die Entscheidung soll unabhängig ("Goodwill") gefallen sein.

Honecker entschied nicht mehr "zu handeln" und die Projekte dümpelten nur noch vor sich hin.

So sah nun die Anhängerschaft der "Bürgerbewegten" zum Ende der 1980er aus: 160 verschiedene Gruppen, wie Friedenskreise, Ökologiergruppen, mit einem Teilnehmerkreis von 2.500 Teilnehmern und IM durchsetzt. Davon waren 600 in Führungsgremien tätig, wovon rd. 60 Personen vom MfS  als "harter Kern" betrachtet wurde. Westliche Quellen sprechen immerhin schon von 325 Gruppen mit einer Massenbasis von bis max. 15.000 Menschen. Damit kann kein Umsturz gemacht werden, gleichwohl dieser initiiert:
http://ddr-luftwaffe.blogspot.de/2012/06/massen-mobilisieren.html

Die offensichtliche Handlungsunwilligkeit / -unfähigkeit der Gruppe um Erich Honecker wurde dann am 17. Oktober 1989 von Egon Krenz sowie den "SED-Reformern" für sich genutzt. Für diese war die Losung "Keine Gewalt" existenziell: Jede gewaltsame Niederschlagung - dazu hätten ggf. ein energisches Durchgreifen der Polizei in Leipzig genügt - hätte die "1. Reihe" gestärkt, wie weiland um den 17. Juni 1953. »Falls Sie einmal in die Verlegenheit kommen sollten, eine Verschwörung gegen einen Apparat einzuleiten, erkundigen Sie sich bitte bei mir, dann erzähle ich Ihnen, wie das gemacht wird« meinte dazu Schabowski.  Vorsorglich: Schabowski war alles andere, aber kein "Reformer".

In der ersten Februar-Woche des Jahres 1990 war ich auf einer Veranstaltung der PDS auf Kreisebene. Teilnehmer war u.a. einer von der "Zentrale" aus Berlin, Mitte 30, und in dessen Schlepptau war eine junge Frau. Beide waren "SED-Reformer", auch wenn sie sich nicht so vorgestellt haben. Die Frau "outete" sich in ihrem Beitrag als "Oppositionelle", die aktiv Demonstrationen organisiert und an diesem teilgenommen habe. Aufgrund der harschen Reaktionen, brach sie in Tränen aus und entschuldigte sich schluchzend: »"Das" haben "wir" nicht gewollt.«. Fazit: Ich war im Konkreten auch nur "Wasserträger" fremder Interessen.

Und nicht vergessen: »Wir haben damals [bereits ca. 1981 / 1982; Veith] der sowjetischen Führung mitgeteilt, wir könnten die DDR innerhalb von zwei Wochen destabilisieren. Es wäre Abenteurertum gewesen. Früher sollte die DDR-Führung sich sicher fühlen können, sonst hätte die Kirche nicht das Dach bilden können, unter dem die Dissidenten sich formieren konnten«, aus: Egon Bahr, "Die Deutschlandpolitik der SPD nach dem Kriege", 1993.

Was war nun mit der Sowjetunion?

Egon Krenz in seiner Rede auf dem Symposium "Die Zerstörung der Sowjetunion und ihre Folgen" 23./24.04.2011) in Peking: »Am 21. Oktober 1981 hatte KPdSU-Generalsekretär Leonid Breschnew einen persönlichen Beauftragten zu Erich Honecker geschickt. Die Botschaft war: Die Sowjetunion sei nicht mehr in der Lage, den Rohstoffbedarf der DDR, besonders bei Erdöl, zu decken. Diese Tatsache ging an den Lebensnerv der DDR. Begründet wurde sie damit, daß sich die Sowjetunion in einer ähnlichen Situation befinde wie Sowjetrußland 1918 beim Abschluß des Friedensvertrages von Brest-Litowsk. Das hat uns in der SED-Führung irritiert. Ging es doch 1918 um Sein oder Nichtsein von Sowjetrußland. (…) Wir erfuhren: Die Analyse der sowjetischen Führung hatte ergeben, daß sich die UdSSR in einer existentiellen Krise befand.«

Egon Krenz in dem Artikel: "1949 und 1989 - Wendepunkte europäischer Geschichte" (14. Oktober 2014) mit einem quellenoffenen Zitat: "Ich bin ein leidenschaftlicher Gegner von Geschichtsklitterungen ... Geschichte muß sich gegen jede Einseitigkeit wenden, die in aller Regel nur dazu gedacht ist, als Waffe im politischen Kampf der Gegenwart eingesetzt zu werden. Geschichtsbetrachtung darf nicht zurechtgebogene Einseitigkeiten schaffen und zu Knüppeln politischer Propaganda degradieren." Franz Josef Strauß "Erinnerungen", Siedler-Verlag, Berlin 1989, Seite 388.

