Montag, 12. November 2007

Anfrage zum "Deutschen Minenräumdienst"

Eigentlich nicht mein Beritt, aber mich interessieren die westdeutschen Dienstgruppen (1945 - 1955) grundsätzlich, da sie ein wesentlicher und heute weitgehend unbekannter Mosaikstein der Remilitarisierung sind. Und nun werde ich schon nach diesen gefragt .... und wenn ich mir die Mühe schon mache, dann veröffentliche ich auch mein bescheidenes Wissen, in der Hoffnung auf Vervollständigung und Korrektur:

Überblick
Die Stärke der "Dienstgruppen" schwankte im Laufe der Zeit. Zu ihrem Höhepunkt hatten sie 160.000 Mann. Für 1950 werden angegeben:

80.000 US-Zone
35.000 GB-Zone
30.000 FR-Zone
------------------
135.000 Gesamt

Der Vorrat an Ausrüstung wurde für die US-Zone als "gut" und allein für 20 Divisionen ausreichend bezeichnet. Im "Ernstfall" sollten die Dienstgruppen auf 200.000 Mann verstärkt werden.

Es ist ja nicht nur, daß sie u.a. mit leichten Waffen ausgerüstet und kaserniert untergebracht waren sowie bei Manöver der Westmächte mitliefen, sondern sie hatten auch ihre (nur technischen) Bewährungsproben: Während der Berlin-"Blockade" 1948 hatten die "Dienstgruppen" an der Sicherstellung der "Luftbrücke" einen bedeutenden Anteil. Clay war von den Leistungen der westdeutschen Luftbrücken-Einheiten "sehr beeindruckt". Aus diesen Luftbrücken-Einheiten sind später technische Einheiten hervorgegangen.

Was die militärische Einsatzbereitschaft angeht, kann natürlich nur spekuliert werden. Für das Jahr 1950 wird allein die Stärke der nichttechnischen Wacheinheiten in der US-Zone mit 21.000 Mann angegeben.

Um die Frage, ob die Dienstgruppen den Kern der neuen westdeutschen Armee bilden sollten, tobte damals ein langer Streit in der BRD zwischen verschiedenen Interessengruppen. Letztlich setzte sich "Adenauer" durch, der neue Formationen (nach US-Muster) und einen optimalen Einstieg der ehemaligen Wehrmachts- (und SS-) angehörigen wollte, die nicht unter den Besatzungsmächten hatten dienen wollen / können. Lediglich einige technische Einheiten wurden komplett übernommen.

Schnellbootgruppe Klose
Eine weitere "Schiene" ist die sog. "Schnellbootgruppe Klose". In den letzten zwei - in der BRD leider nie gezeigten - Teilen des TV-Films "Rottenknechte" werden deren Einsätze thematisiert ... Unter Leitung des Kriegsmarine-Kapitänleutnants Klose wurden durch deutsche Besatzungen auf drei Schnellbooten von 1949 - 1955 auf insgesamt 15 Einsätzen Agenten in den baltischen Sowjetrepubliken und Polen angelandet, sowie Personen aufgenommen. Die ganze Sache stand unter Leitung des britischen Geheimdienstes. Wegen zu großer Gefährdung, Verlusten und Erfolglosigkeit der Agenten wurde diese Unternehmen 1955 beendet.

Klose übernahm später hohe Positionen in der Bundesmarine, ab 1968 war er Kommandeur der Schnellbootflottille, und in den siebziger Jahren bis 1978 dann sogar Befehlshaber der Flotte.

Deutscher Minenräumdienst
Dieser war am 21.07.1945 aus dem später aufgelösten Oberkommando der Kriegsmarine ausgeschieden und verlegte im September 1945 von Glücksburg nach Glücksstadt, später nach Hamburg. Chef war Konteradmiral Krauß, Stellvertreter: Kapitän zur See Gerlach. Unterstellt waren sie Admiral Burrough, der sie über seine Dienststelle bei der deutschen Minenräumdienstleitung, Captain Hale, überwachte.

Allerdings wurden "regionale Minenräumdienstkommandos" erst im April 1946 aufgelöst und die "Minenräumdivisionen" der deutschen Minenräumdienstleitung direkt unterstellt. Dagegen scheiterte die geplante Unterstellung der "Marinedienstgruppen" unter o.g. deutsche Minenräumdienstleitung. An regionalen Minenräumdienstkommandos werden genannt: "Marineoberkommando Nordsee", "Marineoberkommando Ostsee", "Admiral Skagerrak" und "Admiral in Norwegen" .....?!?

Der "Deutsche Minenräumdienst", mit noch etwa 16.000 Mann, wurde am 31.12.1947 aufgelöst. Aus ihm ging am 01.01.1948 der "Marineräumverband Cuxhaven" hervor, der bis 30.06.1951 unter Kontrolle des "Frontier Inspection Service" weitermachte. Erst danach machte ein Teil von Personal und Technik als "Labor Service Unit (B)" bei den US-Amerikanern weiter.

Zu den o.g. (britischen) "Marinedienstgruppen" habe ich nix gefunden ....

Das bundesdeutsche Standardwerk dazu ist "Dienstgruppen und westdeutscher Verteidigungsbeitrag" von Borgert u.a., Boldt-Verlag 1982, ISBN 3-7646-1807-8. Ziemlich viel Propagandasprache aber immerhin.

Infos im Netz zum Thema:
http://www.mandors.de/navigation.html
http://www.usfava.com/LaborService/index.htm

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