Montag, 22. August 2011

Libyen - Endspiel

Da führt die westliche Wertegemeinschaft mittels ihrer NATO seit über 5 Monaten Krieg gegen den afrikanischen Wüstenstaat und endlich scheint das Ziel in greifbare Nähe gerückt zu sein: SIEG schreit es aus allen Medien ... nach 156 Bombentagen.

Da hatten sich das die NATO-Boys so schön ausgedacht, einfach den alten Kosovo-Plan aus der Schublade: Wir stellen die Luftwaffe, ihr die Bodentruppen und dann ist es schnell vorbei. Aber anders als die Albaner in Jugoslawien und deren fanatische UCK, waren die Rebellen der abtrünnigen Stämme offenbar rationaler: Wenn schon die NATO uns hilft, warum soll ich dann noch mein Leben riskieren?! Da ist es besser mich sonnenbebrillt mit Pickup und Waffe vor den Kameras der Welt in Positur zu stellen und ablichten zu lassen. Oder plündern und alte Rechnunge begleichen oder gleich viel besser schon mal im Hinterland um die zukünftigen Pfründe kämpfen.

Jugoslawien - ein europäischer, wenn auch bürgerkriegsgebeutelter Industriestaat, konnte sich durch geschickten und sukzessiven Einsatz seiner Luftverteidigung fast drei Monate halten. Und ein afrikanischer Staat, ohne Einsatz von Luftverteidigungsmitteln, fast doppelt so lange. Militärisch gesehen, ist das oberpeinlich.

Als dann noch der "Militärkommandeur" der Seperatisten in Benghazi, Abdulfattah Junis (Abdel Fatah Younis) am 8. Juli 2011 unter dubiosn Umständen ums Leben kam, scheint den USA der Kragen geplatzt zu sein. Sie haben die »ganzen Möchtegern-Militärs und Stümpern in Rom, London und Paris und ihren "Rebellen"« auf ihre Plätze verwiesen. »Sie haben die Initiative an sich gezogen und ebenso das Militärkommando über alle Statisten, also die "Rebellen"-Milizen, Nato-Kräfte, Spione, Attentats-Kommandos, etc. Das ausführende Kommando hat die CIA. Diese ganze "Operation Meerjungfrau" trägt von A bis Z die Handschrift von General David Petraeus. Vor allem zeichnet sich diese Operation durch militärische Intelligenz aus, zum ersten Mal seit dem US-initiierten Aufstand und Putsch gegen das Gaddafi-Regime (an den Putsch haben sich verschiedene andere Militärmächte drangehängt und versucht, diesen zu beeinflussen).«

Diese Operation läuft zur Zeit. Allein am Sonntag, den 21. August 2011, starben nur bei den Kämpfen um die Hauptstadt Tripolis 1.300 Menschen. Ein weiterer, wesentlicher Bestandteil der Operation: »massive eskalierte Propaganda und Falschinformationen, um einen psychologischen Schock zu erzeugen und das Regime zum Kollabieren zu bringen.« Hammer finde ich, wie »der älteste Sohn von Muammar el Gaddafi gestern festgesetzt wurde und von wem, ... Mohammad Gaddafi, der keine Ämter im Regime bekleidet, wurde während eines Interviews mit Katars Hollywood-Behörde "Al Jazeera" festgesetzt, nachdem im Haus Schüsse ausgebrochen waren. Durch wen diese Operation erfolgte, ist, nun ja, "unklar". Nachher säuselte "Al Jazeera", Gaddafis ältester Sohn habe sich "ergeben".«

Weitere Informationen erfährt der geneigte Leser u.a. in diesem Beitrag, von dem auch obige Zitate stammen (Verlinkungen sind von mir):
http://www.radio-utopie.de/2011/08/22/live-ticker-und-einschatzung-zur-situation-in-tripolis-und-libyen/

Nun, wie es scheint, geht eine Ära Libyens vorbei, in der es das beste Schul-, Wohlfahrts- und Gesundheitssystem Afrikas hatte. Ab jetzt wird das Ölgeld nach London und New York fließen ... und Sarkozy braucht wohl nichts von den Wahlkampfspenden aus 2007 oder aus den "Geldkoffern" zurückzuzahlen.

Wie schreibt der russische Afrika-Beauftragte, Michail Margelow, so offen und schön formuliert: »Aufgrund der wichtigen geostrategischen Lage Libyens im Mittelmeer, seiner Naturschätze und der besonderen Beziehungen zu den europäischen Ländern liege eine besondere Verantwortung auf den Siegern«.

update (23.08.2011)
Nach offiziellen Angaben seien vom Beginn der Angriffe im NATO-Verbund, am 31. März 2011, bis zum 21. August 2011 insg. 19.877 Lufteinsätze geflogen, darunter seien "7.505 Angriffe auf libysche Ziele" gewesen. Was letzteres bedeuten soll: »Strike sorties are intended to identify and engage appropriate targets, but do not necessarily deploy munitions each time" ... also "nur" 12.371 Angriffe mit vorrangigen Ziel Waffen einzusetzen oder doch "umgekehrt"!? Letztlich wären es ca. 150 Luftangriffe pro Tag gewesen, wobei mir nicht bekannt ist, wie massiv diese Angriffe waren, vgl. Schlußfolgerungen der NATO aus 1999 (unten).

Wie auch immer, die Rebellen melden selbst stolz 2.000 tote Menschen in Tripolis während dessen Einnahme. Dann wurde die "Residenz" von der NATO bombardiert und anschließend durch deren "Rebellen" besetzt ... die machen das, was sie immer taten: Sie plündern im großen Stil. Aber wir werden gleich beruhigt: +++ Öl-Anlagen nicht beschädigt +++ Puhhh, "Glück" gehabt :-(

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