Dienstag, 23. November 2010

Korea - Krieg

Mir sind die unterschiedlichen Behauptungen zum Beginn des Koreakrieges 1950 - 1953 bereits früher aufgefallen. Meine Erkenntnisse dazu hatte ich hier verarbeitet:
http://home.snafu.de/veith/Texte/Korea-Krieg.htm

Das die Republik Polen am 1. September 1939 Deutschland nicht angegriffen hatte, wissen wir nur, weil Deutschland besiegt wurde. Die Wenigsten wissen noch, daß bereits der Anlaß zum ersten Krieg USA - Irak gefakt war (Frühchenlüge) und viele glauben weiter an die irakischen Massenvernichtungsmittel, wie an die des Iran oder daß Afghanistan irgendwas mit 9/11 zu tun hätte.

Ich halte es aus aktuellem Anlaß daher für geboten, Informationen zum aktuellen Zwischenfall zwischen Nord- und Südkorea festzuhalten. Während es fürs Volk heißt: »Mehr als 200 Granaten schlugen am Nachmittag auf der südkoreanischen Insel Yeonpyeong ein - sie kamen vom nordkoreanischen Festland. Mindestens zwei Soldaten starben. Die südkoreanische Armee schoss zurück, sie ist im höchsten Alarmzustand.« (tagesschau.de), gibt es zum Glück noch die Presse fürs Kapital, deren Adressanten schon die Wahrheit angedeutet haben wollen:
»Nordkorea habe auf den Beschuss mit Dutzenden Artilleriegeschossen reagieren müssen, berichtete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Das Feuer sei erwidert worden. KCNA machte keine Angaben dazu, ob es auf nordkoreanischer Seite Verletzte gab. Das Büro des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak teilte mit, der Beschuss durch Nordkorea sei vermutlich eine Reaktion auf eine südkoreanische Militärübung« (ftd.de).

Da gibt Südkorea zu, naheliegend im Grenzgebiet eine "Militärübung" durchgeführt zu haben. Es gibt noch nicht zu, daß ein "paar Granaten" über die Grenze geflogen sind ... braucht es auch nicht. Spannend das Mediengetöne :-(

update (24.11.2010)
Die ausgewogenste mediale Darstellung bringt die "junge welt", die beide Seiten in diesem propagandistisch aufgeputschten Zwischenfall zu Wort kommen läßt: "Die Regierung in Pjöngjang ließ durch die amtliche Nachrichtenagentur erklären: »Trotz unserer wiederholten Warnungen feuerte Südkorea seit 1 Uhr nachmittags (Ortszeit) Dutzende Granaten ab (…), und wir haben daraufhin sofort zu einer starken militärischen Reaktion gegriffen.« ... Seoul behauptet hingegen, nordkoreanische Artillerie habe um 2.30 Uhr mit dem Beschuß der Küstengewässer begonnen. Einige Granaten seien auf der Insel Jeonpjeong eingeschlagen, wo sich ein südkoreanischer Flottenstützpunkt befindet."

Fazit
"Beide Darstellungen sind nicht ganz so gegensätzlich, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Die Seegrenze zwischen beiden Teilen Koreas wurde 1953 von der UNO, die unter der Dominanz der USA selbst Kriegspartei gewesen war, einseitig festgelegt. Dieser Grenzverlauf widerspricht allen internationalen Gepflogenheiten. Die Regierung in Pjöngjang hat die von der UNO willkürlich gezogene Linie niemals anerkannt und sieht die Grenze etliche Kilometer weiter südlich. Jeonpjeong befindet sich dieser Interpretation zufolge auf nordkoreanischem Territorium. Das umstrittene Seegebiet ist in südkoreanische Militärübungen einbezogen, die am Montag begannen und noch bis zum 30. November dauern sollen. Beteiligt sind 70000 Soldaten aller Waffengattungen. Südkorea hat zugegeben, daß dabei mit scharfer Artilleriemunition geschossen wurde, allerdings angeblich nur in Richtung Westen, also seewärts."
http://www.jungewelt.de/2010/11-24/043.php

update (25.11.2010)
Na, also: Eine Meldung, die schon zwei Tage alt ist, aber "irgendwie" bei den Massenmedien unterging. Reuters bestätigte, daß Südkorea hat zuerst geschossen hatte, "nur" angeblich nicht in Richtung Nordkorea. Die Meldung lautet im google-deutsch: "Südkorea sagt, sie Testfeuerten im Gebiet bevor Nordkorea feuerte."
http://www.reuters.com/article/idUSTOE6AM05P20101123

