Samstag, 17. April 2010

Fragen an das MfS

Auf ca. 379 Seiten gibt es Antworten zu Fragen über die "Stasi". Der Buchtitel lautet daher vollständig: "Fragen an das MfS - Auskünfte über eine Behörde". Herausgeber sind Generale des MfS Werner Großmann und Wolfgang Schwanitz.

Der ungewohnte Frage - Antwort - Stil stellt kein Novum dar und lehnt sich m.E. bewußt an das in der DDR populäre Buch "Dialog mit meinem Urenkel" von Professor Jürgen Kuczynski an. Und um ein solchen "Dialog" geht es nach meiner Auffassung auch: Die heute gängigen Klischees und Vorbehalte werden in Fragen gepackt und sachlich und - soweit es der Rahmen zuläßt - umfassend beantwortet. Das sind grundsätzlich die Fragen, die auch meinen Nachwuchs bewegen und der mich auch schon mal zur NVA fragt, "Wie konntest du einem Unrechtsstaat dienen?!" Um die Beantwortung darf ich mich nicht drücken und die Autoren dieses Buches drücken sich nicht.

Eigentlich dachte ich, ich weiß alles Wesentliche über das MfS, aus persönlichen Erleben, Gesprächen, Literatur und natürlich eigenem Nachdenken. Die Berichterstattung über die Konferenz von Odense habe ich am heimischen Monitor verfolgt. Weit gefehlt! Ich hatte bereits unbewußt den Überblick über die ganzen Anschuldigungen von "Zwangsadoptionen" über die "RAF-Verrentung" bis zum "Killerklempner" verloren. Vieles in den Massenmedien lockt mir nur noch ein Gähnen hervor, vieles ist banal. Im Vorwort zum Buch heißt es richtigerweise: "Viele dieser Fragen klingen in den Ohren der Eingeweihten banal: Das weiß man doch, das ist doch logisch! nein, für die heute 20- oder 30-Jährigen ist nicht alles logisch und schon gar nicht bekannt." Obwohl ich inzwischen bedeutend älter bin, war mir vieles im Zusammenhang nicht bekannt und es ist der Verdienst der Autoren, mir diesen Überblick gegeben zu haben. Aufmerksam bin ich auf das Buch erst durch Negativrezensionen in Massenmedien und Verbotsforderungen geworden, dafür Danke!

Die rd. 200 Fragen sind in Themenkomplexe zusammengefaßt, wie "Schlimmer noch als das MfS selbst waren offenbar die IM" oder "Hat das MfS gemordet?", wobei diese wiederum mit einzelnen Fragen untersetzt wurden. Zum letzteren Thema wird z.B. gefragt: "Das MfS soll Killerkommandos im Einsatz gehabt haben" oder "Und wie verhielt es sich mit Auftragsmorden?" Ebenfalls wird zu den Fällen "Kurras" und "Gartenschläger" Stellung genommen.

Kritikwürdig ist in meinen Augen, das häufige "DDR-typische" Fehlen von Quellenangaben. Das wird dem populärwissenschaftlichen Stil des Buches und den heute fehlenden Möglichkeiten der Autoren geschuldet sein, allerdings wird - wenn es paßt - aus bundesdeutschen Zeitungen zitiert bzw. auf diese verwiesen. Positiv ist noch zu erwähnen, die - kurze - Literaturliste am Ende des Buches.

Mein Fazit: Kaufen!
(http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3360018133/ddrluftwaffde-21 - Übrigens, das Buch ist selbst über das "Handelsblatt" zu beziehen :-D)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen