Samstag, 24. November 2007

Sauerstoffgewinnungs- und Versorgungseinrichtungen

Frank hat sich bereits vor über einem Jahr dankenswerterweise den SGVEs gewidmet, die immer noch irgendwie unklar sind. Leider weiß ich nicht so recht, wie in mein Web einbauen, daher liegen Infos brach ... aber ich habe ja jetzt "Web 2.0" ;-)

Es gab 4 Sauerstoffgewinnungs- und Versorgungseinrichtungen: Eppendorf bei Karl - Marx - Stadt, Preschen, Laage und Trollenhagen. Warum hin und wieder auch Rothenburg erwähnt wird, kann ich mir nur dadurch erklären, weil Rothenburg für Eppendorf den sogenannten "Feld-SAP" (SAP = Sauerstoffarbeitsplatz) dargestellt hat. Regulärer Staionierungsort war Eppendorf! Eppendorf hatte auch nichts mit der praktischen Ausbildung der UaZ zu tun. In Cottbus lag die WFVT-14 und dort lief regelmäßig die 3000-Stunden-Kontrolle. Danach wurde die so genannte Probe-Nutzung stets in Preschen gefahren.

Als taktischen Bezeichnungen wird genannt:
SGVE-15 war dabei nicht Rothenburg, sondern der OHS Kamenz, später nach Umstrukturierung der OHS "Otto Lilienthal", Bautzen, unterstellt. Der Flugplatz Rothenburg wurde lediglich mit den technischen Gasen beliefert.

Die fachliche, als auch militärische Ausbildung der UaZ lief in Bad Düben im Wechsel 610./620. Kompanie. Fachausbilder in Bad Düben war der Zivilbeschäftigte Arloth (ehem. Major). Die Ausbildung wurde theoretisch größtenteils in der Kaserne Bad Düben durchgeführt. Ein sogenannte halbpraktische Ausbildung fand in der Halle auf dem Lehrflugplatz statt. Dort stand eine ausgemusterte LZA (ohne Isolierung und ohne Koffer) Dort exerzierte man die übliche Abläufe zwar am Objekt aber doch nur theoretisch durch. Zum Beispiel: Ich öffne das Ventil - klingt sehr einfach, im wirklichen Leben hätten bei normalen Aufdrehen des Ventils sämtliche Sicherheitsventile schlagartig Druck abgeblasen.

Es gab in dieser Ausbildung ein 14-tägiges Truppenpraktikum, das regelmässig in Preschen absolviert wurde. Es fiel immer praktischer Weise in die Zeit einer dortigen Nutzungsperiode. Größtenteils sass man aber während der Schicht neben der Preschener Schichtbesatzung und durfte nichts anfassen (Ehrgeiz - man wollte mehr produzieren, als die andere Schicht). Nach einem halben Jahr Schule wurde man dann in die Truppenteile gegeben, wobei meist das Prinzip der Süden in den Norden und der Norden in den Süden praktiziert wurde. Natürlich ist dies ein Klischee, aber ...

Die SGVE an sich war grob in 2 Bereiche unterteilt: Flüssiggasgewinnung (Produktion) und Technische Gase (Vertrieb).

In Neubrandenburg, waren im Bereich Produktion 5 UaZ, 1 BU, 2 Fähnriche und 1 Offz(Stellvertreter Einheitschef Dgrd. Leutnant) tätig. Im Bereich Vertrieb / Auslieferung waren 5 UaZ und ein Fähnrich eingesetzt. Über allem trohnte der Einheitschef, Offz. in den 1980ern in Neubrandenburg Oltn. Reinhardt.

Sinn und Zweck der SGVE war es, wie schon erwähnt und wie im Handbuch für Flugzeugversorgungstechnik (S.27 ff) beschrieben, medizinischen Saustoff und Stickstoff aus der Umgebungsluft zu gewinnen, zu transporieren bzw. zu lagern.

Die Gewinnung wird durch bestimmte physikalische Verfahren bewerkstelligt. Die Ingenieure in der ehem. SU haben es geschafft. die für das Verfahren benötigten Apparaturen in 2 Koffern auf jeweils Kraz 250/257 unterzubringen, die AKDS 70M, von mir meist als LZA(Luftzerlegungsanlage) benannt. Jede SGVE hatte regelmässig nur eine Anlage, im Zuge der Wende erhielten durch Auflösung der MOB-Reserve Preschen und Neubrandenburg nochmals zusätzlich eine Anlage (welche nicht eingefahren waren und auch nie Sauerstoff in der geforderten Reinheit, min. 99,5 %, gebracht hat). Im September 1990 erhielt dann die SGVE in Neubrandenburg eine weiter LZA aus eingemotteten Beständen (man erzählte sich, aus Beständen des MfS - was die wohl damit wollten?)