Schön auch die Bestätigung[*]: »Am frühen Morgen des 10. November machte uns die sowjetische Seite den Vorwurf, die DDR sei wegen des Vier-Mächte-Status von Berlin nicht berechtigt gewesen, die Grenze zu Westberlin zu öffnen.34 Auch die Militärverbindungsmissionen der drei Westmächte in Potsdam waren irritiert.35 Wie sehr zu diesem Zeitpunkt noch militärische Aspekte eine Rolle spielten, geht auch daraus hervor, daß der Chef der US-amerikanischen Mission erklärte, "das USA-Oberkommando würde Einwände erheben, falls Armeeangehörige der DDR Berlin (West) besuchen sollten"36.«

[*] siehe Projekt "Loch-in-der-Grenze"
34 Telefongespräch zwischen Egon Krenz und UdSSR-Botschafter Kotschemassow am 10. November 1989
35 Siehe Fernschreiben des Chefs des Stabes der Westgruppe der Streitkräfte der UdSSR vom 12. November 1989 an Generaloberst Fritz Streletz
36 Ebenda


Tja, scheint doch etwas mehr daran zu sein, als ich erst dachte: Vor dem Mauerfall - Wie der Kreml die DDR aufgab. Siehe vergleichend, bereits für das Jahr 1956, den Artikel "Geheimmission des BRD-Vizekanzlers beim DDR-Vize-Verteidigungsminister 1955 und 1956" Was wollte der Vizekanzler Schäffer beim Chef des Hauptstabes der NVA und stellvertretenden Minister für Nationale Verteidigung,  Vincenz Müller?
 

Die "Stasi" zur Münchner Olympiade

Ich schreibe zum Thema "Konflikte", in denen die NVA verwickelt war, schon länger die Worte: »So war 1972 - auf ausdrücklichen Wunsch der BRD - eine bewaffnete MfS-Einheit zum Schutz unserer Olympioniken in München.«

Dummerweise hatte ich mir den Namen des Dokumentarfilms nicht gemerkt, in dem dieses erwähnt ist. Nunmehr bekam ich einen Scan aus der Zeitschrift "Unsere Zeit", in dem das Fehlen solcher Informationen von Klaus Huhn problematisiert wird:
 

Donnerstag, 9. Januar 2014

Zur Entwicklung der Luftverteidigung der NVA-Teil II

 
 





das erste Flak-Regiment der LV-NVA






das erste Fla-Raketenregiment der LV-NVA

Vorbemerkung: 
Im "Der Bogenschütze", in dem auch das Buch "43.Fla-Raketenbrigade 'Erich Weinert'-Fakten und Geschichten" vorgestellt wurde, gab es u.a. eine Darstellung zu den Flak-Regimentern der LV in der Entstehungsphase der Luftverteidigung der NVA. Hierbei sind dem Autor der Darstellung einige fachliche Fehler unterlaufen, die aus Verwechslungen und Missverständnissen resultierten, die auch auf die strikte Geheimhaltung im Zusammenhang mit der Entstehung der Fla-Raketentruppen der Luftverteidigung zurückzuführen sind. So hat es z.B. das in der Übersicht aufgeführte Flak-Regiment 16 der LV am Standort Brandenburg/Havel nie gegeben. Eigene Recherchen haben zu zu dem vorliegenden Beitrag geführt, im Teil I "Flak-Regiment 16 in Brandenburg/Havel?" wurde die Entstehung und Formierung der Flak-Regimenter 13, 14 und 15 der 1. Flak-Division sowie der Aufbau der Fla-Raketenregimenter der Luftverteidigung der NVA kurz beschrieben. Hier nun der abschließende Teil II ...



Übersicht zu den Fla-Raketenregimentern, Vorgängen & Zeiträumen

Fla-Raketenregiment 16 (erstes Fla-Raketenregiment, FR-16/FRR-16/41.FRBr):
Bereits 1960 war die 1. Battr. des Flak-Regiments 13 ständig in Fürstenwalde disloziert, wo der Aufbau für das Fla-Raketenregiment 16 begann. Das Flak-Regiment 13 wurde offiziell im November 1960 aufgelöst, die I. Abteilung Brandenburg/Havel bildete den Stamm für neu aufzustellende Fla-Raketenregimenter - der größte Teil des Personals kam zum Fla-Raketenregiment 16 (noch als Flak-Regiment 16 bezeichnet) nach Pinnow. (siehe „Flak-Regiment 13 der NVA“, 1998, Detlef Ostendorf, Frank Brekow, S. 3)

Darüber hinaus kam Personal u.a. aus den Standorten Frankenberg (FR-14), Wolfen (FR-15) und der FAS Geltow, aber auch aus anderen Truppenteilen und Einheiten der Flakartillerie der LaSK wie Erfurt und Prora..Die Ausbildung des Personals für die einzelnen Abteilungen des Fla-Raketenregiments 16 erfolgte zeitlich gestaffelt. Das Fla-Raketenregiment 16 wurde in Pinnow unter Führung von Major Horst Gorlt aufgebaut. Auch der spätere Nachfolger Heinz Naumann, ab Februar 1961 Kommandeur des FRR-16, wirkte dabei mit (siehe andere Darlegungen von U. Finger: die Regimentsführung in dieser Aufstellungs-und Formierungsphase war in Frankenberg und lag in den Händen des bisherigen K Flak-Regiments 14, …, dem späteren Kommandeur des Fla-Raketenregiments 14 in Straßgräbchen.; s. Udo Finger, S. 4-5)
* 01.10.1959 in Pinnow; Dislozierung ab Frühjahr 1960; offizielle Umbenennung vom Flak-Regiment 16 (FR-16) in Fla-Raketenregiment 16 (FRR-16): soll bereits am 02.05.1963 erfolgt sein! (lt. Zeittafel LSK/LV, Autorenkollektiv Generalmajor a. D. Dr. G. Voigt). Die offizielle Urkunde & Fahnenschleife für die Umbenennung ist datiert 25.08.1965! (siehe Dokument Milit.-Hist. Museum der Bundeswehr Dresden); Umbenennung/Brigadeformierung in 41.FRBr am 01.11.1984! (siehe Urkunde Milit.-Hist. Museum der Bundeswehr Dresden) 

