Am 28.12.2023 verstarb nach Krankheit der langjährige Chef der Fla-Raketentruppen
im Kommando LSK/LV der NVA unser Genosse, Freund und langjährige Weggefährte Generalmajor
a. D. Kurt Kronig im Alter von 90 Jahren. Am 11.04.1933 in Nisky/Oberlausitz
geboren, Vater Schreiner, machte er von 1948 bis 1951 eine Lehre als
Elektromonteur und anschließend ein Studium an der Ing.- Schule in Chemnitz.
Sein Eintritt bei der Kasernierten Volkspolizei (KVP) erfolgte am 01.04.1953. Es
war der Beginn eines militärischen Werdegangs, der am 01.10.1990 mit dem Ende
der DDR und der NVA sein Ende fand. Nach dem Tod seiner Ehefrau
Ingrid im Jahre 2015 lebte Kurt im Bereich betreutes Wohnen im Paul-Schäfer-
Haus in Neuenhagen, einem Altenwohn-und Pflegeheim. Er hinterlässt
drei Töchter mit deren Familien, auf deren Werdegang er sehr stolz war.
Zum Verlauf: Kurt Kronig
begann am 04.01.1953 bei der Kasernierten Volkspolizei in den
Dienststellen Augustusbad und Kamenz als Soldat und Offz.-Schüler. Es folgte ab
April 1955 der Einsatz als Stationsleiter mit dem Dienstgrad Unterleutnant in
der Dienststelle 4 Kamenz, dort ab 01.03.1956 dann Leutnant und KC im
Nachrichten-und Flugsicherungsbataillon der inzwischen gegründeten NVA. 1957 erfolgte die Versetzung ins Kdo. LSK/LV nach Strausberg, Bereich Funktechnische Truppen.
Für vier Monate absolvierter 1958 einen Sprachkurs in Russisch, zur
Vorbereitung des Lehrgangs Fla-Raketen-Komplexe, den er im Juni 1959 in
Ulan-Ude am Baikalsee erfolgreich abschloss. Dann kam der Einsatz im
erweiterten Sekretariat beim Chef der LSK/LV, einem Führungsorgan in direkter Unterstellung zum Stellvertreter des Ministers und Chef der
LSK/LV, später in „Abteilung Luftschutz“ umbenannt und für den Aufbau der neuen
Waffengattung Fla-Raketentruppen verantwortlich war. Aus der „Abteilung
Luftschutz“ im Kommando der LSK/LV entstand letztlich das Führungsorgan der
Waffengattung FRT, der Bereich „Stellvertreter
Chefs der LSK/LV für
Fla-Raketentruppen“. Jahre 1962 wurde Kurt Kronig zum Hauptmann
befördert und begann als Offiziers-Hörer ein Studium an der Ingenieurschule für
Post-und Fernmeldewesen in Leipzig. Von 1964 bis 1971 war er im Bereich FRID
beim Stellv. Chef LSK/LV für Fla-Raketentruppen in den Funktionen Ltr.
U-Abteilung Instandsetzung und dann Ltr. FRID tätig, Dienstgrad Oberstleutnant.
Von 1971 bis 1974 folgte ein Studium an der Funktechnischen Hochschule für
Ingenieure der Luftverteidigung in Kiew. Nach Rückkehr wird Kurt Kronig Stellv.
des Chefs der LSK/LV für Fla-Raketentruppen und Ltr. Ausbildung FRT, am
01.03.1975 zum Oberst ernannt. Der militärische Werdegang erreicht 1981 eine
weitere Stufe mit der Ernennung zum Chef der Fla-Raketentruppen und der
Beförderung zum Generalmajor am 07.10.1982. Mit der Wende und dem vorgesehenen Anschluss
der DDR an die BRD ab 03.10.1990 ist sie dann zu Ende. Am 28.09.1990
erhielt Kurt Kronig, wie alle Berufssoldaten und Generale über 55 Jahre, die
Nachricht zur Entlassung zum 30.09.1990. Den übrigen 24 jüngeren Generalen wurde
dann am 01.10.1990 um 16.00 Uhr ihre fristlose Entlassung mitgeteilt.
Kurt Kronig war
bodenständig, hörte zu und war interessiert an Gesprächen mit Soldaten seiner
Waffengattung. Seine freundliche und offene Art haben wir mehrfach bei Treffen
erleben dürfen. Soweit seine Gesundheit es zuließ, war er unter den Teilnehmern
zum Tag der offenen Tür in Sanitz. Ehemalige Soldaten aus den Abteilungen
lauschten seinen Ausführungen. In seiner bescheidenen Art war er Zuhörer und
Gesprächspartner auf Augenhöhe. Sehr interessierten ihn die Treffen der
Ehemaligen in Parchim und Sanitz. Dort waren die ehemaligen Weggefährten, deren
berufliche Perspektive nach dem 03.Oktober 1990 der seinen glich.
Peter Ganß schreibt: „Mit Generalmajor Kurt Kronig
ist einer unserer besten Generäle der LSK/LV von uns gegangen. Ich habe ihn als
Fla-Raketen-Fachmann und vor allem auch als Menschen im Umgang mit uns, seinen
Fla-Raketen-Soldaten, sehr geschätzt. Seine Fach- und Menschenkenntnis machten
ihn bei der Entwicklung unserer FRBr. „Erich Weinert“ zu einem Vorbild. Auch persönlich lernte ich ihn so gut kennen,
der auch mal mich als Leiter der Politabteilung um einen Rat bat. In guten Gesprächen
mit ihm kam das auch zum Ausdruck. Mit ihm verbindet
sich auch deshalb eine hohe Wertschätzung seiner Person durch die Angehörigen unserer
Fla-Raketen-Truppen der NVA und der Stolz auf unsere geschichtlichen Leistungen
zur Sicherung einer hohen Gefechtsbereitschaft unserer FRT und des Friedens in
Europa. So wird er bei mir und meinen Raketenkameraden immer in guter
Erinnerung bleiben. Danke, Kurt Kronig!“
Ehemalige Angehörige der
Nationalen Volksarmee werden seinen Namen in positivem Gedenken erwähnen.
Lieber Kurt, das TRADI SANITZ hat Dir einen Ehrenplatz gegeben, wir werden Dich
und Deine Leistungen nicht vergessen!
Barbara & Bernd
Dezember 2023
Erinnerungen an Generalmajor der NVA a.D. Kurt
Kronig
Am 11. April vergangenen Jahres feierte GM
d. NVA a.D. Kurt Kronig im Kreise vertrauter Kampfgefährten seinen 90.
Geburtstag. Mit seinem Tod am 28.12.2023 waren die an diesem Tage übermittelten
Wünsche für eine dem Alter angemessene
Gesundheit plötzlich wertlos.
Was uns bleibt, ist die vielfältige
Erinnerung an einen aufrichtigen Menschen, der im Range eines Generalmajors an
der Spitze der Fla-Raketentruppen der NVA der DDR stand.
Ich kenne Kurt Kronig aus gemeinsamem Dienst
im Kommando LSK/LV seit 1962.
Die folgenden Jahre stellten uns, in
Führungsfunktionen der Fla-Raketen-Truppen, vor eine Vielzahl von
Herausforderungen, die wir in selbstverständlicher und vertrauensvoller
Gemeinsamkeit erfüllten.
Unsere Wege trennten sich im Jahr 1974, als
er die Gesamtverantwortung für die Ausbildung der Fla-Raketen-Truppen übernahm.
Für mich begann ein nicht weniger anspruchsvoller Dienst, dessen Ausgangspunkt
-während des Vietnamkrieges - mein Einsatz als Militärattaché bei der Botschaft
der DDR in Vietnam war.
Erst nach 1990 führte uns am 06.09.1995 eine
Einladung der Bundeswehr in das ehemalige Militärarchiv der DDR in Potsdam
erneut zusammen. Kurt Kronig und ich waren zu dieser Zeit wieder in unseren
einst erlernten Berufen tätig. Wir hatten wieder festen Boden unter den Füßen.
Jeder von uns betrieb zu dieser Zeit seine
eigene Traditionspflege. Unsere Verbundenheit und unser Stolz auf die
Fla-Raketentruppen führten uns am 29.09.2012 zur Teilnahme an der Konferenz zum
50. Jahrestag der Fla-Raketentruppen in das
uns vertraute Objekt des FRR-13 in Parchim.
Am 01.03.2013 folgte ein Besuch im TRADI
SANITZ, wo so manche Erinnerung an unvergessene Mitstreiter aus der 43.
Fla-Raketenbrigade wieder geweckt wurde.
Kurt Kronig hatte in Neuenhagen bei Berlin,
nach dem Ableben seiner Ehefrau, eine Wohnung im
„Betreuten Wohnen“ bezogen. Im Juni 2016
besuchte ich ihn in seiner Wohnung und wurde selbst,
durch
seine Vermittlung, im April 2018 Mitbewohner dieser Einrichtung.
Bis zu seinem tragischen Unglücksfall war
unser tägliches Ritual das gemeinsame Mittagessen.
In vielen unterhaltsamen Stunden wurde
Erlebtes und Aktuelles diskutiert.
Wir nahmen regelmäßig an Treffen ehemaliger
Generale und Offiziere aus dem Kommando LSK/LV teil. Darunter die von OSL a.D.
Hannes Bretschneider ()
organisierten halbjährlichen Treffen von
Führungskräften der LSK/LV.
Kurt Kronig pflegte mit besonderer
Wertschätzung direkte persönliche Kontakte mit einer Vielzahl ehemaliger
Mitarbeiter, mit Freunden und Bekannten. Er führte mit Bedacht und Akribie
seine Adressen- und Geburtstagliste. Er vergaß Niemanden der ihm nahestand.
Groß waren die Enttäuschung und das
Mitgefühl, wenn plötzlich ein Todesfall bekannt wurde.
Wir waren alle erschüttert von seiner
Todesnachricht.
Gemeinsam mit seiner Familie werden wir am
9. Februar 2024 von ihm Abschied nehmen und uns die Erinnerung an ihn, unseren
Generalmajor der NVA a.D. Kurt Kronig, bewahren.
Hans-Joachim John
Oberst der NVA a.D.
Neuenhagen bei Berlin, 08.01.2024
im TRADI SANITZ
Barbara überreicht das Buch 43.FRBr an Kurt Kronig
Hannes Urbaniak im Gespräch mit Kurt Kronig
Kurt Kronig (mitte) beim Treffen 2013 in Sanitz