Montag, 30. Mai 2011

Aus der Geschichte von Barth
















Vorbemerkung :

Der folgende Beitrag führt wieder nach Barth, in die Geschichte von Barth als Garnisonsstadt. Es ist die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, die Aufrüstung ist im vollen Gange. Kasernen und militärische Anlagen entstehen auch in Barth. Karl Pirl, Major a.D., ehemals in der Fla-Raketenabteilung 4322 der Luftverteidigung der DDR, hat dazu im Stadtarchiv recherchiert. Hier Auszüge aus seinem bisher unveröffentlichten Manuskript:

"... Von dem 1935 in Greifswald (Stab/K/LG 1, III./K/LG 1) und in Neubrandenburg (II./K/LG 1) aufgestellten Lehrgeschwader 1, wurde 1937 die IV.(Stuka) LG 1 in Barth formiert. Dazu verlegte man am 15.03.1937 die I./St.G. 162 von Schwerin nach Barth und benannte sie in IV.(Stuka) LG 1 um. Zum Bestand und zur Ausstattung gehörten:
  1. Staffel mit 12 Henschel HS 123 und 3 Heinkel He 70

  1. Staffel mit 12 Heinkel He 70 und 3 Henschel Hs 12

  2. Staffel mit 12 Heinkel He 70 und 3 Henschel Hs 123

Für die 2. und 3. Staffel wurden je 9 Henschel Hs 123 für den Mobilmachungsfall bereitgehalten. Am 1. September 1939 bestand die IV.(Stuka)LG 1 nach erfolgter Umrüstung aus 39 Junkers Ju 87B. Ihr neuer Standort war Stolp-Reitz und Kommandeur Hauptmann Kögel. Nach dem Überfall auf Polen kehrte die IV.(St.)/LG 1 am 29. September 1939 nach Barth zurück. Am Rumpf trugen die Flugzeuge das Gruppenwappen. Es bestand aus einer Bombe, auf der ein Teufel mit Speer in Wurfhaltung saß. In der linken oberen Ecke des Wappens befand sich ein „L“ als Symbol für Lehrgeschwader. Dieses Wappen trugen die Flugzeuge auch während des Krieges in Frankreich.


Teile der III./JG 134 wurden am 15.03.1937 als II.(s)/ LG nach Barth verlegt und in das Lehrgeschwader eingegliedert. Ab 1.09.1937 wurde in Tutow die II.(s)/ LG neu aufgestellt und mit Messerschmidt Bf 109 ausgerüstet. Am 18.10.1937 verlegte sie nach Barth und wurde am 1.11.1938 in I.(s)/ LG 1 umbenannt. Ab 1.05.1939 trug sie die Bezeichnung I.(Z)/ LG 1, hatte aber nur Staffelstärke. Am 17. Juli 1939 wurde sie in V.(Z)/ LG 1 umbenannt. Im August verlegte sie nach Jesau und nahm ab 1. September 1939 im Rahmen der Luftflotte 1 am Krieg gegen Polen teil. Vom 1. April 1939 bis zum 14. April 1940 war ihr Kommandeur Major Walter Grabmann. Nach der Besetzung Polens kehrte sie nach Barth zurück, um Ende 1939 nach Würzburg verlegt zu werden.

Ab 1. Dezember 1939 befand sich die II./KG 30 in Barth und wurde von He 111 auf Ju 88 umgerüstet. Das gleiche vollzog sich ab 1. Januar 1940 mit der III./KG 30. Vom 9. bis 11. April verlegte die I./ZG 1 mit Bf 110 D und E nach Barth. Während die 1. Staffel zur Erprobungsgruppe 210 abgegeben wurde, nahmen die 2. und 3. Staffel an der sogenannten "Weserübung" (Überfall und Besetzung Dänemarks und Norwegens) teil. Die 2. und 3. Staffel bildeten den Kern der I. Gruppe des am 26.06.1940 neu aufgestellten Nachtjagdgeschwader 1. Der erste Standort war Mönchengladbach, die ersten Einsätze erfolgten von Gütersloh aus.

