Mittwoch, 26. September 2012

Bomben in Damaskus und Invasionsvorbereitungen

Am 10. September 2012 faßte ich die Lage in Syrien in einem Forum so zusammen:
 
»Offenbar ist es der syrischen Armee gelungen, die Grenzen wieder weitgehend für die "Freiheitskämpfer" zu schließen und sie somit vom Nachschub an Menschen und Material abzuschneiden. Folglich scheinen die "Freiheitskämpfer" immer mehr an Boden zu verlieren, die Schaffung einer zusammenhängenden "befreiten Zone" ist gescheitert. Den "Freiheitskämpfern" scheint die Kraft auszugehen, militärische Operationen durchzuführen und sie beschränken sich zunehmend auf reine Terrorakte. Die Säuberungsaktionen der syrischen Armee gehen weiter.«
 
Heute lasen wir von einen Anschlag in Damaskus, immerhin gegen ein militärisches Objekt: »Vor der Kommandozentrale der syrischen Streitkräfte in Damaskus sind am Mittwoch kurz hintereinander zwei Bomben explodiert. Das Gebäude geriet in Brand. Die staatlichen Medien gaben bekannt, dass kein Offizier verletzt worden sei« (FAZ).

Der Londoner Imbißbudenbesitzer meldet zwar zudem, daß im "Inneren des Generalstabsgebäudes in Damaskus ... sich Soldaten und Rebellen anschließend heftige Kämpfe geliefert" hätten, eine Bestätigung fehlt meines Wissens. Dafür werden »Gerüchte über einen Putschversuch aus dem innersten Zirkel des Assad-Regimes« gestreut (Tagesspiegel).
 
Wenigstens kein neues Massaker in auffälliger Zeitnähe zu einer gerade laufenden UN-Vollversammlung. Jedoch: »Zum Auftakt der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) hat US-Präsident Barack Obama den Sturz des Assad-Regimes in Syrien gefordert.« Der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sekundiert und »rief den UN-Sicherheitsrat zum Eingreifen auf« (MoPo). Frankreich gleich hinterher: »Die UN sollten die Opposition massiv unterstützen, forderte Hollande, ... Die Führung in Damaskus müsse wissen, "dass wir nicht weiter stillhalten". Frankreich würde ... "... eine provisorische Regierung ... sofort anerkennen, wenn sie sich denn bildet"« (DW). "Leider" können die "Freiheitskämpfer" noch immer kein zusammenhängendes Territorium halten. Dazu paßt allerdings die propagandistische Meldung von heute, »dass die Freie Syrische Armee nun ihr Hauptquartier aus der Türkei nach Syrien verlegen wolle« (dp).  Wie jetzt?! Ich denke die sind bereits seit 4 Tagen dort ... war wohl nix.
 
Und die ganz Kleinen nutzen die Lage und machen sich auch gleich bei den Großen beliebt: »Der Emir von Qatar, Scheich Hamad bin Chalifa al Thani, hatte am Dienstag vor der UN-Vollversammlung ein militärisches Eingreifen der arabischen Staaten in Syrien gefordert. Welche Staaten die Soldaten dafür stellen sollten, ließ er offen. Das Golfemirat Qatar hat nur eine sehr kleine Armee« (FAZ).
 
Die Aussage des Emir, es "gebe dafür einen Präzedenzfall", unter Verweis "auf die Intervention arabischer Streitkräfte im Libanon Mitte der 1970er Jahre" entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie und Verlogenheit. Die Invasion erfolgte damals durch Syrien bzw. Israel, was dann zur bis heute andauernden UNIFIL-Mission der UNO führte.

update (27.09.2012)
Die oben angeführten Ausführungen des Emir scheinen Früchte zu tragen: »Nun haben die Vereinten Nationen der Arabischen Liga eine wichtigere Vermittlerrolle in der Region zugewiesen (SPON). Die gleiche Liga, die schon den Weg für die Aggression gegen Libyen frei gemacht hat.

Das "fehlen" eines Massakers scheint auch dem bereits erwähnten Londoner Imbißbudenbesitzer aufgefallen zu sein, SPON meldet: »Mehr als 305 Menschen seien binnen 24 Stunden getötet worden« und deutet vielsagend an: »Gezählt worden seien dabei nur namentlich bekannte Opfer.«

Springes "Welt" schildet derweil freimütig, unter der bedauernd klingenden Überschrift: »Die letzte Zuckungen des syrischen Widerstands«, die Einzelheiten des o.g. Terroranschlages des "Widerstandes": »Ein weißer Kleinbus fährt auf einer dicht befahrenen Schnellstraße auf die rechte Seite. Er reduziert das Tempo und bevor er vor dem Armeehauptquartier der Luftwaffe zum Stehen kommt, drückt der Selbstmordattentäter den Zünder. Der Wagen wird in tausend Stücke gerissen. Das zeigen Aufnahmen einer Überwachungskamera von einem gegenüber liegenden Gebäude.

