Donnerstag, 9. Januar 2014

Zur Entwicklung der Luftverteidigung der NVA-Teil II

 
 





das erste Flak-Regiment der LV-NVA






das erste Fla-Raketenregiment der LV-NVA

Vorbemerkung: 
Im "Der Bogenschütze", in dem auch das Buch "43.Fla-Raketenbrigade 'Erich Weinert'-Fakten und Geschichten" vorgestellt wurde, gab es u.a. eine Darstellung zu den Flak-Regimentern der LV in der Entstehungsphase der Luftverteidigung der NVA. Hierbei sind dem Autor der Darstellung einige fachliche Fehler unterlaufen, die aus Verwechslungen und Missverständnissen resultierten, die auch auf die strikte Geheimhaltung im Zusammenhang mit der Entstehung der Fla-Raketentruppen der Luftverteidigung zurückzuführen sind. So hat es z.B. das in der Übersicht aufgeführte Flak-Regiment 16 der LV am Standort Brandenburg/Havel nie gegeben. Eigene Recherchen haben zu zu dem vorliegenden Beitrag geführt, im Teil I "Flak-Regiment 16 in Brandenburg/Havel?" wurde die Entstehung und Formierung der Flak-Regimenter 13, 14 und 15 der 1. Flak-Division sowie der Aufbau der Fla-Raketenregimenter der Luftverteidigung der NVA kurz beschrieben. Hier nun der abschließende Teil II ...



Übersicht zu den Fla-Raketenregimentern, Vorgängen & Zeiträumen

Fla-Raketenregiment 16 (erstes Fla-Raketenregiment, FR-16/FRR-16/41.FRBr):
Bereits 1960 war die 1. Battr. des Flak-Regiments 13 ständig in Fürstenwalde disloziert, wo der Aufbau für das Fla-Raketenregiment 16 begann. Das Flak-Regiment 13 wurde offiziell im November 1960 aufgelöst, die I. Abteilung Brandenburg/Havel bildete den Stamm für neu aufzustellende Fla-Raketenregimenter - der größte Teil des Personals kam zum Fla-Raketenregiment 16 (noch als Flak-Regiment 16 bezeichnet) nach Pinnow. (siehe „Flak-Regiment 13 der NVA“, 1998, Detlef Ostendorf, Frank Brekow, S. 3)

Darüber hinaus kam Personal u.a. aus den Standorten Frankenberg (FR-14), Wolfen (FR-15) und der FAS Geltow, aber auch aus anderen Truppenteilen und Einheiten der Flakartillerie der LaSK wie Erfurt und Prora..Die Ausbildung des Personals für die einzelnen Abteilungen des Fla-Raketenregiments 16 erfolgte zeitlich gestaffelt. Das Fla-Raketenregiment 16 wurde in Pinnow unter Führung von Major Horst Gorlt aufgebaut. Auch der spätere Nachfolger Heinz Naumann, ab Februar 1961 Kommandeur des FRR-16, wirkte dabei mit (siehe andere Darlegungen von U. Finger: die Regimentsführung in dieser Aufstellungs-und Formierungsphase war in Frankenberg und lag in den Händen des bisherigen K Flak-Regiments 14, …, dem späteren Kommandeur des Fla-Raketenregiments 14 in Straßgräbchen.; s. Udo Finger, S. 4-5)
* 01.10.1959 in Pinnow; Dislozierung ab Frühjahr 1960; offizielle Umbenennung vom Flak-Regiment 16 (FR-16) in Fla-Raketenregiment 16 (FRR-16): soll bereits am 02.05.1963 erfolgt sein! (lt. Zeittafel LSK/LV, Autorenkollektiv Generalmajor a. D. Dr. G. Voigt). Die offizielle Urkunde & Fahnenschleife für die Umbenennung ist datiert 25.08.1965! (siehe Dokument Milit.-Hist. Museum der Bundeswehr Dresden); Umbenennung/Brigadeformierung in 41.FRBr am 01.11.1984! (siehe Urkunde Milit.-Hist. Museum der Bundeswehr Dresden) 