Fla-Raketenregiment 17 (FR-17/FRR-17/FRR-23):
im Zuge der Auflösung der 1.Flak-Division verlegte das Flak-Rgt. 15 im Verlaufe des Jahres 1961 von Wolfen nach Altwarp bei Ückermünde und wurde dort aufgelöst (offiziell per 10.10.1961). Personal und Technik dienten dann zur Aufstellung des Fla-Raketenregiments 13 Parchim und des Fla-Raketenregiments 17 Stallberg.
*01.03.1961 in Pinnow; Dislozierung ab Anfang Juli 1961; offizielle Umbenennung von FR in FRR ab 01.06.1963 mit Einführung des neuen STAN; Umbenennung von FRR-17 in FRR-23 im Dez. 1981 

Fla-Raketenregiment 18 (FR-18/FRR-18/43.FRBr):
*01.03.1961in Pinnow; Dislozierung ab Dezember 1961; offizielle Umbenennung von FR in FRR ab 01.06.1963 mit Einführung des neuen STAN; Umbenennung/Brigadeformierung in 43.FRBr am 01.12.1971

Fla-Raketenregiment 13 (FR-13/FRR-13):
Neben Personal vom FR-15 kamen auch Personal/Materielle Mittel vom MSR-28 und vom FR-17 der LaSK (lt. B. Keuthe Buch über das FRR-13);
*02.01.1962 in Pinnow; Dislozierung ab Juni, Abschluss Aufstellung am 07. Oktober 1962 (11);  offizielle Umbenennung von FR in FRR ab 01.06.1963 mit Einführung neuen STAN

Fla-Raketenregiment 14 (FR-14/FRR-14/FRR-11/FRR31):
Das Flak-Regiment 14 wurde ab Oktober bis Dezember 1960 in Frankenberg aufgelöst. Ein Teil des Personalbestandes verlegte in dem Zusammenhang nach Wolfen zum Flak-Regiment 15. Darstellungen auf Internetplattformen, dass das Flak-Regiment 14  vor seiner Auflösung nach Dresden bzw. von Frankenberg direkt nach Straßgräbchen verlegt haben soll und dort die Aufgaben der Luftverteidigung, den Schutz des Lausitzer Kohlereviers und des Großraums Dresden übernommen haben soll, sind nicht korrekt! Ab 1962 erfolgte die Formierung des Fla-Raketenregiments 14 in Pinnow, insbesondere auch aus dem Bestand des FR-14. Letzter Kommandeur des FR-14 war Major Gorlt, der am 01.10.1959 in Pinnow den Aufbau des Flak-Regiments 16 Bernau übernahm.
*07.10.1962 in Pinnow ; Dislozierung Juli 1963 beendet; offizielle Umbenennung von FR in FRR ab 01.06.1963 mit Einführung des neuen STAN; Umbenennung in FRR-11 am 01.12.1971; Umbenennung in FRR-31 am 01.12.1981

In der Anfangsphase hatten die einzelnen Fla-Raketenabteilungen der Fla-Raketenregimenter je eine strukturmäßige 57-mm-Flak-Batterie im Bestand. Teilweise wurden vollständig ausgerüstete Flak-Batterien aus den aufgelösten Flak-Regimentern übernommen, so z.B. erfolgte die Eingliederung von zwei 57-mm-Battr. des Flak-Regiments 15 in das Fla-Raketenregiment Sanitz (12). Die Auflösung als strukturmäßige Batterien wurde 1965 vorgenommen. Die Technik wurde konserviert, als Mobilmachungsreserve eingelagert und 1974 durch 23-mm-Flak ZU-23-2 Zwilling, ersetzt.

Vorgänge 1:
Im Zusammenhang mit dem Befehl Nr. 5/56 vom 21.02.1956 war zunächst für den  Bereich der Verwaltung Luftverteidigung (VdLV) die Aufstellung von drei Jagdfliegerdivisionen, einer Schlachtfliegerdivision und einer Flak-Division  vorgesehen.

Vorgänge 2:
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Truppenfahne an das Flak-Regiment 13, LV-NVA, 07.10.1958 (BAAT7779)
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Truppenfahne an das Flak-Regiment 14, LV-NVA, 01.03.1959 (BAAU2892)
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Truppenfahne an das Flak-Regiment 15, LV-NVA, 07.10.1959 (BAAU2899)
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Fahnenschleife und der Name Herman Dunker an 41. Fla-Raketenbrigade, LV-NVA, Berlin, 01.09.1984 (BAAX4919)
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Truppenfahne an das Flak-Regiment 16, LV-NVA, 07.10.1961 (BAAU4221)
- Urkunde, Umbenennung des Flak-Regiments 16 in Fla-Raketen-Regiment 16, LV-NVA, 25.08.1965 (BAAU5896)
Quelle: Militär-Historisches Museum der Bundeswehr Dresden, Sachgebiet Schriftgut, 2013

Vorgänge 3:
Die Chronik der 1. Flak-Division (1956-1960) liegt in den Unterlagen der Abteilung Militärwissenschaft beim Hauptstab des Ministeriums für Nationale Verteidigung unter der Signatur DVW 1/2497 im Bundesarchiv Freiburg, Abteilung Militärarchiv, vor.  Ebenfalls der Befehl Nr. 106/56 zur Vorbereitung der Aufstellung der 1. Flak-Division unter der Signatur DVW 1/2110.

Nachsatz:
Die vorliegende Übersicht wurde erstellt, um Fehler in der Darstellung von Truppenteilen der Luftverteidigung im „Der Bogenschütze“, Ausgabe II/2013, S. 72 zu korrigieren. Sie ist daher nicht als vollständige Wiedergabe der Entwicklung der Luftverteidigung der NVA zu verstehen. Bei den Recherchen wurde vom Autor festgestellt, dass es in Publikationen, Beiträgen, Internetplattformen z.T. unterschiedliche und einander widersprechende Darstellungen zu Vorgängen, taktischen Bezeichnungen, Dislozierungen, Daten/Terminen usw. gibt. Ein gravierendes Beispiel dafür ist eine kurze Aufstellung zur Entstehung der Luftverteidigung der NVA im Buch „ Die Luftstreitkräfte der NVA“ von Wilfried Kopenhagen, S. 17, Motorbuchverlag 2002. Unter der Überschrift „Zur Entwicklung der Luftverteidigungskomponente (Fliegerabwehrkanonen) im Kommando LSK/LV“ wird hier u.a. fälschlicherweise von einem Flak-Regiment 16 in Brandenburg/Havel geschrieben. Nachfolgende Publikationen anderer Autoren beziehen sich dann auf diese Aussage und so wird dieser sachliche Fehler immer weiter getragen. Die jetzt vorliegende Übersicht wurde in Übereinstimmung mit Auszügen aus Chroniken, Dokumenten des Militär-Historischen-Museums Dresden, fachlich abgesicherten Erkenntnissen und Nutzung von Zeitzeugenaussagen erstellt. Weitere Hinweise bzw. ergänzende Beiträge, aber auch evtl. Korrekturen, nimmt der Autor gern entgegen. Die Chronik der 1. Flak-Division für den Zeitraum 1956-1960 befindet sich im Bundesarchiv Freiburg, Abteilung Militärarchiv. Für die Aufstellung konnte sie leider bisher nicht genutzt werden, steht aber noch an. Für weitere Recherchen ist sie sicherlich eine solide Grundlage und dadurch von Interesse.

Bernd Kirchhainer, Schwarzer Weg 1, 18190 Sanitz, den 27.08.2013, aktualisiert am 12.11.2013

Quellennachweis:
(1) Joachim Schunke, Beiträge zur Zeittafel LSK/LV, Fassung 2011
(2) Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, Köster Verlag, 2010, S. 9 

(3) Manfred Ostendorf, Frank Brekow, „Flak-Regiment 13 der NVA“, Vortragsmanuskript 
     1998, S. 1- 4

(4) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S. 26
(5) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S. 85
(6) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S.88
(7) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S. 88
(8) Burghard Keuthe, aus der Chronik des FRR-13, Militärarchiv Freiburg
(9) Autorenkollektiv unter Leitung von Kurt Kronig Generalmajor a.D., „Über den Beginn der Aufstellung von FRT der LSK/LV ab dem Jahr 1958“ , aus „ Erlebtes und Geschaffenes, Beiträge zur Geschichte der LSK/LV der NVA der DDR“, 
(10) Autorenkollektiv unter Leitung von Kurt Kronig Generalmajor a.D., „Über den Beginn der Aufstellung von FRT der LSK/LV ab dem Jahr 1958“, aus „ Erlebtes und Geschaffenes, Beiträge zur Geschichte der LSK/LV der NVA der DDR“, 
(11) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S.126

(12) Reinhard Herbort, Diplomarbeit zur Chronik des FRR-18, KMU-Leipzig,1986, Bl. 12, „… Abschluss November 1961, u.a. Übernahme/Eingliederung von zwei voll ausgestatteten 57 mm-Flak-Battr. aus dem Flak-Regiment 15 in das neu entstehende FRR-18…“
Bernd Kirchhainer, Dieter Reichelt, Lothar Herrmann, „43.Fla-Raketenbrigade ‚Erich Weinert‘-Fakten und Geschichten“, Steffen-Verlag, 2012
Frank Brekow, Lexikon zur Stadtgeschichte von Brandenburg/Havel, 2008, Abschnitt „Garnison“
Manfred Ostendorf, „Die Flakartillerie in der Kasernierten Volkspolizei und in der Nationalen Volksarmee“, öffentlicher Vortrag 14.02.2006, Interessengemeinschaft Militärgeschichte, Brandenburg/Havel