Die Anlage wurde im Schichtbetrieb bedient durch jeweils 2 UaZ (Schichtführer, gleichzeitig Mechaniker Technologische Station; Mechaniker Kompressorstation). Wenn die Station nicht in der Nähe der normalen Stromversorgung betreiben werden sollte wurde noch ein Stromaggregat "ÄSD 200" auf Anhänger Maz genutzt, welches ein zusätzlicher UaZ bedienen musste. Wie im Beitrag schon erwähnt, waren in den SGVE keine Soldaten oder Gefreite zu finden da aufgrund der Spezialisierung und sehr anspruchsvollen Ausbildung der GWD wahrscheinlich nicht wirklich gereicht hätte.

Die Produktion erfolgte in der Regel aller 3 - 4 Monate, je nach Bedarf bei den Fliegerbataillonen. Immer wenn eine ca. 14 tägige Produktionszeit an stand war dies mit aller Wahrscheinlichkeit mit Gefechtsalarm und einer Übung verbunden um den Soldaten wenigstens ein klein bisschen das Gefühl zu geben, das sie bei der Armee sind. Der Sauerstoff wurde benötigt für die Versorgung der Piloten mit Atemluft, der Stickstoff zur Kühlung der Bremsen der Flugzeuge (wurde uns so gesagt). Die Reinheit der Produkte mußte dabei unbedingt mind. 99,5 % bei Flüssigsauerstoff und ??? % bei Flüssigstickstoff betragen.

Geliefert wurden beispielsweise die durch SGVE in Neubrandenburg gewonnenen Gase an div. Jagdfliegergeschwader (u.a. Neubrandenburg, Peenemünde) teilweise an das MFG in Laage, nach Marxwalde (später Diepensee) und nach Garz. Ausgeliefert wurde immer Flüssiggas, welches dann vor Ort verdampft und in Flaschen oder Druckgasbehälter gepumpt wurde.

8 Kommentare:

  1. Wann findet ein Resi-Treffen statt ?

    Viele Grüße an alle

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  2. ...SGVE - kein Buch mit sieben Siegeln

    Nach fast 20 Jahren meiner Entlassung habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass ich wieder an meine Dienstzeit in der SGVE 31 erinnert werde.

    Die 2. Anlage in Preschen wurde schon eher versuchsweise in Betrieb genommen, aber die Herren Entwickler aus der damaligen UDSSR hatten versucht, die Gesetze der Physik zu umgehen. Diese Anlage sollte eine Weiterentwicklung der AKDS 70M sein, aber nach kurzem Betrieb versagte sie ihren Dienst.

    Allerdings wurde uns entgegen der oben angesprochenen Verfahrensweise freigestellt, wo wir unseren Dienst (heimatnah) leisten wollten.

    Ich erinnere mich gerne an diese Zeit, da es ein sehr interessantes Wissensgebiet ist.

    Gruß

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  3. Hallo
    Ich war in der SGVE 33 und erinnere mich sehr gern an diese Zeit.
    Die Angabe sind doch sehr präziese.

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  4. Veranstaltet jemand Reservistentreffen ?

    Viele Grüße an alle von "Nachtdienst"

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  5. Interessanter Bericht. Ich war selbst von 1982-1984 in der SGVE-31 in Preschen tätig. Unser Truppenpraktikum war damals allerdings in Eppendorf. Da wollten dann auch alle nach der U Schule hin, keine Wunder ... Wir hatten in Preschen während meiner Zeit auch keinerelei Praktikanten aus Bad Düben gehabt. Dafür hatten wir in der SGVE allerdings in schöner Regelmässigkeit Lehrgänge von GW Dienstleistenden, die zum Akkuladewart, AG (Anlassgeräte) Fahrer sowie zum Tankwart/-wagenfahrer ausgebildet wurden.
    Zum Anfang hatten wir noch ein 3 Schicht System mit der LZA gefahren, die Zeit dabei liess sich dann zumeist recht locker an. Später dann allerdings nur noch 12 Stunden Schichten, und ich hatte zumeist die Nachtschicht auf der LZA. Nach 2 Wochen war man richtig fertig ... Verlegungen u.a. nach Holzdorf (Der Flughafen und die gedeckten Stellungen wurden da gerade eingerichtet) und gefechtsmässig nach Bronkow bei Calau sorgten für etwas Abwechlsung. Interessante Erfahrung, zurück möchte ich das Alles aber nicht mehr.

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    1. Hallo Ich war in Preschen bei der SG V E. Hab auch in Bronko die Betonflächen mit gebaut.
      Mein Spitzname war Bimbo

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  6. Ich war von 1972 bis 1982 in der SGVE15
    und kenne die AKDS70M.
    Es war eine anstrengende und schöne Zeit, vielleicht meldet sich mal jemand. Mein Spitznahme war am Anfang als uffz Reichspietsch

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