Laut Aussagen der syrischen Regierung starben die vier Wachen am Eingangsportal und weitere 14 Soldaten sollen verletzt sein. Nach der Autobombe folgte eine zweite Explosion aus dem Innern des Geländes.«
 
Hinweis: Verlinkungen regelmäßig von mir.
 

4 Kommentare:

  1. Ein Feuergefecht vor dem Generalstabsgebaude wurde bestätigt: Die "Freiheitskämpfer" »waren in mehr als 15 Fahrzeugen (...) zu dem Platz gefahren« bzw. begaben »sich zu Fuß zu dem Platz ... Scharfschützen waren auf drei Gebäuden stationiert, wodurch sie den Platz von drei Achsen aus überwachen konnten. Einer der Scharfschützen erschoss ... [den Journalisten] Maya Nasser mit einem Schuss in den Hals, der ihn sofort tötete, ein anderer Schuss traf [seinen] Kollegen Hussein Mortada ..., aber er überlebte es ... Nach Informationen der syrischen Sicherheitskräfte, die die Leichen gezählt haben, handelte es sich um etwa 80 Terroristen, die zwei Sprengsätze gezündet hatten. Es wird angenommen, dass sie von zwei Selbstmordattentätern in Autos durchgeführt wurden.«
    http://syrieninfo.blogspot.de/2012/09/journalist-durch-halsschuss-getotet.html

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  2. Die Türkei zündeln wieder:

    'Die türkischen Streitkräfte feuerten ... "auf Ziele entlang der Grenze, die mit Radar identifiziert" worden waren.' Natürlich nur zur Vergeltung: 'Zuvor waren bei Granateneinschlägen in Akcakale mehrere Menschen ums Leben gekommen.'

    Es ist zwar noch unbekannt, wer die Granaten Richtung Türkei abgeschossen hat: 'Ob die Granaten von Truppen des Diktators Baschar al-Assad oder den Rebellen abgefeuert wurden, ist unklar', aber 'Türkische Sicherheitskreise vermuteten, dass die in Akcakale eingeschlagenen Geschosse von syrischen Regierungstruppen abgefeuert wurden.' Ich möchte im weiteren auch an die PKK erinnern, die in den Grenzgebiet aktiv ist.

    Selbstverständlich wurde der Granantenbeschuß durch die Türkei vorher von der zuständigen Stelle genehmigt: 'US-Außenministerin Hillary Clinton hatte der Türkei bereits vor dem Vergeltungsschlag ihre Unterstützung zugesagt.'
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/tuerkei-greift-ziele-in-syrien-an-a-859360.html

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  3. P.S. Es gibt 'im Völkerrecht "kein Recht auf Rache oder Vergeltung". Das Recht auf Selbstverteidigung greife nur, wenn die Bedrohungssituation weiter fortbestehe.' Ein Gegenschlag 'darf eben keine Bestrafungsaktion sein', vgl.:
    SPON vom 13.09.2001 und Tagesspiegerl vom 14.09.2001

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  4. Die Türkei hat den Artilleriebeschuß Syriens fortgesetzt und nach unbestätigten Angaben dutzende Syrer getötet.

    »Das türkische Parlament hat am Donnerstag in einer geschlossenen Sitzung eine von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan eingebrachte Vorlage gebilligt, die es dem Regierungschef für die Dauer von zunächst einem Jahr gestattet, Militäreinsätze in Syrien anzuordnen. Die Republikanischen Volkspartei (CHP) als größte Oppositionskraft im Parlament kritisierte die Vorlage, da sie „viel zu weit“ gefasst sei. „Damit können sie einen Weltkrieg beginnen“, wurde ein führender CHP-Abgeordneter zitiert« (FAZ).

    »Syrien hat sich bei der Türkei für den Beschuss von Akçakale entschuldigt. "Die syrische Seite hat eingestanden, was sie getan hat, und sich dafür entschuldigt", sagte der türkische Vize-Regierungschef und Innenminister Beşir Atalay. Die Syrer hätten versichert, "eine solche Sache werde von nun an nicht mehr passieren". Im türkischen Außenministerium aber werden die Signale aus Damaskus anders interpretiert, dort hieß es, bisher sei keine direkte Entschuldigung aus Syrien eingegangen« (Zeit), s.a.: hurriyetdailynews.

    Auch nicht schlecht, damit wäre die Angelegenheit unter zivilisierten Ländern erledigt.

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