Vorbemerkung :
Aus der Geschichte ….
Es ist das Gelände des früheren Militärflugplatzes, das mit den südlich dahintergelegenen Kasernenanlagen ( heute „ General Steinhoff „ – Kaserne der Bundeswehr ) in den Jahren 1934 / 1935 u.a. als Luftkriegsschule entstand und Kader für die NS – Luftwaffe ausbildete.Nach dem Ende des II. Weltkrieges und der Aufteilung Berlins gehörte Gatow zum britischen Sektor und wurde von der ROYAL AIR FORCE ( RAF ) genutzt, später dann von anderen Einrichtungen der RAF. In der Zeit der Blockade Westberlins 1948 / 1949 war Gatow neben dem Flugplatz Tempelhof eines der beiden Basen für die Luftbrücke der westlichen Allierten zur Versorgung Westberlins. Im Juni 1994 verließen die Briten die Stadt und im September desselben Jahres übernahm die Bundeswehr den Standort. In der Folgezeit wurde das Flugplatzgelände verkleinert, Teile der Betonflächen aufgenommen und Bauland ausgewiesen, es enstanden Einfamilienhäuser, Schulen, Sporthalle, div. Einrichtungen – vorgesehen für Beamte der Bundesministerien beim Umzug von Bonn nach Berlin. Die Beamten zog es aber dann woanders hin …
Am 19.02.2011 waren wir dann vor Ort ...
Über den Ritterfelddamm ging es auf die Straße „ Am Flugplatz Gatow „ bis zum Parkplatz am Eingang. Da der Hangar 7 aus baulichen Gründen gesperrt war, sahen wir uns die Ausstellungen im Hangar 3 und im Tower an. Alles machte einen gepflegten Eindruck, die Museumsmitarbeiter freundlich und bei Fragen auskunfts – bzw. hilfsbereit. Man kann nur erahnen, welchen Aufwand an Engagement und auch finanziellen Mitteln es bedarf, um diesen Stand zu erreichen und zu halten. Auch von Ehrenamtlichen, die sich in einem Förderverein zusammengeschlossen haben. Bereits nach kurzer Zeit bemerkten wir, dass ein Tag für das Museum zu wenig ist. Natürlich imponierend die ausgestellte Technik in der Halle …
Im Tower ...dann die Ausstellung zu den Armeen auf deutschen Boden nach 1945, Bundeswehr und NVA. Wenn man den Raum betritt, fällt der Blick auch in Richtung Stirnseite, auf eine Ecke mit einer geöffnenten Mülltonne, aus der neben der DDR – Staatsflagge, einem Erich Honecker – Bild auch eine Uniform der NVA heraushängt. Auf dem Boden ringsherum noch andere Utensilien der DDR – Vergangenheit. Die Tafel in der abgeschlossenen Vitrine gibt Auskunft mit der Überschrift „ Der Mülleimer der Geschichte „ oder : eine Armee wird entsorgt "... Man steht davor und fragt sich, was soll das Ganze ? Nix da mit Armee der Einheit, nix da mit den Sprüchen der verschiedenen Politiker in der Wendezeit, nix da mit einem aktuellen Kommantar des ehemaligen Ministers Eppelmann , dass sich die NVA zur Wendzeit als eine wahre Armee des Volkes gezeigt und bewiesen hat, nix mit den Einschätzungen von vielen Bundeswehrkommandeuren über die verantwortungsvolle Haltung von NVA – Berufssoldaten bei der Abwicklung der Standorte incl. ihrer eigenen Existenzgrundlagen, nix mit dem Respekt und Achtung vor dem ehemaligen Gegner durch die Mehrzahl der „ Bundis „ vor Ort, nix mit der weiteren Nutzung von Waffensystemen der NVA wie dem FRK S – 200 WEGA in Prangendorf bis 1992, der MIG – 29 in Laage bei Rostock bis 2004 usw.