Udo Finger, “Vom Flak-Regiment 16 und Fla-Raketenregiment 16 zur 41.Fla-Raketenbrigade“, Udo Finger, Bonn, 2000

Zeitzeugen, u.a.:

Ernst Regorius, 1958 beim Flak-Regiment-13 in Eggersdorf, dann Ende Nov. 1958 zur FAS Geltow, Bewaffnung 57 mm & 100 mm Flak-Geschütze.
Peter Prottengeier, Hauptmann & SC FR-13 Eggersdorf, ab 1961 K FR-15 Wolfen: Flak-Regiment 13 hatte Ende 1958 mit Vorkommandos und im Frühjahr 1959 mit den Hauptkräften nach Brandenburg/Havel verlegt. Ein Flak-Regiment 16 der LV gab es nicht, auch nicht in Brandenburg/Havel!
Hannes Urbaniak, bis Januar 1959 beim Flak-Regiment 13 in Eggersdorf, dann zur FAS Geltow.
Gerhard Fuchs, ab 03.09.1958 als Kanonier im Flak-Regiment 13 in Eggersdorf, lt. Aussage Verlegung des Regiments Anfang 1959 nach Brandenburg/Havel, die taktische Bezeichnung Flak-Regiment 13 blieb bestehen.
Joachim Alex & Walter Fehrle, Flak-Regiment 14 in Frankenberg/Sa., Auflösung des Regiments im Herbst 1960 in Frankenberg, keine vorherige Verlegung z.B. nach Dresden usw., Technik z.T. in das Lager Doberlug-Kirchhain überführt …

Anlagen:
A) Auszug aus dem „Der Bogenschütze“, Ausgabe II/2013, S. 72 von den S. 70-72
Auszug aus der Darstellung TLA-NVA incl. Flak-Regimenter der Luftverteidigung (Kdo. LSK/LV) in der Zeitschrift „Der Bogenschütze“, Ausgabe II/2013, S. 72, Autor: OTL a.D. Hans-Günter Behrendt, zuletzt Referent für die Flugabwehrsysteme des Heeres in der Hauptabteilung Rüstung im BMVg.

B) Foto Truppenfahne des Flak-Regiments 13 der 1. Flak-Division der Luftverteidigung der NVA (Quelle Foto: Milit.-Hist. Museum der Bundeswehr Dresden, Veröffentlichung nur nach Rücksprache mit dem Autor des vorliegenden Beitrages)

C) Foto Truppenfahne des Fla-Raketenregiments 16, das erste Fla-Raketenregiment der Luftverteidigung der NVA, die spätere 41.Fla-Raketenbrigade (Quelle Foto: Mili.-Historisches Museum der Bundeswehr Dresden, Veröffentlichung nur nach Rücksprache mit dem Autor des vorliegenden Beitrages)
Hinweis zur Truppenfahne FRR-16: die original taktische Bezeichnung blieb als Text bestehen, damit ist diese Truppenfahne-durch den frühen Zeitpunkt der Übergabe bedingt-die einzige unter den Fla-Raketenregimentern/Truppenteilen der Luftverteidigung, die den Aufdruck „Flak-Regiment“ trug. Hintergrund waren Geheimhaltungsgründe, die neu formierten Fla-Raketenregimenter wurden deshalb noch bis 1963 als Flak-Regiment bezeichnet.







 
















Mittwoch, 8. Januar 2014

Absturz in Cottbus - 16. März 1985

Am 16. März 1985 stürzte die 590 des JG-7 aus Drewitz in Cottbus auf das gerade unbewohnte Wohnheim-2 der Technischen Hochschule für Bauwesen (heute: BTU) in der Juri-Gagarin-Straße ("Bildungszentrum"). Der Pilot Oberleutnant Uwe Behrndt hatte sich geg. 08.46 Uhr katapultiert.
 
Die 590 war eine MiG-21M (Werksnummer 0515, Nutzungsbeginn 08/1969) und erwiesene Unglücksmaschine der 3. Jagdfliegerstaffel des Geschwaders. Ursache für den Absturz war eine zu stark angezogene Mutter der Hydraulik-Leitung. Dadurch bildete sich ein Haar-Riss, welcher bei dem Start mit Starthilfsraketen zum Abriss der Leitung und vor allem zum Ausfall des Schubdüsensystems des Triebwerkes führte.
 
Zwei Passanten wurden verletzt.
 
Am 28. Dezember 2013 erschien in der Lausitzer Rundschau ein Artikel zu dem Absturz. Es kommen u.a. der heute 54jährige Uwe Behrndt,  der 71jährige Frank Pampel (Kommandeur) und Thomas Bußmann zu Wort.