Fla-Raketenregiment 17 (FR-17/FRR-17/FRR-23):
im Zuge der Auflösung der 1.Flak-Division verlegte das Flak-Rgt. 15 im Verlaufe des Jahres 1961 von Wolfen nach Altwarp bei Ückermünde und wurde dort aufgelöst (offiziell per 10.10.1961). Personal und Technik dienten dann zur Aufstellung des Fla-Raketenregiments 13 Parchim und des Fla-Raketenregiments 17 Stallberg.
*01.03.1961 in Pinnow; Dislozierung ab Anfang Juli 1961; offizielle Umbenennung von FR in FRR ab 01.06.1963 mit Einführung des neuen STAN; Umbenennung von FRR-17 in FRR-23 im Dez. 1981 

Fla-Raketenregiment 18 (FR-18/FRR-18/43.FRBr):
*01.03.1961in Pinnow; Dislozierung ab Dezember 1961; offizielle Umbenennung von FR in FRR ab 01.06.1963 mit Einführung des neuen STAN; Umbenennung/Brigadeformierung in 43.FRBr am 01.12.1971

Fla-Raketenregiment 13 (FR-13/FRR-13):
Neben Personal vom FR-15 kamen auch Personal/Materielle Mittel vom MSR-28 und vom FR-17 der LaSK (lt. B. Keuthe Buch über das FRR-13);
*02.01.1962 in Pinnow; Dislozierung ab Juni, Abschluss Aufstellung am 07. Oktober 1962 (11);  offizielle Umbenennung von FR in FRR ab 01.06.1963 mit Einführung neuen STAN

Fla-Raketenregiment 14 (FR-14/FRR-14/FRR-11/FRR31):
Das Flak-Regiment 14 wurde ab Oktober bis Dezember 1960 in Frankenberg aufgelöst. Ein Teil des Personalbestandes verlegte in dem Zusammenhang nach Wolfen zum Flak-Regiment 15. Darstellungen auf Internetplattformen, dass das Flak-Regiment 14  vor seiner Auflösung nach Dresden bzw. von Frankenberg direkt nach Straßgräbchen verlegt haben soll und dort die Aufgaben der Luftverteidigung, den Schutz des Lausitzer Kohlereviers und des Großraums Dresden übernommen haben soll, sind nicht korrekt! Ab 1962 erfolgte die Formierung des Fla-Raketenregiments 14 in Pinnow, insbesondere auch aus dem Bestand des FR-14. Letzter Kommandeur des FR-14 war Major Gorlt, der am 01.10.1959 in Pinnow den Aufbau des Flak-Regiments 16 Bernau übernahm.
*07.10.1962 in Pinnow ; Dislozierung Juli 1963 beendet; offizielle Umbenennung von FR in FRR ab 01.06.1963 mit Einführung des neuen STAN; Umbenennung in FRR-11 am 01.12.1971; Umbenennung in FRR-31 am 01.12.1981

In der Anfangsphase hatten die einzelnen Fla-Raketenabteilungen der Fla-Raketenregimenter je eine strukturmäßige 57-mm-Flak-Batterie im Bestand. Teilweise wurden vollständig ausgerüstete Flak-Batterien aus den aufgelösten Flak-Regimentern übernommen, so z.B. erfolgte die Eingliederung von zwei 57-mm-Battr. des Flak-Regiments 15 in das Fla-Raketenregiment Sanitz (12). Die Auflösung als strukturmäßige Batterien wurde 1965 vorgenommen. Die Technik wurde konserviert, als Mobilmachungsreserve eingelagert und 1974 durch 23-mm-Flak ZU-23-2 Zwilling, ersetzt.

Vorgänge 1:
Im Zusammenhang mit dem Befehl Nr. 5/56 vom 21.02.1956 war zunächst für den  Bereich der Verwaltung Luftverteidigung (VdLV) die Aufstellung von drei Jagdfliegerdivisionen, einer Schlachtfliegerdivision und einer Flak-Division  vorgesehen.