Wie heißt es auf der Tafel dazu : „ … Lediglich die Kalaschnikow erinnert zu Anfang noch an die andere deutsche Armee – an die „ Volksarmee „, die seit ihrer Gründung in erster Linie eine Parteiarmee gewesen ist und jetzt Vergangenheit ist … „
Wenn die im Museum für die Konzeption verantwortlichen Historiker ehrlich gewesen wären, müßten sie heute eigentlich von den „ fremden Streitkräften „ schreiben. Vor etlichen Jahrzehnten zurück gab es schon mal einen Ausdruck, der sehr zum Verwechseln ähnelt : nämlich „ Fremde Heere ( OST ) „ - das traf dann allerdings auch wirklich zu. Auch bei anderen Kommentaren sagten wir uns manchmal, warum hat man sich keine Ehemaligen mit Sachkenntnis an die Seite geholt … Unsere Meinung über diesen speziellen Punkt der Ausstellung haben wir im Gästebuch niedergeschrieben – wir waren enttäuscht und haben Protest gegen diese Darstellung formuliert. Mit einer sachlichen, wissenschaftlichen und objektiven Dokumentation hat das nichts gemein, eine solche ideologisch geprägte „ GESCHICHTS - EVENT „ - Darstellung ist dem Museum und seinem Anliegen nicht dienlich, meinen wir.
Viele Ehemalige der NVA, auch solche, die nach 1990 in die Bundeswehr übernommen wurden und dort gedient bzw. noch aktiv dienen, sehen das ähnlich. Auch Post haben wir zu diesem Thema erhalten, so von Andreas Hesse, Wehrpflichtiger von I / 1988 – II / 1989 in der FRA 4333 in Kägsdorf ( 43. FRBr ), der uns wie folgt schreibt :
„ Eine Uniform der NVA in einer Mülltonne! ...im Luftwaffenmuseum Berlin – Gatow befindet sich eine Mülltonne! Es ist aber nicht eine normale Mülltonne, sondern eine, in der die Geschichte der DDR und ihrer NVA entsorgt wurde! Diese Art der Darstellung widerspiegelt eine bestimmte Haltung zur Geschichte der DDR und ihrer Streitkräfte ! Nicht nur wegen eines Bildes von Erich Honecker, das mit in der Tonne steckt, auch nicht wegen der Bücher , auch nicht wegen einer DDR- Fahne ( welches aber die Haltung zeigt), sondern Ausdruck einer offensichtlichen „ Sieger – Arroganz ,, ist die Tatsache, dass eine NVA - Uniform der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung halb aus dieser Tonne heraushängt ! Da drängt sich doch zwingend der Eindruck auf, daß die Verantwortlichen des Museums nichts begriffen haben oder erst gar nicht wollen ...
In einer solchen Uniform haben sowohl viele Soldaten im Grundwehrdienst als auch Berufssoldaten der NVA dazu beigetragen, daß es keinen Krieg nach 1945 in Europa mehr gab und ein strategisches Gleichgewicht in der schweren Zeit des kalten Krieges erhalten wurde. Sicherlich wurden durch die politische Führung der DDR viele Fehler gemacht, aber solch eine Verunglimpfung einer bis 1989 in keine militärische Konflikte oder gar Kriegseinsätze involvierte Armee darf es in einem Museum, dass die Geschichte der Luftfahrt und des Einsatzes beim Militär dokumentieren möchte, einfach nicht geben !!
Die Haltung der Verantwortlichen des Museums zeigt sich aber auch in der Instandhaltung und Pflege der Technik ! So sind z.B. alle Systeme der Fla – Raketentechnik der Luftverteidigung der NVA nur noch als ,, Schrott ,, zu bezeichnen, wohingegen die ausgestellten Raketen der Bundeswehr als gepflegt bezeichnet werden können. Ich selbst war bestürzt über den Zustand von den Systemen S - 125 NEWA, S - 75 DWINA und vor allem über den Zustand des S - 200 WEGA ! Ich bitte, nein, ich stelle hiermit die Forderung an die Verantwortlichen des Museums :
nehmt die Uniform aus der Mülltonne, ansonst macht Ihr Euch unglaubwürdig zu dem, was Ihr mit diesem Museum rüberbringen wollt !!