Der Link zum Artikel:
http://www.lr-online.de/nachrichten/Tagesthemen-Flugzeug-Absturz-Hunderte-Cottbuser-hatten-Riesenglueck;art1065,4434391

update (21.01.2014)
Hier der Einsatzbericht der Cottbuser Feuerwehr, mit Chronologischen Einsatzablauf - aus dem Einsatztagebuch - sowie Fotos:
http://www.feuerwehr-cottbus.org/e_flugzeug1985.html

Mittwoch, 1. Januar 2014

Flak-Regiment 16 in Brandenburg/Havel?



 
 
Vorbemerkung:

Das Buch "43. Fla-Raketenbrigade 'Erich Weinert'-Fakten und Geschichten" wurde in mehreren Zeitschriften vorgestellt, u.a. im "Hardthöhen-KURIER", in "Europäische Sicherheit & Technik" , im "SKYSWEEPER" der FlaRakGrp 21 und auch im "Der Bogenschütze", der Infozeitschrift der offiziell im Jahre 2012 als selbständige Waffengattung aufgelösten Heeresflugabwehrtruppe der Bundeswehr. In derselben Ausgabe des „Der Bogenschütze“, in der Ausgabe II/2013, S. 72, gab es im Zusammenhang mit einer Darstellung zur TLA-NVA auch eine Übersicht zu Truppenteilen der Luftverteidigung der NVA (LV der LSK/LV) in deren Entstehungsphase in den 50er Jahren. Hier eigene Recherchen zu diesem Thema ...


Zur Entwicklung der Luftverteidigung der NVA ....
Der vorliegende Beitrag ist ausschließlich als Ergänzung zu bereits veröffentlichten, umfassenderen Ausführungen über die Entstehung der Luftverteidigung der NVA zu verstehen. So zum Beitrag „Über den Beginn der Aufstellung von FRT der LSK/LV ab dem Jahr 1958“ des Autorenkollektivs unter Leitung von Generalmajor a.D. Kurt Kronig im Buch „Erlebtes und Geschaffenes, Beiträge zur Geschichte der LSK/LV der NVA der DDR“,, , S. 281 bzw. zu den Darstellungen in den Büchern „Offizier bei den Fla-Raketen der NVA“ von Siegfried Horst, „Die Fla-Raketentruppen der Luftverteidigung der DDR“ von Bernd Biedermann/Siegfried Horst, „Das Fla-Raketenregiment 13 Etkar Andrè-Parchim“ von Burghard Keuthe sowie ,,43.Fla-Raketenbrigade’Erich Weinert‘-Fakten und Geschichten“ von Bernd Kirchhainer/Dieter Reichelt/Lothar Herrmann.

Ausgangspunkt und Hintergrund dieses Beitrages sind notwendige Hinweise/Korrekturen zu einer Darstellung von Truppenteilen der Luftverteidigung der NVA (LV im Kdo. LSK/LV) in der Infozeitschrift „Der Bogenschütze“, Ausgabe II/2013, S. 72, der offiziell im Jahre 2012 als selbständige Waffengattung aufgelösten Heeresflugabwehrtruppe der Bundeswehr. In der Darstellung von Truppenteilen der Luftverteidigung der NVA (LV der LSK/LV) in der o.g. Zeitschrift – hier die Darstellung von Flak-Regimentern der LV – sind dem Autor einige fachliche Fehler unterlaufen, die aus Verwechslungen und Missverständnissen resultierten, die auch auf die strikte Geheimhaltung im Zusammenhang mit der Entstehung der Fla-Raketentruppen der Luftverteidigung zurückzuführen sind. So hat es z.B. das in der Übersicht aufgeführte Flak-Regiment 16 der LV am Standort Brandenburg/Havel nie gegeben.
Anbei einige Fakten und Daten zur Entstehung der Luftverteidigung der DDR, nur speziell und im Zusammenhang mit den in der Zeitschrift aufgeführten Truppenteilen der Luftverteidigung (LV) zusammengetragen.

Entstehung des Bereichs Luftverteidigung der NVA
Dieser Bereich wurde in der Entstehungsphase geprägt durch die Flak-Regimenter (FR) der 1. Flak-Division der Luftverteidigung. Allgemeine Grundlage bildete der Befehl 1/56 des MfNV vom 10.02.1956 über den Aufbau und die Gliederung der NVA. Mit der Präzisierung durch den Befehl 5/56 des MfNV vom 21.02.1956 erfolgte weiterhin die Bildung der Verwaltung Luftstreitkräfte (LSK) unter Führung von Generalmajor Heinz Zorn mit Sitz in Cottbus und der Verwaltung Luftverteidigung (LV) unter Führung von Oberst Gerhard Bauer mit Sitz in Strausberg-Nord sowie dem entsprechenden Befehl 11/56 zur Formierung der 1. Flak-Division in Eggersdorf/Strausberg.

Entsprechend Befehl 11/56 des MfNV vom 08.03.1956 hatte die Aufstellung eines  Flak-Regiments in Eggersdorf in Verantwortung des Chefs Luftverteidigung, Oberst Bauer, zu erfolgen. Die Formierung des Flak-Regiments in Eggersdorf war am 05.04.1956 abgeschlossen.(1)Das Regiment, zunächst als Flak-Regiment „Strausberg“ bezeichnet, dann als Flak-Regiment 1 mit zwei Bataillonen, wurde im Spätherbst in Flak-Regiment 13 umbenannt.(2) Am 10.12.56 erfolgte die Aufstellung der 1.Flakdivision Eggersdorf, Kommandeur Oberstleutnant Rudi Bräutigam. (3) Dazu wurden die zwei Bataillone des Flak-Regiments 13 in Flak-Regimenter umgewandelt.

