Vorbemerkung :
Bevor der Teil II von " Resi Otto " als FOLGE 17 erscheinen wird, wollen wir mit einer kleinen Geschichte von unserem Besuch im November diesen Jahres in Pinnow bei Angermünde zum bevorstehenden Jahreswechsel beitragen, vielleicht zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken. Im " Telefon - und Raketenmuseum Pinnow ", zum Amt Oder - Welse zugehörig, ist u.a. auch das Modell einer Schiffs - Schiffs - Rakete vom Typ P 15M " Styx " ausgestellt. Die 15 Raketenschnellboote der Volksmarine der DDR der Baureihe Projekt 205 ( NATO - Bezeichnung : OSA I ) waren mit je 4 FK diesen Typs ausgerüstet. Soweit so gut - irritiert waren wir aber doch, als wir vor der Rakete standen : in dem Teil der Rakete, wo ansonsten der Gefechtskopf sich befindet, waren eine Büste mitsamt DDR - Fahne zu sehen. Welchen Grund gab es für solcher Art der Präsentation ...?
Im Museum erfuhren wir einiges dazu, wir wollten es genau wissen und gingen in die Spur ...
Detlef Frommann war dabei, als die Büste in die Rakete gehievt und der Deckel verschraubt wurde - auch wenn er eigentlich damals gegen diesen " Gag " war. Seit September 1969 im IWP, Technologe, selbst Uniformträger. Hier sein Erlebnisbericht, dem er das Thema gibt " Der Raketenmann " :
" So mancher Besucher des Pinnower Raketenmuseums ist verdutzt vor einer der ausgestellten Raketen, einer Flügelrakete vom Typ P l 5M „Styx" stehengeblieben, weil im geöffneten Abschnitt des sonst an dieser Stelle montierten Gefechtskopfes die in eine DDR-Fahne gebettete bronzefarbene Büste eines Mannes zu sehen ist. Einmal stellte sogar ein kleiner Junge seinem Vater die Frage, ob das der Steuermann dieser Rakete sei. Der Grund für diesen etwas außergewöhnlichen Ausstellungsort dieser Büste ist zweifelsfrei belegt.
Im Jahre 1990 war ich im VEB Instandsetzungswerk Pinnow in der Brigade „Feliks Dzierzynski" mit der Instandsetzung von Raketen eben dieses Typs beschäftigt. Das Ende der DDR und somit offensichtlich auch das Ende von Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an sowjetischer Militärtechnik war beschlossene Sache. US-amerikanische Militärs hatten bereits einen Rundgang durch unseren früher so streng geheimen Instandsetzungsbereich für Raketentechnik absolviert und durften sogar Videoaufzeichnungen machen.
Wir erhielten den Auftrag, alle sich im Instandsetzunghsprozeß befindlichen Raketen nach speziellen Plänen beschleunigt wieder „einsatzbereit" dem Auftraggeber, in diesem Falle der Volksmarine der DDR zu übergeben. Dazu führten wir alle erforderlichen Arbeiten aus. Vor dem Anbringen der Verkleidungen des leeren Abschnittes für den Gefechtskopf bei einer der Raketen kam ein Kollegen auf die Idee, die nunmehr offensichtlich nicht mehr benötigte Büste Feliks Dzierzynskis aus der „ Roten Ecke " der Raketen-Instandsetzungsbrigade mit auf die Reise zu schicken. Dieser Abschnitt war generell leer, da die Raketen grundsätzlich ohne Gefechtskopf zur Instandsetzung angeliefert wurden!
Unser Vorgesetzter war natürlich damit überhaupt nicht einverstanden und forderte die Entnahme der Büste. Nach einer kurzen, aber heftigen Diskussion entfernte sich unser Vorgesetzter und wir verschlossen eiligst den Abschnitt mit den dafür vorgesehenen Abdeckungen. Die Rakete wurde mit dieser Büste ohne weitere Kontrollen von der Volksmarine in unserem Werk übernommen ...
Die meisten Raketen der NVA wurden später im ehemaligen Instandsetzungswerk Pinnow, im neu gegründeten Werk für Munitionsentsorgung der Firma Buck, entsorgt. Darunter befanden sich auch 138 Raketen des Typs P15 bzw. seiner Modifikationen. Die Mitarbeiter der Firma Buck, z.T. ehemalige Kollegen des IWP, staunten nicht schlecht, als bei der Demontage einer angelieferten Rakete diese Büste zum Vorschein kam. Welche Gründe ausschlaggebend dafür waren, dass gerade diese Rakete wie jeweils ein Exemplar aller in den Buck-Werken entsorgten Raketen der Weg ins Museum beschieden war, darüber läßt sich nur spekulieren. Mit ziemlicher Sicherheit kann man davon ausgehen, daß zumindest diese Rakete nach der Instandsetzung nicht mehr mit dem zugehörigen Gefechtskopf bestückt wurde und auch nicht wie einige andere Raketen diesen Typs an die USA zur Zieldarstellung übergeben wurden.
Sicherlich wird sich auch weiterhin so mancher Besucher über dieses eigentümliche Ausstellungsstück wundern und hoffentlich immer die wahre Geschichte zu hören bekommen!
Anmerkung:
Feliks Dzierzynski (1877 bis 1926) war 1919 Gründer der Tscheka, des Komitees zur Bekämpfung von Konterrevolution und Sabotage, Vorläufer des späteren KGB. Rund zehntausend Mordbefehle und Liquidationsanweisungen, denen Gegner und vermeintliche Gegner der Sowjetunion zum Opfer fielen, tragen seine Unterschrift. Die meisten Denkmäler in der damaligen Sowjetunion wurden nach 1990 beseitigt, im Jahre 2006 wurde ein neues Denkmal an der Militärakademie in Minsk eingeweiht ... " - Fortsetzung folgt !
Wir wünschen allen Ehemaligen der 43. FRBr ein besinnliches Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel einen gelungenen START sowie alles Gute ! Und freuen uns auf Eure Kommentare, Eure Erlebnisberichte und und Eure Unterstützung für die Vorbereitung der Ausstellung " 50 Jahre Garnisonsort Sanitz ".
Hier die e - mail - Adresse : bernd@kirchhainer.de
Zum Tode F. Dzierzynski:
AntwortenLöschen»Die Oktoberrevolution stellte ihn auf einen schweren Posten - auf den Posten des Leiters der Außerordentlichen Kommission zum Kampf gegen die Konterrevolution. Die Bourgeoisie kannte keinen verhassteren Namen als den Namen Dzierzynskis, der die Schläge der Feinde der proletarischen Revolution mit stählerner Faust abwehrte. „Schrecken der Bourgeoisie” - so wurde Genosse Felix Dzierzynski damals genannt.« (Quelle)
Merke: Alle Personen und Ereignisse immer in die konkrete Zeit einordnen!