Den Spruch "Überholen, ohne einzuholen" kannte ich zu DDR-Zeiten nur als Witzelei und war verblüfft, dass nach 1990 behauptet wurde, dies sei eine ernsthafte Losung gewesen, die BRD zu überholen, ohne einzuholen. Wie war es nun wirklich, mit dem
"Überholen, ohne einzuholen"?!
Die Losung tauchte in der DDR-Geschichte gleich in zwei unterschiedlichen Versionen auf:
[Pro-Kopf-Verbrauch]
In den 1950ern wollte die DDR mit dem westdeutschen Konsum mitzuhalten, trotz einen wirtschaftlich am Boden liegenden Weltkriegssieger an der Seite und praktisch alleinigen Zahlung der Reparationen. Hauptaufgabe sei es, die Bundesrepublik Deutschland im Pro-Kopf-Verbrauch bis 1961 zu übertreffen (V. Parteitag der SED vom 10.-16.07.1958).
Von Walter Ulbricht selbst stamme die Losung: "Einholen und überholen"
Es heißt wohl wörtlich: "Die Wahrheit ist doch die: Die DDR wird bis 1961 auf allen
wichtigen Gebieten der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und
Konsumgütern Westdeutschland einholen und zum Teil übertreffen."
"Das forschungspolitische Programm von 1967 bis 1971 verfolgte das anspruchsvolle Ziel, unter dem Slogan »Überholen, ohne einzuholen« einen sprunghaften Fortschritt in Naturwissenschaft und Technik zu erreichen, der ausreichen sollte, um auf breiter Linie den Anschluß an das internationale Niveau (»Weltniveau«) herzustellen. Zu diesem Zweck wurden sowohl die Forschungs-Budgets erhöht als auch das wissenschaftliche Personal verstärkt. Damit parallel gingen eine engere Verflechtung von Industrie-Forschung und -produktion sowie eine stärkere Konzentration des Forschungs-Potentials in den neugebildeten Industriekombinaten einher. Das Ziel war der Aufbau der »sozialistischen Groß-Forschung«, aus: Digitale Bibliothek Band 32: Enzyklopädie der DDR.
Alles im allen, waren die Losungen gar nicht so doof, wie sie heutzutage hingestellt werden. Über deren Realismus und Sinnhaftigkeit ließe sich naheliegend streiten.
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