Der Blog "Alles Schall und Rauch" beschreibt die Ereignisse m.E. gut: »Pyongyang warnte zuerst den Süden, die tagelangen militärischen Manöver an der Grenze zu beenden, wie südkoreanische Offizielle selber zugeben. 70'000 südkoreanische Soldaten plus einige amerikanische "Berater" nahmen daran teil. Als Seoul sich weigerte und damit begann Artillerie ins umstrittene und von beiden Staaten beanspruchte Gebiet zu feuern, erwiderte der Norden mit dem Beschuss der kleinen Insel Yeonpyeong, wo sich süd- koreanisches Militärinstallationen befinden und eine geringe zivile Population.« Mehr:
http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2010/11/die-andere-seite-des-korea-konflikt.html

update (28.11.2010)
Südkorea hat heute "versehentlich" Granaten Richtung Nordkorea abgefeuert. Sie schlugen wohl in der Pufferzone nahe der Industrieregion Kaesŏng, eine besondere Verwaltungsregion und Sonderwirtschaftszone, ein. Nordkorea hat (ggf. noch) nicht reagiert, vgl.:
http://edition.cnn.com/2010/WORLD/asiapcf/11/28/south.korea.shell.fired/index.html?iref=NS1
http://www.radio-utopie.de/2010/11/28/sudkorea-schiesst-granate-uber-koreanische-demarkationslinie/#more-42634

So eben gefunden: http://www.mcot.net/cfcustom/cache_page/135684.html und der Google-Übersetzer meint:
"Seoul erwägt teilweise Aufhebung des Verbots von Reisen nach Kaesong - ... Seoul verhängte das Verbot von Fahrten zum Industriepark in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong von wegen Sicherheitsbedenken ... Der Industriepark Kaesong ist das letzte große Symbol der Versöhnung Bemühungen zwischen den beiden Koreas, deren Beziehungen wurden in den vergangenen drei Jahren angespannt betrachtet."

Am gleichen Tag Granantenbeschuß des Südens in Richtung dieses Industrieparks ... Zufälle gibt es.

»Und “versehentlich” passierte das exakt während den Gesprächen eines hochrangigen Mitglieds der chinesischen Regierung, Dai Bingguo, mit dem Präsidenten Südkoreas Lee Myung-bak (...). Dai Bingguo war bereits am Samstag zusammen mit dem Sonderbeauftragten Chinas für innerkoreanische Angelegenheiten, Wu Dawei, nach Seoul gereist (...). Am Sonntag stand dann Wu Dawei schon wieder in Peking (...) und verkündete eine längst überfällige und bisher durch die chinesische Staatsführung grob fahrlässig vernachlässigte diplomatische Offensive: die Einladung zu Sechs-Parteien-Gesprächen in China. Die Einladung ging an beide koreanische Staaten, Russland, Japan und die USA« (ru; vgl. auch rian.ru).

P.S. »Die nordkoreanische Regierung hat ihr „größtes Bedauern“ über die zivilen Opfer des Artilleriegefechtes mit Südkorea vom 23. November ausgedrückt - gesetzt den Fall, dass es tatsächlich Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben hat.

Das meldet am heutigen Samstag Reuters und beruft sich dabei auf die zentrale koreanische Telegrafenagentur CTAK.

„Wenn das die Wahrheit ist, dann ist das sehr bedauerlich“, ist laut Reuters der CTAK-Mitteilung vom heutigen Samstag in Bezug auf die zivilen Opfer des bewaffneten Schusswechsels zu entnehmen. „Aber der Feind muss die Verantwortung für diesen Vorfall tragen, da er die unmenschliche Entscheidung getroffen hat, die Zivilbevölkerung als ‚menschlichen Schutzschild’ um die Artilleriegeschütze herum und innerhalb von Militärobjekten zu positionieren“, berichtet die CTAK weiter« (rian.ru vom 27.11.2010).

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