Vorgänge 2:
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Truppenfahne an das Flak-Regiment 13, LV-NVA, 07.10.1958 (BAAT7779)
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Truppenfahne an das Flak-Regiment 14, LV-NVA, 01.03.1959 (BAAU2892)
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Truppenfahne an das Flak-Regiment 15, LV-NVA, 07.10.1959 (BAAU2899)
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Fahnenschleife und der Name Herman Dunker an 41. Fla-Raketenbrigade, LV-NVA, Berlin, 01.09.1984 (BAAX4919)
- Verleihungsurkunde, Verleihung der Truppenfahne an das Flak-Regiment 16, LV-NVA, 07.10.1961 (BAAU4221)
- Urkunde, Umbenennung des Flak-Regiments 16 in Fla-Raketen-Regiment 16, LV-NVA, 25.08.1965 (BAAU5896)
Quelle: Militär-Historisches Museum der Bundeswehr Dresden, Sachgebiet Schriftgut, 2013

Vorgänge 3:
Die Chronik der 1. Flak-Division (1956-1960) liegt in den Unterlagen der Abteilung Militärwissenschaft beim Hauptstab des Ministeriums für Nationale Verteidigung unter der Signatur DVW 1/2497 im Bundesarchiv Freiburg, Abteilung Militärarchiv, vor.  Ebenfalls der Befehl Nr. 106/56 zur Vorbereitung der Aufstellung der 1. Flak-Division unter der Signatur DVW 1/2110.

Nachsatz:
Die vorliegende Übersicht wurde erstellt, um Fehler in der Darstellung von Truppenteilen der Luftverteidigung im „Der Bogenschütze“, Ausgabe II/2013, S. 72 zu korrigieren. Sie ist daher nicht als vollständige Wiedergabe der Entwicklung der Luftverteidigung der NVA zu verstehen. Bei den Recherchen wurde vom Autor festgestellt, dass es in Publikationen, Beiträgen, Internetplattformen z.T. unterschiedliche und einander widersprechende Darstellungen zu Vorgängen, taktischen Bezeichnungen, Dislozierungen, Daten/Terminen usw. gibt. Ein gravierendes Beispiel dafür ist eine kurze Aufstellung zur Entstehung der Luftverteidigung der NVA im Buch „ Die Luftstreitkräfte der NVA“ von Wilfried Kopenhagen, S. 17, Motorbuchverlag 2002. Unter der Überschrift „Zur Entwicklung der Luftverteidigungskomponente (Fliegerabwehrkanonen) im Kommando LSK/LV“ wird hier u.a. fälschlicherweise von einem Flak-Regiment 16 in Brandenburg/Havel geschrieben. Nachfolgende Publikationen anderer Autoren beziehen sich dann auf diese Aussage und so wird dieser sachliche Fehler immer weiter getragen. Die jetzt vorliegende Übersicht wurde in Übereinstimmung mit Auszügen aus Chroniken, Dokumenten des Militär-Historischen-Museums Dresden, fachlich abgesicherten Erkenntnissen und Nutzung von Zeitzeugenaussagen erstellt. Weitere Hinweise bzw. ergänzende Beiträge, aber auch evtl. Korrekturen, nimmt der Autor gern entgegen. Die Chronik der 1. Flak-Division für den Zeitraum 1956-1960 befindet sich im Bundesarchiv Freiburg, Abteilung Militärarchiv. Für die Aufstellung konnte sie leider bisher nicht genutzt werden, steht aber noch an. Für weitere Recherchen ist sie sicherlich eine solide Grundlage und dadurch von Interesse.

Bernd Kirchhainer, Schwarzer Weg 1, 18190 Sanitz, den 27.08.2013, aktualisiert am 12.11.2013

Quellennachweis:
(1) Joachim Schunke, Beiträge zur Zeittafel LSK/LV, Fassung 2011
(2) Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, Köster Verlag, 2010, S. 9 

(3) Manfred Ostendorf, Frank Brekow, „Flak-Regiment 13 der NVA“, Vortragsmanuskript 
     1998, S. 1- 4

(4) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S. 26
(5) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S. 85
(6) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S.88
(7) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S. 88
(8) Burghard Keuthe, aus der Chronik des FRR-13, Militärarchiv Freiburg
(9) Autorenkollektiv unter Leitung von Kurt Kronig Generalmajor a.D., „Über den Beginn der Aufstellung von FRT der LSK/LV ab dem Jahr 1958“ , aus „ Erlebtes und Geschaffenes, Beiträge zur Geschichte der LSK/LV der NVA der DDR“, 
(10) Autorenkollektiv unter Leitung von Kurt Kronig Generalmajor a.D., „Über den Beginn der Aufstellung von FRT der LSK/LV ab dem Jahr 1958“, aus „ Erlebtes und Geschaffenes, Beiträge zur Geschichte der LSK/LV der NVA der DDR“, 
(11) dto. Klaus Froh, „Chronik der NVA …“, S.126

