Donnerstag, 18. September 2014

Nachruf zum Ableben von Oberst a.D. Peter Prottengeier



  
 

                         Nachruf


Am 14.09.2014 verstarb nach schwerer Krankheit der langjährige Kommandeur der 43.Fla-Raketenbrigade „Erich Weinert“ Sanitz, unser Genosse, Freund und langjährige Weggefährte Oberst a. D. Peter Prottengeier im Alter von 83 Jahren.

„Protti“, wie er von seinen Unterstellten inoffiziell genannt wurde, war ein Soldat mit Herz und Verstand - geachtet und anerkannt in der Truppe. Als Kommandeur korrekt und fordernd, was die Gefechtsbereitschaft, Ausbildung und Disziplin betraf. Aber immer ein Mensch bleibend, bodenständig, gerecht, einfach und fürsorglich. Einer, der sich der Verantwortung für die ihm anvertrauten Soldaten-egal welchen Dienstgrades-immer bewusst war und sich dem sowohl im militärischen als auch im zivilen Alltag stellte. Er stand ein für die Sache und blieb ihr bis zum Schluss treu. 

Der militärische Werdegang von Peter Prottengeier begann 1951 bei der KVP, zunächst in Suhl, ab 1953 dann in Bärenstein/Erzg. - Ausbildung und Einsatz als Gruppenführer bei den Aufklärern, später dann Zugführer und KC einer 45 mm Pak- Bttr. und Übernahme einer Lehrbatterie. Es folgten die Dienststellungen  Kommandeur einer 76 mm Abteilung, Stabschef im Flak-Regiment 13 in Eggersdorf und ab 01.01.1961 Kommandeur des Flak-Regiments 15 in Wolfen. Nach dessen Auflösung am 10.10.1961 übernahm Hauptmann Peter Prottengeier im Zuge der Formierung der Fla-Raketenregimenter  der Luftverteidigung der NVA den Aufbau des Fla-Raketenregiments 13 in Parchim,  war dessen Kommandeur von 1962 bis 1965 und  - nach einem Studium an der Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden -  von 1968 bis 1971. Die dabei gemachten Erfahrungen, die Erfolge und Ergebnisse in der Aufgabenerfüllung sowie seine Art der Führungstätigkeit waren Grund und Anlass, ihn erneut mit einer schwierigen Aufgabe zu betrauen - das Fla-Raketenregiment 18 in Sanitz zu einer Fla-Raketenbrigade zu formieren. Am 01.09.1971 übernahm er das FRR-18.

Am 01.12.1971 übergab Oberst Weißleder Befehl, Urkunde und Ehrenschleife zur Aufstellung der 43.Fla-Raketenbrigade als taktischen Verband an den Kommandeur, Oberstleutnant Prottengeier. Der ersten Fla-Raketenbrigade der Luftverteidigung der DDR überhaupt. Die hohen Anforderungen an Mensch und Technik, die persönlichen Entbehrungen sowie die zeitlichen Vorgaben, die es beim Bau der neuen Feuerstellungen in Truppeneigenleistung, bei der Einführung, Ausbildung, Gefechtsbereitschaft und Sicherstellung des DHS des Fla-Raketensystem S-125M NEWA zu erfüllen galt,  erforderten viel Kraft, Einsatzbereitschaft, Aufopferung und Disziplin. Eine harte Zeit nicht nur für die eingesetzten Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere und die Familien der Berufssoldaten. Als Kommandeur war er oft vor Ort, er kümmerte sich, half, traf Entscheidungen zu auftretenden Problemen nach intensivem Gedankenaustausch und Anhören. Er war gerade in solchen schwierigen Zeiten stets Ruhepol und eng verbunden mit der Truppe. 

Unter seiner Führung gelang es, in relativ kurzer Zeit die Geschlossenheit der 43.FRBr von der Insel Poel bis zur Insel Rügen mit einem automatisiertem Führungssystem, einer integrierten Funktechnischen Abteilung zur Funkmeßsicherstellung und den Fla-Raketenkomplexen WOLCHOW und NEWA herzustellen, zuverlässig und in hoher Qualität die Aufgaben im täglichen Diensthabenden System bei der Sicherung des Luftraumes entlang der Ostseeküste zu erfüllen und bei den jährlichen Gefechtsschießen auf dem Polygon ASHULUK bei Astrachan gute und sehr gute Ergebnisse zu erreichen. Er blieb in der Truppe, obwohl er mehrmals Angebote für den Einsatz in höheren Stäben der Luftverteidigung der NVA erhalten hatte. Dies sagt eigentlich alles aus.

Nach zehn Jahren, am 18.11.1981 übergab Oberst Prottengeier die Truppenfahne und die 43.Fla-Raketenbrigade „Erich Weinert“ an seinen Nachfolger, Oberstleutnant Spakowski. Oft war er bei Reservistentreffen dabei und verfolgte aufmerksam die weitere Entwicklung der Brigade. So die Einführung der Fla-Raketensysteme S-200 und S-300. Soldat für den Frieden zu sein, das war sein Leben, das nun zu Ende gegangen ist. Wir möchten seiner Familie unsere Anteilnahme und unser aufrichtiges Beileid aussprechen. 

Ein Urgestein der Fla-Raketentruppen der Luftverteidigung der DDR ist von uns gegangen. Wir werden Dich nicht vergessen, Du warst und bleibst für immer ein Teil von uns. Nicht nur in der Erinnerung, auch im TRADI SANITZ bist Du es. Vielen Dank, Peter!
Deine Genossen, Freunde und Mitstreiter  aus der 43.Fla-Raketenbrigade…

Bernd Kirchhainer, Sanitz,  im September 2014


Anhang mit kurzer Übersicht zum militärischen Werdegang:

a) Orte/Stationen
Suhl, Bärenstein/Erzg., Oranienburg, Potsdam, Strausberg/Eggersdorf, Brandenburg/Havel, Frankenberg/Sa., Wolfen, Parchim, Sanitz

b) Funktionen/Dienststellungen
Gruppenführer Aufklärer, Zugführer 45 mm Pak-Bttr., Kompaniechef 45 mm Pak-Bttr., Stellv. Kommandeur einer 76 mm Artillerie - Abteilung, Kommandeur einer 76 mm Artillerie-Abteilung, Stabschef Flak-Regiment 13, Kommandeur Flak-Regiment 15, Kommandeur Fla-Raketenregiment 13, Kommandeur 43.Fla-Raketenbrigade

Quelle: Archiv TRADI SANITZ 



Gedanken und Meinungen zum Ableben (Auszug):

Wir hatten Peter Prottengeier am Freitag, den 12.09.2014, in der Pflegeeinrichtung in Graal-Müritz besucht. Und ihm dabei u.a. Grüße von Kurt Kronig und Detlef Merten alias Resi Otto übermittelt, vom letzteren schriftlich anbei. Die Nachricht vom plötzlichen Ableben zwei Tage später hat uns tief getroffen und erschüttert.

„…Sehr geehrter Herr Oberst, da ich erfahren habe, dass es Ihnen gesundheitlich nicht gut geht, ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen von meiner Familie und mir die besten Genesungswünsche zu senden! Da ich leider zu Zeit nicht so weit fahren kann, ist es mir nicht möglich,  persönlich bei Ihnen vorbei zu kommen. Wir sind beide 1981 entlassen worden, ich war immer stolz, unter Ihnen gedient zu haben. Sie sind für mich immer noch ein Mensch, eine Person, zu dem ich aufschaue, Sie waren während der Dienstzeit immer menschlich und dabei dienstlich korrekt. Ich erzähle meinen Freunden heute noch mit Hochachtung von Ihnen und dem Dienst in der 43.Fla-Raketenbrigade. Diese Zeit werde ich nie vergessen! Es tut mir von Herzen leid, Ihnen dieses nicht persönlich sagen zu können. Die besten Wünsche zur Genesung wünscht Ihnen Detlef Udo Merten. Gedient unter Oberst Prottengeier 1980/81, Resi Otto…“

von Detlef Merten, Grundwehrdienst/Funkorter in der ehemaligen FRA 4322, am Donnerstag, den 11.09.2014, zur Weiterleitung an Peter Prottengeier erhalten. 

„…obwohl ich Peter Prottengeier im Dienst leider nicht begegnet bin, erinnere ich mich an viele Ereignisse um seine Person, die mir aus Erzählungen  und Niederschriften anderer bekannt wurden. Deshalb hat beim Lesen Deiner Nachricht auch mich die Trauer um sein Ableben erfasst.Nimm deshalb bitte mein Beileid entgegen und übermittle es, obwohl unbekannt, den Angehörigen. Sie sollen in der Gewissheit gestärkt werden, dass sein Wirken nicht nur auf seine unmittelbare Umgebung positiv ausstrahlte, sondern auch darüber hinaus mit großem Respekt im Gedächtnis bleiben wird. Sicher bin ich, dass alle Kameraden ihn in ehrenvoller Erinnerung behalten werden. Da ich gern einen kleinen Beitrag zum Schmuck seiner letzten Ruhestätte  leisten möchte, sende mir bitte die Kontodaten für eine Überweisung…“ Bernd Graupner

„…Protti hat mich 1980 gut aufgenommen, ich war noch Hauptmann und wurde als Parteiinstrukteur eingesetzt. Er war "Mensch" geblieben als Oberst und hat sich immer um "seine Soldaten" gekümmert, als Kommandeur ein "Soldatenvater" eben. In diesem Sinne und Gedenken…“ Peter Ganß

„…
Peter Prottengeier hat mich als damaliger Wehrpflichtiger in seiner Eigenschaft als K-FRR 13 auf dem Marktplatz in Parchim vereidigt. Schiet, die Einschläge kommen immer näher…“. Gunter Helmer

