Mittwoch, 29. September 2010

Aus der Geschichte der 43. FRBr ( Folge 14 )















Vorbemerkung :

Erstmalig speziell nur zu unserer Waffengattung ist jetzt das Buch von Bernd Biedermann / Siegfried Horst erschienen " Die Fla - Raketentruppen der Luftverteidigung der DDR ". Es trägt den Untertitel : Geschichte und Geschichten ... Von der Entstehung 1959 bis zum Ende 1990, mit interessanten Erlebnissen von Zeitzeugen und einer Vielzahl von Fotos ! Auch unsere Geschichten in der Form der FOLGEN widerspiegeln ein Teil dieser im Buch dargestellten Entwicklung. Wir sind in der Fla - Raketenabteilung Barth, in der Zeit von 1966 bis 1969. Hier der Erlebnisbericht eines SaZ ( Soldat auf Zeit ) und späteren BU ( Berufsunteroffizier ), des Stabsfeldwebel a.D. Jürgen Damm :

" Ein herrlicher, sonniger Morgen ist am 02.Mai 1966 und ich machte mich auf den Weg zum Wehrkreiskommando Berlin – Pankow, um meinem Einberufungsbefehl Folge zu leisten.

Neben mir hielt plötzlich ein Funkstreifenwagen der DVP und ein Wachtmeister fragte : „ Na, Jürgen, auf in den Urlaub? - " Nee, zur Fahne " antwortete ich. " Steig ein, wir fahren dich hin ! ". Ich hätte es lieber lassen sollen. In Polizeibegleitung zum WKK ( Wehrkreiskommando ), das sah nicht so gut aus ... Dass ich Wochen vorher als Freiwilliger Helfer der Deutschen Volkspolizei schon mit den Funkstreifenwagen " Toni 31 " unterwegs war, konnte ich keinem mehr erzählen. Ein Major erklärte sich dann zu meinem persönlichen Begleiter und bis nach Rostock saß ich im Zug neben ihm.

Von Rostock ging es mit LKW nach Sanitz und so begann meine militärische Laufbahn als Soldat auf Zeit im FRR-18. Die Grundausbildung absolvierten wir mit einigem Eifer und der KC Hptm Kliem war recht zufrieden. Unsere Vereidigung erfolgte auf der Warnowwerft in Warnemünde, verbunden mit einem Stapellauf. Die Werft war der Patenschaftsbetrieb des Fla - Raketenregiments.

Das Beste aber war, das wir nach der Grundausbildung über Pfingsten in Urlaub, in verlängerten, den sogenannten VKU fahren konnten, schon als Unteroffiziersschüler. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub wurden die meisten an die Unteroffizierschulen kommandiert und ich stieg wieder auf einen LKW, der mich in die damalige 2. FRA nach Barth brachte.

Die Dienststellung, für die ich vorgesehen war, war die des VS-Stellenleiters und nach erfolgter Bestätigung sollte ich in der Truppe zum Unteroffizier befördert werden. Die Bestätigung ließ auf sich warten und so saß ich auf der Planstelle eines 109 - Funkers im Nachrichtenzug und langweilte mich. Um das 1,5 Km entfernt liegende B - Objekt erstreckte sich ein weitläufiges bewaldetes Sperrgebiet, das durch eine Diensthundestaffel gesichert wurde. Ich interessierte mich sehr für die Arbeit als Gruppenführer der Diensthundestaffel, hielt ich mich doch für geeignet, weil ich vor der Einberufung in der Tierklinik der Humboldt – Universität als Tierpfleger und Behandlungsgehilfe auf der Hundestation gearbeitet hatte. Im Herbst 1966 war es dann soweit, ich übernahm die Hundestaffel und war am Ziel meiner Wünsche. VS-Stellenleiter wurde ich nicht und habe es auch nicht bedauert.

Später erfuhr ich auch die Gründe der Nichtbestätigung : mein Vater fuhr aus dienstlichen Gründen mehrmals in der Woche nach Westberlin, er hatte die Transporte der West - Allierten über die Strecken der Deutschen Reichsbahn zu koordinieren, nach seiner Pensionierung standen mir die Türen der VS - Stelle dann jedenfalls wieder weit offen. So kann das eben gehen ...