(12) Reinhard Herbort, Diplomarbeit zur Chronik des FRR-18, KMU-Leipzig,1986, Bl. 12, „… Abschluss November 1961, u.a. Übernahme/Eingliederung von zwei voll ausgestatteten 57 mm-Flak-Battr. aus dem Flak-Regiment 15 in das neu entstehende FRR-18…“
Bernd Kirchhainer, Dieter Reichelt, Lothar Herrmann, „43.Fla-Raketenbrigade ‚Erich Weinert‘-Fakten und Geschichten“, Steffen-Verlag, 2012
Frank Brekow, Lexikon zur Stadtgeschichte von Brandenburg/Havel, 2008, Abschnitt „Garnison“
Manfred Ostendorf, „Die Flakartillerie in der Kasernierten Volkspolizei und in der Nationalen Volksarmee“, öffentlicher Vortrag 14.02.2006, Interessengemeinschaft Militärgeschichte, Brandenburg/Havel

Udo Finger, “Vom Flak-Regiment 16 und Fla-Raketenregiment 16 zur 41.Fla-Raketenbrigade“, Udo Finger, Bonn, 2000

Zeitzeugen, u.a.:

Ernst Regorius, 1958 beim Flak-Regiment-13 in Eggersdorf, dann Ende Nov. 1958 zur FAS Geltow, Bewaffnung 57 mm & 100 mm Flak-Geschütze.
Peter Prottengeier, Hauptmann & SC FR-13 Eggersdorf, ab 1961 K FR-15 Wolfen: Flak-Regiment 13 hatte Ende 1958 mit Vorkommandos und im Frühjahr 1959 mit den Hauptkräften nach Brandenburg/Havel verlegt. Ein Flak-Regiment 16 der LV gab es nicht, auch nicht in Brandenburg/Havel!
Hannes Urbaniak, bis Januar 1959 beim Flak-Regiment 13 in Eggersdorf, dann zur FAS Geltow.
Gerhard Fuchs, ab 03.09.1958 als Kanonier im Flak-Regiment 13 in Eggersdorf, lt. Aussage Verlegung des Regiments Anfang 1959 nach Brandenburg/Havel, die taktische Bezeichnung Flak-Regiment 13 blieb bestehen.
Joachim Alex & Walter Fehrle, Flak-Regiment 14 in Frankenberg/Sa., Auflösung des Regiments im Herbst 1960 in Frankenberg, keine vorherige Verlegung z.B. nach Dresden usw., Technik z.T. in das Lager Doberlug-Kirchhain überführt …

Anlagen:
A) Auszug aus dem „Der Bogenschütze“, Ausgabe II/2013, S. 72 von den S. 70-72
Auszug aus der Darstellung TLA-NVA incl. Flak-Regimenter der Luftverteidigung (Kdo. LSK/LV) in der Zeitschrift „Der Bogenschütze“, Ausgabe II/2013, S. 72, Autor: OTL a.D. Hans-Günter Behrendt, zuletzt Referent für die Flugabwehrsysteme des Heeres in der Hauptabteilung Rüstung im BMVg.

B) Foto Truppenfahne des Flak-Regiments 13 der 1. Flak-Division der Luftverteidigung der NVA (Quelle Foto: Milit.-Hist. Museum der Bundeswehr Dresden, Veröffentlichung nur nach Rücksprache mit dem Autor des vorliegenden Beitrages)

C) Foto Truppenfahne des Fla-Raketenregiments 16, das erste Fla-Raketenregiment der Luftverteidigung der NVA, die spätere 41.Fla-Raketenbrigade (Quelle Foto: Mili.-Historisches Museum der Bundeswehr Dresden, Veröffentlichung nur nach Rücksprache mit dem Autor des vorliegenden Beitrages)
Hinweis zur Truppenfahne FRR-16: die original taktische Bezeichnung blieb als Text bestehen, damit ist diese Truppenfahne-durch den frühen Zeitpunkt der Übergabe bedingt-die einzige unter den Fla-Raketenregimentern/Truppenteilen der Luftverteidigung, die den Aufdruck „Flak-Regiment“ trug. Hintergrund waren Geheimhaltungsgründe, die neu formierten Fla-Raketenregimenter wurden deshalb noch bis 1963 als Flak-Regiment bezeichnet.







 
















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