„… das ist wirklich keine gute Nachricht. Ein fähiger und menschlicher Kommandeur ist von uns gegangen. Er hatte sehr entscheidend das Wirken vieler Offiziere der 43.FRBr bestimmt, unser militärisches Denken und Handeln. Danke Peter Prottengeier! Was ich als Offizier geworden bin, bin ich maßgeblich durch sein Auftreten als Brigadekommandeur geworden…“ Reiner Bergmann

„…Ich möchte hiermit mein tiefempfundenes Beileid zum Ableben eines Urgesteins der Fla-Raketentruppen der Luftverteidigung der DDR bekunden. Der Name Prottengeier ist mir nicht nur aus den Berichten des "Kanoniers" ein Begriff. Zeitzeugen der ersten Stunden gehen von uns. Der Verlust an Erfahrung und Wissen ist unersetzlich. Aber so ist der Weg des Lebens. Und wir, die wir noch ein wenig länger über Mütterchen Erde wandeln, haben die Pflicht zum Sammeln und Weitersagen. Mit allem Respekt vor der Lebensleistung…“. Roland Woiciechowski

„…vielen Dank für Deine, wenn auch nicht so gute, Information. Du hattest schon Recht mit Deiner Annahme, dass ich im direkten Unterstellungsverhältnis nie mit Peter P. zusammen getroffen bin. Ich kam ja erst 1974 nach Parchim, da war er aber schon weg. Durch seine menschliche Art ist er mir aber immer in guter Erinnerung geblieben. Er hatte Wesenszüge an sich, die ich bei vielen anderen Vorgesetzten manchmal leider vermisst habe. Also vielen Dank für Deine Mitteilung und ehre ihn im Auftrag aller früheren Mitstreiter entsprechend…“. Jochen Bössenrodt

„…Wahnsinn. Das ging ja plötzlich schnell. Auf der einen Seite gut, das er nicht so lange leiden musste, aber auf der anderen Seite sehr, sehr traurig...“. Peter Kraus

„…Peter Prottengeier war in seiner verantwortungsvollen langjährigen Funktion
immer ein bescheidener, pflichtbewusster Offizier. Er war sich seiner besonderen Verantwortung gegenüber den  anvertrauten Menschen stets bewusst und hatte so ein hohes Ansehen bei allen Unterstellten. Er sah seinen Platz und sein Wirken stets an der Basis und blieb dem bis zu seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst treu…“.
Joachim Pauls

„…Danke für die traurige Nachricht. Euch und den Angehörigen mein tiefes Mitgefühl. Viele Strausberger werden sich bestimmt noch gerne an Oberst Peter Prottengeier erinnern, genauso wie ich es tue. Wenn ich auch Oberst Prottengeier nur episodenhaft durch Kontrollen und Inspektionen kennengelernt habe – ich habe ihn dabei nur in guter Erinnerung…“. Martin Tesky

„…Danke für die Info. Das Leben ist leider so, auch wenn es in diesem Moment grausam erscheint. Ich verdränge den Gedanken ständig. Ansonsten könnte man dies nicht lange ertragen. Ich habe wenig Wissen über sein Leben nach der Armeezeit. Habe ihn trotz seiner großen Verantwortung als Kommandeur immer als gerechten und offenherzigen Menschen in meiner Dienstzeit kennengelernt…“. Reinhard Herbort


„… Ich bedaure sehr seinen Tod, weil ich eng mit ihm zusammengearbeitet habe. Peter Prottengeier war mein Förderer und hat einen großen Einfluss auf meine Entwicklung genommen. Ich habe ihn sehr geschätzt als Mensch, als Kommandeur und Vorgesetzter. Er hat sich immer voll eingesetzt, um die gestellten Aufgaben zu erfüllen. Peter war ebenso auch ein vorbildlicher Jäger, er war ein prima Freund und Kamerad…“. Walter Winter
 

2 Kommentare:

  1. gedient als Empfangsfunker in der 43. FRB, 4323, 1979-1981, - immer große Hochachtung vor diesem "menschlichen" Vorgesetzten gehabt.
    Aufrichtiges Beileid!
    LH Roos

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  2. Nun ist es über ein Jahr her und ich habe es heute im netz erfahren müssen ,dass unser ehemaliger Kommandeur der 43. FRB verstorben ist ! Ich durfte unter Oberst Peter Prottengeier in der Zeit von April 1972 bis Oktober 1976 in der Technischen Abteilung,Montage -Platz 21( Ko-Chef war Kalle Teichmann) dienen ! Ich hatte 2012 versucht ihn telefonisch zu erreichen, wass mir auch gelungen war und wir hatten ein sehr angenemes Gespräch geführt ! ich war sehr stolz mit Ihm sprechen zu können! Dieses Ereigniss werde ich nie vergessen!
    Peter Prottengeier wird immer in unseren Herzen in guter Erinnerung bleiben ! Vielen Dank! Genosse Oberst , Genosse Kommandeur !

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