Dislozierungen und Zeiträume der Flak-Regimenter (FR) der 1. Flakdivision (FAD)
Bestand der 1. Flak-Division am 10.12.1956:
·  Flak-Regiment 13 (FR-13) in Eggersdorf mit dem Regimentskommandeur Major August Härm
·  Flak-Regiment 14 ( FR-14) in Frankenberg ( bei Karl-Marx-Stadt) mit dem Regimentskommandeur Oberstleutnant Ernst Kirchner.
·  Flak-Divisionsschule in Frankenberg ( bei Karl-Marx-Stadt)
Nicht zum Bestand der Flak-Division  zugehörig:
. FuTB-2 Rechlin (aufgestellt am …)
. NB-2 Waldsieversdorf (aufgestellt am 29.11.1956)
Der Stab der 1. FAD verlegte am 15. Mai 1957 vom Standort Strausberg nach Frankenberg. Aus den beiden bisherigen Verwaltungen für Luftstreitkräfte (VdLSK) bzw. Luftverteidigung (VdLV) erfolgte am 31.05.1957 die Bildung des Führungsorgans Kommando LSK/LV (Kdo. LSK/LV) mit Sitz in Strausberg. Am 15.10.1960 war die Verlegung des Kdo. LSK/LV von Strausberg nach Eggersdorf abgeschlossen. (4)

Bestand der 1. Flak-Division am 01.12.1957:
·  Flak-Regiment 13 ( FR-13) in Eggersdorf zur Deckung des Raumes Berlin.
·  Flak-Regiment 14 ( FR-14) in Frankenberg (bei Karl-Marx-Stadt) zur Deckung des Industriegebietes Karl-Marx-Stadt
·  Flak-Regiment 15 ( FR-15) in Wolfen ( aufgestellt am 01.11.1957) zur Deckung des Raumes Bitterfeld-Wolfen
·  Flak-Divisionsschule in Frankenberg

Nicht zum Bestand der Flak-Division zugehörig:
·  FuTB-2 Rechlin
·  FuTB-4 Cottbus
·  NB-2 Waldsieversdorf

Hauptbewaffnung: zunächst 37-mm und 85-mm Flak-Geschütze, ab Ende 1956/Anfang 1957 Umstellung auf 57-mm und 100-mm Flak-Geschütze

Die 1. Flak-Division bestand vom 10.12.1956 bis 15.12.1960. Im Zuge des Aufbaus der neuen Waffengattung Fla-Raketentruppen wurde die 1. Flak-Division am 15.12.1960 aufgelöst (Befehl 61/60 des MfNV vom 27. Oktober 1960). (5) 

Das Flak-Regiment 13 verlegte am 27.03.1959 nach Brandenburg/Havel und war dort bis zu seiner Auflösung im November 1960 stationiert. Im Zuge der Auflösung der 1. Flak-Division war das Regiment bis zur eigenen Auflösung noch dem Chef LSK/LV direkt unterstellt (Froh, S. 88)
Das Flak-Regiment 14 wurde ebenfalls im Zeitraum Oktober–November 1960 am Standort Frankenberg aufgelöst.
Das Flak-Regiment 15 verlegte im Verlaufe des Jahres 1961 nach Altwarp und wurde am 10.10.1961 lt. Befehl MfNV aufgelöst. (6)



Weitere Entwicklung der Luftverteidigung/Grundlagen der Aufstellung der Fla-Raketentruppen (FRT)
„ … Zur weiteren Vervollkommnung des Systems der Luftverteidigung (LV) der DDR wurde auf der Grundlage eines Planes der Leitung des Ministeriums für Nationale Verteidigung vom 03.10.1958 mit der Aufstellung der Fla-Raketentruppen der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung begonnen.
Die Notwendigkeit für die Vervollkommnung des Systems der Luftverteidigung der DDR wurde aus der weiteren Zuspitzung der militärpolitischen Lage im Kalten Krieg in Europa abgeleitet. Die Luftangriffsmittel der NATO (2. und 4. ATAF und Kommando Ostseeausgänge) wurden permanent verstärkt und ihre taktischen und flugtechnischen Eigenschaften verbessert. Die Einführung und Indienststellung von Fla-Raketenkomplexen in die Bewaffnung der Truppen der LV war deshalb eine Konsequenz, die sich aus dieser Entwicklung ergab.
Dazu wurde für den Zeitraum von 1959 bis 1963 der Aufbau von 5 Fla-Raketenregimentern (FRR) im Bestand von je 4 Fla-Raketenabteilungen (FRA) und einer Technischen Abteilung (TA) festgelegt.“ (7)

Umfang/Dislozierung
Ausgehend von den festgelegten Räumen der Aufgabenstellungen wurden für die Führungen und Stäbe der Fla-Raketenregimenter (FRR) folgende Standorte und Termine für den Abschluss der Formierung der Truppenteile festgelegt:
  • FRR-16: Ladeburg bei Bernau, November 1960
  • FRR-17: Stallberg bei Pasewalk, Juni 1961
  • FRR-18: Sanitz bei Rostock, Dezember 1961
  • FRR-13: Parchim, Juni 1962
  • FRR-14: Straßgräbchen bei Kamenz, Juli 1963.