Weitere, in Barth stationierte Einheiten waren von September 1940 bis März 1941 die I. Gruppe der Ergänzungskampfgruppe 5 mit Flugzeugen des Typs Junkers Ju 88 A-1, Junkers Ju 88 A-5, Junkers Ju 87 A und Messerschmidt Bf 109 D, von Juli 1941 bis August 1942 die II. Gruppe der Großen Kampffliegerschule 3 mit Flugzeugen der Typen He 111, Ju 88 A-4, Ju 88 A-5, Do 17 M und Fw 58, von Oktober 1942 bis April 1943 das Luftdienst Kommando 67 mit Flugzeugen der Typen W 34, Do 17 E, Fw 58 und Ju 52.

Als Fliegerhorstkommandanten sind bekannt, vom 1. Juni 1936 bis zum 25. März 1937 Oberstleutnant Seywaldt. Vom 1. September 1937 bis 31. Oktober 1938 war es Major Günther Schwartzkopff. Günther Schwartzkopff wurde am 5.08.1898 in Forbach, Kreis Posen geboren. 1914 ging er als Fähnrich von der Kadettenanstalt direkt an die Front. Als Leutnant wurde er 1915 in der Schlacht bei Verdun schwer verletzt. Danach meldete er sich zur Fliegertruppe. Am 1.06.1933 gehört er als Hauptmann dem Reichsluftfahrtministerium (RLM) an und setzte sich vehement für die Entwicklung der Stuka ein. Schwartzkopff ging in die Geschichte der deutschen Luftwaffe als „Vater der Stukas“ ein. Bei Junkers nahm er an der praktischen Erprobung der Ju 87 teil, bis sie in Serienproduktion ging.


Danach leitete er die Stuka-Ausbildung in verschiedenen Fliegerhorsten. In Celle 1935 / 36, in Kitzingen 1936 / 37, in Barth 1937 / 38 und in Schweinfurt 1938 / 39. Major Schwartzkopff nahm an Einsätzen des Jagdgeschwaders 88 der Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg auf Seiten des Generals Franco teil. Auf seinen Vorschlag erhielten die Ju 87 A-1 ein „Schwein“ als Verbandsabzeichen. 1939 wurde er zum Oberstleutnant befördert und erster Kommodore des Stuka-G 77. In dieser Funktion erfolgten Einsätze in Polen und Frankreich. 1940 wurde er zum Oberst befördert. Oberst Schwartzkopff ist am 14.05.1940 beim Übergang über die Maas gefallen. Posthum wurde er zum Generalmajor befördert und am 24.11.1940 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.

Im April 1965 wurde ihm zu Ehren die Truppenschule der Luftwaffe in Hamburg in General-Schwartzkopff-Kaserne benannt. Ein Beispiel für die Art von Traditionspflege im anderen Teil Deutschlands ...


Im Juli 1939 übernahm Hauptmann Joachim Lueder die Funktion des Fliegerhorstkommandanten in Barth. Hauptmann Lueder kam bereits Mitte 1937 als Kompaniechef der Fliegerhorstkompanie nach Barth. Mit Beginn des Krieges in Richtung Westen und der Besetzung Hollands, erfolgte seine Versetzung nach Holland. Weitere Stationierungen waren in Dänemark und Italien. 1944 wurde er Fliegerhorstkommandant in Warnemünde. Mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 geriet er in das Visier der Gestapo. Kurz vor Kriegsende übernahm er noch als Kommandant den Fliegerhorst Kölleda. Hier sorgte er dafür, dass seine Soldaten vor den heranrückenden amerikanischen Truppen nach Hause konnten. Hauptmann Lueder selbst begab sich in amerikanische Gefangenschaft. Im Dezember 1942 ist Major Kuehn Fliegerhorstkommandant von Barth und 1943 wird Oberstleutnant Hans Steinweg genannt.