Die 2. FRA wurde damals von OSL Gernhardt geführt, Stabschef war Hptm. Marschall, dem ich unmittelbar unterstellt war. Die Zwingeranlage war durch die Hundeführer in Eigenleistung gebaut worden. Für die Futterbeschaffung auf dem Barther Schlachthof waren wir selbst zuständig, gute Kontakte zu den Notschlächtern waren sehr wichtig. Fleisch und Haferflocken wurden in einem Wäschekessel gekocht und oft roch es besser als aus der Küche der Kaserne.

Übrigens, der Na - Zug, die Diensthundeführer ( DHF ) und die im Bereich Rückwärtige Dienste eingesetzten Armeeangehörigen hatten keinen strukturmäßigen Hauptfeldwebel. Die Funktion mußte ich teilweise miterledigen. So waren die tägliche Stärkemeldung einschließlich Verpflegungsstärke, Bekleidung / Ausrüstung, Urlaub und Ausgang usw. zu regeln. Eine Funktion, die regelmäßig Ärger - zumeist erheblichen - mit dem Stabschef Hptm. Marschall und dem Na - Zugführer einbrachte. Außerdem war ich noch Funktionsunteroffizier in der Waffenkammer. Langeweile kannte ich daher nicht ...

Da keiner der Hundeführer eine Ausbildung absolviert hatte, suchten wir nach Möglichkeiten, uns die notwendigen Kenntnisse anzueignen. Die Lösung dieses Problems fanden wir im Beitritt zu einer Hundesportgemeinschaft in unserer Garnisonsstadt Barth. Mit Fahrrädern fuhren wir sonntags zum Abrichteplatz, der ca. 11 km von unserem Objekt entfernt lag. Unsere Hunde konnten dann aber anschließend nicht mehr an der Ausbildung teilnehmen, weil sie zu erschöpft waren, aber wir lernten eine Menge dazu bei den Sportfreunden. Und die erworbenen Kenntnisse trainierten wir mit unseren Hunden in der Woche. Ein Schwerpunkt in der Ausbildung der Diensthundeführer ( DHF ) und Diensthunde ( DH ) war z.B. " BEISSARBEIT " und " STELLEN EINES TÄTERS ". Für den Scheintäter opferte unser SC sogar seinen Trenchcoat und Risse wiesen zuerst darauf hin, dass nicht alle Hunde wußten, dass der Beißarm auch anzugreifen ist. Unsere ersten Beißarme waren Eigenkonstruktionen : ein Stiefelschaft innen und zwei Lagen Wattehose darüber vernäht. Quetschungen gab es aber trotzdem hin und wieder ...

Das Diensthundematerial wurde durch diese Kontakte besser. Wir kauften 3 Rüden und eine Hündin, beantragten Zwingerschutz und begannen mit der eigenen Zucht. Unser Zwinger „ zu den drei Eichen “ war erfolgreich und bald hatten wir einen Wurf sehr vielversprechender Welpen. Sie waren dann auch eine Attraktion für die Kinder der Wohnsiedlung. Oder, mit den Worten der vorherigen FOLGE zu sprechen, für die WALDKINDER.

Leider war der erste auch gleichzeitg der letzte Zuchterfolg. Der geplante und später realisierte Bau der Hochspannungssicherungsanlage um das B-Objekt machte die Hundestaffel überflüssig.

Wenn ein Hundeführer in die Reserve versetzt wurde, war beim Diensthund Trauer angesagt, auch für den Gefreiten war es schwer. Es gab versteckte Tränen und vom Wehrsold abgesparte Bockwürste. Ob den anderen bei der Versetzung in die Reserve der Abschied von Rampe, Rakete oder Kabine auch so schwerfiel, ist nicht überliefert.

Im April 1969 war dann auch meine Dienstzeit beendet und von meinem Diensthund „ Hero von der Klosterkoppel “ fiel auch mir der Abschied schwer. Damals ahnte ich nicht, dass ich ihn zwei Jahre später wiedersehen und ich als Oberfeldwebel meinen Dienst weiter versehen würde.

Aber das ist ein anderes Kapitel, über das noch zu berichten wäre ... - Fortsetzung folgt !



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