Für die Feuerstellungen und Kasernen der FRA wurden folgende Standorte ausgewählt:
  • FRR-16: Fürstenwalde, Prötzel, Klosterfelde, Kremmen
  • FRR-17: Altwarp, Eichhof, Burg Stargard, Weggun
  • FRR-18: Abtshagen, Barth, Hinrichshagen, Retschow
  • FRR-13: Warin, Tramm, Ziegendorf, Steffenshagen
  • FRR-14: Groß Döbbern, Großräschen, Kroppen, Großröhrsdorf
Die Stellungen und Baulichkeiten für die stationäre und mobile Technik der TA wurden in gesonderten Objekten in der Nähe der Regimentsstäbe errichtet
Die Bewaffnung der Fla-Raketentruppen erfolgte mit dem Fla-Raketenkomplex (FRK) SA-75 "Dwina" und den Fla-Raketen (FAR) W-750 (1D) und W-750 W (11D). Der erste von insgesamt drei Lehrgängen zur Ausbildung von Personal am FRK SA-75 „Dwina“ und den Fla-Raketen W-750 erfolgte vom 01.02.1959 bis Juni 1959 in einem Ausbildungszentrum der LV der Sowjetarmee bei Ulan-Ude, der Hauptstadt der Burjatischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik.
In der DDR wurde die Ausbildung am Waffensystem wegen der Anforderungen an die Geheimhaltung nicht an bestehenden Lehreinrichtungen der NVA durchgeführt. Dazu wurde im ersten Halbjahr 1959 das Lehr-und Ausbildungsregiment 12 (LAR-12) für
  • die theoretische Ausbildung
  • praktische Ausbildung an der Fla-Raketentechnik
  • als Instandsetzungs- und Versorgungsbasis mit Lager und Werkstatt
in der NVA Dienststelle Pinnow bei Angermünde aufgestellt. Ausbilder waren die in Ulan-Ude ausgebildeten Offiziere, Kommandeur wurde Major Heinz Trautsch. Bereits in den Monaten August/September 1959 übergaben Spezialisten der Sowjetarmee an das LAR-12 am Standort Pinnow einen ersten Fla-Raketenkomplex SA-75 ("Dwina") als Fünf-Kabinenvariante, Fla-Raketen W-750 (1 D), die Kontroll-Prüfstation für FAR, Treibstoffkomponenten sowie die Ausrüstung für den technologischen Ablauf zur Montage und Betankung von FAR. Diese Technik wurde in der Folgezeit als Ausbildungsbasis für die aufzustellenden Einheiten der FRT eingesetzt …“. (s. 7, K. Kronig)

Ebenfalls aus Geheimhaltungsgründen wurden die neu formierten Fla-Raketenregimenter der LV noch zeitweise als Flak-Regimenter (FR) und die Fla-Raketenabteilungen (FRA) als Flakabteilungen/Feuerabteilungen (FA) bezeichnet/genannt.

Mit der Einführung eines neuen Stellen-und Ausrüstungsnachweises (STAN) per 01.06.1963 erfolgte dann wieder die offizielle Verwendung/Bezeichnung „Fla-Raketenregiment“.


Fla-Raketenregiment 16, Ladeburg b. Bernau-das erste Fla-Raketenregiment lt. Befehl 52/59 des MfNV vom 30.11.1959 über die Herstellung der Einsatzbereitschaft des ersten Fla-Raketenregiments (Fla-Raketenregiment 16/FRR-16; Bezeichnung noch als Flak-Regiment 16): 1.FA (Feuerabteilung) bis 01.04.60, 2.FA (Feuerabteilung) bis 15.06.60, Technische Abteilung bis 01.07.60, 3. und 4.FA (Feuerabteilung) bis 01.08.60. mit dem Fla-Raketenkomplex „Dwina“, LADEBURG b. Bernau

September 1960 erstes Gefechtsschießen eines Fla-Raketenregiments der Luftverteidigung der DDR: auf dem Staatpolygon ASCHULUK/Sowjetunion (kasachische Steppe, 60 km ostwärts am „Totschka K“) durch das Fla-Raketenregiment 16 (Bezeichnung noch als Flak-Regiment 16) mit I. FA und Teile der II.FA, Ergebnis: „Bereit zur Führung von Gefechtshandlungen.“

Mit der Bildung der 1. und 3. Luftverteidigungsdivision Ende 1961 (20.10.1961 die 3. LVD Neubrandenburg, 01.12.1961 die 1. LVD Cottbus; s. Zeittafel LSK/LV) wurde das FRR-16 der 1. LVD zugeordnet. Bis dahin war es dem Stellv. des Ministers und Chef LSK/LV direkt unterstellt. 
Ende Teil I des Beitrages, Teil II folgt!