Weitere Post erhielten wir von Thomas Hoffmann aus Parchim, ehemals Soldat im Grundwehrdienst, vom 04.05.1982 – 27.10.1983 in der 43. FRBr, FRA 4321 Abtshagen im Bereich Luftbetankung S – 75, von Januar 1983 bis zur Entlassung II / 1983 beim Bau der FRA 4335 Lanken eingesetzt, schrieb wie folgt : " Besuch in Gatow ...Im Herbst 2010 besuchte ich die Ausstellung zur Geschichte der Luftwaffe im Luftwaffenmuseum der Bundeswehr in Gatow. Die Ausstellung zeigt sehr eindrucksvoll die Geschichte, beginnend im 19. Jahrhundert bis ins Heute. Was mich daran verwundert, ist die Tatsache, wie unterschiedlich Geschichte dort behandelt wird. So z. B. die Geschichte der beiden Weltkriege : ihnen wird mehr Raum und vor allem mehr Respekt entgegengebracht als beispielsweise der DDR – Geschichte.
Fahrzeuge und Technik, die in der Geschichte der DDR eine Rolle spielten, sehen nicht wie die Technik des zweiten Weltkrieges oder der BRD - Geschichte in Hallen, wo sie vor Witterungseinflüssen geschützt sind. Lediglich drei größere museale Stücke aus DDR-Zeiten befinden sich in Hallen.In der Ausstellungsstrecke befinden sich DDR – Utensilien wie Bücher, einfach in den Müll geworfen ?
Jede Zeit hat ihre Geschichte, die DDR hat ihre Geschichte und all jene, die dort in der NVA gedient haben, leisteten ihren Dienst wie auch Bundeswehrsoldaten den ihren. Ich bin in der DDR geboren, aufgewachsen und habe die friedliche Revolution 1989 mitgetragen. Die Jahre bis 1989 haben wir nach bestem Wissen und Gewissen gestaltet, habe in der NVA gedient, unser Heimatland verteidigt, persönliche Opfer gebracht.Die DDR war ein anerkannter Staat und ich bin der Meinung, dass die Bürger der ehemaligen DDR etwas mehr Respekt verdient haben … „
Was kann man dem noch hinzufügen ? Am besten, fahrt selbst nach Berlin – Gatow in das Museum, seht Euch die Ausstellungen im Monat März an, bildet Euch Eure Meinung und schreibt sie ins Gästebuch oder an die Adresse des Luftwaffenmuseums unter LwMuseumBwEingang@bundeswehr.org.
Sachliche Argumente sollten dann auch sachlich bedacht, durchdacht und mit anschließenden Veränderungen Berücksichtigung finden. Eine Mitarbeit im Förderverein incl. ehrenamtlicher Übernahme von Pflege - bzw. Wartungsarbeiten an Technik der LSK / LV sollte ebenfalls angedacht werden, um das Museum zu unterstützen. Das Luftwaffenmuseum ist übrigens eine offizielle Einrichtung der Bundeswehr, nicht des Fördervereins.
Nun ja, ich finde das Gatower Verhalten ehrlich und es ist damit zu begrüßen. Hand aufs Herz: So war es doch!
AntwortenLöschenDieses "Wir sind doch alles Deutsche", die "Armee der Einheit" widerspricht in jeder Hinsicht der Wirklichkeit, vgl.:
http://home.snafu.de/veith/90er.htm
Dieses Gerede diente lediglich zwei Zwecken:
* Auflösung der Volksarmee "ohne Geschrei" sowie
* dem Beruhigen des eigenen Gewissens.
Ich kann mich noch ganz gut an die häßlichen Szenen 1990 erinnern, als jeder, der nur wie ein Wessi aussah, sich der "Verbrüderung" kaum erwähren konnte (aufgrund der Öffentlichkeit habe ich hier auf ehrliche / drastische Worte verzichtet). Es gab zuviele, die von Bundeswehr-Pensionen, einen unkommentierten "a.D." hinter dem Dienstgrad und einer Beerdigung mit Bundeswehrkapelle und Deutschlandlied träum(t)en.