Die komplizierte fliegerische Ausbildung führte auch in Barth zu Abstürzen, oftmals mit Todesfolge. Auch technische Mängel waren mit die Ursache.


05.08.1937

Absturz nach Zusammenstoß in der Luft, Flugzeugführerist unverletzt abgesprungen

Bf 109


30.08.1937

Absturz infolge technischer Störung, Flugzeugführer tot, weil Kabinendach klemmte

Bf 109

06.11.1937

Flugzeug stürzt bei ZZ-Blindlandeanflug um 16.17 Uhr durch Ziehen bei gedrosseltem Motor in der Nähe des Flugplatzes ab, 2 Tote

Ju W 34 hi

Weitere Flugzeugschäden, bei denen die Besatzung überlebte:


08.10.1940

Bruchlandung auf dem Flugplatz

Ju 88 A-1

11.10.1940

Bruchlandung auf dem Flugplatz

Ju 88

31.10.1940

Beim Landen Reifen geplatzt

Ju 88 A

22.11.1940

Bauchlandung auf dem Flugplatz

Ju 88 A-1

13.12.1940

Bauchlandung in Folge Motorschaden

Ju 88 A-5

16.01.1941

Bruchlandung auf dem Flugplatz

Bf 109 D

23.03.1941

Bruchlandung auf dem Flugplatz

Ju 88 A-5

25.06.1941

Notlandung bei Barth

He 111 B-2

29.05.1942

Absturz in Folge technischer Mängel

Ju 88 A-4

18.06.1942

Bruchlandung wegen Bedienungsfehler

Ju 88 A-4

18.06.1942

Beim Landen Reifenschaden

Ju 88 C

15.07.1942

Beim Start ausgebrochen

Ju 88 A-5

08.08.1942

Bruchlandung wegen Bedienungsfehler

Ju 88 A-5

01.02.1943

Notlandung bei Barth

He 111 H-10

06.07.1943

Bauchlandung in Folge Motorstörung

Do 17 E

20.03.1944

Rollschaden auf dem Flugplatz

He 111 H-10

20.04.1944

Notlandung bei Barth

Ju 52

02.05.1944

Tieffliegerangriff auf dem Flugplatz

He 111 H-10

He 111 H-4

Ju 52

Ein Datum im Bestehen des Fliegerhorstes Barth war die Ausrichtung einer militärischen Übung, an der am 13.06.1938 Adolf Hitler, Generalfeldmarschall Göring, Generaloberst von Brauchitsch und Generaladmiral Dr. h.c. Raeder als Beobachter teilnahmen.

Wenige Wochen später, im August 1938, waren Adolf Hitler und Herrmann Göring erneut auf dem Fliegerhorst Barth. Diesmal in Begleitung von hohen französischen Militärs, an ihrer Spitze der Chef der französischen Luftstreitkräfte General Vuillemin. Gemeinsam nahmen sie an einem Vorfliegen der Garzer Kunstflugkette teil. Herrmann Göring war von den kunstfliegerischen Darbietungen so begeistert, dass Hauptmann Trübenbach den Befehl erhielt, eine ganze Kunstflugstaffel in Garz aufzubauen. Ihren Höhepunkt erreichte diese Staffel beim internationalen Fliegertreffen am 7. Juli 1939 in Brüssel-Evere. Unter Führung von Hauptmann Hanns Trübenbach zeigte die Kunstflugstaffel ihre Darbietungen vor 100.000 Zuschauern, darunter auch der belgische König Leopold III. Wenn der König damals geahnt hätte, was sein Land und ihn noch einige Monate später erwartete ... Am 1. September 1939 wurde diese Kunstflugstaffel formal und am 3. März 1940 offiziell aufgelöst. - Fortsetzung folgt !



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