Es tut natürlich weh, die "eigenen" Utensilien in der Mülltonne der Geschichte zu sehen, aber ehrlich: "Wir" haben sie da hingelegt und nur wir können sie da wieder herausholen ... aber nicht (nur) in Gatow ;-)
Es ist zuzugeben, die plötzlich Ehrlichkeit der Bundeswehr, zu dem das Gatower Museum gehört, irritiert, vgl.:
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2010/08/die-nva-im-auslandseinsatz.html
"Die Haltung der Verantwortlichen des Museums zeigt sich aber auch in der Instandhaltung und Pflege der Technik ! So sind z.B. alle Systeme der Fla – Raketentechnik der Luftverteidigung der NVA nur noch als ,, Schrott ,, zu bezeichnen, wohingegen die ausgestellten Raketen der Bundeswehr als gepflegt bezeichnet werden können."
AntwortenLöschenHier wird es so hingestellt, als ob das NVA Inventar nicht gepflegt wird. Ich war schon etliche male in Berlin Gatow, das letzte mal 2010. Dort war letztes Jahr eine Sonderausstellung MiG-21. Unter anderem waren dort mehrere frisch lackierten und in top Zustand erhaltene MiG-21 ausgestellt. Des weiteren wurde beispielsweise bei der Su-22M4, welche eine NVA Sonderlackierung trägt, die Bemalung erneuert. Für Ungläubige kann ich dies mit Fotos beweisen
Wenn das Museum der Bundeswehr gehören sollte, ist der Wehrbeauftragte auch als Nichtsoldat der Ansprechpartner.
AntwortenLöschenSollt mal sehen , wie schnell die Mülltone weg ist, die Cheffs dort möchten auf keinen Fall in der Bildzeitung genannt werden...
G.
Das ist ja ein neuer Bw Skandal.
AntwortenLöschenBIld.de ist informiert.
Link wurde übermittelt.
Ungeachtet von Befindlichkeiten, die man als ehem. NVA-Angehöriger haben kann, sollte man folgendes bedenken: so ein Bild hat man an den verschiedensten Stellen in der sich auflösenden DDR sehen können. Zum andern spiegelt es für mich auch ein wenig die Haltung der NVA wieder: wo die Pflege des Gerätes wichtig und die Fürsorge für die Soldaten eher nachrangig gewesen schienen, passt das Bild doch.
AntwortenLöschenAußerdem: Ein Museum soll Sachzeugnisse konservieren. Es muss aber auch ausstellen und es sollte durchaus provozieren. Es muss auch nicht jedem gefallen, aber wahr soll es sein - damit sind wir wieder beim Mülltonnen-Bild. Also, gab es da, oder nicht?
Zum Zustand der NVA-Raketen sei angemerkt, dass die Waffensystem der FlaRak der Bundeswehr von aktiven Reservisten gepflegt werden, die regelmäßig nach Berlin kommen und kamen. Vielleicht können sich die Unverstandenen der ehem. NVA ja auch mal ein Beispiel daran nehmen und auch ihre Hilfe anbieten.
AntwortenLöschenDie Uniform samt Flagge und sonstigem NVA-Scheiss sind genau da, wo sie hingehören.
AntwortenLöschenArmee der Einheit? Ohne Kriegseinsatz? Friedenssichernd???? Habt ihr sie noch alle????
Die NVA war die verbrecherische Söldnerbande eines Unrechtsstaates sondergleichen.
Der Nazis haben sich übrigens in West und Ost gleichermaßen beide Streitkräfte bedient. Lediglich das Argument wegen der ausgestellten Nazi-Uniformen teile ich - die gehören ebenso in die GLEICHE Mülltonne und entsorgt!
Du hast sicher sachliche Grundlagen für Deine Behauptungen ... wie hälst Du es mit der Bundeswehr im Vergleich?
LöschenWie ist übrigens das Wetter in Afghanistan?